Nachwuchssorgen

  • Anscheinend entwickelt sich meine Kolonie sehr gut, allerdings habe ich heute eine (für mich) erschreckende Beobachtung gemacht.


    Momentan habe ich keine Larven mehr. Nur Eier und Kokonpuppen.
    Ist das normal dass das in "Schüben" passiert?


    Oder hab ich was falsch gemacht? Ich dachte das immer von jedem etwas da sein sollte / muss.


    Noch ne Frage: Potenziert sich die Anzahl der Eier? Also beschleunigt sich das Wachstum potenziell zu der Anzahl der vorhandenen Arbeiterinnen?


    Irgendwo habe ich gelesen, das die Königin nur so viele Eier legt, wie versorgt werden können... vllt hängt mein erstes Problem ja auch damit zusammen, das sie jetzt erstmal "wartet" bis die alle da sind und dann richtig reinhaut :winking_face:

  • Hi


    Ich denke das du dir keine Sorgen machen solltest, denn solange Eier vorhanden sind, ist auch Nachwuchs in Sicht. Wahrscheinlich hat deine Gyne, aus welchen Gründen auch immer, eine kleine Pause eingelegt.


    Zu deiner zweiten Frage sollten lieber die erfahrenen Halter Stellung nehmen. Das sich die Nachwuchsrate mit steigender Arbeiterzahl erhöht meine ich gelesen zu haben und klingt auch plausiebel. Nur wie hoch diese Rate sich steigert kann ich nicht sagen.



    Edit: wie groß ist deine Kolonie denn jetzt?


    gruß
    line

  • Also vor allem bei der Kolonie-Neugründung einer Jungkönigin ist es so, dass Eier in verschiedenen "Schüben" abgelegt werden.


    Bei meiner Kolonie (Lasius niger mit ca. 20-30 Arbeiterinnen) kann ich im Moment auch nicht so viele Larven entdecken. Da sind jedoch welche. Mal schaun, wie sich das so weiterentwickelt.


    Bitte poste deinen aktuellen Stand, sobald du wieder Larven gesichtet hast.



    markkus

    Wer A sagt, muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war. Bert Brecht
    Man wird nicht dadurch besser, dass man andere schlecht macht. Heinrich Nordhoff
    Der Kluge läßt sich belehren, der Unkluge weiß alles besser.

    Einmal editiert, zuletzt von markkus ()

  • Genau, das meinte ich auch mit den "Schüben" in denen, vor allem während der Gründung (Lasius niger), Eier abgelegt werden. Sobald erste Pygmäen erschienen sind, werden weitere Eier abgelegt...


    Diese Schübe können später dann, wenn schon eine kleine vielzahl von Arbeiterinnen vorhanden ist, immer noch auftreten.


    Ob sich das dann irgendwann "einpendelt" bzw. normalisiert / periodisiert kann ich jedoch auch nicht genau sagen...



    markkus

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  • ReHi,


    bei Lasius niger konnte ich nach der Gründungsphase bisher keine deutlichen Schübe an Eiern erkennen, vielmehr haben die Königinnen fein säuberlich ihr täglich Brot mit Eierlegen verdient.


    In der Gründungsphase legt die Königin ihre erste Brut und wartet deren Schlupf ab. Gegen Ende der Puppenruhe oder bei Schlupf der ersten Pygmäen legt die Königin dann eine deutliche zweite Brut (nicht Generation!) und geht sofort in eine gleichmässige Eierproduktion über, ab diesem Zeitpunkt dann sind keine weiteren Schübe zu erkennen.


    Natürlich wird auch die Reproduktion gewissen Schwankungen unterliegen, die nach meiner Einschätzung aus Futterangebot, Temperatur und Nest-Klima resultieren, als Schübe würde ich es keinesfalls bezeichnen.
    Diese Schwankungen erkenne ich bei meinen Kolonien zB am leicht wechselnden Verhätnis zwischen Eiern, Larven und Puppen... jedoch ist immer reichlich von allem vorhanden.


    Steigt die Eierproduktion mit der Anzahl der Arbeiterinnen?
    Ja... und zwar direkt mit der Anzahl der sie versorgenden Arbeiterinnen.
    Die Königin wird von den Arbeiterinnen mit speziellen Futterstoffen versorgt, die (direkt oder durch Umwandlung) für die Eierproduktin verwendet werden, bzw diese fördern. Je mehr Arbeiterinnen vorhanden sind, bzw je mehr Futter die Königin bekommt... detso mehr Eier wird/kann sie produzieren.
    Die Kolonie ist also auch in diesen Falle ein selbstregulierendes Zusammenspiel, denn die Königin kann/wird nur soviel Eier produzieren, wie von der Kolonie auch tatsächlich versorgt werden kann.


    Hier liegt übrigends auch die größte Gefahr des Pushens...
    Die Königin ist anatomisch auf eine bestimmte Menge an Futtersekreten eingestellt, dh mit wachsender Koloniegröße wachsen auch ihre Ovarien und somit der Bedarf an Futtersekreten... dieses Wachstum der Ovarien geht langsam voran, an das natürliche Koloniewachstum angepasst!!
    Wird eine Kolonie jetzt stark gepusht, produzieren die Arbeiterinnen einen Überschuss an diesem Futtersekret, der dann nicht durch die Königin verwertet werden kann. Hier kann jetzt ein sehr störender Effekt einsetzen: ein paar junge Arbeiterinnen erbetteln und verwerten dieses Futtersekret selbst und beginnen mit der Eierproduktion... und schon kommt die Kolonie entgültig aus dem Tritt und wird in der Entwicklung weit zurückgeworfen, wenn die Königin nicht gar eingeht!

  • Moment!


    Dies ist wohl ein Extremfall, da ich selbst bei Pushen von über 100 Puppen nichts dergleichen bei Lasius sp. sehen konnte, nur eben, dass es sich als optimal herausgestellt hat, einer Gründerin einen Tropfen Zuckerwasser "einzuflößen" und dann fünf bis fünfzehn Puppen hinzuzugeben, das hat bisher bessere Vermehrung erreicht, als das Pushen mit hunderten Puppen.


    Aber hier kann es alles Mögliche sein, da ja neue Arbeiterinnen auch relativ wenig aus dem Nest gehen und so die Futterversorgung schlechter sein könnte, als bei einem kleinen, kontrollierten RG.

  • Grundsätzlich sind claustral gründenden Gynen KEIN zusätzliches Futter zuzugeben.


    Natürlich kann es sein, dass es auch mit externer Futterzugaben klappen kann, jedoch spricht alles dagegen. Das RG stellt das Nest für die Jungkönigin dar, was also ihr "Allerheiligstes" ist! Jeglicher Eingriff ins RG wird somit als Bedrohung gesehen und als Gefahr verstanden! Es kann somit nur Stress für eine gründende Gyne geben, was sich NICHT gut auf die weitere Eiablage bzw. Gründung auswirken kann...



    markkus

    Wer A sagt, muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war. Bert Brecht
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    Einmal editiert, zuletzt von markkus ()

  • Danke Sahal, für diese ausführliche Antwort.


    Ich denke mal das die momentane "Flaute" bzw. der Verhätnis Eier / Larven zu puppen aufgrund des Stressfaktors nicht stimmt.


    Das wird wohl noch eine Nachwehe des Transportes etc sein.
    Und ganz aufgehört hats ja nicht (wie oben beschrieben, hab ich ja doch welche entdeckt. Etwas schnell geschossen :winking_face: ).

  • ich würde shahal noch um einige Erläuterungen zu den "eierlegenden Arbeiterinnen" bitten.


    Mir ist unklar warum Arbeiterinnen Eier legen sollen. Dies hat ja keinen Sinn, das wäre ja nur Eiweissverschwendung, da eine Arbeiterinn ihre Eier ja nicht befruchten kann und somit die Eier absterben werden

  • Er sagte doch, das dies ein Effekt des erbettelten Futtersekretes ist. Auch wenns keinen Sinn ergibt :winking_face:


    Das ist genauso als wenn deine Freundin zuviele Anti-Babypillen gekauft hat und du welche erbettelst.
    Wennde Pech hast, wachsen dir Brüste, klingt komisch, macht keinen Sinn, ist aber so :winking_face:

  • @ wewa:


    Die Eier würden nicht absterben. Bei Ameisen und anderen eusozialen Hautflüglern (Hymenoptera) wie Bienen und Wespen schlüpfen aus befruchteten Eiern weibliche Larven , die sich je nach Versorgung zu Königinnen oder Arbeiterinnen entwickeln, und aus unbefruchteten Eiern männliche Larven.

  • ReHi,


    eierlegende Arbeiterinnen widersprechen dem Grundsatz der eusozialen Insekten... aber auch hier haben die Ameisen zur Verwirrung einen regulären Spezialfall entwickelt:
    - einige niedere Ameisenarten haben keinen oder keinen genügenden Sozialmagen entwckelt und nutzen die Eierproduktion zur Proteinversorgung der "regulären königlichen" Brut. Passt aber ins Bild der eusozialen Insekten, da die Arbeiterinnen zugunsten der "königlichen Brut" auf eigenen Nachwuchs verzichten und ihre Eier an diese verfüttern.
    Soweit die Regel...


    Rein anatomisch sind aber die Arbeiterinnen (Ergatomorphen) vieler Gattungen (so zB Lasius, Myrmica, Camponotus) in der Lage, Eier zu legen. Direkt nach dem Schlupf haben diese noch mehr oder weniger entwickelte Ovarien, wenn auch deutlich kleiner / weniger Ovariolen als die Gynomorphen. ZB bei Formica ist es gut dokumentiert, das sich die Ovarien bei den Ergatomorphen mit zunehmendem Alter stark zurückentwickeln und verkümmern. Diese Rückentwicklung geht übrigens Hand in Hand mit den von der Arbeiteinn bevorzugt übernommenen Aufgaben: Brutpflege -> Innen dienst -> Aussendienst.


    Warum legen jetzt nicht alle Arbeiterinnen Eier?
    Wahrscheinlich wird durch die Königin (bei Lasius die Gynomorphe) die Produktion der Eier durch Pheromone unterdrückt und die Arbeiterinnen kümmern sich voll und ganz um die Königliche Brut. Wird aber jetzt das Zusammenspiel der Kolonie gestört, zB durch überpushen, kann es zu den im letzten Post beschriebenen Ausnahmen kommen.


    Ein weiterer auslösender Faktor ist zB der Tot der Königin in einer Kolonie. Besonders bei monogynen Arten bricht hier die eusoziale Struktur zusammen und die Ergatomorphen können unbefruchtete Eier legen (wie von Smaug beschrieben). Siehe hierzu auch Ameisenwiki: weisellose Kolonien.
    Der Sinn, wenn man ihn dann suchen möchte: es werden männliche Geschlechtstiere gezogen und das Genmaterial der Kolonie trotz Tod der Königin weitervererbt.


    Durch zB HÖLLDOBLER (und andere) recht gut dokumentiert ist dieses bei einer Camponotus-Art: 60 Tage nach Trennung von der Königin begann die Produktion der männlichen Geschlechtstiere durch Arbeiterinnen.
    In dieser Arbeit ist auch dokumentiert, dass die Arbeiterinnen in einer Kolonie mit Königin die Eier anderer Arbeiterinnen erkennen und diskriminieren/fressen... in wie weit sich das auch bei zB Lasius niger zeigt, bleibt zu vermuten... wäre aber eine spekulative Erklärung für die vom Halter nicht bemerkten Eier der Arbeiterinnen.


    Zitat

    dass es sich als optimal herausgestellt hat, einer Gründerin einen Tropfen Zuckerwasser "einzuflößen" und dann fünf bis fünfzehn Puppen hinzuzugeben

    Der Aussage möchte ich ganz klar widersprechen:
    OPTIMAL ist es, die Gyne nicht zu füttern und nicht zu pushen!
    Wenn die Geduld für eine natürliche Gründung nicht reicht, dann ist die Menge der Puppen ok, jedoch sollte trotzdem nicht gefüttert werden.
    Auc hat es sich in einigen Fällen gezeigt, dass bei Zugabe von Puppen die Gyne kurzerhand ihre eigene Brut gefressen hat... und somit die Entwicklung der Kolonie stark zurückgeworfen wurde.

  • ich weiß, dass dieser Thread schon ziemlich alt ist, aber ich war schon lange nicht mehr da...


    Smaug: wie kann denn aus einem unbefruchteten Ei Leben entstehen? soweit ich weiß gibt es kein Lebewesen, wo aus einem nicht besamten Ei etwas schlüpft

  • Das Ei einer Ameise besitzt bereits einen Chromosomensatz, einen haploiden Chromoaomensatz. Daraus entwickeln sich Männchen. Wenn der haploide Chromosomensatz des Eis mit einem Spermium, das ebenfalls einen haploiden Chromosomensatz besitzt, fusioniert, wird daraus ein Diploider Chromosomensatz, also werden es Weibchen. Da könnte man eine Gleichung daraus machen:


    Haploid(Ei)+Haploid(Spermium)=Diploid, also Weibchen.
    Haploid(Ei)+Nix=Haploid, also Männchen.


    Ich hoffe mal, ich erzähl dir hier keine Märchen, wenn doch berichtigt mich bitte^^


    lg, chrizzy

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