Gedanken zu Polyrhachis dives

  • Nabend allerseits,


    Ich spiele mit dem Gedanken, mir eine Kolonie Polyrhachis dives anzuschafffen.
    Mir stellt sich aber die Frage, was passiert, wenn das gewebte Nest zu klein für die Kolonie wird und kein Platz mehr zum weiteren Ausbau des Nestes für die Ameisen vorhanden ist?
    Also, wenn ein Becken (meins soll die Maße 60*40*30 besitzen) komplett mit dem Nest "vollgebaut" ist?
    Bauen sich die Ameisen dann in einem neuangeschlossenen Becken ein neues Nest oder was machen sie?
    Wird das Nest überhaupt jemals so groß, dass es zu so einem Problem kommen könnte?
    Ihr seht schon, ich mache mir Gedanken über die Art, die ich halten will. :winking_face:
    Hoffentlich wisst ihr etwas darüber.


    Viele Grüße
    Ameisenfarmer

  • In einem leider mittlerweile gelöschten Haltungsbericht hat ein sehr erfahrener Halter über seine vielen Probleme mit der Art geschrieben, die letztendlich dafür gesorgt haben, dass er sie abgekocht hat. Sie ist zwar leicht zu halten, vermehrt sich aber rasend schnell, sondert viel Ameisensäure ab (was bei besagtem Halter zu Hautätzungen und Atemwegsproblemen geführt hat) und kann sich bei dir daheim ansiedeln. Also wenn du trotzdem diese interessante Art halten willst, solltest du dich davor gründlich informieren und es dir wirklich 2 Mal überlegen.

  • Erstmal vielen Dank euch beiden, für eure Statements!


    Ich möchte aber noch viel mehr Informationen hereinholen, deshalb noch ein paar mehr fragen. :winking_face:


    Dass sie sich extrem schnell vermehren war mir klar. Aber irgendwann ist das Wachstum einer Kolonie ja auch zu Ende. Weiß jemand, wie viele
    Arbeiterinnen eine Kolonie bekommen kann bzw nach wie vielen Becken :grinning_squinting_face: Schluss mit dem Wachstum ist?
    Ich denke, dass man Hautverätzungen auf jeden Fall vermeiden kann, solange keine Ameisen ausbrechen und sich so an einem zu schaffen machen könnten.
    Nur das mit den angesprochenen Atemwegsproblemen finde ich bedenklich :think:
    Muss ich mir das so vorstellen, dass die Ameisensäure verdunstet und sich so in der Luft im Formicarium und in der Formicarium-gegend anreichert?


    Ich werde mir es natürlich gründlich überlegen, ob ich mit allen auftretenden Schwierigkeiten fertig werden kann, bevor ich mir eine Kolonie anschaffen werde.
    Deswegen versuche ich ja auch, durch meine Fragen und diesen Thread alles gut abzuwägen, um zu sehen, ob eine erfolgreiche (und auch langfristige) Haltung dieser äußerst interessanten Art für mich möglich ist.


    Ich hoffe, dass auch diese Fragen beantwortet werden können.


    So long
    Ameisenfarmer


    Edit: Hat sonst noch irgendjemand Tips/Erfahrungen zur/mit der Haltung von Polyrhachis dives?
    Ich will möglichst viele Informationen haben. :winking_face:

  • Also aus meinem Gespräch mit besagtem Halter ging hervor das er gerade das herausfinden wollte.... wie groß so eine Kolo wird bis Schluss ist. Es war die Rede von 12k Tieren zu dem Zeitpunkt als er abgebrochen hat wenn ich mich recht erinnere.


    Die normalen Ausdünstungen, Absonderungen der Kolo nahmen ein Ausmaß an, dass man in dem Raum wo er sie hielt nicht mehr richtig Atmen konnte und es zu den besagten Schleimhautreizungen und Veräzungen kam. Er hat aber selbst gesagt, die Art sei an sich gut zu halten, wenn man die Koloniegröße über die Nahrungszufuhr regelt. Wenn man das Nahrungsangebot begrenzt, wächst die Kolo wohl nur bis zu einem bestimmten Punkt. Allerdings würde ich es mir nicht zutrauen hgier das richtige Mittelmaß zu finden.


    Was aus seinem Experiment auch noch hervorging, war der Punkt das Polyrachis dives anscheinend Inzucht betreiben. Sprich sie haben nicht nur mehrere Königinnen, die Königinnen vermehren sich auch noch innerhalb des Nestes. Wenn deine Ausbruchssicherung nicht absolut sicher ist und ein Teil der Kolo entkommt und sich in deinem Haus ansiedelt hast du ein ernstzunehmendes Problem.


    Mir persönlich wäre diese Art zu gefährlich. Insbesondere wegen der Säurebelastung

  • Ich kann es mir momentan noch nicht wirklich vorstellen, dass die Säure einem kaum noch Luft zum Atmen lässt. Aber wenn ein so erfahrener Halter das sagt, wird das schon stimmen.
    Weiß zufällig jemand, wie ich mit diesem Halter in Kontakt treten könnte? Oder ist er selber noch hier im Forum unterwegs?

  • Nach einer Meinungsverschiedenheit um das Vorgehen eines der Mods hier hat der Halter darum gebeten alle seine Beiträge und seinen Account zu löschen. Ob er in anderen Foren weiter aktiv ist kann ich nicht sagen.

  • Ich möchte noch darauf hinweisen das besagter Halter der einzige ist, der bisher über dieses Problem geklagt hat.
    Inwiefern seine Darstellung der Wahrheit entspricht und die Norm für Polyrhachis dives Kolonien darstellt, ist daher nicht klar zu verifizieren.


    Besagter Halter hat ausserdem seine Kolonie direkt mit einer sehr hohen Zahl von Gynen erhalten und die Kolonie im weiteren Verlauf der Haltung maßlos überfüttert.
    Im Zweifelsfall sollte man bei Erhalt der Kolonie die Gynenzahl überprüfen und auch wenns schwer fällt auf ein vernünftiges Maß reduzieren.


    PS: Meine Freundin schlägt vor: Vielleicht bei hohem Säuregehalt der Luft einfach mal hin und wieder das Fenster aufmachen! :winking_face:

  • Dieser Halter hatte eine Kolonie mit mindestens 10.000 Tieren (konnte er nicht mehr genau zählen).
    Dass es da zu solch hohen Belastungen der Luft durch Ameisensäure kommen kann, ist verständlich. Er konnte sich kaum mehr als ein paar Minuten lang in dem Zimmer aufhalten.
    Bei einer kleineren Kolonie dürfte die Säure wahrscheinlich nur sehr wenige oder keine Probleme bereiten.
    Ich denke, den ganzen Winter über das Fenster sperrangelweit offen stehen zu lassen, ist wohl keine Alternative.

  • Ich denke es gibt 2 Dinge, die diese Art kompliziert machen:


    1. Sehr einfach zu halten und wenn genug Futter da ist vermehrt sie sich dadurch rasend schnell (-> Platzprobleme, enormer Futterbedarf, evtl. Probleme mit der Säure).


    2. Polymorph, vermutlich inzucht und kommt mit unserem Klima gut zurecht -> könnte sich in der Wohnung ansiedeln oder in die Natur ausbrechen und unsere einheimische Fauna aus dem Gleichgewicht bringen.


    Man sollte es sich also genau überlegen, ob man diese Art halten will, ich würde es mir nicht zutrauen, obwohl ich sie sehr interessant finde... und vielleicht sollte man auch noch sagen, dass es sehr, sehr viele interessante Ameisenarten gibt!

  • Ein weiteres Problem ist, dass die Ameisen über ptfe einfach rüberlaufen können, das heißt man braucht ein komplett dichtes Formicarium.
    Das Wachstum kann man eindämmen, indem man
    1. weniger Futter anbietet
    2. die meisten Königinnen, bis auf 2-3, aus der Kolonie entfernt
    3. ab und zu einige Hundert Ameisen aus der Kolonie entfernt.


    Das größte Problem ist für mich immernoch die Ameisensäure, da wenn sich diese in der Raumluft verteilt, ich nicht mehr schlafen kann, weil ich durch ständige Juckreize usw geplant werden würde. Jedoch weiß ich nicht, ob soetwas auch schon bei einer kleinen Kolonie auftreten kann.

  • Wobei ich mir gerade Option 2 doch etwas schwierig vorstelle... meistens bekommt man die Kolonien doch bereits im Nest, oder?


    Ich denke in kleineren Kolonien werden die Probleme mit der Ameisensäure lang nicht so stark auftreten, wenn man es also schafft die Kolonie auf nicht viel mehr als 1000 bis 2000 wachsen zu lassen, musst du dir da glaub ich keine großen Gedanken drüber machen, auch weil andere Halter nur sehr wenig über diese Schwierigkeiten berichten. Wenn du es dir also zutraust den Wachstum gut einzuschränken, und die Arena ausbruchssicher zu gestalten, sollte eigentlich wenig dagegen sprechen.

  • Niemand würde sich einen jungen Elefanten kaufen, ihn dann auf Diät setzen, und regelmäßig operativ die Beine verkürzen, nur damit er für die Zimmerhaltung nicht zu groß wird. Doch im Grunde habt ihr genau das vor.


    :think:

  • Da muss ich dich korrigieren, NuEM.
    Überlege mal bitte, wie viele Ameisen in der Natur auf Grund von Feinden und anderen natürlichen Ereignissen sterben.
    Das sind sicherlich immens viele.
    Doch diese natürlichen Regulationsprozesse der Größe einer Kolonie gibt es in der Haltung NICHT. Deshalb wird mit einer Verkleinerung der Kolonie, alle paar Wochen, nur ein natürlicher Prozess abgebildet.

  • Um Nuems Beispiel Mal vom Individuum Elefant auf eine Gruppe zu übertragen:


    In Deutschland müssen eine Menge Jäger den Wildbestand regulieren seit der Mensch die natürlichen Fressfeinde Wolf und Bär nahezu ausgerottet hat.
    Wer eine Jagdlizenz hat muss nicht nur Strafe zahlen wenn er die ihm zugewiesene Quote ÜBER-, sondern auch wenn er sie UNTER-schreitet.

  • Schön und gut wen man die Kolonie bei 1000-2000 Ameisen hält, aber trotzdem wird dieser Aufwand bald immer häufiger auftreten. Denn man sagt ja ab ca. 1000 Ameisen bildet eine Kolonie auch Geschlechtstiere und somit auch neue/mehr Königinnen. Somit wird die Anzahl der Königinnen stetig steigen und es werden dann ja immer mehr Ameisen....


    Zu dem finde ich, dass es trotzdem Schwachsin ist. Denn wenn die Möglichkeit doch besteht die Tiere fern von Feinden und Gefahren halten kann, wieso dann trotzdem den Feind simulieren, nur damit man selbst nicht die Probleme bekommt! Wenn man sich eben Tiere anschafft, muss man mit allem rechnen. Wenn der Halter damit nicht klar kommt: Falsches Hobby/Interesse!

  • Also sollte man wenn man z.B. Meerschweinchen oder Hasen hält, zwecks Artgerechter Haltung auch immer mehrere Tiere unterschidlichen Geschlechts halten und die Fortpflanzung nicht durch Kastration etc. beeinflussen.


    Wer die Haltuing solcher Tiere von vornherein für Schwachsinn hält kann es auch gerne auf Hunde oder Katzen übertragen, da hat man ebensoviel Spaß mit wenn man sie nicht Kastrieren/sterilisieren lässt

  • Zitat

    Original von Ameisenfarmer
    Da muss ich dich korrigieren, NuEM.
    Überlege mal bitte, wie viele Ameisen in der Natur auf Grund von Feinden und anderen natürlichen Ereignissen sterben.
    Das sind sicherlich immens viele.
    Doch diese natürlichen Regulationsprozesse der Größe einer Kolonie gibt es in der Haltung NICHT. Deshalb wird mit einer Verkleinerung der Kolonie, alle paar Wochen, nur ein natürlicher Prozess abgebildet.


    Absolut irrelevant, es sei denn du wolltest nicht Ameisen halten, sondern ein Ökosystem simulieren. Als verantwortungsbewußter Halter hat man gefälligst seinen Haustieren optimale Bedingungen zu bieten. Wenn man dazu - aus welchem Grund auch immer - nicht in der Lage ist, soll man die Haltung sein lassen, und nicht irgendwelche suboptimalen Zustände in der Natur als Entschuldigung für die eigenen unzureichenden Fähigkeiten vorschieben.


    Zitat

    Original von MortumAmoris
    Um Nuems Beispiel Mal vom Individuum Elefant auf eine Gruppe zu übertragen:


    In Deutschland müssen eine Menge Jäger den Wildbestand regulieren seit der Mensch die natürlichen Fressfeinde Wolf und Bär nahezu ausgerottet hat.
    Wer eine Jagdlizenz hat muss nicht nur Strafe zahlen wenn er die ihm zugewiesene Quote ÜBER-, sondern auch wenn er sie UNTER-schreitet.


    Ein wichtiger Unterschied: Der Wildbestand muss aus gewissen Gründen künstlich reguliert werden. Aber Ameisen müssen eben nicht unbedingt gehalten werden. Wer sie halten will, soll sich dann auf die Arten beschränken, deren Haltung unproblematisch ist. Wer seine Ameisen hungern lässt, um deren Anzahl klein zu halten, oder gar regelmäßig Ameisen "entfernt" (netter Euphemismus für "tötet"), ist offenbar auf Probleme gestoßen...


    Zitat

    Original von MortumAmoris
    Also sollte man wenn man z.B. Meerschweinchen oder Hasen hält, zwecks Artgerechter Haltung auch immer mehrere Tiere unterschidlichen Geschlechts halten und die Fortpflanzung nicht durch Kastration etc. beeinflussen.


    Wer die Haltuing solcher Tiere von vornherein für Schwachsinn hält kann es auch gerne auf Hunde oder Katzen übertragen, da hat man ebensoviel Spaß mit wenn man sie nicht Kastrieren/sterilisieren lässt


    Ein zutreffenderer Vergleich: Ich halte Meerschweinchen, und lasse sie sich ungehindert vermehren, aber ich Füttere sie nicht genug, um ihre Anzahl zu begrenzen, und ab und zu töte ich einige von ihnen, wenn es gar zu viele werden. Und dabei habe ich auch kein schlechtes Gewissen. Im Gegenteil, ich halte mich für einen aufgeklärten und verantwortungsvollen Meerschweinchenhalter, denn in der Natur sterben ja auch viele Nagetiere, und überhaupt müssen bei uns ja Jäger extra die Populationen kontrollieren.


    Vielleicht erkennt der eine oder andere sich in dieser Argumentation wieder. Und bevor jemand sagt, "Das sind doch nur Insekten, und keine Säugetiere" oder ähnliches, antworte ich: Das ist mir klar, es geht mir auch gar nicht um die Tiere, es gibt weiß Gott genug Ameisen auf der Welt. Was mich irritiert, ist die Einstellung gegenüber den in Obhut genommenen Lebewesen.

  • NuEM


    Ich habe keineswegs vor, die Ameisen zu wenig zu füttern. Das war nur eine Möglichkeit, die ich aber nicht anwenden werde!
    Und dein Vergleich mit Meerschweinchen ist KEIN passender Vergleich. Meerschweinchen würde ich kastrieren lassen, oder die Nachkommen verkaufen, aber nicht töten.
    Nur mal so zu deiner Info: Viele Halter wenden die Methode der "Bestandsregulierung" in ihrer Ameisenkolonie an. Das ist nicht meine Idee.


    LifeStyler


    Wenn eine Kolonie anfängt zu schwärmen (was übrigens jede ab einer gewissen Größe zu einer großen Wahrscheinlichkeit tun wird), muss der Halter die Geschlechtstiere entfernen. Das ist bei europäischen Arten und Arten, die langsamer wachsen nicht anders.


    Zitat

    Wenn der Halter damit nicht klar kommt: Falsches Hobby/Interesse!


    Gerade um zu wissen, ob ich mit einer solchen komplizierten Art klarkomme, habe ich mir doch die Gedanken gemacht und die Möglichkeiten aufgezeigt, die ich habe.
    Das falsche Hobby ist es ganz sicher nicht, da ich kein absoluter Anfänger bin, der gleich mit Polyrhachis dives in das interassante Hobby der Ameisenhaltung einsteigt.


    mit freundlichen Grüßen
    Ameisenfarmer

  • NuEM


    Ich finds ziemlich hart, das Du keine Probleme damit hast Meerschweinchen zu töten, aber die Reduzierung von Individuen innerhalb einer Ameisenkolonie für nicht artgerecht und darum ablehnenswert erachtest.


    Ich denke es ist prinzipiell von einem rein sachlichen Standpunkt mindestens genauso schlimm(und von einem persönlichen und emotionalen Standpunkt her noch viel schlimmer) Meerschweinchen nicht ausreichend zu füttern und zu töten.
    Der Vorschlag einzelne Gynen zu töten ist absolut nichts anderes, nur das die Gynen nicht flauschig sind und schreien wenn man sie umbringt.
    Wenn Du das eine für OK hältst und das andere nicht, dann irritiert mich auch Deine Einstellung zu den von Dir in Obhut genommenen Lebewesen.

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