Diskussion Stefans C. ligniperdus Haltungsbericht

  • Die Frage ist berechtigt ja, ich hätte mit dem Kauf warten müssen das ist mir auch jetzt beim nochmaligen nachlesen hier im Forum klar geworden.
    Aber jetzt kann ich natürlich nicht zurück.
    Das Zimmer ist abgedunkelt und hat derzeit eine Temp von 12-15 Grad.
    Den Lignis steht das Becken zur freien Verfügung.
    Wie ich in einem Bericht gelesen habe machen die Lignis ihre Winterpause wie sie es für richtig halten. Nun kann ich nicht nach 2 Tagen sagen sie machen gerade ne Winterruhe.
    Gut es sind immer nur 2 Ameisen die unterwegs sind, die anderen sitzen noch alle im RG und verhalten sich ruhig. Und Brut ist auch im RG.


    Also sagt mir wie ich mich verhalten muss um die jetzt entstandene missliche Lage zu meistern.


    Danke schon mal!


    MFG


    Stefan

  • Du musst die Ameisen bald an einen Ort brigen, wo sie ca. 5 Monate Winterruhe haben und das bei 5 bis 10 Grad.
    Du kannst sie doch nach draußen stellen, allerdings solltest du dann das Formicarium isolieren, da es sehr kalt draußen werden kann.
    Messe allerdings erst mal die Temperaturen draußen und stelle sie an eine geschütztere Stelle, denn das kann auch ein bisschen was ausmachen.
    Vielleicht hast du ja noch andere Orte, wo du sie hinstellen kannst, d.h. an Orte wo ca. 5 bis 10 Grad herrschen.

  • Hola,


    der Tip mit dem kühlen Plätzchen ist zwar in der Regel korrekt, aber Camponotus ligniperdus husten Dir was und turnen auch noch bei 10°C durch die Gegend... wenn die nicht wollen, dann geht mal eben gar nichts.


    Ich würde die Kolonie jetzt einfach ein paar Tage in Ruhe lassen und das Verhalten abwarten. Biete ein abbgedunkeltes Nest an und beobachte die Aktivität.
    IdR wird sich die Kolonie schnell beruhigen und die Aktivität weitgehend aufgeben.


    Dann kannst Du die Kolonie in den Kühler packen.

  • Dies ist kommt der Haltung sehr oft vor. Camponotus ligniperdus kann man nicht in die Winterruhe zwingen, das habe ich schon sehr oft gehört. Anders als zum Beispiel Lasius niger, welche ja bei niedriger Temperatur fast immer in die Winterruhe gehen, ist das dieser Art mehr oder weniger egal.


    Das das in der Natur auch so ist nehme ich auch an.


    Lg, chrizzy

  • Hallo!


    In der Natur sind die Möglichkeiten, sich die Zeit für die Winterruhe auszusuchen
    praktisch nicht vorhanden. Sie brauchen wie die Anderen unser einheimischen Arten
    die Wärme um sich zu entwickeln.


    Gruß Erne

  • ReHi,


    "sich die Zeit für die Winterruhe aussuchen" ist eine weitläufige Formulierung.
    Wenn die Bedingungen passen, geht Camponotus ligniperdus auch im Hochsommer in Winterruhe, bzw leitet diese ein.
    Theoretisch, denn derart verzerrte Bedingungen mit hohen Temperaturen werden in der Natur wohl kaum auftreten (noch nicht!)


    Aber dennoch: Camponotus herculeanus und C. ligniperdus suchen sich die Zeit für die Winterruhe selbst aus.
    Sobald eine Kolonie C. herculeanus ihre Sommer-Aktivität verbraucht hat, verschliesst Sie unabhängig von der Aussentemperatur das Nest und ward nicht mehr gesehen. Innerhalb des Nestes finden aber bis ~ +8°C noch Aktivitäten statt, "Wächter" sind gar bis +5°C aktiv..


    C. ligniperdus ist zwar nicht so konsequent im Nestverschluss und nimmt noch etwas Nahrung bis zum Kälteeinbruch auf, dennoch ist de Kolonie in Stimmung zur Winterruhe und zeigt die typischen Anzeichen. Aktivitättsgrenze liegt bei dieser Art zw. 8-10°C.

  • Hallo!


    @ Sahal

    Zitat

    Wenn die Bedingungen passen, geht Camponotus ligniperdus auch im Hochsommer in Winterruhe, bzw leitet diese ein.


    Von welchen Bedingungen gehst Du aus und konntest Du Dieses in der Natur beobachten?
    Kannst Du das noch weiter ergänzen?
    Camponotus ligniperdus - Kolonien gibt es hier bei mir in der Gegend nicht selten und die sind den ganzen Sommer über aktiv.
    Im Frühjahr lassen sie sich etwas Zeit, andere heimische Ameisenarten sind da eher zu beobachten.

    Zitat

    Sobald eine Kolonie C. herculeanus ihre Sommer-Aktivität verbraucht hat, verschliesst Sie unabhängig von der Aussentemperatur das Nest und ward nicht mehr gesehen. Innerhalb des Nestes finden aber bis ~ +8°C noch Aktivitäten statt, "Wächter" sind gar bis +5°C aktiv..


    Hast Du eine Sanduhr daneben gestellt um festzustellen wann sie ihre Sommer-Aktivität aufgebraucht haben, woraus leitet sich Deine Beobachtung ab?
    Das sie sehr "eigenwillig" sind, besser ausgedrückt, sie richten ihre Winterruhe nicht nur nach der herrschenden Temperatur ein, sind Beobachtungen,
    die ich bei der Haltung auch machen konnte, in der Natur konnte ich beobachten, das sie aktiv sind, so lange es warm ist.
    Es liegt mir daran ihr Verhalten zu konkretisieren und so noch mal meine Frage, sprichst Du von der Haltung dieser Ameisen oder ihrem Leben in der Natur?



    Gruß Erne

  • ReHi,


    die Antwort auf Deine erste Frage findest Du bereits im nachfolgenden Satz:

    Zitat

    Wenn die Bedingungen passen, geht Camponotus ligniperdus auch im Hochsommer in Winterruhe, bzw leitet diese ein.
    Theoretisch, denn derart verzerrte Bedingungen mit hohen Temperaturen werden in der Natur wohl kaum auftreten (noch nicht!)


    Ergo: nein, es ist wohl höchst unwahrscheinlich, das C. herculeanus und C. ligniperdus in der Natur bereits im August die Winterruhe beginnen... aber theoretisch möglich!
    Ganz unten findest Du noch ein Beispiel aus der Literatur, wenn Ameisen in wärmere Gefilde verbracht werden.
    Sehr interessant wäre es zu beobachten, wie sich Völker aus den nördlichsten Verbreitungsgebieten verhalten, wenn sie in die südlichsten Verbreitungsgebieten verbracht werden. Bedingt vergleichbare Bedingungen in der Haltung zeigen jedenfalls einen sich permanent verschiebenden Jahresrhythmus an...


    Verzerrte Bedingungen: gleichbleibend hohe Temperaturen, vermutlich auch gewisser Einfluss durch daraus resultierende optimale Futtersituation zur stabilen Brut-Aufzucht.


    Ich habe es dieses Jahr an zwei Kolonien Camponotus ligniperdus ausprobiert. Nach Beendigung der Winterruhe wurden sie gleichmässig bei >25°C/24h gehalten. Entgegen den vorjährigen Bedingungen sind die Kolonien bereits gegen Mitte/Ende August in Winterruhe gegangen, anders als vergleichbar "normal" gehaltenen Kolonien. Interessant daran auch: es gab keine augenfällige Abweichung zum "normalen" Verhalten, lediglich stark komprimiert.


    Die Kolonien hatten also bereits im Hochsommer ihre "Sommer-Geschäfte" erledigt, die gefühlte Sommerperiode (endogener Jahresrhythmus) war für sie abgelaufen und sie haben sich in Winterruhe begeben.



    Eine Sanduhr habe ich nicht, aber einen recht zuverlässigen Kalender. Auf dem finden sich rein Zufällig auch Namen, die den Monaten entsprechen (jaja, war ein genialer Kauf!).
    Wenn ich jetzt Eins und Eins zusammenzähle, kann ich einen logischen Zusammenhang zwischen Kalender und "Beginn der Winterruhe" knüpfen und sagen: die war zu früh, aber sowas von!


    Um auf die Natur zurückzukommen: eine jahrelange Erhebung den Nest- und Umgebungstemperatur in Feldversuchen bei C. herculeanus und C. ligniperdus gibt es nmW nicht, auch können nicht Versuchsweise die Temperaturen angehoben werden.
    Zu Beobachten aber: nach einem durchschnittlich extrem warmen Jahr begeben sich die beiden Arten früher zur Ruhe (bzw verschließt C. herculeanus das Nest) als in vergleichbaren, kälteren Jahren... unabhänig von den dann herrschenden Temperaturen.


    Ebenso v.a. bei C. herculeanus: trotz extrem warmen Frühjahres kommen die Kolonien erst aus dem Nest, wenn ihre gefühlte Winterruhe beendet ist. C. ligniperdus ist da beim Furagieren großzügiger, jedoch wird auch ihre Winterruhe erst nach Ablauf der gefühlten Zeit beendet.
    (Hier liegt v.a. bei C. herculeanus auch die Gefahr einer warmen Überwinterung: sie verhungern oder fressen ihre Brut. Bei C. ligniperdus SOLL sich das Fressen der Brut in Grenzen halten, da diese Art auch während der warmen Winterruhe furagiert.)


    Wie "störrisch" und an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst die Völker sind, zeigt sich zB durch den Import einer Kolonie aus nördlicheren Gefilden: diese gehen wesentlich früher in die Winterruhe als einheimische Populationen, auch wenn ihnen hier bessere Herbsttemperaturen geboten werden und sie noch aktiv sein könnten (Erdmann, 1943)
    Übrigens auch ein gutes Beispiel für die Gefahren der intraspezifischen Homogenisierung.

  • Ich hab mir deine Formicariumsbilder anguckt und habe eine Frage:
    Hast du in das Formicarium Wasser gegossen?
    Denn das sieht ein bisschen danach aus.


    Das ist meiner Meinung nach verschwendeter Platz, denn du brauchst nur eine Ausbruchssicherung wie z.B. Talkum an den Formicariumsrand zu machen und somit wird das Wasser überflüssig, falls es welches ist.
    So haben dann deine Ameisen mehr Platz und das ist auch besser, denn bei zu wenig Platz zeigen Ameisen nicht ihr natürliches Verhalten und dieses will man ja gerade beobachten. Man sollte den Aktionsradius einer Ameisen nicht unterschätzen.

  • Hola,


    Haltungsbericht:

    Zitat

    Jedoch habe ich gelesen das C. ligniperdus keine Winterruhe machen wenn noch Eier oder Larven im Nest sind.

    Die Aussage ist so zwar richtig, abgesehen von den Larven... aber das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt.


    Wenn sich Camponotus ligniperdus der Winterruhe nähern, legt die Gyne schlicht keine Eier mehr und die vorhandenen Eier werden noch schlüpfen.
    Besser also zu sagen: C. ligniperdus überwintert ohne Eier.


    Die Larven hingegen überwintern bei C. ligniperdus, bzw überwintern C. ligniperdus mit Larven. Diese werden entwässert und sehen oftmals gelblich und/oder schrumpelig aus.

  • Hallo,


    Habe heute das Becken nochmal komplett umgebaut. Da wieder eine Camponotus ligniperdus im Wasser lag.
    Scheint nicht die optimale Lösung zu sein.
    Jetzt hoffe ich das die guten sich in den nächsten Tagen etwas beruigen und ihre Winterruhe halten können.
    Werde in den nächsten Tagen weiter berichten .


    PS: vieliecht kann man sich mal im Chat treffen um zu diskutieren .


    MFG


    Stefan

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