Botswanas Ameisen und Termiten

  • Hallo allerseits,


    lange versprochen, nie geliefert, aber endlich komme ich mal dazu und denke daran, einige Fotos von Termiten und Ameisen in Botswana zu präsentieren. Leider war generell nicht viel Zeit für die Insektenwelt dort - und es ist naturgemäß auch häufig keine gute Idee, aus dem Fahrzeug auszusteigen und irgendwo auf Bodenhöhe mit der Kamera herumzulungern. Ich sage nur: :lion: :leopard:


    Dennoch: In ein paar ausgewählten Momenten gab es auch mal Gelegenheit. Viel Spaß beim Schauen. Die Vorschaubilder kann man natürlich durch Anklicken/tippen vergrößern.




    Termitenbauten finden sich quasi überall. Diese Insekten sind die Nahrungsgrundlage vieler Kleintiere, wie Vögel, aber auch div. Säugetiere.



    Hier mal ein Vergleich zu einem Elefanten. Die Hügel können stattliche Größen erreichen - und werden von Elefanten auch gerne als Kratzbaum verwendet.



    Hier konnte ich das erste Mal die Bewohner entdecken. Für einen nur im Auto Vorbeifahrenden komplett unsichtbar fanden sich zahllose Löcher im Boden - aber wo waren die zugehörigen Hügel? Ich begab mich etwas auf die Suche... und fand nichts.



    Hier lernte ich, wie alles ganz klein anfängt. Denn diese Kolonien waren jung und nicht besonders volksstark - und sofort im Überlebenskampf mit zahllosen anderen Kolonien derselben Art.



    Ein scheuer Blick nach draußen, immer auf der Hut.



    Ein Soldat schneidet ein trockenes Stück einer Pflanze. Jetzt verstand ich, dass es sich um Erntetermiten handelt. Ganz ähnlich zu Blattschneidern tragen diese trockene Pflanzenteile in ihr Nest - und zerkauen sie dort. Wie allgemein bekannt können Termiten Zellulose verdauen.



    Aber der Feind ist nie weit. Hier entdecken sich zwei Soldaten zweier Kolonien...



    ... und gehen sofort in den Kampf über. Leider war mein Makro-Objektiv etwas zu stark, konnte nicht weiter weggehen :grinning_face_with_smiling_eyes:



    Hier die Situation wenige Zentimeter entfernt: Eine Arbeiterin speichelt ein Stück Sand ein, um es zu verbauen.



    Auch wenn nur wenig Wasser zur Verfügung steht - erst so, im Gemisch von Speichel und Erdmaterial, entstehen die betonharten Hügel, die allen Elementen und Gefahren trotzen. Und das dauert lange, sehr lange. Am Ende steht eine Festung, wie oben gezeigt.

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

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  • Und als ob all diese Arbeit nicht genug wäre, fallen auch noch Ameisen über die Arbeiter her.



    Die Ameisen sind natürlich schwer bewaffnet...



    Hier die zugehörige Arbeiterin mit einem Brösel.




    Ameisen gibt es in Botswana in vielfältigen Formen. Auch hier haben es Ameisen natürlich geschafft, sich an die widrigen Bedingungen anzupassen. Ein halbes Jahr ist es heiß und extrem trocken, das andere halbe Jahr heiß und extrem feucht. Daher finden sich viele Ameisen mit langen Beinen. Kleine...



    ... und große Arten. Diese hier hat bei einer Toilette Wasser aufgeleckt. Man nutzt eben jede Gelegenheit...



    Zwar kein scharfes Bild, aber hier sieht man die typische Laufweise dieser Art. Die langen Beine fast spinnenartig, die Gaster nach vorne eingeklappt. So rennen sie wahnsinnig schnell über den heißen Sand - einerseits den Körper möglichst weit weg vom heißen Untergrund, andererseits die Gaster immer abwehrbereit nach vorne. Denn Feine gibt es viele.



    Wenn in Botswana die Sonne untergeht...



    ... und die Milchstraße in voller Pracht erscheint...



    ... ist am Boden die Hölle los. Zahllose Spinnen, Geißelspinnen, Skorpione, Ameisen... und v.a. auch die oben gezeigten Erntetermiten, werden jetzt erst so richtig munter. Aber es gibt auch andere, versteckt lebende Termitenarten. Für dieses Handyfoto habe ich ein Nest (leicht!) beschädigt. Hier waren Nasentermiten (sie heißen auch Rhinotermiten) Zuhause. Diese sind komplett blind, da sie quasi nur unterirdisch wohnen. Sie haben keine Mandibeln, sondern können stattdessen mit ihrer "Nase" eine klebrige Substanz zur Verteidigung verschießen. Habe ich auch was abbekommen... geschah mir Recht. Ich habe ihnen zum Dank etwas Wasser da gelassen.



    Hier deren Nest tagsüber. Ebenfalls ein stattliches Kaliber. Und clever gemacht: Totes Material, hier der Baum, wird nach und nach umschlossen und dann IM Nest, gut geschützt, verwertet. Das dauert natürlich Monate, wenn nicht Jahre.

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  • Tagsüber ergab sich ein im Ameisenreich ungewöhnliches Bild. An einem Nest, hier von der bereits bekannten, schlanken Myrmicinae-Art, fand sich eine dickköpfige, andere Ameisenart ein - und schaute lediglich etwas dumm herum. Sie waren überhaupt nicht aggressiv zueinander, berührten sich sogar. Erst dachte ich daher, das wären Soldaten der selben Art.



    Aber nicht weit entfernt fand ich dann deren Nesteingang - und dort gab es auch nach langer Suche keine einzige der schlanken Arbeiterinnen. Hier leben wohl zwei Ameisenarten in einer friedlichen Koexistenz.



    Zu guter Letzt habe ich noch ein wenig meines Müsliriegels geopfert, um die Ameisen mal zum Stillhalten zu bewegen (die Ameisen dort sind wirklich immer sehr schnell unterwegs). Hier wird schon die nahegelegene Beute gewittert.



    Ein leckerer, zuckerbehafteter Leinsamen.



    Da dauert es natürlich nicht lang...



    ... bis noch ein paar Kolleginnen aufmerksam werden.


    Und noch ein paar mehr...


    Vermutlich das beste Essen, das die Kolonie je bekommen hat - ich hoffe, ich habe das Machtgleichgewicht nicht gestört. Andererseits... nachdem wir aus Versehen unser Zelt auf den Nesteingang gebaut hatten und die Ameisen über Nacht nicht heraus konnten, war das vermutlich gerade genug als Entschuldigung :winking_face:




    Ich hoffe, euch hat der kleine Bericht gefallen. Natürlich ist Botswanas Tierwelt v.a. reich an den großen Säugetieren und zahllosen Vogelarten. Aber auch im Verborgenen finden jeden Tag Überlebenskampf, Dramen und Schicksale statt. Und es gibt zum Glück auch ein paar Menschen, die sich dafür interessieren :grinning_face_with_smiling_eyes:

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  • Ich muss mich noch nachträglich selbst korrigieren: Bei Termiten von "Arbeiterin" zu sprechen ist natürlich nicht immer korrekt. Es gibt genauso Arbeiter, denn bei Termiten kommen beide Geschlechter vor.


    Die Kastenbildung der Termiten ist sehr komplex im Vergleich zu den Ameisen - ich muss ehrlicherweise auch jedes Mal wieder nachlesen, wie das funktioniert und verstehe es meistens trotzdem nicht oder vergesse es schnell wieder :grinning_face_with_smiling_eyes:

    Es gibt irgendwie mehrere Nymphenstadien, Soldaten entwickeln sich - teils über einen Präsoldat - aus Arbeitern oder auch aus Nymphen, bei "niederen Termiten" können sich dann auch noch quasi alle Tiere (außer Soldaten, aber auch nur meistens, nicht immer!) in Geschlechtstiere entwickeln und Geschlechtstiere können sich dafür in Arbeiter rückverwandeln. Alles ist hochgradig anpassbar und flexibel, je nach Bedarf.


    Auf den Fotos dürften aber mit den Ernte- und Rhinotermiten sehr sicher "höhere Termiten" zu sehen sein - da kann man wenigstens sagen, dass die Soldaten und Arbeiter fix sind, nur das Geschlecht kann man nicht sagen ohne Untersuchung. Das sind auch die zwei von drei Formen, die ich gesehen habe - bei der Nestöffnung habe ich die Nymphen ebenfalls entdeckt, aber die lassen sich dann sehr schnell in die Tiefe fallen und sind unerreichbar. Sehr scheue Tierchen.


    Gerne mal den Wikipedia-Eintrag dazu lesen, es ist echt interessant, aber eben auch etwas komplizierter, als wir es gewöhnt sind: https://de.wikipedia.org/wiki/Termiten

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