Blattläuse und KamikazeAmeisen

  • Hallo,


    ich hab seit etwa 2 1/2 Monaten eine Lasius niger Kolonie. Diese hat sich in dieser zeit von etwa 5 Arbeitern zu beachtlichen (geschätzten) 30-40 entwickelt. Zahl ist schwer abzuschätzen, da sie das RG noch nicht verlassen, aber komplett mit Sand befüllt haben. Wenn draussen was los ist, sind schon bis zu 20 Arbeiterinnen in der Arena unterwegs. Vor etwa einer Woche habe ich zum ersten Mal eine Blattläuse auf einer abgebrochener Pflanze in die Arena gelegt. Meine Meisen haben diese auch sogleich befummelt, ob dabei überhaupt Honigtau rauskam, weiss ich nicht ... vermute mal eher nein, da die Läuse ja auf einem abgebrochenen Stück Pflanze hockten.
    Jedenfalls fingen meine Lasius nach etwa einer Stunde an fleissig alle Läuse in den Bau zu tragen.
    Heute wollte ich meinen Schützlingen mal wieder etwas gutes tun und habe ihnen wieder ein paar Blattläuse in die Arena getan. Diesmal jedoch von einer anderen Pflanze eine andere, etwas grössere Art.
    Der erste Kontakt zwischen Meise und Laus lief sehr ... naja, seltsam ab. Es hockten zwei recht dicke Läuse rum und ziemlich zeitgleich trafen dort 2 Ameisen ein. Irgendwie ging dann alles sehr schnell. Als sich das Getümmel gelegt hat, sah ich die eine Ameise sich in die andere verbissen hatte und diese gerade dabei war wegzutransportieren.
    Das hat mich erstmal sehr geschockt. Hat die eine nur die Laus verfehlt, oder was war da los ?? Meine Freundin meint, die hätten sich um die Läuse gestritten und dabei hätte die eine halt den kürzeren gezogen. Aber ich denke da steckt mehr dahinter.
    Hab die Meisen dann mal weiter beobachtet und zu einem solchen Zwischenfall ist es zum Glück nicht wieder gekommen. Jedoch scheinen die Blattläuse, vor allem die mächtig fetten Exemplare, eine Art Abwehrsekret zu besitzen. Hab desöfteren beobachtet, wie sich eine Meise genähert hat, dann plötzlich, ganz schnell zurückgewuselt ist, verpeilt im Kreis rumgelaufen und sich dann erstmal paar Minuten geputzt hat. Sieht für mich also ganz nach einer Art Läuse-PfefferSpray aus. Was jedenfalls auch interessant war. Die Meisen die von den Läusen makiert wurden, wurden auch anders von ihren Artgenossen behandelt. Wurden teilweise angesprungen, allerdings ohne weitere kampfhandlungen, und auch konnte ich des öfteren beobachten, dass ihnen von anderen Ameisen am Arsch rumgeklopft wurde. Vielleicht rochen die markierten Ameisen nach laus und die anderen haben auf ein bisschen Honigtau gehofft. Seltsam ist jedenfalls, dass ich dieses "Nach-Honigtau-Klopfen" diesmal bei den Blattläusen nicht gesehen habe, sondern nur bei markierten Ameisen. Alles sehr seltsam ...
    Jedenfalls wurden recht viele Läuse trotz Gegenwehr überwältigt und ins Nest gebracht. Mittlerweile scheinen die Lager aber voll zu sein, denn sie zeigen kein Interesse mehr an den 3,4 Läusen die noch verstreut im Formicarium rumstreunen.


    Also, mal wieder viel zu viel Text(hoffe ihr konntet folgen), wollte doch eigentlich nur wissen ob jemand ähnliches beobachtet hat oder Informationen zum Thema Abwehrsekret bei Blattläusen hat. Würd da gern genauer wissen was da los war ....

  • Erstmal finde ich es beachtlich, dass deine Kolonie in 2 1/2 Monaten so stark gewachsen ist (irgendwas mach ich falsch ?(). Noch erstaunlicher finde ich, dass sie bei so einer relativ geringen Volksstärke schon mit der Blattlauszucht anfangen. Ich dachte immer dafür währen Kolonien von 100+ Tieren erforderlich.
    Bei deiner eigentlichen Frage kann ich dir nicht weiterhelfen, da ich absolut keine Ahnung von Läusen und Kumpanen habe. Werde später aber auf jeden Fall auch Läuse anbieten. Bis jetzt habe ich auch noch von nichts vergleichbaren gelesen. sorry

  • Naja, mit Blattlauszucht angefangen ist so ne Sache :winking_face:
    Züchten tun sie die ja nicht, sondern fressen sie auf. Und beim ersten Mal haben sie wenigstens noch versucht die Läuse als Honiglieferant zu missbrauchen, aber beim 2ten Mal war davon nichts mehr zu merken. Also würd ich hier nicht von Blattlauszucht sprechen sondern die Läuse eher als Futtertiere genauso wie Fliegen sehen.
    Nur dass ich bei Fliegen noch nie erlebt hab, dass die meisen übereinander hergefallen sind ...

  • Haste anscheinend irgendwie ne komische Blattlausart erwischt. Aber wenn sie die beim ersten mal ins Nest getragen haben würde ich das schon Blattlauszucht nennen. vielleicht wollten sie sie in Schutz nehmen?


    Kannste mir mal per PN schicken wie du so ein schnelles Wachstum hinbekommst?(heizung, futter, Licht) Fänd ich ganz nett

  • Jo, scheint echt ne komische Lausart gewesen zu sein. Bei der ersten Art konnte man fast noch von nem harmonischen Zusammenleben sprechen. Wurden noch in der Hoffnung auf Honigtau befühlert und als das nicht viel gab ins Nest getragen, wobei da man auch noch von tragen reden konnte.
    Jetzt bei der 2ten Art wurden die Läuse erst gemeuchelt und dann tot ins Nest geschleppt...


    Mmmh, naja ... hab eigentlich nix besonderes gemacht. Habs recht warm in meinem Zimmer, so dass die Temperatur ohne zusätzliche Beheizung immer so um die 25-26 Grad beträgt. Zusätzliches Licht gibts auch nicht. Steht sogar eher in ner dunklen ecke in meinem Zimmer. zum fressen gibts immer frischen Honig und hab auch 2,3 mal Marmeldade probiert. Aber Honig scheinen sie lieber zu mögen. 2 Mal pro Woche gibts dann Fleisch. Anfangs gabs meistens abgebrühte Spinnen aus dem Keller. Doch seit der leergefangen wurde, nurnoch Fliegen (kleinere auch lebend) und in letzter zeit Blattläuse zum testen.
    Was noch anzumerken wäre : ist recht feucht in meinem Formi ... so Luffeuchtigkeit von 75% da ich ne Plexiglas-Abdeckung hab. Hab aber eher so das gefühl, das sich das eher negativ auswirkt. Der Honig verdünnt sich selbst und übriggebliebenes Futte rhat spätestens nach 4 Tagen ne Schimmelschicht. Muss den Honig deshalb spätstens alle 2 Tage wechseln .... Wollte auch bald mal PFTE ausprobieren. Irgendwie doof, da man in letzter Zeit öfters mal warten muss bis die Luft rein ist um Deckel zu öffnen und Futter zu wechseln

  • Hi,


    zu dem 'Läuse-Pfefferspray' kann ich auch nichts beitragen; aber bist Du sicher, dass die eine Ameise von der anderen getötet wurde, bevor sie sie weg getragen hat? Tote Kolonie-Mitglieder werden meistens weg getragen und auf den 'Müllplatz' gebracht! Vielleicht ist sie ja schon vorher gestorben!?
    Ansonsten könnte diese Ameise natürlich auch schon an der Pflanze gesessen haben und Du hast sie übersehen (geht ja schnell bei Ameisen.....)!? Dann ist auch klar, dass sie angegriffen wird.


    Und ja, nimm schnell PTFE oder Talkum, sonst hast Du bald ein RIESENPROBLEM!

  • Zitat

    Original von C@mponotus
    Ansonsten könnte diese Ameise natürlich auch schon an der Pflanze gesessen haben und Du hast sie übersehen (geht ja schnell bei Ameisen.....)!? Dann ist auch klar, dass sie angegriffen wird.


    Wieso ist dann klar, dass sie angegriffen wird ? Nur weil sie bei den Blattläusen sitzt ? Hätte eigentlich erwartet, dass Ameisen der selben Kolonie sich nicht gegenseitig angreifen.


    Aber abgesehen davon kamen die beiden Ameisen recht gleichzeitig an. Soweit man das richtig sehen konnte, wollte A1 auf die Blattlaus und A2 is auch in die Richtung hat sich dann aber in A1 verbissen. A1 hat sich dann noch etwas gekrümmt, weiss nicht ob sie sich wehren wollte, sah jedenfalls so aus, und wurde dann zuckend weggetragen. Also wurde definitv von einer anderen Ameise getötet.


    Wie schon gesagt, denke ich, dass es an irgendeinem Abwehrsekret der Luse liegen wird, da manche Ameisen die die Läuse angegriffen haben sehr abrupt zurückgeschreckt, etwas verplant rumgelaufen und sich dann geputzt haben. Kam eine andere Ameise in der Zeit kurz nach dem vermutlichen ansprühen in die Nähe hat diese oft die angesprühte Ameise angesprungen. Sah teilweise auch recht agressiv aus, ist allerdings nichts weiter passiert. Neben dem anspringen auch noch die Sache mit dem Arsch-schnüffeln, was mich noch weiter wundert ... das haben die Ameisen weder untereinander noch bei dieser Art von Blattläusen gemacht. nur Anfangs bei der ersten Blattlausfütterung zwecks honigtau.
    Jedenfalls macht das ganze Verhalten auf mich den Eindruck, dass die Blattläuse so ein Abwehrsekret versprühen, dass erstens ziemlich unangenehm ist und zweitens eine Ameise für die anderen Ameisen nach Blattlaus aussehen lässt. Deshalb die Attacke auf die eine Ameise, das Anspringen und so ...


    Aber würd da halt gern mal was genaueres wissen. Hab im Internet bisher noch nix dazu gefunden. Und weiss auch nicht ob ich weiterhin Blattläuse bzw. diese Art von Blattläusen füttern soll. Das ganze hat mich etwas nachdenklich gestimmt.
    EDIT: hab mittlerweile gefunden, dass Blattläuse(genauer gesagt Röhrenläuse, deren Beschreibung auf meine Art zutrifft) 2 Drüsen am Abdomen haben, mit denen sie ein klebriges Abwehrsekret verspritzen können. Was dieses bewirken stand aber nirgends.


    Wegen PTFE, bin nächste Woche weg und wollte es danach sofort bestellen. Hätte da aber nen paar Fragen und bin zu faul nen neuen Thread zu öffnen :winking_face:
    Trocknet es oder bleibt es flüssig und wie es mit Luftfeuchtigkeit aussieht. Hab gelesen, dass es bei hoher Luftfeuchtigkeit nicht so toll sein soll wegen verlaufen etc.

  • Nein, Du hast mich falsch verstanden; ich meinte, dass die angegriffene Ameise evtl. mit der Pflanze 'eingeschleppt' wurde - also zu einer anderen (Outdoor-) Kolonie gehört. Aber das kann man ja nach Deiner Aussage ausschliessen.


    Tja, ich würde mir solche Kampf-Läuse nicht mehr ins Haus holen..... :smiling_face:


    Bzgl. PTFE:
    Wie hoch ist Deine Luftfeuchtigkeit denn? Unter normalen Umständen sollte es da nicht zu Schwierigkeiten kommen. Ich bevorzuge eigentlich Talkum (bei L.n. geht aber beides!).

  • achso :winking_face: vorher waren zwar fremde Ameisen an dem Stengel. Hab sie aber alle sorgäfltig abgesucht und entfernt bevor in den Stengel mitgenommen habe.


    Zur Luftfeuchtigkeit ... schwer zu sagen. Also es wird immer etwas zwischen 75 und 80 angezeigt. Meistens eher Richtung 80. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin wie genau das Hygrometer eigentlich ist. Das RG liegt wie schon erwähnt seit 2 1/2 Monaten im Formicarium und hat immer nach reichlich Wasser im Tank. Genauso wie der Ytong noch gut feucht ist. Hab die ersten 2 Wochen reichlich gegossen. Wohl etwas zu reichlich wie ich dann festgestellt habe und den folgenden 2 Monaten gerade einmal nachgegossen. Trotzdem kommt es nochzur Kondenswasserbildung an der Glaswand beim Ytong. Teilweise (als am Anfang als ich noch sehr viel gegossen hab) auch an der normalen Glasscheibe und nicht grad wenig. Also kann auch gut sein, dass es teilweise mehr als 80% waren ... trau dem Hygrometer nicht so ganz.


    Hab irgendwo mal gelesen, das Talkumbei hohen Luftfeuchtigkeiten feucht wird und so nicht mehr bröckelt, also nix bringt. Und PTFE sowieso länger halten soll als Talkum. Deshalb hätte ich eher zu PTFE geneigt. Lass mich durch gute Argumente allerdings umstimmen :winking_face:

  • Hi und Hallo,



    wie schon geschrieben hast Du keine florierende Blattlauszucht, sondern einen süßen Proteinspender in Dein Becken gebracht.


    Wenn eine andere Lasius niger - Kolonie das Blatt vorher bevolkert hat, ist die abschreckende Reaktion der Ameisen evtl. durch den Fremdduft zu erklären... wenn dieser sehr stark ist, befindet sich die Ameise auf fremden Territorium und vermeidet bei dieser Koloniegröße uU eine Zuammenkunft.


    Blattläuse in das Becken zu bringen hat keinen nennenswerten Vorteil bzgl. Honigtaus. Erst eine erheblich größere Lasius niger - Kolonie mit von ihnen bevorzugten Läusen auf einer vitalen Wirtspflanze wird Dir die erwartete Zucht bringen.

  • Komplett offen lassen wollte ich ihn eigentlich nicht, aber den Deckel mal paar Stunden weg lassen zum lüften wäre schon ganz praktisch. Bisschen höhere Feuchtigkeit als im Zimmer halte ich schon für sinnvoll. Wobei ich es im Moment schon zu feucht finde :winking_face:


    Jetzt nochmal zum PTFE ... ist es flüssig oder trocknet es. Und wie sind damit so die Erfahrungen bezüglich Erneuern (wie oft) und wieviel man für ein 40x30 grosses Formicarium braucht. Reichen 10ml ?
    Auf Ameisenwiki.de stehen auch so paar Sachen die mich nachdenklich machen :
    Volumenänderung bei 19°C ... heisst das, ich muss jedesmal wenn unter 19°C kommt neu auftragen, da die alte Schicht bröckelt (falls es fest wird) ? oder was hat das für auswirkungen ?
    und "Auch in einem anderen Forum wurde berichtet, daß insbesondere die Lasius niger Pygmäen keinerlei Schwierigkeiten haben, die Teflonschicht zu überqueren."


    EDIT: Sahal das mit den fremden Ameisen wäre eine Idee. Jedoch waren sowohl bei den ersten Blattläusen als auch bei den zweiten Ameisen auf der Pflanze die ich entfernt habe. Trotzdem beim ersten Mal total gelassen beim zweiten agressiv. Wegen Honigtau st schon klar. Hab die Blattläuse auch als einfach zu fangende Beute gesehen. Nen Stengel abreissen ist eben einfacher als nach irgendwelchen Fliegen oder Spinnen zu suchen und diese zu fangen :winking_face:

  • Hallo nochmal,


    ja und ja..... es ist flüssig und trocknet dann. Erneuern muss man es recht selten; in meinen Augen ist Talkum aber doch die bessere Wahl. Mit PTFE haben L.n. doch eher die Möglichkeit auszubrechen; wie heute erst bei einem befreundeten Ameisen-Halter geschehen!


    Seit ich Talkum benutze, brauche ich keine Deckel mehr (Auf dem Behälter mit PTFE aus Sicherheitsgründen schon!). Talkum ist auch recht simpel in der Anwendung:


    -Einfach wie Gibs mit Wasser anrühren (Staub nicht einatmen; ist ungesund :winking_face:

    -Das ganze sollte eine mittlere Konsistenz haben; also nicht zu dünnflüssig aber natürlich auch keine feste Pampe.


    -Dann deckend auf den Rand auftragen und nach dem Trocknen sollte man die Oberfläche dann noch mal ganz vorsichtig mit einem Pinsel anrauhen (quasi noch mal 'drüberstreicheln').


    - Und das beste -Talkum bekommt Ihr für wenig Geld im Baumarkt und anderen Läden. Ich habe letztens für 100ml (Pulver!) 1,99 bezahlt!

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