Blattläuse bei Trockenheit

  • Hallo erstmal, :huepf:


    Ich hab, als es so nass war, beobachtet, wie Lasius niger Blattlauszucht betrieben hat. Später, als es total heiß war, waren an den Pflanzen, an denen L.n. Blattlauszucht betrieben hat, keine einzige Blattlaus mehr, an allen anderen Pflanzen ohne L.n. saßen aber noch viele B.l..Sobald das Klima wieder feuchter war, waren die Pflanzen wieder übersäht mit B.l..


    Nun meine Fragen:


    :frage:1. Tragen L.n, während sie wegen der Hitze keine Blattlauszucht betreiben können, die Blattläuse in ihr Nest?


    :frage:2. Wenn ja, wie erhalten sie die Blattläuse über eine Woche lang am Leben?


    Danke schonmal für ein oder zwei Antworten. :grinning_squinting_face:

  • Kann es vielleicht sein, dass die Pflanze, an denen keine Blattläuse mehr waren "welk" war ?


    Blattläuse saugen den Pflanzensaft nicht aus der Pflanze, sonder der Pflanzensaft seht unter Druck und "durchströmt" die Läuse buchstäblich. Wird eine Pflanze welk, verringert sich der Innendruck der Pflanze und die Läuse kommen nicht mehr an den Saft, da sie ja nicht saugen können.


    Hat es geregnet erhohlt sich die vorher welke Pflanze wieder und kann wieder für die Blattläuse genutzt werden.


    Das kann ein möglicher Grund für Deine Beobachtungen sein.


    markkus

    Wer A sagt, muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war. Bert Brecht
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    Einmal editiert, zuletzt von markkus ()

  • Von Lasius niger ist mir nur bekannt, dass sie die Eier von Blattläusen im Nest überwintern lassen. Dass sie jedoch die Läuse ins Nest schleppen, um sie vor Trockenheit zu schützen, wage ich zu bezweifeln. Ich vemute, sie würden im Nest verhungern, denn Blattläuse ernähren sich nicht vom Saft aus Wurzeln - das tun nur Wurzelläuse.

  • Hi und Hallo,


    von Lasius niger ist ein Einkellern der Pflanzenläuse oder besser deren Brut im Winter bekannt, nicht jedoch im Sommer. Alleine die Futterfrage wäre schlecht zu lösenâ¦
    [EDIT] Smaug, warst schneller, ich schreib wohl zu langsam :grinning_squinting_face:


    Ameisen können Läuse nmW nicht aus dem Kropf füttern, denn die Ameisen fressen ja das, was die Läuse als Abfallprodukt ihrer eigenen Ernährung ausscheiden. Die aufgenommenen Pflanzensäfte werden in der Pflanzenlaus (bei allen?) durch Bakterien umgewandelt und/oder Inhaltsstoffe gewonnen. Der Honigtau ist also zusammengesetzt aus überschüssigen Kohlenhydraten und anderen nicht verwertbaren Inhaltsstoffen sowie dem Abbauprodukt der Bakterien... und somit wertlos für die Läuse.
    Würden die Ameisen jetzt für die Pflanzenläuse Pflanzen anritzen und ihnen die Säfte füttern... ja dann können doch besser gleich die Läuse an die Pflanze gesetzt werden.


    Was jedoch geschieht (und zu markkus korrekter Ausführung passt):
    Lasius niger transportieren die Pflanzenläuse durchaus zu vitalen, gesunden Pflanzen⦠sowie auch zu passenden Pflanzen näher zum Nest.
    Wenn also im Sommer eine Pflanze bei großer Trockenheit âetwas Druck verliertâ, transportiert Lasius niger die gesamte oder auch nur Teile der Herde zu einer voll im Saft stehenden Pflanze⦠und wenn alles nix hilft, wird die Herde kurzerhand geschlachtet und sich eine neue gesucht⦠bloß nix verschwenden, und Ameisen sind nicht zimperlich.
    Reste einer solchen Herde auf welker Pflanze werden dann geflügelte Tiere bilden, die dann alleine zu einer anderen Pflanze abwandern. Die verbleibenden Resttiere erzeugen weniger ungeflügelten Nachwuchs, schonen somit die Pflanze und warten auf besseres Wetter.


    Interessant in diesem Zusammenhang:
    Ameisen zerbeißen oft den geflügelten Läusen ihre Flügel, um sie am Abwandern zu hindern. Zusammen mit dem Schutz der Herde vor Fressfeinden und dem Anbieten von guten Futtergründen haben Ameisen tatsächlich eine echte Nutztierhaltung. Eine tropische Art treibt es noch auf die Spitze: sie sorgen sogar im Regen für einen trockenen Unterschlupf. Hier ist dann sogar zu vermuten, Ameisen können Regen vorher âspürenââ¦


    Eine besondere, enge Beziehung zu Pflanzenläusen ist von Acropyga schon länger bekannt, von KLEIN erst 1992 bei Tetraponera binghami (Südost-Asien) beschrieben:
    Die Jungköniginnen nehmen eine Larve der Lauspopulation ihres Stammnestes mit auf den Hochzeitsflug. Diese wird zwischen den Mandibeln während Flug und Paarung gehalten und erst im neuen Nest wieder angesetzt.
    In Europa ist dieses Verhalten bisher nur bei Acropyga paleartica (von Hölldobler&Wilson (the Ants, 1990) fälschlicherweise als neartica bezeichnet) bekannt. Nebenbei ist sogar der Name paleartica nicht ganz korrekt, da er nach den Regeln der Nomenklatur von Linne nicht lateinisiert wurde.


    In Europa scheint sich, mit der oben genannten Ausnahme, ein solches Verhalten schlicht nicht zu lohnen, da einfach genügend Pflanzenlaus-Populationen vorhanden sind. Lediglich im Frühjahr sind Engpässe allgemein bekannt, wenn sich ganze Kolonien von Ameisen direkt an Nutzpflanzen im Garten zu schaffen machen oder verstärkt in Häuser eindringen... (Tipp für die Geplagten: stellt einfach ne Schale Honig auf und Ruhe ist)
    Auch haben sich die oben genannten Arten stark auf eine exakt definierte Lausart spezialisiert, bei Tetraponera binghami ist es sogar eine vollkommene Symbiose... die ernährt sich ausschliesslich von dieser Lausart! Und gleich wieder nen vergleich: auch Blattschneider haben eine Symbiose mit exakt einem Pilz, und auch diese schleppen einen Zuchtansatz des Symbionten mit auf Hochzeitsreise....

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