Infektionsgefahr durch exotische Ameisen und intraspezifische Homogenisierung

  • Da hier in diesem Forum ein Infektionsthread fehlt, der auch ueber die Gefahren der Haltung informiert, starte ich jetzt einfach mal einen.


    Ich bitte, ihn nicht zu Diskussionen zu nutzen, sondern dies in einem eigenen Thread zu tun, da er nicht wieder ewig lang werden soll, und ihn sowieso niemand liest. Dieser Thread soll nur fundierte Wissenschaftliche Erkenntnisse beinhalten


    Da ich die Genehmigung von A.Buschinger besitze, seine Texte fuer das Ameisenwiki zu nutzen, und ich denke, dass die Warnung auch hier angebracht ist, zitiere ich folgenden Text, um hier auch mal ein paar wissenschaftliche Sichtweisen ins Forum hier zu bekommen.



    Einleitung
    Innerhalb der vergangenen 3 - 4 Jahre hat sich in einigen europäischen Ländern, aber auch in den USA, ein zunehmendes Interesse von Privatpersonen entwickelt, Ameisen als Heimtiere zu halten. Während
    in den USA zumindest der Handel mit Ameisenköniginnen seit längerer Zeit verboten ist, sind in Europa, wo Einschränkungen weitgehend fehlen, einige Internet-Shops entstanden, bei denen die Ameisenhalter sowohl lebende Ameisen als auch Formikarien und Zubehör bestellen können. Da diese Shops Ameisen von beinahe überall in der Welt anbieten und verkaufen, ist Grund zur Besorgnis gegeben. Informationen über den Umfang dieses Handels lassen sich aus einer Anzahl von Internet-Foren gewinnen . Zahlreiche Beiträge in diesen Foren berichten u.a. über mehr oder weniger umfangreiche Ausbruchsereignisse. Aus den Foren ist weiterhin zu entnehmen, dass die angebotenen Arten in aller Regel nicht identifiziert sind, oft unter falschen Namen verkauft werden, oder allenfalls mit einem Gattungsnamen: z.B. "Pheidole sp.", einer Gattung mit weltweit über 900 Arten; unter diesen sind einige bereits als bedeutsame Schadameisen bekannt (z.B. P. megacephala).



    1. Das Risiko biologischer Invasionen
    Wie bei jeder absichtlichen oder zufälligen Freisetzung nicht-einheimischer Organismen in einem bestimmten Ökosystem können die exotischen Arten, glücklicherweise nur in wenigen Fällen, lebensfähige
    Populationen etablieren und damit die lokale Fauna verändern. Auch bereits als invasiv bekannte Arten können so in Ländern freigesetzt werden, in denen sie bisher nicht existierten, weil sowohl die Händler
    als auch ihre Kunden als Laien nicht zwischen gefährlichen und (vielleicht) harmlosen Arten derselben Gattung unterscheiden können. Welche Arten gefährlich sind, lässt sich nur a posteriori entscheiden, wenn der Schaden bereits eingetreten ist!
    Bekannt sind jüngere Beispiele von in Europa invasiven Arten, etwa die "Argentinische Ameise" (Linepithema humile) oder Lasius neglectus, wenngleich deren Ausbreitung vermutlich bisher nicht, oder nicht
    wesentlich, durch Handel oder Privathaltung gefördert wurde (z.B. SEIFERT 2000, s.a. IZIKO MUSEUMS OF CAPE TOWN 2004).
    Besonders Ameisen sind für lokale Faunen ein größeres Risiko als viele andere exotische Organismen: Ameisen sind in vielen Ökosystemen dominant. Hinzu kommt, dass in der Regel nicht nur ein oder
    einige wenige Individuen in die Freiheit entkommen, die wahrscheinlich sterben bevor sie sich fortpflanzen können (wie zum Beispiel die zahlreichen Spinnen, Tausendfüßler, Skorpione, Gottesanbeterinnen usw., die jedes Jahr aus der Haltung entkommen oder aus Überdruss freigesetzt werden). Über die ökologischen Folgen solcher Invasionen sowie über die Gründe für das invasive Verhalten sind u.a. in IZIKO
    MUSEUMS OF CAPE TOWN (2004) zahlreiche Arbeiten zu finden, s.a. WILLIAMS (1994).
    Im Gegensatz zu solitären Organismen kann eine komplette Ameisenkolonie, gleich ob sie entkommt oder absichtlich freigelassen wird, viel leichter einen geeigneten Platz finden, an dem sie sich reorganisieren und unter entsprechend günstigen Bedingungen auch reproduzieren kann. Mögliche Inzucht zwischen den Nachkommen einer einzigen Königin ist für Ameisen nicht immer ein ernsthaftes Problem
    (z.B. BUSCHINGER 1989, KELLER & FOURNIER 2002), anders als das oft irrtümlich angenommen wird. Die meisten (potenziell) invasiven Ameisenarten sind ohnehin polygyn (TSUTSUI & SUAREZ 2003), haben
    mehrere Königinnen in einem Nest, wodurch bereits eine gewisse genetische Vielfalt gegeben ist. Heim-Ameisenhalter bevorzugen im übrigen polygyne Arten, weil man glaubt, dass diese in Gefangenschaft
    länger leben und eventuell Königinnen nachzüchten können. Besonders "spektakuläre" Arten sind gesucht, so wie die australischen "Bulldoggen-Ameisen" (Myrmecia spp.), die neuweltlichen Blattschneiderameisen (Atta- bzw. Acromyrmex spp.), Weberameisen (Oecophylla spp.), oder Pheidole-Arten mit ihren auffälligen Soldaten. Sie alle werden bereits in Deutschland und anderen europäischen Ländern zum Verkauf angeboten.


    2. Die Gefahr der Entstehung weiterer Schadameisen oder invasiver Arten. Schon heute kommen in Mitteleuropa etwa ein Dutzend eingeschleppter Ameisenarten vor. Die meisten beschränken sich auf Warmhäuser, Gewächshäuser in Botanischen Gärten und Zoos. Einige befallen Wohnhäuser, Krankenhäuser und Restaurants, darunter natürlich die Pharaoameise (Monomorium pharaonis), aber auch ein paar Pheidole-Arten. Andere, die in Mittel- und besonders in Südeuropa im Freien überleben, sind die Argentinische Ameise (Linepithema humile) und auch die Wegameise Lasius neglectus (DEKONINCK & al. 2002); s.a. ESPADALER & BERNAL (2004); beide Arten haben das Potenzial zur Ausrottung zahlreicher heimischer Arten.
    Die meisten Schadameisen haben sich aus synanthropen Arten entwickelt, die seit langem durch den Handel weltweit verschleppt werden. Heimameisen-Halter und -Händler jedoch verlangen stets nach
    "neuen", "interessanten" Arten. Sammler und Händler versuchen entsprechend immer mehr Arten aus der Natur zu entnehmen, darunter auch solche, die nie die Gelegenheit hatten, durch den Menschen verbreitet und verschleppt zu werden. Unter den zahlreichen Pheidole-Arten, die wegen ihrer großköpfigen Soldaten bei Ameisenhaltern besonders beliebt sind, mögen Dutzende von potenziellen Schadameisen sein.
    Da sowohl Händler als auch Kunden taxonomische Laien sind, können sie die fraglichen Ameisen nicht korrekt identifizieren. Viele Arten werden unter sichtlich falschen (z.B. nicht existenten) Namen verkauft, oder sie werden nur bis zur Gattung bestimmt (z.B. Pheidole sp., Messor sp. und andere). Die Ameisensystematik ist sehr schwierig, sogar für die wenigen heute lebenden professionellen Myrmekologen, und viele Ameisengruppen (Gattungen) sind bis heute taxonomisch nicht zufriedenstellend bearbeitet.
    Damit ist es für Händler und Kunden absolut unmöglich zu wissen, ob eine bestimmte Kolonie einer schädlichen, oder möglicherweise künftig schädlich werdenden Spezies angehört.


    3. Die Gefahr des Überspringens von Parasiten und Pathogenen auf einheimische Ameisenarten
    Alle Tiere sind Wirte für Parasiten, die in einem fremden Habitat auf dort heimische Arten überspringen und diese gefährden können, selbst wenn der ursprüngliche Wirt in der neuen Umgebung nicht überleben
    kann. Dies gilt für Milben (Acari), Fadenwürmer (Nematoden), Einzeller (Protozoen), Pilze, Bakterien usw.
    Einige Ameisenarten sind bekannt als Zwischenwirte von Bandwürmern (Cestoden). In Südfrankreich ist eine Tetramorium-Art Zwischenwirt für einen Bandwurm, der das Haushuhn befällt (Gattung Raillietina;
    NADAKAL & al. 1971).
    Bisher weiß man sehr wenig über die Parasitenfauna von Ameisen. Verf. selbst war an einigen Studien beteiligt, über Bandwürmer (BUSCHINGER 1973), über Pilze (SANCHEZ-PEÃA & al. 1993, siehe auch BUSCHINGER & al. 2004 in diesem Heft), und über Gregarinen (Protozoa; KLEESPIES & al. 1997), alles Parasiten in Ameisen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass
    weit mehr Ameisenarten den einen oder anderen möglicherweise gefährlichen Parasiten beherbergen. Mit einer Gregarinenart, die in nordamerikanischen Ameisen der Gattung Leptothorax entdeckt wurde, konnten im Labor europäische Leptothorax-Arten infiziert werden, und sogar die Pharaoameise. Allerdings wurde diese Art durch den Gregarinenbefall nicht so geschädigt, dass ein Einsatz zur biologischen
    Bekämpfung der schädlichen Monomorium pharaonis gerechtfertigt wäre (BUSCHINGER & KLEESPIES 1999). Obwohl bis heute kein Fall einer im Freiland erfolgten Parasiten-Übertragung von nicht-einheimischen auf einheimische Ameisen nachgewiesen worden ist, scheint dies dennoch eine reale Gefahr zu sein.

  • 4. "Intraspezifische Homogenisierung" â ein übersehenes Risiko
    Mit "intraspezifischer Homogenisierung" ist gemeint, dass nicht nur die Einschleppung fremder Arten in eine native Fauna oder ein Ökosystem gefährlich werden kann, sondern auch das Einbringen von Angehörigen
    einer Art in entfernte Populationen derselben Spezies.
    In Europa leben zahlreiche Arten mit sehr großen Verbreitungsgebieten, vom Mittelmeerraum bis in subarktische Regionen. Es ist anzunehmen (und zum Teil bewiesen, z.B. HEINZE & al. 199cool , dass ihre lokalen Populationen Anpassungen u.a. an das örtliche Klima entwickelt haben. Werden sie an einen hinreichend entfernten Ort gebracht, gehen sie entweder zugrunde, oder sie hybridisieren mit der ortsansässigen Population, wobei deren lokale Anpassung verringert wird. Die vorhandene Untergliederung einer Art in Ökotypen, eventuell Unterarten, wird verwischt, die Art unter Umständen eine homogene Mischpopulation, die möglicherweise Anpassungsmerkmale an bestimmte Habitate verliert.
    Ein Problem in diesem Zusammenhang besteht auch darin, dass aufwändige und teure Forschung über Biogegographie und Phylogeographie erschwert oder sogar wertlos wird.
    Eine in Europa häufig untersuchte Fragestellung ist, ob eine bestimmte Art nach der Eiszeit aus ihrem mediterranen Refugium in die Bereiche nördlich der Alpen über die westliche und/oder die östliche Route eingewandert ist. Mit modernen DNS-Techniken ist es möglich, solche Routen zu rekonstruieren; aber wenn eine Art z.B. aus Südfrankreich im östlichen Österreich freikommt und sich etabliert, kann eine Menge Forschungsarbeit entwertet werden.


    Schlussfolgerungen
    Natürlich werden Ameisen nicht nur von den genannten, spezialisierten Firmen eingeschleppt, sondern bisher hauptsächlich durch den Handel mit Pflanzen, Obst, Holz usw., und viele Kolonien werden auch von Touristen mit nach Hause gebracht.
    Aber es ist zu befürchten, dass der Handel mit Heim-Ameisen die Anzahl importierter Kolonien erheblich steigert, und dass auch zusätzliche Arten importiert werden. Solche brisanten Organismen werden nicht selten an Kunden ausgehändigt, die zum Teil nicht älter als 12 - 13 Jahre sind!
    Es wäre sinnvoll und notwendig, dass Naturschutzorganisationen wie die IUCN die Regierungen aller Staaten über diese noch recht junge Entwicklung informieren und die gesetzliche Beschränkung des Handels mit lebenden (exotischen) Arthropoden vorschlagen, sowohl im Hinblick auf die Gefahren für die jeweils heimische Fauna als auch auf die mögliche Entwicklung weiterer invasiver Arten. Deren Ausrottung ist nur selten aussichtsreich und in jedem Fall sehr teuer (vgl. Feuerameisen, Pharaoameise, Argentinische Ameise usw.; VANDER MEER & al. 1990, MCGLYNN 1999, PIMENTEL & al. 2000, HOLWAY &
    al. 2002).


    Zusammenfassung
    In Europa (Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Spanien und England) ist seit einigen Jahren ein zunehmender Handel mit lebenden Ameisen zu beobachten, die privat gehalten werden. Händler liefern über das Internet angebotene Formikarien, Zubehör und lebende Ameisen, teils europäischer Herkunft, aber auch aus Übersee Südamerika, Indonesien, Australien.
    In dem Beitrag werden verschiedene durch diesen Handel begründete Risiken diskutiert: Entkommene Ameisen können
    (1) sich zu Schadameisen in Gebäuden entwickeln;
    (2) als invasive Arten im Freiland auftreten;
    (3) Parasiten und Krankheitserreger tragen, die möglicherweise auf einheimische Arten überspringen;
    (4) native Tier- und Pflanzenzönosen sowie ökosystemare Funktionen beeinträchtigen;
    (5) auch "intraspezifische Homogenisierung" könnte eintreten.
    Verf. empfiehlt den Regierungen aller Nationen, den Handel mit lebenden wirbellosen Tieren, besonders mit Ameisen sowie auch anderen exotischen Arten, für kommerzielle und nicht-wissenschaftliche
    Zwecke zu unterbinden. Ausnahmegenehmigungen sollten nur erteilt werden, wenn ausbruchsichere Haltung garantiert werden kann.

  • Mal ein weiteres Kleines Bespiel, was invasive Ameisen an Folgeschaeden verursachen koennen. Es scheinen sich ja nicht alle im klaren darueber zu sein, was alles passieren kann.



    Viele Pflanzenarten verlassen sich bei der Verbreitung ihrer Samen auf die Hilfe von Ameisen. Als Anreiz dient den Ameisen ein schmackhaftes und nährstoffreiches Anhängsel der Samen, das so genannte Elaiosom. Je weiter dabei die Samen von der Mutterpflanze weggetragen werden, desto schneller kann sich die Pflanze über ein größeres Gebiet ausbreiten.


    Diese Kooperation zwischen den Ameisen und den Pflanzen wird jedoch zunehmend von fremden Ameisenarten gestört, die aus anderen Regionen einwandern oder eingeschleppt wurden. Viele der neuen Arten sind kleiner und nicht so kräftig wie die einheimischen Ameisen. Die Folge: Sie können die schweren Samen nur über kurze Distanzen tragen. Selbst kleine Größenunterschieden hätten starke Auswirkungen auf die Pflanzengesellschaften, denn oft transportieren die kleinen Ameisen die Samen erst gar nicht zu ihrem Nest, erklärt Ness. Die Tiere fressen die Elaiosomen an Ort und Stelle und lassen die Samen dann einfach liegen. Die Pflanzensamen werden dann oft von Nagetieren gefressen.


    So verdrängte die Argentinische Ameise in Südafrika die einheimischen Ameisenarten. Das führte zu einer reduzierten Zahl von Sämlingen, die sich bei den beobachteten Pflanzen ausschließlich in der Nähe der Mutterpflanze befanden. Nun möchte sich das Forscherteam mit der Frage beschäftigen, ob sich die zugewanderten Arten noch in anderen Punkten von den heimischen unterscheiden und wie sich diese Unterschiede auf die Ökosysteme auswirken.
    (ddp/bdw â Oliver Schmid gefunden auf http://www.wissenschaft.de)

  • Krankheitserreger und Parasiten von Ameisen


    1.) Gregarinen (Protozoen, Einzeller, Mattesia spp.)


    Immer wieder (s.a. das Forum der Deutschen Ameisenschutzwarte) wird darauf hingewiesen, dass fremdländische Ameisen bei uns nicht nur selbst zur Gefahr werden können, sondern dass sie auch - zumeist völlig unbekannte - Parasiten und Krankheitserreger mitbringen, die unter Umständen für unsere heimischen Arten zur Gefahr werden können.


    Ein konkretes Beispiel (für diejenigen, die sich anhand der wissenschaftlichen Literatur informieren wollen, sind unten die Zitate angefügt):


    In Florida wurde 1979 (Jouvenaz et al.) ein einzelliger Parasit der dort importierten fire ants beschrieben, Mattesia geminata . Buschinger et al. 1995 berichteten über eine verwandte (oder identische?) Mattesia -Art aus der Umgebung des Yellowstone-Parks, in dortigen Leptothorax -Arten. Sie ließ sich problemlos in Leptothorax -Arten aus D züchten, natürlich unter großen Sicherheitsvorkehrungen, um unsere einheimischen Arten nicht zu gefährden. Kleespies et al. (1997) und Buschinger et al. (1999) haben über den bis dahin unbekannten Lebenszyklus, Infektionswege (die Larven werden befallen und sterben dann im Puppenstadium) sowie über potenzielle Wirtsarten für den Parasiten berichtet. Das recht breite Spektrum an Wirtsarten umfasst außer einigen Leptothorax-Arten auch z.B. ihren interessanten und in Deutschland gefährdeten Sklavenhalter Harpagoxenus sublaevis. Weiterhin konnte die Pharaoameise (Monomorium pharaonis) sehr erfolgreich infiziert werden, wenngleich deren Ausrottung durch den Parasiten unwahrscheinlich ist. Eine Weiterzucht der Mattesia mit dem Ziel, ein biologisches Bekämpfungsmittel für diese Schadameise zu entwickeln, wurde dann nicht betrieben. Sicher hätte sich ein solches Mittel gut vermarkten lassen, aber es wäre gewissenlos gewesen, so etwas u.U. in die Natur zu entlassen.


    Bereits 1988 hat Crosland aus Australien eine Mattesia -Art beschrieben, die in bull-ants, Myrmecia pilosula, parasitiert. Ich selbst habe dort infizierte Tiere 1990 gefunden. Näheres über das Wirtsspektrum dieser Mattesia-Art oder Infektionswege etc. ist absolut unbekannt!!!


    Seit 2002 werden "Bulldoggenameisen" (Myrmecia , unbestimmte Art, später âM. pavidaâ) im Handel angeboten.


    Dies ist ein konkretes Beispiel dafür, dass der Import fremdländischer Arten Schäden auslösen könnte, wenn der Parasit mit den importierten Ameisen eingeführt wird und auf Ameisen aus der heimischen Natur übergeht. Gewiss, die Gefahr eines GAU durch die angebotenen bull-ants ist wahrscheinlich gering. ABER: Alle anderen importierten Ameisen (und auch andere Tier- und Pflanzenarten) bringen das Risiko der Einschleppung solcher Parasiten, auch Pilze, Bakterien, Viren, mit sich. Nur weiß man leider viel zu wenig darüber, Forschung über die Krankheitserreger von Insekten lohnt kaum und wird kaum finanziert (Ausnahmen sind Honigbiene, Seidenspinner, und einige parasitoide Insekten, die man zur biologischen Kontrolle schädlicher Insekten bzw. Pflanzen etc. untersucht). Es ist einfach nicht lukrativ genug!


    Man sollte darüber nachdenken, ob der Import solcher Tiere zu verantworten ist!!!


    Hier die Literaturzitate:


    A. Buschinger, R.G. Kleespies, R.D. Schumann (1995): A gregarine parasite of Leptothorax ants from North America. Ins. Soc. 42, 219-222. A. Buschinger and R.G. Kleespies (1999): Host range and host specificity of an ant-pathogenic gregarine parasite, Mattesia geminata . Entomol. Gener. 24, 93-104. M.W.J. Crosland (1988 ) : Effect of a gregarine parasite on the color of Myrmecia pilosula (Hymenoptera: Formicidae). Ann. Entomol. Soc. Amer. 81, 481-484. (Die infizierten Tiere sterben, sind nicht nur etwas abweichend gefärbt, wie der Titel vermuten lässt - A.B.). D.P. Jouvenaz and D.W. Anthony (1979): Mattesia geminata n.sp. (Neogregarinida: Ophryocystidae) a parasite of the tropical fire ant, Solenopsis geminata (Fabricius). J. Protozool. 26, 354-356. R.G. Kleespies, A.M. Huger, A. Buschinger, S. Nähring, R.D. Schumann (1997): Studies on the life history of a neogregarine parasite found in Leptothorax ants from North America. Biocontrol Science and Technology 7, 117-129

  • Krankheitserreger und Parasiten von Ameisen


    2. Pilze:


    Aegeritella: Epizootische (auf Tieren lebende) Pilze, die bisher hauptsächlich bei europäischen Waldameisen gefunden wurden. Sie machen sich als winzige bis kleine, raue Erhebungen praktisch überall auf der Körperdecke bemerkbar. Wie weit sie den Ameisen schaden, ist nicht genau bestimmt. Es gibt jedoch Hinweise auf Waldameisenvölker, die schwächer geworden oder gar völlig verschwunden sind, nachdem man im Vorjahr eine Infektion mit diesen Pilzen beobachtet hatte. Myrmicinosporidium ist eine weitere Gattung von Pilzen, die in der Leibeshöhle der Ameisen anzutreffen sind. Sie wurden unter dem Namen "Näpfchenkrankheit" zuerst aus Süddeutschland beschrieben, da im mikroskopischen Bild entwässerter Tiere napfartige Strukturen in großer Zahl zu sehen sind. Häufig bei Temnothorax-, Solenopsis- und Plagiolepis-Arten im Mittelmeergebiet, aber auch in Nordamerika und sogar auf den Galapagos-Inseln nachgewiesen (wahrscheinlich mehrere Arten). Der Befall ist für die infizierten Tiere tödlich. Lebenszyklus und Übertragungsweg unbekannt.


    Hier eine Auswahl von Literatur; in den Literaturverzeichnissen der einzelnen Veröffentlichungen finden sich weitere Arbeiten zum Thema.


    Wisniewski, J., Buschinger, A. (1982): Aegeritella superficialis BA?. et WIZ., ein epizootischer Pilz bei Waldameisen in der Bundesrepublik Deutschland. Waldhygiene 14, 139-140, 1982.


    Buschinger, A., Winter, U.(1983): Myrmicinosporidium durum HÖLLDOBLER 1933, Parasit bei Ameisen (Hym., Formicidae), in Frankreich, der Schweiz und Jugoslawien wieder aufgefunden. Zool. Anz. 210, 393-398, 1983.


    Sanchez-Pena, S.R., Buschinger, A., Humber, R.A. (1993): Myrmicinosporidium durum, an enigmatic fungal parasite of ants. J. Invertebrate Pathol. 61, 90-96, 1993


    Buschinger, A., Beibl, J., DâEttorre, J, Ehrhardt, W. (2004): Recent records of Myrmicinosporidium durum Hölldobler, 1933, a fungal parasite of ants, with first record north of the Alps after 70 Years. Myrmecologische Nachrichten 6, 9-12

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  • Krankheitserreger und Parasiten von Ameisen


    3. Bandwürmer:


    Die Bandwurmgattungen Anomotaenia, Choanotaenia und Railletina leben im Darm von Vögeln als Endwirte. Die Bandwurm-Eier werden von Ameisen an die Brut verfüttert. In den Larven entwickeln sich Finnen (Cysticercoide), die in den adulten Tieren vorzufinden sind. Werden solche Ameisen von Vögeln gefressen, entstehen in deren Darm wiederum Bandwürmer. Als Zwischenwirte solcher Bandwürmer sind Arten der Gattungen Leptothorax, Temnothorax, Myrmica und Tetramorium bekannt geworden. Tetramorium beherbergen eine Bandwurmart, die in Hühnen lebt (Gefahr für Hühner in Freilandhaltung). Infizierte Leptothorax und Temnothorax fallen durch ausnehmend helle, gelbe Färbung auf; infizierte Myrmica sind dagegen deutlich dunkler braun als ihre Artgenossinnen. Befallene Tetramorium scheinen keine äußeren Besonderheiten aufzuweisen.


    Buschinger, A. (1973): Ameisen der Tribus Leptothoracini (Hym., Formicidae) als Zwischenwirte von Cestoden. Zool. Anz. 191, 369-380.


    Buschinger, A. (1989): Bandwurmfinnen in Ameisen. Die Waldameise 2, 45-48.


    Heinze, J., Rüppell, O., Foitzik, S., Buschinger, A.(1998): First records of Leptothorax rugatulus (Hymenoptera: Formicidae) with cysticeroids of tapeworms (Cestoda: Dilepididae) from the Southwestern United States. Florida Entomologist 81, 122-125.


    Péru, L., Plateaux, L., Buschinger, A., Douwes, P., Perramon, A., Quentin, J.C. (1990): New records of Leptothorax ants with cysticercoids of the cestode, Choanotaenia unicoronata, and the rearing of the tapeworm in quails. Spixiana 13, 223-225.


  • Koelner Stadt-Anzeiger
    http://www.ksta.de/html/artikel/1154434412791.shtml


    Ciao
    Witzman

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  • Eure Hinweise auf die möglichen Gefahren durch exotische Arten finde ich sehr wichtig. Ein entsprechender Hinweis sollte bei jedem Beitrag über exotische Arten stehen. Einige bemühen sich ja darum.


    Auf längere Sicht muss man wohl damit rechnen, dass alle Arten, die bei uns gehalten werden, auch bei uns freikommen, sei es durch Aussetzung oder durch Ausbrüche.


    Einige exotische Arten werden sich bei uns etablieren und wahrscheinlich einheimische Arten verdrängen und noch andere Auswirkungen auf unsere Ökosysteme haben.


    Umgekehrt werden natürlich auch europäische Arten auf andere Kontinente und Inseln verschleppt.


    Selbst ein totales Haltungs- oder Einfuhrverbot für exotische Arten, ein "Führerschein" oder die Beschränkung auf Wissenschaftler würde die Sache wohl nur verlangsamen und nicht verhindern. Gerade bei Ameisen ist es zu einfach, solche Beschränkungen zu umgehen.


    Unabhängig von Umweltzerstörung müssen wir uns durch Arten-Invasionen auf einen Artenschwund gefasst machen.


    Es macht also Sinn, dass wir uns mehr mit den einheimischen Arten befassen, gerade auch mit den selteneren, und dass wir uns darum bemühen, den Status Quo und Veränderungen zu dokumentieren.

  • Ein Beispiel für eine invasive Art, das ich euch nicht vorenthalten möchte:


    Zitat

    Seifert 2007:
    ... Eine 14 ha einnehmende Superkolonie von Lasius neglectus bei Seva/Spanien hatte 112.000.000 Arbeiterinnen und 360.000 Königinnen. Im Stadtgebiet von Budapest Fläche einer Kolonie > 6 km² (2005). Innerhalb solcher Gebiete weitgehende Ausrottung anderer Ameisenarten - Lasius fuliginosus und Liometopum microcephalum können aber ihre Territorien behaupten. Durch massive Förderung von Pflanzensaftsaugern und Nestbautätigkeit Schäden in Gewächshäusern und im Freiland (bis hin zum Absterben einzelner Bäume). Kann zudem in Häusern durch massives Auftreten an Nahrungsmitteln und in Küchen und Kantinen sehr lästig werden und Funktionsausfälle bei Elektroinstallationen erzeugen. ...

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