Expansion oder keine Expansion das ist hier die Frage.

  • Ich frage mich in wie weit Ameisen ihre Expansion treiben?


    Haben sie eine natürliche Größe die sie anstreben, sofern Nahrung vorhanden ist, oder passen sie sich dem Platz bzw der Nahrung an.


    Ich bin der Ansicht das Ameisen sich soweit ausbreiten wie es für ihre Kolonie von Nutzen ist (Faktoren wie Nahrung, Konkorrenten, Witterung,...). Aber das Potenzial müsste ja beschränkt sein, da die Kolonie ja ein brüchiges Konstrukt ist (Todesfälle entweder alter- oder kampfbedingt).


    Hab von Herrn Kalytta mehrfach gehört das sich Ameisen dem Platz-/Nahrungsangebot anpassen und man so auch volkmäßig größere Arten in kleineren Formicarien halten kann, da sie sich an ihre Umgebung anpassen. (einleuchten tut mir das in soweit wenig Protein = wenig Larven = kleine Kolonie, aber ob das so unschädlich ist bin ich mir nicht so ganz im klaren, da durch das Sterben der wenigen Arbeiterinnen auch die Kolonie aussterben könnte)


    Freue mich auf eine Diskussion :grinning_squinting_face:


    gruß
    benai

    Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten!



    Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen.


    Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen.


    Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf.

  • Hi und Hallo,


    eine enttäuschend "rege" Diskussion zu diesem interessanten und wichtigen Thema!!
    Aber zumindest 2 Antworten werden ja jetzt folgen :grinning_squinting_face:


    Im Gegensatz zu zB Mäusen vermehren sich Ameisen solange, bis sie mit den Tarsen aus dem Formikarium hängen und sich gegenseitig auf den Füßen stehen... eine gesteuerte Anpassung an den zur Verfügung stehenden Platz erfolgt im Formicarium nicht!
    Für mich heisst Ameisenhaltung vor allem auch nicht: " große Völker passend ins Jugendzimmer zu hungern".


    Die Volksstärke einer Art und einer Kolonie in der Natur setzt sich aus vielen Faktoren zusammen und ist ein Wechselspiel aus Territorium (und somit letztendlich den zur Verfügung stehenden Nahrungsquellen), Neststandort, Feinden, Parasiten, Symbionten, Klima, Qualität und Quantität der Nahrung, Nahrungskonkurrenten und natürlich dem größten Feind der Ameise: die Ameise selbst, dh anderen Völkern an oder in den Territoriumsgrenzen (Räubern, Skavenhaltern, Parasiten und Dieben) sowie Revierkämpfen.
    Morphologische und organisatorische Gründe mal gänzlich vernachlässigt.


    Selbstverständlich wird eine unter Nahrungsmangel leidende Kolonie klein bleiben... sie lebt ja nicht von Luft und Liebe und kann keinen weiteren Nachwuchs aufziehen oder produzieren. Durch Hunger ausbleibende Brut bedeutet aber auch eine Unterversorgung ua der Gyne mit notwendigen Dotter-Vorstufen/Proteinen und damit verbunden drohender Hungertod... oder wer kann schon exakt die Nahrungsmenge ermitteln, die ein Überleben gerade noch ohne Wachstum ermöglicht?


    Weitere direkte Folge des Nahrungsentzuges zB:
    - kleinere Hunger-Formen der Imagines, da die Kolonie auf "Notprogramm" schaltet und die Larven nur noch spärlich mit Nahrung versorgen wird/kann.
    - bestimmte oder einige Kasten werden bei polymorphen Arten verringert oder ausbleiben, da zB eine Investition der knappen Ressourcen in Soldaten oder Majors nicht lohnt... Überleben ist hier wichtiger als kräftige Tiere.
    - sehr stark erhöhte Ausbruchsneigung, da die Ameisen verstärkt und zielstrebig nach besseren Nahrungsquellen suchen... und zum Thema "Territorium erobern" verstehen Ameisen Null Spass und mutieren zum "Territoriuminator".
    - hiermit verbunden gleichzeitig erhöhte Sterblichkeitsrate, denn Ameisen suchen "verzweifelt" Nahrung, bis sie umfallen... im wahrsten Sinne des Wortes, und Altruismus wird für die Kolonie zu Altruinierismus!
    - und wenn bei Arten, die nicht aus Habitaten mit gleichmässiger Nahrungsversorgung stammen, die Klima-Bedingungen nicht exakt stimmen, legen sie schlicht ne Sommer-, Winter- oder Trockenheitspause ein und verkrümmeln sich stumpf in ihr Nest.



    Bei dieser Diskussion darf nicht vergessen werden: praktisch jedes "große" Formicarium ist bereits eine beengende Notsituation und nahezu keiner Art kann die natürliche Größe eines Territoriums gewährt werden... nicht umsonst kämpfen wir Halter mit einer Reihe von Fehlverhalten. Stellvertretend kennt jeder Polyrhachis dives - Halter die Fehlverhalten "Tote rumschleppen" und "Gegenseitige Angriffe" als deutliche Indikatoren für Platzmangel. Bei anderen Arten sind Fehlverhalten ala Totpflegen und Verstümmeln von Brut, Gyne oder Imagines bekannt, die aus Bewegungsmangel herrühren.
    Die Folgen einer zu beengenden Haltung sollten also deutlich sein.


    Keine Art zeugt Nachwuchs zum plumpen Protzen, oder um die Imagines auf 20cm2 als dekorative Pyramide zur nächsten Blattlaus am Baum zu stapeln.
    Ergo: das Wort "volksstarke Art" beinhaltet bereits einen großen Platzbedarf, teils unabhängig von der tatsächlichen Größe der Kolonie. Bereits eine einzelne Gründer-Gyne der Acromyrmex octospinosus furagiert bis 25m (!!!) um das Nest herum.



    Lange Rede, langer Sinn:
    man überlegt sich vorher, ob man auch nur einigermaßen die Platzansprüche einer Kolonie jetzt und in Zukunft erfüllen kann. Verlässliche Informationen erhält man am Besten von erfahrenen Haltern der betreffenden Art ohne kommerziellem Interesse und/oder entsprechende Veröffentlichungen über die natürlichen Lebensgewohnheiten.


    Aber leider ist der Mensch allzu gerne geneigt das zu glauben, was für ihn am Günstigsten erscheint, bzw ihm zum Vorteil gereicht.


    Ich frage mich nur immer wieder: warum lege ich mir Ameisen überhaupt zu?
    Antwort: um mich an derem Verhalten zu erfreuen!
    Was nützt mir aber nun eine Kolonie, die aufgrund der Platzverhältnisse niemals ihre Verhaltensmuster und Vielfalt zeigen kann und etliche Fehlverhalten an den Tag legt?

  • Ich denke mal, dass Ameisen einen gewissen Platz benötigen. Aber von Faktoren, wie z.B. Nahrung und Fressfeinden hängt ja die Koloniegröße auch ab. Irgendwann hat wohl jede Kolonie ein Maxmium erreicht, aber wie hoch das ist, kann man ja nicht so genau sagen.
    Bei Myrmica rubra ist die maximale Koloniegröße in der Natur bei ca. 20.000 Individuen. Man weiß ja aber nicht, wie groß sie unter idealen Bedingungen werden kann. Also ideale Futtermenge usw.
    Vielleicht wird sie dann ja 30.000 und mehr Individuen groß.
    Genau kann ich das nicht sagen.


    In der Haltung kann man ja lange Wege für Ameisen vortäuschen, indem man zwei Formicarien mit eibem langen Schlau verbindet, der vielleicht auch noch gewunden ist, damit der Weg für die Ameisen noch länger ist.
    Man muss sich also einiges einfallen, um den Ameisen genug Platz zu bieten. Vielleicht eine zerklüftete Landschaft, denn dadurch hat man viel mehr Oberfläche auf dem selben Raum oder man baut Höhlen für die Ameisen :D.
    Weitere Formicarien müssen ja sowieso angeschlossen werden, da es sonst eh zu eng wird.
    Manche Arten werden ja nur ca. 200 bis 300 Individuen groß, aber das muss ja nicht heißen, dass sie wenig Platz brauchen, denn die kleinen Ameisen können ja auch weite Distanzen zurücklegen.

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