Alles anzeigenHallo an alle Ameisenfreunde!
Ich bin Schüler der 11. Klasse des Geschwister Scholl Gymnasiums in Freiberg.
Aktuell schreibe ich meine Facharbeit über das Thema „Die Vielfalt der Ameisen“ und benötige einige freiwillige Ameisenhalter, die dazu breit sind mir ein paar Fragen zu diesen faszinierenden Tieren beantworten.
Die Fragen gehen an alle, die selber Ameisen halten oder gehalten haben. Die Antworten werden voraussichtlich in meine Facharbeit ohne Namensnennung und komplett anonym einfließen. Bitte geben Sie Bescheid wenn Sie dies nicht möchten. Ich würde mich dennoch über jede Antwort freuen.
Hier sind meine Fragen:
Welche Art(en) halten Sie?
Wie hat sich ihre Kolonie entwickelt? (Mich interessieren insbesondere die grobe Startpopulation und Endpopulation sowie die Geschwindigkeit der Kolonieentwicklung)
Welche Faktoren haben die Entwicklung positiv und welche negativ beeinflusst?
Hat sich das Verhalten der Kolonie mit zunehmender Größe verändert?
Gab es besondere Verhaltensweisen, die Sie überrascht oder beeindruckt haben?
Gab es Phasen, in denen die Kolonie Überhand nahm oder zu sterben drohte?
Welche anderen möglichen Gefahren könnten die Kolonie beeinträchtigen bzw. auslöschen?
Wie wahrscheinlich sind solche Gefahren?
Welche Futterquellen nutzen Sie hauptsächlich?
Haben Sie Veränderungen in der Ernährung bemerkt, z. B. abhängig von Jahreszeiten oder Koloniegröße?
Haben Sie sonstige Anmerkungen?
MfG,
Phillip Sekora

Umfrage Facharbeit Ameisen
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Um auf deine Fragen zurück zu kommen:
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Welche Art(en) halten Sie?Derzeit nur Lasius niger. Ich hatte aber auch schon Camponotus herculeanus, Tetramorium caespitum/impurum, eine Formica Gattung und kurze Zeit einmal Lasius flavus.
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Wie hat sich ihre Kolonie entwickelt? (Mich interessieren insbesondere die grobe Startpopulation und Endpopulation sowie die Geschwindigkeit der Kolonieentwicklung)Meine Lasius Kolonie ist noch recht klein, Gestartet hat sie mit einer Gyne, die ich bei einem Schwarmflug (nagel mich nicht fest) 2022 gefangen habe. In den ersten zwei Jahren ging die Kolonieentwicklung recht schleppend voran, auch aufgrund von Haltungsfehlern meinerseits. Im letzten Sommer hat sich die Kolonie aber sehr gut entwickelt und umfasst jetzt knapp 100 Tiere. Derzeit befindet sie sich in Winterruhe.
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Welche Faktoren haben die Entwicklung positiv und welche negativ beeinflusst?Die Anzahl von negativen Faktoren kann sehr groß und Vielfältig sein. Von Licht, über Erschütterung bis hin zur falscher Fütterung, nicht geeigneten Nestern...
Positiv hat sich in meinem Fall bezogen auf diese Kolonie vor allem die Fütterung von frisch gefangenen Proteinen. Frische Fliegen (vorher abgekocht) die bestenfalls nur kurz gefroren waren wurden von den Tieren viel dankender angenommen als Mehrwürmer aus eigener Zucht die einige Woche gefroren waren.
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Hat sich das Verhalten der Kolonie mit zunehmender Größe verändert?In diesem Punkt verhalten sich eigentlich alle Kolonien, Artenunabhängig gleich. Mit steigender Koloniengröße nimmt auch die Außenaktivität stark zu.
ZitatGab es besondere Verhaltensweisen, die Sie überrascht oder beeindruckt haben?
Gab es Phasen, in denen die Kolonie Überhand nahm oder zu sterben drohte?
Mortalität ist natürlich immer so eine Sache. Grundsätzlich sind die Überlebenschancen für eine Gyne in der Haltung deutlich höher als in der freien Wildbahn wo es oft nur eine von 10000 schafft eine Kolonie zu gründen und zu etablieren. Ich denke auch den Besten Ameisenhaltern ist schon einmal eine Gyne verstorben. Dies kann natürlich an Alter oder Haltungsfehlern liegen aber oft ist es auch einfach nicht erklärbar.
Verhaltensweisen sind bei Ameisen eigentlich immer sehr beeindrucken wie ich finde. Sie perfektionieren ein organisiertes Chaos, Ich denke in jedem Fall sind sie faszinierend.
ZitatWelche anderen möglichen Gefahren könnten die Kolonie beeinträchtigen bzw. auslöschen?
Wie wahrscheinlich sind solche Gefahren?
Beziehst du dich hier auf die Haltung oder auf die freie Wildbahn?
ZitatWelche Futterquellen nutzen Sie hauptsächlich?
Für die Kohlenhydrate nutze ich Honig und für die Proteine alles was sich im Garten so erbeuten lässt. Von Fliegen bis Asseln über Heuschrecken...
ZitatHaben Sie Veränderungen in der Ernährung bemerkt, z. B. abhängig von Jahreszeiten oder Koloniegröße?
Nun ja, mit steigender Große nimmt natürlich auch der Bedarf an Nährstoffen zu, besser gesagt deren Menge. Sonst ist vielleicht noch zu erwähnen, dass bei einheimischen Arten die Nahrungsaufnahme zu Beginn der Winterruhe mit den sinkenden Temperaturen eher einstellt.
ZitatHaben Sie sonstige Anmerkungen?
Ja, ich schlage vor du schaust dich hier im Forum mal etwas um. Die Anzahl der aktiven User ist eher überschaubar, daher wirst du vermutlich nicht sehr viele Antworten erhalten. Ich rate dir aber die Haltungsberichte durchzulesen, denn dort werden bestimmt sehr viele deiner Fragen beantwortet. Die Anzahl ist nahezu grenzenlos.
Hoffe ich konnte dir etwas helfen.
LG. ForceMaster!
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Hallo ForceMaster,
Erstmal Danke für deine Antworten!
ZitatBeziehst du dich hier auf die Haltung oder auf die freie Wildbahn?
Es ist auf die Haltung bezogen.
LG,
Phillip
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So, auch noch mein Senf dazu. Bei allen Fragen/nötigen Ausführungen gerne nachhaken:
Zitat von phillip_sekoraWelche Art(en) halten Sie?
Aktuell ein Volk Camponotus herculeanus, ein Volk Lasius cf. neglectus (cf. bdeutet "ähnelt". Art nicht exakt bestimmt, aber auf Basis von Verhaltensmustern/Unähnlichkeit zu anderen Lasius-Arten und fast 20 Jahren Erfahrung Ameisenhaltung eingegrenzt)
Kürzlich verstorben: Messor barbarus.
Zitat von phillip_sekoraWie hat sich ihre Kolonie entwickelt? (Mich interessieren insbesondere die grobe Startpopulation und Endpopulation sowie die Geschwindigkeit der Kolonieentwicklung)
Ich lasse die Camponotus herculeanus heraus, diese ist etwas speziell, da die Königin nicht besonders fertil ist. Daher dümpelt die Kolonie schon seit Langem herum, egal wie viel Proteine man füttert und wurde sogar schon mit fremden Puppen gepusht.
- Lasius cf. neglectus: Ein Wildfang aus einem großen Pflanzkübel. Da die Art als invasiv gilt, ca. März 2024 wurde sie aus der "Natur" (Balkon) entnommen. Die Kolonie ist binnen 2 Jahren Beobachtungszeit in natura explodiert (Start Beobachtung ca. 2022). Startpopulation in Haltung: Etwa 300 Tiere in 2024. Population 2025: Etwa 500 Tiere.
- Messor barbarus: Startpopulation 2021: Eine Königin. Endpopulation 2025: 0. Maximale Population (2024): ca. 700 Tiere.
Zitat von phillip_sekoraWelche Faktoren haben die Entwicklung positiv und welche negativ beeinflusst?
- Lasius cf. neglectus: Gabe von Proteinfutter (frische Insekten) ließ das Wachstum weiter stark steigern. Eine starke Reduzierung des Proteinzugangs führte zu einem verlangsamten Wachstum. Dies war gewollt.
- Messor barbarus: Gabe von zusätzlichem Proteinfutter in Form von Frischinsekten ließ die Population spürbar anwachsen. Grundsätzlich lassen sich Messor-Arten aber auch vegan ernähren, da die Körner/Samen ausreichend Proteine aufweisen.
Zitat von phillip_sekoraHat sich das Verhalten der Kolonie mit zunehmender Größe verändert?
- Lasius cf. neglectus: Generell verbleibt ein Großteil der Kolonie als dichte Traube direkt bei der Königin. Bei Fütterung strömte hingegen unabhängig von der Koloniegröße ca. 3/4 der Kolonie zu den Futterquellen
- Messor barbarus: Stark gesteigerte Außenaktivität mit wachsender Kolonie. Aktives Umgraben des Substrats (Sand) in der Arena. Zunehmende Entwicklung von großen Arbeiterinnen, z.B. Media-Arbeiterinnen, aber auch Major-Arbeiterinnen.
Zitat von phillip_sekoraGab es besondere Verhaltensweisen, die Sie überrascht oder beeindruckt haben?
- Lasius cf. neglectus: Extremes Rekrutierungsverhalten bei Futtergabe. Dass ein Großteil des Volkes zur Futterquelle strömt ist nicht unbedingt bei allen Arten gegeben. Das Wachstum ist - auch bei geringer Gabe von Proteinen - beeindruckend. Dies untermauert auch die Artbestimmung - Lasius neglectus hat nicht umsonst ein invasives Potential. Die Königin ist sehr fertil.
- Messor barbarus: Etwas "aufwendig" bei der Nutzung von Wasserquellen. Stand nicht direkt im Nest eine Wasserquelle zur Verfügung, war das schädlich. Messor barbarus haben nur einen verkümmerten Sozialmagen und teilen daher Nahrungsvorräte/Wasser nicht so aktiv wie viele andere Arten. Es war zwingend nötig, den Wasserbedarf gut im Blick zu haben
Zitat von phillip_sekoraGab es Phasen, in denen die Kolonie Überhand nahm oder zu sterben drohte?
- Lasius cf. neglectus: Das Koloniewachstum war explosiv und wurde daher gezielt durch geringe Gabe von Proteinen gehemmt. Dies wird auch 2025 so weitergeführt, da die Kolonie lediglich aus der Natur entnommen wurde, um eine Verbreitung in natura zu verhindern
- Messor barbarus: Die Kolonie ist in der Winterruhe 2024/2025 abgestorben. Da ein frisches Reagenzglas mit frischem Wasser/frischen Körnern zur Verfügung stand, sowie die Umgebung frostfrei war, sich die Kolonie aber dennoch stark rückläufig entwickelte (bis zum Tod der Königin und einer Handvoll Arbeiterinnen im Februar 2025) ist davon auszugehen, dass hier entweder ein unerkannter Haltungsfehler vorliegt oder aber ggf. Krankheitserreger eine Rolle gespielt haben.
Zitat von phillip_sekoraWelche anderen möglichen Gefahren könnten die Kolonie beeinträchtigen bzw. auslöschen?
Zu den größten Gefahren zählen Haltungsfehler (z.B. schlechte Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssteuerung), Überhitzung durch falsch eingesetzte Wärmequellen (Heizmatten und Co.), direkte Sonnenbestrahlung, mangelhafter Zugang zu Wasser, mangelhafter Zugang zu passender, naturbelassender (!) Nahrung (keine aufbereitete Menschennahrung wie Wurst etc.), aber auch Einsatz von insektizidbehandelten Dekopflanzen oder kontaminierte Substrate (Dekosand mit Farbstoffen), Frost in der Winterruhe, Exoparasiten (z.B. Milbenbefall), desweiteren Krankheitserreger und Endoparasiten (z.B. div. Würmer oder Einzeller). Desweiteren können dauerhafte Stressoren (Lärm/Licht/Vibrationen) zu eingeschränktem Wachstum führen, ebenso wie mangelhaft oder gar nicht durchgeführte Diapausen (v.a. Winterruhe).
In der Haltung fallen dafür quasi sämtliche Gefahren aus der Natur weg, wie Fressfeinde, Konkurrenz mit anderen Ameisenkolonien, Witterungsbedingungen. Den Ameisen wird jedoch naturgemäß der zur Verfügung stehende Raum beschnitten, sowie meist auch Möglichkeiten zu Steuerung von Brutwachstum (Nester sind im Vergleich zu denen in der Natur sehr klein - kaum Temperaturunterschiede/Feuchtigkeitsunterschiede im Nest.)
Zitat von phillip_sekoraWie wahrscheinlich sind solche Gefahren?
Sehr wahrscheinlich, da eine optimale Haltung selten vorliegt. Das liegt einerseits am Altersgrad der Ameisenhalter-Community (oft Kinder/Jugendliche), die sich eher in das Hobby stürzen, es aber nicht allzu gut vorbereiten und denen es daher oft schon an theoretischer Erfahrung mangelt, an praktischer ohnehin. Der Aufwand und die Anforderungen werden oft stark unterschätzt
Andererseits kann auch ein erfahrener Halter alle oben genannten Faktoren nicht immer optimal zur Verfügung stellen oder es treten nicht-steuerbare Ereignisse auf (Krankheitserreger und Co.)
Zitat von phillip_sekoraWelche Futterquellen nutzen Sie hauptsächlich?
- Lasius cf. neglectus: Honig, eingeschränkt Futterinsekten (Fliegen, Mücken, Silberfischchen)
- Messor barbarus: div. Sämereien (Bio-Qualität), z.B. Sonnenblumensamen, Hirse, Saatgut, seltener Insekten
Zitat von phillip_sekoraHaben Sie Veränderungen in der Ernährung bemerkt, z. B. abhängig von Jahreszeiten oder Koloniegröße?
- Lasius cf. neglectus: Steigender Bedarf mit Wachstum der Kolonie. Einstellung der Futteraufnahme im Winter bis auf wenige Gelegenheiten (Fütterung von Honig ca. 2x während der Winterruhe)
- Messor barbarus: Steigender Bedarf mit Wachstum der Kolonie. Gesteigerte Einlagerung von Körnern. Aktive Umwandlung von Körnern zu sog. "Ameisenbrot", typisch für größere Messor-Kolonien.
Zitat von phillip_sekoraHaben Sie sonstige Anmerkungen?
Gerne Nachhaken bei Unklarheiten oder falls etwas zu unausführlich ist. Ich selbst tendiere eher zu klein bleibenden Kolonien und füttere daher generell manchmal weniger Proteine, als man könnte - aber im Rahmen dessen, dass es natürlich an die Volkstärke angepasst ist. Es macht aber schon einen Unterschied, ob man nur 1x die Woche Proteine füttert oder täglich. Die Kolonien könnten tatsächlich deutlich stärker zulegen, wenn man wollte.
Ausnahme ist die genannte Camponotus-Kolonie. Hier wird stetig viel Protein gegeben, aber das Wachstum ist dennoch mangelhaft. Vermutlich ist die Gyne nicht sehr fertil, es gibt hier durchaus starke Unterschiede bei den Königinnen innerhalb einer Art.
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So ich gebe auch mein bestes.
ZitatMomentan eine Kolonie Camponotus ligniperda und eine Camponotus fedtschenkoi, beide um die 800 Arbeiterinnen, wobei Camponotus fedtschenkoi den viel stärkeren Wachstum hat.
ZitatZitat von phillip_sekora Wie hat sich ihre Kolonie entwickelt? (Mich interessieren insbesondere die grobe Startpopulation und Endpopulation sowie die Geschwindigkeit der Kolonieentwicklung)
Camponotus ligniperda von der selbst gefangen Königin bis zu 800 Arbeiterinnen in 5 Jahren, Erstes Jahr, 6 Arbeiterinnen, zweites 50, drittes 200, viertes über 400 und dann um die 800 bei denen es auch seither gefühlt bleibt.
Camponotus fedtschenkoi, mit ein paar Larven bekommen, Erstes Jahr nach holprigen Anfang 15 Arbeiterin, zweites ich glaube fast schon 300, drittes ist noch nicht ganz fertig, aber an die 800 dürften es schon sein.
ZitatUmso weniger ich wusste wo sich die Königin befindet und wie es ihr geht, um so besser hat sich das Volk entwickelt. Umgekehrt am Anfang wirkt sich jede Störung sehr negativ aus.
ZitatIch beschreibe es mal so. es gibt einen umschalt-efekt. Bis zu einer gewissen Kolonie Größe, versuchen die Arbeiterinnen nicht aufzufallen und agieren sehr vorsichtig. Ca ab 100/200 Arbeiterinnen treten sie immer selbstbewusster auf und attackieren dann auch mal gerne den Halter.
ZitatBesonders das ablassen von Wassertränken, Ameisen können Wasser leiten, wie man es nicht vorstellen kann.
ZitatIch hatte eine Kolonie Lasius niger mit mehreren 1000 Arbeiterinnen, Jede noch so kleine Möglichkeit auszubrechen, wurde genutzt. Auch wenn der Spalt noch so klein war, oder der Ausbruchsschutz nicht 100prozentig aufgetragen war, die sind da durch gekommen, Von dieser Kolonie ist leider die Königin gestorben und und innerhalb ein paar Tagen haben sich die Arbeiterinnen alle gegenseitig umgebracht.
ZitatZitat von phillip_sekora Welche anderen möglichen Gefahren könnten die Kolonie beeinträchtigen bzw. auslöschen?
Das aller wichtigste ist immer Zugang zu genügend Wasser. Sonst spielt besonders am Anfang Störung eine sehr große Rolle. Eine Artgerecht Haltung setze ich mal voraus.
ZitatWie bei jedem Tier das man sich anschafft, sollte man sich vorab informieren, Sonst können Anfängerfehler passieren.
ZitatIch hab eine Zucht Argentinische Waldschaben, Die sind leicht zu halten und vermehren sich schnell.
ZitatJe nach dem wie viel Brut vorhanden ist, steigt oder sinkt der Futterbedarf.
ZitatMan sollte sich immer gut überlegen welche Art und wie viele Kolonien man sich anschafft. Mit einer einzelnen Königin kann eine Riesen Kolonie entstehen und das für Jahrzehnte,
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