Camponotus - Umzug vor Winterruhe

  • Bei meinen Camponotus ist während der enormen Hitze der letzten beiden Monate was ziemlich blödes passiert.
    Sie haben vorher recht zufrieden in ihrem Holznest gelebt, welches ich dummerweise direkt in den Sandboden gestellt habe, so das Restfeuchtigkeit in den Sand ziehen konnte.
    Vor ca. 2 Monaten haben sie angefangen ein Nest im Sand zu buddeln und leben jetzt unter ihrem alten Holznest.
    Beim Umzug waren es ca. 30 Arbeiterinnen und die Königin.
    Seitdem habe ich von der Kolonie ausser einzelnen Arbeiterinnen in der Arena nichts mehr gesehen.


    Ich habe mittlerweile ein neues Ytongnest gebaut und dies auch dementsprechend isoliert, damit kein Wasser in den Boden sickern kann.
    Nur fällt mir seit einiger Zeit eine reduzierte Aktivität auf, es sind kaum noch Ameisen in der Arena zu beobachten.
    Ich weiss daher momentan nicht, ob vielleicht schon die Winterruhe langsam anfängt bei uhnen, aufgrund der recht hohen Temperaturen im Juli und den Temperatursturz dannach.
    Nahrung wird weiterhin eingetragen(Heimchen, Fliegen, etc.), allerdings meistens in der Nacht.


    ch will und kann die Kolonie allerdings nicht vernünftig in ihrem Erdnest überwintern lassen, da das Formicarium beim Transport definitiv Erschütterungen ausgesetzt sein wird und die Tiere dann vielleicht unter ihrem Holznest begraben werden.
    Sollte ich in dieser Situation vielleicht lieber versuchen den Umzug ein wenig zu forcieren, indem ich z.B. das Holznest ganz entferne, oder was ist Eure Meinung dazu?

  • Hi und Hallo,


    wenn sich die Kolonie tatsächlich bereits in Winterruhe befindet oder diese vorbereitet, hast Du mit einem freiwilligen Umzug wohl keine Schnitte mehr. Und den Umzug durch (teilweise) Zerstörung oder Öffnung des Nestes zu forcieren... nun, das kann Dich einiges an Brut kosten, ist auch nicht das gelbe vom Ei.


    In Deinem Falle würde ich auf die Fähigkeiten der Art Camponotus ligniperdus vetrauen und sie im warmen Überwintern lassen... dh das Becken enfach stehen lassen. Durch Hölldobler 1961 beschrieben soll Camponotus ligniperdus bedingt durch eine ausgeprägte "innere Uhr" eine vollständige Winterruhe abhalten könen, ohne Wintertemperaturen.


    Ob sich die Kolonie jetzt tatsächlich bereits in Winterruhe befindet, ist schwer zu beurteilen, zumal Du keine Einsicht ins Nest hast und somit die deutlichsten Anzeichen nicht erkennen kannst... jedenfalls wäre es nicht ausgeschlossen.
    Die verminderte Aktivität der Arbeiterinnen kann aber auch schlicht an fehlenden Larven liegen.

  • Es ist mit Verlusten zu rechnen, wenn man die Tiere warm überwintert. So kann es passieren, dass die Larven zum größten Teil absterben und die Kolonie im Frühjahr "kränkelt", d. h. dass die Eiproduktion der Königin eingeschränkt sein kann.


    Bei Camponotus ligniperdus und auch bei C. herculeanus ist es wie bei allen einheimischen Arten für den Fortbestand und die Entwicklung der Kolonie unbedingt erforderlich, dass die Tiere bei einer Temperatur von unter 10° C überwintern.

  • ReH,


    @Team: lässt sich dieser grundsätzliche Austausch bzgl. Winterruhe C. ligniperdus/herculeanus in einem gesonderten Thread auslagern?


    Smaug, der Meinung bin ich auch... eigentlich!
    Aber wie geschrieben hat Höllbobler in einer Arbeit von 1961 etwas anderes geschrieben: die erfolgreiche Überwinterung bei warmen Temperaturen!


    Leider liegt mir die Arbeit nicht vor und ich finde sie nirgends, werde aber mal die Berliner Unis abklappern.


    Passend hierzu ein Auszug aus dem Ameisenwiki:


    Zu finden unter http://ameisenwiki.de/index.php/Winterruhe


    Es bleibt darauf hinzuweisen: diese Arbeit beschäftigt sich aisschliesslich mit Camponotus ligniperdus und herculeanus.
    Es sind keine Rückschlüsse auf andere einheimische Arten zu schliessen!!!

  • Zitat

    Diese inaktive Phase beruht auf einer echten, physiologischen Diapause, da sie auch fortgesetzt wird, wenn die Kolonie in ein Labor mit 22-25 Grad C verbracht wird (wohl aus dem Freiland â A.B.).


    Aber dennoch, es ist wie bei "Cataglyphis zählen Schritte": ich glaubs einfach nicht, bzw fallen mit 21.753 Gründe dagegen ein.... :grinning_squinting_face:


    Ich hätte aber auch nicht geglaubt, dass meine Kolonien mitten im Hochsommer 4 Monate vor natürlicher Winterruhe (Mitte Juli) schlafen geht, bzw die Winterruhe einleitet!
    Meine C. ligniperdus-Kolonien befinden sich seit Wochen in der Vorbereitung zur Winterruhe, die Larven werden nicht mehr aufgezogen, die Kolonie ist inaktiv, die Königin produziert keine Eier mehr.


    Da diese Eigenschaft von Camponotus ligniperdus und herculeanus auch in Halterkreisen bekannt sein dürfte und mit Sicherheit einige Halter bereits eine Winterruhe ohne abgesenkte Temperaturen durchgeführt haben... wären die Erfahrungen hier sehr interessant!!!

  • Push...


    So, wollte nur mal nachhören ob es noch andere Meinungen dazu gibt.
    Mir macht die Kolonie immer noch ein wenig Kummer, die Winterruhe wurde anscheinend doch noch nicht eingeleitet, zumindest sind des öfteren noch einzelne Arbeiterinnen in der Arena zu sehen, welche Honig und Wasser aufnehmen und Beutetiere werden immer sehr schnell eingetragen.


    Obwohl das alte Nest mittlerweile schon ziemlich trocken sein müsste machen sie keine Anstalten umzuziehen, ich bemerke allerdings das eine Arbeiterin mittlerweile anscheinend ein Bein gebrochen hat und ziemlich desorientiert durch die Arena eiert, habe das bei dieser Kolonie schon 2 mal beobachten müssen.


    Wie ich schon einmal in einem anderen Thread erwähnt habe, ist die Kolonie mit einer anderen Unterart von Camponotus gepusht worden, liegt es möglicherweise daran das sich diese beiden Arten nach einiger Zeit nicht akzeptieren?


    Ich würde so langsam schon mal ganz gerne nach der Königin sehen und erfahren was aus dem Nest geworden ist, die Frage ist jetzt was ich mit einem "gewaltsamen" Umzug aufs Spiel setze und wie ich diesen am geschicktesten in Angriff nehme...

  • Hallo,
    versuche deine ants doch zum umzug zu bewegen wie ich,oder chrizzy.
    Bei mir hats geklappt,bei chrizzy weiss ich es nicht.
    Versuch es einfach mal,ist auf jedenfall schonender als jeder andere zwangsumzug.
    Viel Glück
    Micky


    EDIT: zu deinem Folgepost Rodion: du willst die ameisen doch zum umzug bringen oder hab ich da was falsch verstanden :confused_face: :confused_face: :confused_face:

  • Ja super, jetzt hab ich erst mal deinen Haltungsbericht gesucht und dann 4 Seiten überflogen auf der Suche nach der Umzugsanleitung.


    Wenn Du mir jetzt noch verraten kannst, wie ich einen Plastikschlauch an ein Erdnest anschliessen soll, in das ich ausserdem keinerlei Einsicht habe und nicht weiss wie es aufgebaut ist, dann würde ich das mal ausprobieren, ich glaube aber kaum, das diese funktionieren würde.

  • UPDATE:


    Ich hatte schon früher den Verdacht, das meine Camponotus ligniperdus Kolonie mit einer fremden Art gepusht wurde.


    Da meine Kolonie vor einigen Monaten in dem Sand direkt unter ihrem Holznest ein neues Nest gebuddelt hatte(Das Holznest also die Decke des neuen Nestes war) und ich vor der Winterruhe noch einen Umzug in ein Ytongnest einleiten wollte, habe ich vorsichtig das Holznest entfernt und die Ameisen damit an die frische Luft befördert.


    Nicht die behutsamste Art, ich weiss, aber ich wollte sehen ob die Königin unter dem Holzklotz überhaupt noch lebt, zumal die Kolonie recht inaktiv war, aber immer noch sehr viel Nahrung von den Camponotus Arbeiterinnen ins Nest geschleppt wurde.


    Zu meiner Verwunderung musste ich feststellen, das die "Fremdart" absolut in der Überzahl ist, bestimmt 30 Tiere im Vergleich zu nur noch 3 oder 4 Camponotus ligniperdus Arbeiterinnen, so das ich mir relativ sicher bin, das es sich nicht um eine Camponotus ligniperdus Königin handelt und die ganze Kolonie einer anderen Unterart angehört.


    Nur welcher?


    Genau wie bei Camponotus fallax und lateralis ist der Gaster gestreift(geblich blass), diese Streifen sind aber sehr viel matter und nicht so deutlich abgesetzt wie bei diesen beiden Arten, ausserdem stimmt die Grösse nicht und zumindest bei lateralis würde ja auch die Königin diese Streifen aufweisen.


    Überhaupt die Grösse der Tiere, bei Fallax find ich als Angabe 4-9 mm, bei lateralis 3-7, die Tiere sind aber viel grösser, die Kleinsten sind schon so um die 7-9 mm gross würde ich sagen.


    Der Thorax ist ein sehr helles rötliches Braun-orange, das auch schon fast wieder in gelb übergeht, ebenso der Kopf.
    Die Königin ist dagegen farblich sehr viel dunkler, so das ich sie eigentlich auch für eine C. ligniperdus Königin gehalten habe.


    Ich werde gleich noch Bilder machen, vielleicht fällt ja jemandem etwas ein.

  • UPDATE 2:


    In diesem Fall war die Vorschlaghammer-Methode vielleicht gar nicht die schlechteste.
    Die Kolonie ist kurz nachdem ich sie "vor die Tür gesetzt" habe komplett in das neue Nest gezogen, Ameisen und Brut sind nicht zu Schaden gekommen, ich muss allerdings hinzufügen, das ich das nur gemacht habe, weil klar war, das das Holznest die Decke des Erdnestes war und nicht mit Beschädigungen in den Nestkammern zu rechnen war.


    Das alte Nest ist mittlerweile entsorgt und auch Nahrung wurde bereits aufgenommen.

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