Elaiosomen und Myrmica rubra

  • Also folgende Frage.
    Bei meinen Recherchen zu Myrmica rubra, welche ich selber halte, bin ich auf Pflanzen deren Samen mit einem Fetthaltigen Anhängsel (Elaiosom) bestückt sind, gestossen.
    Die Samen dieser Pflanzen vermehren sich durch Ameisen, welche diese Elaiosome fressen und dabei die Samen verteilen.
    So wird z.b. das Schneeglöckechen dadurch verbreitet.
    Hat jemand Erfahrung mit der Verfütterung von Elaiosomhaltigen Samenkörnern gemacht?
    Ich plane dieses Jahr zahlreiche Schneeglöckchen nach der Blüte zu pflücken und an meine Myrmica rubra zu verfüttern.
    Dies wäre eine absolut natürliche Nahrungsergänzung.
    Was haltet ihr davon ?

  • Nee da kann ich Dir nur zustimmen !
    Kein Ersatz für Honig und Insekten.
    Aber ich hab irgendwo gelesen dass es sehr förderlich für das Larvenwachstum sein soll.
    Lerchensporn, Schneeglöckchen u. a. Pflanzen bilden diese Elaiosome also Fetthaltigen Anhängsel und werden so von Ameisen verbreitet.
    Hat denn echt noch niemand Erfahrungen damit gemacht oder mehr darüber gehört?
    Gruß
    Rasdom

  • Hi und Hallo,


    Elaiosomen und damit verbunden Myrmekochorie kommt nicht nur bei den Schnee-Glöckchen vor, auch wenn diese in der Regel wohl die Ersten sind.
    Elaiosomen sind besonders bei den Wald-Blumen verbreitet, insb. Frühblühern und auch Kräutern.


    Ob die Verfütterung in der Haltung nun förderlich ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen, zu vermuten ist es jedenfalls. Zumindest in der Natur bieten die Elaiosomen eine sehr frühe und ergiebige Nahrungsquelle, vor allem aber auch kostengünstig... son Samen rennt nicht wirklich schnell weg, wehrt sich auch nicht großartig und ist leicht "erlegt" :pistols:, zudem meist Massenaufkommen und somit mögliche Straßenbildung.


    Da nmW Myrmica rubra, wie auch unsere anderen heimischen Arten, die Elaiosomen nur als Früh- bzw Zusatznahung aufnehmen, denke ich, dass die in Haltung sowieso immer sehr reichhaltige Diät aus Honig und Insekten ausreichend ist. Nicht zuletzt ist mir bei Haltern oder an Instituten keine regelmäßige Zusatzfütterung mit Elaiosomen bekannt, und gar Nachzuchten gab es dort ja einige.


    Dennoch: Elaiosomen enthalten konzentriert Inhaltstoffe, alles Gute aus Mutter Natur wie Glukose, Fruktose, Vitamin C, Nährstoffe und Fette. Die Pflanzen müssen ihre Samen ja für die Ameisen attraktiv machen,.. und dass scheint gelungen:
    die kleinen Rabaukinnen gehen scheinbar nicht schlecht auf diese Samen ab... das rockt :grinning_squinting_face:


    Bei Sammlung der Elaiosomen bitte drauf achten, keine geschützten oder seltenen Arten zu erwischen!
    Und übertreibt es nicht, rottet uns nicht die Veilchen aus :grinning_squinting_face:
    EINE Schote/Kapsel sollte wohl genügen...


    Sammeln und Verfüttern: zB das Schöllkraut bildet nach Blüte kleine Samen-Schoten aus, die mit kleinen, schwarzen Körnern mit weißen Anhang (das sind die Elaiosomen) gefüllt sind. Die aufgebrochenen Schoten oder "losen" Samen ins Formi geben und abwarten, bis die Ameisen Witterung aufgenommen haben.


    Da Elaiosomen keine ganzjährige und stabile Nahrungsquelle darstellen bleibt zu vermuten, ob diese immer und immer gleich gerne von den Ameisen angenommen werden.



    Kann ich mir ja nicht verkneifen:
    Elaiosom und Ameise sind von Größe und Gewicht aufeinander eingestellt, dh die Ameisen können die Samen gut eintragen und somit verteilen.
    Leider wissen auch erheblich kleinere, eingeschleppte Ameisenarten diese Elaiosomen zu schätzen, können oder wollen diese jedoch nicht wegschleppen = verteilen, und verzehren die "Belohnung" an Ort und Stelle. Das wiederum führt zu einer stark gestörten Ausbreitung der betroffenen, oft nur ein- oder zweijährigen Pflanze... wiedermal ein Beispiel dafür, welche Verantwortung wir mit der Ameisenhaltung übernehmen, und wie empfindlich Mutter Natur auf eine gestörte Ameisenfauna reagiert!.




    Eine kleine Auswahl an möglichen Pflanzen:
    Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus).. ich liebe diesen Namen :grinning_squinting_face:
    Kleines Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), dessen Elaiosomen
    Leberblümchen (Hepatica nobilis),
    Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis),
    Wald-Erdbeere (Fragaria vesca),
    Lerchensporn (Corydalis), zB Gelber Lerchensporn (C. lutea), Elaiosomen Hohler Lerchensporn (C. cava)
    Waldveilchen (Viola reichenbachiana),
    Wiesenwachtelweizen (Melampyrum pratense), ... wer denkt sich nur solche Namen aus :crazy:
    Ackerwachtelweizen (Melampyrum arvense),
    Acker-Ochsenzunge (Anchusa arvensis),
    Gemeine Ochsenzunge (Anchusa officinalis),
    Bärlauch (Allium ursinum L.),
    Buschwindröschen (Anemone nemorosa)
    Flockenblumen (Centaurea)
    und bei einigen Wolfsmilchgewächsen (Euphorbiaceae),
    Krokus (Crocus sativus L.),
    Flecken-Lungenkraut (Pulmonaria officinalis),
    Nabelmieren (Moehringia),
    Schöllkraut (Chelidonium majus),
    und letztednlich noch ein paar Gattungen wie
    Corydalis ,
    Ajuga ,
    Melica ,
    Silene ,
    Lamiun ,
    Luzula und
    Carex.


    Bitte beachten: nicht alle aufgeführten Pflanzen sind für uns ungiftig... also Vorsicht beim "Ernten" walten lassen.

  • Vielen Dank für die super Antwort Sahal :klopf:
    Damit ist mir echt weitergeholfen, ich werde dann sobald Schnneglöckchen verblüht sind, also Samen ausbilden ernten gehen :smiling_face:
    Nach Schöllkraut und Lerchensporn werde ich auch gucken aber hier in der Stadt wohl schwer fündig werden.
    Ich werd dann berichten wenn es soweit ist und ob ich Erfolg damit hatte.
    Gruß
    Rasdom

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