Bioaktives Formicarium mit Messor barbarus - eine Idee

  • Hallo Leute,
    lange ist es her seit meiner aktiven Zeit hier im Ameisencafé. Nun hat das Forum sogar einen anderen Namen :grinning_face_with_smiling_eyes:
    Neun Jahre nach meinem ersten Haltungsbericht von Lasius cf. niger, den ich mit 15 angefing, habe ich sie im Garten eines Freundes ausgesetzt. Das ist auch schon länger her.
    Mittlerweile ist meine Faszination für Ameisen wieder aufgekeimt. Dieses mal interessiere ich mich für Messor barbarus. Und allgemein Terrarien. Das was ich mit 15 gebaut habe war, ehrlich gesagt, nicht schön anzugucken. Wahrscheinlich einer der Gründe weshalb ich nach neun Jahren die Lust verloren habe.

    Seit Wochen informiere ich mich auf Youtube über bioaktive Terrarien. Auslöser war diese 1h Dokumentation über ein Vivarium

    Ich habe mir sogar schon ein Einmachglas mit Dreck, Moosen und anderen Pflanzen gemacht und dadurch Enchyträen kennen gelernt die in der Erde lebten. Was fehlt sind Springschwänze und Kellerasseln als "clean up crew" und Bodenpolizei. Aber für Isopoden ist das Glas zu klein.

    Die neue Ameisenart die in mein Rampenlicht getreten ist nennt sich Messor barbarus.
    Mir gefällt, dass sie verschiedene Kasten hat, kurze Winterruhen hält und Körner sammelt und frisst. Seit ein paar Monaten leben ich und meine Freundin vegan wodurch das ein großer Punkt war sie zu überzeugen. Jedoch fressen sie ja auch natürlich Insekten. Da stellt sich mir die Frage ob es ausreicht, wenn ich ab und an mal erschlagene Mücken und Fliegen hinein werfe? Wahrscheinlich nicht :grinning_face_with_smiling_eyes:
    Hier stelle ich mir Fragen über die Ethik der Haltung von Tieren in Käfigen und Lebendfutter allgemein...

    Ich plane nun ein bioaktives Formicarium für Messor barbarus zu bauen. Inspiration erhielt ich durch folgende Videos:
    Allgemein der Aufbau dieses Formicariums ist wunderbar. Wenn ich das so zusammenbasteln könnte wäre ich richtig zufrieden. Jedoch ist es nicht bioaktiv und auch sehr aride. Außerdem verwendet er Acrylfarben, was vermutlich nicht gesund ist für die Tiere.
    Hier wird erklärt wie man selber ein Aquarium basteln kann mit Ikea Glasregalplatten. Wäre auf jeden Fall ein guter Punkt zum Geld sparen. Aber den Deckel ausbruchssicher zu machen wäre eine Challenge. Besonders mit dem Silikon in den Ecken. Ich weiß, für das erste Jahr wäre das zu groß wenn ich mir eine kleine Kolonie von so 30 Arbeiterinnen bestelle. Aber für die Jahre darauf wäre ein größeres Terrarium schon cool. Dann wird aber auch der Transport schwierig, zb bei einem Umzug oder zur Winterruhe.


    Ich stelle mir nun also ein Formicarium vor mit

    • einem Ytong Stein als Nest, bei dem die Kammern ausgefüllt sind mit Sand/Lehm Gemisch, damit die Ameisen selber expandieren können aber im vorgegebenen Rahmen. Dieser soll jedoch nicht im Boden eingelassen sein, sondern an der Rückwand stehen, sodass er oben trockener ist.
    • Pflanzen wie Moose, kleinen Pflanzen und Sukkulenten. Möglicherweise in nur sehr wenig Substrat um einerseits die Größe der Pflanzen zu begrenzen und den Ameisen wenig Platz für ein neues Nest zu geben. Ich störe mich jedoch nicht an dem Gedanken, dass sie kleine Außenposten haben, solange das Hauptnest im Ytong bleibt.
    • Bodenpolizei aus Springschwänzen und Kellerasseln zum vertilgen von Pflanzenmaterial und Pilzen. Hat da jemand Erfahrung wie Messor barbarus darauf reagiert?
    • ein Gradient von Feuchtigkeit, bei der eine Seite des Formicariums feuchter als die andere ist.


    Bevor ich die Ameisen dort hinein lasse, würde ich es erst Mal ein paar Wochen stehen lassen, sodass mögliche Probleme mit den Pflanzen, Feuchtigkeit und Schimmel nicht die Kolonie beeinträchtigen.


    Was denkt ihr? Wäre das möglich die Messoren in einer etwas feuchteren Umgebung zu halten? Oder bevorzugen sie strikt aride Umgebungen?


    Liebe Grüße
    Oliver

  • Hallo Oliver,


    schön das du wieder einsteigen möchtest.

    Ich hab mir die Videos jetzt nicht im ganzen angesehen. Aber ich glaube das so ein Vivarium für Messor barbarus zu feucht sein wird, diese mögen es doch lieber trocken.

    Vielleicht wäre da eine andere Art besser, ich würde aber nicht zu einer Exotischen greifen, denn da kommt der Faktor wärme auch noch dazu, was das ganze noch komplizierter macht.

    Da stellt sich mir die Frage ob es ausreicht, wenn ich ab und an mal erschlagene Mücken und Fliegen hinein werfe? Wahrscheinlich nicht :grinning_face_with_smiling_eyes:

    Das kommt immer auf die Größe deines Volkes an und ob du neben einem Bauernhof wohnst :smiling_face:

    Am Anfang kann das schon reichen, besonders da sich Messor von Körnern ernährt, auf lange Sicht müsste man sehen.


    Hier stelle ich mir Fragen über die Ethik der Haltung von Tieren in Käfigen und Lebendfutter allgemein...

    Da hätte ich bei Ameisen jetzt gar keine Sorge, Ameisen haben auch immer eine gewisse Anzahl Arbeiterinnen die nichts machen und nur einspringen, falls eine ausfällt. Je nach alter einer Arbeiterinnen variiert ihr aufgaben Gebiet. Aber stark vereinfacht, wenn Futter benötigt wird, wird nach Futter gesucht. Wenn die Brut pflege benötigt, wird sich um die Brut gekümmert. Ist alles erledigt, oder es erledigen andere Arbeiterrinnen, machen sie einfach nichts. Das ist in Gefangenschaft. Was natürlich auch gleich ist, ist ihnen ihr Lebensraum zu klein, versuchen sie ihn zu vergrößern. Auf das muss der Halter natürlich achten.


    Bevor ich die Ameisen dort hinein lasse, würde ich es erst Mal ein paar Wochen stehen lassen, sodass mögliche Probleme mit den Pflanzen, Feuchtigkeit und Schimmel nicht die Kolonie beeinträchtigen.

    Das ist immer eine gute Idee.


    Schönen Abend

  • Willkommen zurück.

    Seit Wochen informiere ich mich auf Youtube über bioaktive Terrarien. Auslöser war diese 1h Dokumentation über ein Vivarium

    Ich habe mir sogar schon ein Einmachglas mit Dreck, Moosen und anderen Pflanzen gemacht und dadurch Enchyträen kennen gelernt die in der Erde lebten. Was fehlt sind Springschwänze und Kellerasseln als "clean up crew" und Bodenpolizei. Aber für Isopoden ist das Glas zu klein.

    Also ich weiß jetzt nicht genau worauf du mit einem "Vivarium" genau anspielen möchtest. Ich vermute eine "Gesellschaftshaltung" diverser Insekten, Krebstiere und weitere Mikrotieren...

    So eine Haltung aus diversen Tieren, mit Tieren welche als Reinigungsteam dienen, wird nur funktionieren wenn die Haltungsparameter eher auf diese ausgerichtet sind.

    Isopoden (Asseln) haben eine Kiemenatmung und die Haut muss stets feucht sein, ähnlich wie bei Amphibien, somit muss die Luftfeuchtigkeit dauerhaft vorhanden sein.

    Somit ist die Frage, ob die Werte von z.B. Ameisen und Asseln übereinstimmen, damit es dauerhaft funktioniert... mit Messor barbarus glaube ich kaum.

    Zitat

    Ich plane nun ein bioaktives Formicarium für Messor barbarus zu bauen..... Jedoch ist es nicht bioaktiv und auch sehr aride. Außerdem verwendet er Acrylfarben, was vermutlich nicht gesund ist für die Tiere.

    In der Haltung hat sich bisher gut gezeigt, dass Messor barbarus sehr gut in eher trockenen Arenen/Formicarien gehalten werden kann bzw. sollte.

    Problematisch ist es oftmals, weil die Becken/Gefäße in der Ameisenhaltung recht klein dimensioniert sind und ein bisschen Wasser die Haltungsparameter komplett verändern kann, da die Verdunstung aufgrund der Ausbruchssicherung in Form von vielen Plastik-/Glasscheiben gehindert wird und folglich die Luftfeuchtigkeit sehr schnell tropische Auswirkungen mit sich bringt.


    Zum Randthema "Acrylfarbe nicht gesund" kann ich nur sagen, dass eine ausgehärtete und länger gelüftete Farbe keine potentiell giftigen Dämpfe aussondert, sonst wäre diese nicht im privaten Gebrauch zugelassen.

    Acrylfarben kann man übrigens gut bei höherer Luftfeuchtigkeit verwenden, eben weil diese wasserfest ist...


    Zitat

    Ich stelle mir nun also ein Formicarium vor mit:

    einem Ytong Stein als Nest, bei dem die Kammern ausgefüllt sind mit Sand/Lehm Gemisch, damit die Ameisen selber expandieren können aber im vorgegebenen Rahmen. Dieser soll jedoch nicht im Boden eingelassen sein, sondern an der Rückwand stehen, sodass er oben trockener ist.

    Bedenke, dass ein Ytongstein, welcher im Formicarium steht, die Feuchtigkeit auch komplett in den Bodengrund abgibt, sofern keine Barriere gebaut wird.

    Die Ameisen werden den feuchten Sand (Erdnest) dem Ytongstein vorziehen und schon gibt es bei dem kleinen Volk keinen Einblick mehr.

    Wenn der Ytongstein kein Wasser abgibt, muss damit gerechnet werden, dass.die Ameisen die Glasscheibe vom Nest mit feuchtem Sand verkleben um den Lichteinfall noch weiter zu minimieren (trotz roter Folie oder anderer Abdeckung ist es möglich)



    Zitat

    Pflanzen wie Moose, kleinen Pflanzen und Sukkulenten. Möglicherweise in nur sehr wenig Substrat um einerseits die Größe der Pflanzen zu begrenzen und den Ameisen wenig Platz für ein neues Nest zu geben. Ich störe mich jedoch nicht an dem Gedanken, dass sie kleine Außenposten

    Pflanzen würde ich eher nur vertrocknet verwenden bzw. wären aufgebundene Skkuleten mit Besprühen am Leben zu halten. Das Sprühen bringt aber wieder eine potenziell höhere Luftfeuchtigkeit mit sich, welche nicht allzu schnell verdunstet (?)

    Würde also eher auf schöne Wurzeln zurückgreifen.

    Evtl. lässt sich auch so manche Pflanze in einer Art aufrecht gestelltem Reagenzglas mit Stopfen/Gummiverschluss integrieren.


    Zitat

    ein Gradient von Feuchtigkeit, bei der eine Seite des Formicariums feuchter als die andere ist.

    Diesen Unterschied in Feuchtigkeitszonen muss man für Messor oftmals nur innerhalb des Nestes machen, so dass Brut und Körner getrennt gepflegt/eingelagert werden kann.

    Würde dafür ggf. auf zwei getrennte Ytongstein/Nester mit kurzer Schlauchverbindung zurückgreifen, damit nur ein Stein gezielt bewässert wird.

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