Ameisen (Cataglyphis) zählen ihre Schritte

  • Ameisen zählen ihre Schritte.


    Auch Ameisen können zählen - und zwar nicht nur bis drei. In einem Experiment stellte sich heraus, dass Wüstenameisen sich anhand ihrer Schrittzahl orientieren. Forscher fanden das heraus, indem sie den Tieren die Beine verlängerten oder kürzten.



    Eine über Hundert Jahre alte Hypothese aus der Zoologie ist endlich bestätigt worden - und dabei spielten Schweineborsten eine entscheidende Rolle, obwohl der Gegenstand der Forschung Ameisen waren.



    ZIELSICHER: WIE WÜSTENAMEISEN DEN WEG FINDEN


    Schon lange ist bekannt, dass den Krabbeltieren das polarisierte Sonnenlicht, das mit einer bestimmten Schwingungsrichtung auf der Erde ankommt, als Kompass dient. Außer der Himmelsrichtung bedarf es zur Orientierung aber auch einer Vorstellung von der zurückgelegten Entfernung.


    Hochgeschwindigkeits-Wüstenameisen (Cataglyphis fortis) kehren nach der Nahrungssuche auf direktem Weg in ihr Nest zurück - dazu ist eine genaue Orientierung unerlässlich. Wie die Tiere jedoch die Distanz abmessen, war bislang unklar. Ihre Wege führen oft mehr als hundert Meter weit über strukturloses Wüstengelände, um dann geradlinig auf dem kürzesten Weg zu ihrem Ausgangspunkt zurückzukehren.


    Am Wendepunkt Beine verlängert


    Auf menschliche Dimensionen übertragen hieße dies, nach 50 Kilometern Hin- und Herlaufen in der Wüste ohne technische Hilfsmittel in Sekundenschnelle die Richtung und Entfernung zum Startpunkt angeben zu können. Bereits im Jahr 1904 vermuteten Insektenforscher, dass die Ameisen einen inneren Wegmesser besitzen.


    Matthias Wittlinger von der Universität Ulm und seine Kollegen aus Ulm und Zürich haben diese Hypothese nun zum ersten Mal getestet - und bestätigt. Die Wissenschaftler ließen dazu Wüstenameisen durch eine Metallschiene von ihrem Nest zu einer zehn Meter weit entfernten Futterquelle krabbeln. Dort fingen sie die Tiere ein und setzten sie für den Rückweg in eine zweite Metallschiene, die parallel zur ersten verlief. Anschließend beobachteten sie, wo die Ameisen ihr Nest zu suchen begannen. Das entsprach den Beobachtungen aus der Natur.


    Im zweiten Teil des Versuchs veränderten die Biologen die Beinlänge der Tiere: Einigen Ameisen wurden die Beine mit Schweineborsten verlängert, anderen wurden einige Beinsegmente amputiert.


    Happy End nach ein wenigen Tagen


    Als die Wüstenameisen nun von der Futterquelle zu ihrem Nest zurückkehrten, liefen die Tiere mit verlängerten Beinen zu weit, da sie nun größere Schritte machten. Die Ameisen mit den Stummelbeinen hingegen konnten nun nicht mehr so große Schritte machen und begannen daher zu früh, ihr Nest zu suchen.


    Im Wissenschaftsmagazin "Science" (Bd. 312, S. 1965) folgern Wittlinger und seine Kollegen: Die Tiere haben die Schritte während des Hinwegs gezählt und laufen beim Rückweg dieselbe Anzahl in entgegengesetzter Richtung. Wenn ihr innerer Zähler auf Null steht, wähnen sie sich am Ausgangspunkt.


    Für die Versuchsameisen gab es ein Happy End: Einige Tage später hatten sich die Tiere an ihre neuen Beine gewöhnt und konnten die zurückgelegte Distanz wieder richtig einschätzen.


    stx/AP/ddp/dpa

  • Hier noch die Bilder aus dem entsprechenden [URL=http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,424412,00.html]Spiegel-Artikel[/URL]


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