Lasius neglectus?

  • Hallo, :waving_hand_light_skin_tone:

    ich habe auf unserem Balkon vor einigen Tagen zwei kleine Ameisen (Pygmäen?) gesehen, die den Boden absuchten und immer nur in einem kleinen Bereich des Balkons sich aufhielten. Nach 1h Beobachtung wurde es dämmerig und sie machten sich auf in den Untersetzer einer Topfpflanze (Strelizie) zu krabbeln. Da dachte ich mir, dass ich die Gyne da besser raushole, sonst ist bald der ganze Balkon voller Ameisen und im Winter haben wir sie im Haus, da die Pflanze dort untergestellt wird.

    Also habe ich in schweißtreibender Arbeit 3h lang löffelweise Erde abgetragen, da ich die Strelizie nicht einfach so aus dem Topf ziehen konnte (Erde zu nass). Nach dem ich sie später doch rausziehen konnte, schabte ich weiter am Wurzelballen rum. Kurz bevor ich aufgeben wollte fiel ein Erdbrocken ab und eine Gyne samt Arbeiterinnen (Pygmäen?) fiel zu Boden. Ich habe die Gyne mit einer Arbeiterin in ein vorbereitetes RG mit Wassertank getan und den Rest der Arbeiterinnen (10 Stück) in ein seperates RG ohne Wassertank. Zuletzt dann eine "Familienzusammenführung" durchgeführt. :grinning_face_with_smiling_eyes:


    Die Frage ist nun was ich hier habe. Nach meinen (laienhaften) Recherchen hätte ich auf Lasius neglectus getippt, was eine sehr invasive Art sein soll.


    Oben sind drei Fotos mit Arbeiterinnen, darunter vier Fotos der Gyne.








  • Puh, das ist unheimlich schwer zu erkennen. Generell sind Fotobestimmungen ja immer so eine Sache. Bestimmungen macht man eigentlich mit gefühlt Hundert Schritten, da geht man winzigste Details durch. Das erste Aussehen ist gar nicht so das Relevante.


    Ich muss aber sagen, auf den ersten Blick könnte es schon Lasius neglectus sein. Die Pflanze ist aber schon länger bei euch?


    Es könnte sich aber z.B. auch um Lasius brunneus handeln. Da darf man sich von den Fotos im Netz nicht täuschen lassen - diese unter Blitz aufgenommenen Fotos verstärken den braunen Look massiv und lassen die Tiere heller erscheinen.


    Wenn du mal im AntWiki die Bilder ansiehst, ist das plötzlich nicht mehr so fern: https://www.antwiki.org/wiki/Lasius_brunneus

    Dunkler Körper der Gyne, gelbliche Beine... (Kenne das sonst nur von Lasius fuliginosus, aber ist hier ausgeschlossen).


    Die Pygmäen (und auch Notfall-Formen, z.B. bei Futtermangel) von Lasius brunneus sehen auch noch ganz anders aus, als die späteren Arbeiterinnen (siehe Bild 2 bei Identification). Ergo kann das total täuschen, weil momentan ggf. nur diese Pygmäen zu bewundern sind. Sollten die Arbeiterinnen später anders aussehen, würde man das sicher besser einordnen können. Bleiben die dauerhaft einfarbig, wäre es wohl kaum eine Lasius brunneus.


    Ist auch schwer zu erkennen auf den Bildern, sind - keine Anschuldigung - nicht so super gut. Vielleicht mal unter mehr Licht nochmal probieren, auf weißem Untergrund. Möglichst nicht durch Glas, wegen der Verzerrungen.


    Schnapp die mal eine starke Lupe, 60-90x Vergrößerung (gibt´s für 15€ im Netz) und zähle die Mandibelzähne der Gyne. Irgendwie wird das immer erwähnt, dass die bei Lasius neglectus reduziert sind (7, max. 8), aber da müsste ich auch nochmal genauer recherchieren.

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

  • Die Pflanze ist länger bei uns, aber umgepflanzt haben wir sie letztes Jahr. Möglich wäre natürlich, dass die Gyne bereits bei uns drinnen überwintert hat und durch Futtermangel die Entwicklung stagnierte. Ich weiß auch nicht wie stabil die Gänge sind - die Pflanze ist schon richtig schwer und wenn man die mit Wucht von A nach B hievt und dabei je nach Feuchtegrad mal der eine oder andere Ameisengang einbricht mit Brut oder Arbeitern...

    Ich erinnere mich im April oder Mai dieses Jahres schon einmal solch eine Pygmäe auf dem Balkon gesehen zu haben, da stand die Pflanze mit den anderen frisch draußen. Hatte mich gewundert, wo die herkam, so ganz allein auf weiter Balkonflur. Würde dann evtl. doch für die Überwinterungsthese sprechen (= Gründung schon letztes Jahr in Pflanze oder durch die Erde beim Umtopfen mit hineingelangt).

    An L. brunneus dachte ich auch mal kurz, aber dazu benötige ich die ausgewachsenen Arbeiter, wegen der Farbe. Mal sehen, was sich daraus entwickelt.

    Wegen den Fotos: Sie sitzt nun mit 11 Arbeitern im RG. Wie soll ich sie da ohne Glas auf weißem Hintergrund fotografieren? :thinking_face: Rausschmeißen nur fürs Fotoshooting wäre mir zu riskant, die hat bisher schon viel durchgemacht. Lupe 15x habe ich hier (Peak 2016), die benutze ich sehr oft. Fotos dadurch zu machen ist aber schwierig, wegen des kleinen Durchmessers. Die Lupen im Netz mit 60-90x kommen sicher aus China und haben niemals diese Vergrößerung: Die könntest Du, wenn die Angaben stimmen würden, mit der Hand nicht mehr ruhig halten. Maximal 30x geht mit der Hand, aber dafür muss man wenige Millimeter ran ans Ziel, das ist unhandlich bei lebendem Getier.

    Ich habe auch ein Labormikroskop zur Verfügung, aber erstens ist die Tiefenschärfe ab 40x zu groß und wie bringe ich die Gyne dazu ruhig stehen zu bleiben? :frage: Dazu das viele Licht.

    Ich werds noch mal mit der 15x Lupe durchs RG probieren. Die andere Seite eines RGs ist nicht ganz scharf (z.B. die Pygmäen), weil der Abstand von 16mm im RG dafür zu groß ist. Evtl. ist die Gyne aber groß genug, das habe ich bei ihr noch nicht probiert.

    Wie viele Mandibelzähne wären es denn bei L. brunneus?

    Leben tun die Kleinen derweil hier:


    Tupperdose als Arena mit hart-gewordenem Sand-Lehm und RG mit Wassertank und Alufolie. Unter dem RG etwas Watte gegen Erschütterungen.
    Links Honigwassertropfen, rechts zwei Drosophila melanogaster.
    Rand der Tupperdose mit Parafinöl eingestrichen.


    Deckel mit Parafinöl eingestrichen und Luftloch in der Mitte mit Wattestopfen.

    Haben schon fleißig Sand eingetragen und an den Wasserwattestopfen hinten im RG geklebt. :thinking_face:
    Drei haben sich mittlerweile rausgetraut und die Gegend erkundet, eine Drosophila wurde schon ins RG gezogen.

    Das nur mal als kleiner Kurzbericht.

  • Würde sagen, sichere sie einfach optimal, damit sie nicht entkommen können und dann schaust du mal, wie die ersten regulären Arbeiterinnen aussehen. Sind die auch so einfarbig, dann ist es wohl keine Lasius brunneus. Aber ich denke du verstehst, was ich gemeint hatte - auf den Bilder im AntWiki ist der Unterschied zwischen den Pygmäen und regulären Arbeiterinnen schon massiv. Und eben das Aussehen der Gyne nicht so fern.


    Irgendwie meldet sich beharrlich in meinem Hinterkopf auch irgendeine Erinnerung zum Aussehen der Gyne, aber ich komme bis dato noch nicht auf den Zweig, muss ich zugeben. Ich habe selbst mal ein ähnliches Tier gesehen und dachte auch erst Lasius neglectus, aber mein Schluss war am Ende ein anderer. Das ist aber Jahre her und ich erinnere mich nicht, sorry. Vielleicht fällt es mir wieder ein.


    Wegen den Fotos: Sie sitzt nun mit 11 Arbeitern im RG. Wie soll ich sie da ohne Glas auf weißem Hintergrund fotografieren? :thinking_face: Rausschmeißen nur fürs Fotoshooting wäre mir zu riskant, die hat bisher schon viel durchgemacht.

    Ja, da müsste man sie rausholen - aber lass gut sein. Warten wir, die laufen dir ja (hoffentlich) nicht davon.



    Zur Lupe: Ich hatte mir die hier mal gekauft: https://www.amazon.de/Beleucht…lupe+mit+licht+set&sr=8-7


    Die Schwarze ist nach 1 Monat auseinandergefallen, Schrott. Aber - abseits der vermutlich falschen Angaben - kann man damit bei Bestimmungen von Waldameisen durchaus die Härchen auf den Augen usw. sehen, was für die Artbestimmung von Formica s. str. ungemein wichtig ist. Die Lupen sind natürlich nicht gerade supertoll. Man muss super nah ran (was aber bei den 200€ aufwärts Lupen der ASW-Kollegen ebenfalls der Fall ist) und der nicht verzerrte Bereich bei den beiden kleinen Linsen ist winzig (die Hauptlinse ist gut). Aber ganz ehrlich... 14€ vs. 200€ und mehr für eine richtige Juwelierlupe? Das ist wie bei Fotoobjektiven: Es gibt gute Gründe, warum ein Hobbyobjektiv 200€ kostet, das Profi-Pendant mit vergleichbarer Brennweite usw. aber das 10-fache.

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

    Einmal editiert, zuletzt von ice_trey ()

  • [...]

    Die Schwarze ist nach 1 Monat auseinandergefallen, Schrott. Aber - abseits der vermutlich falschen Angaben - kann man damit bei Bestimmungen von Waldameisen durchaus die Härchen auf den Augen usw. sehen, was für die Artbestimmung von Formica s. str. ungemein wichtig ist. Die Lupen sind natürlich nicht gerade supertoll. Man muss super nah ran (was aber bei den 200€ aufwärts Lupen der ASW-Kollegen ebenfalls der Fall ist) und der nicht verzerrte Bereich bei den beiden kleinen Linsen ist winzig (die Hauptlinse ist gut). Aber ganz ehrlich... 14€ vs. 200€ und mehr für eine richtige Juwelierlupe? Das ist wie bei Fotoobjektiven: Es gibt gute Gründe, warum ein Hobbyobjektiv 200€ kostet, das Profi-Pendant mit vergleichbarer Brennweite usw. aber das 10-fache.

    Möchte keine große Lupendiskussion führen, Du hast da absolut recht. Es gibt sogenannte Einschlaglupen, die kosten grad mal 15 € oder 20 € und stehen den teureren in der Bildqualität kaum nach: Inkl. achromatischer Korrektur, scharf bis zum Rand usw. Für sehr gut befunden von Mikroskopikern werden die hier:
    https://www.krantz-online.de/e…lupe-10-fach-4-linsig/O55
    https://www.krantz-online.de/e…lupe-20-fach-3-linsig/O54
    (von hier kam der Tip zu diesen Lupen: https://www.klaus-henkel.de/lupen.html )


    Hatte ich auch mal getestet, aber mir war das Gehäuse etwas zu "schlagsig" und der seitliche Lichteinfall wird nicht gedämpft. Sind nur Kleinigkeiten. Bildqualität ist top. Würde ich jeder China-Lupe von eBay oder Amazon vorziehen - für die sind selbst 15 € schon viel zu viel. Das nur so mal als Tipp. Geht hier im (falschen) Thread leider etwas themenfremd unter.

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