Warum leben Ameisen ohne Kopf minutenlang weiter?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    diese Frage klingt vielleicht sehr seltsam und auch drastisch, aber heute ist eine meiner Myrmica sp. Arbeiterinnen unglücklicherweise geköpft worden- ein bedauerlicher Unfall, an dem ich die Schuld trage und der durch meinen Formicariendeckel verursacht wurde.
    Komischerweise lebte die Arbeiterin noch minutenlang weiter, nachdem der Kopf ab war. Inwieweit man das Leben nennen kann weiß ich nicht, allerdings ist es nicht so, dass sie nur noch zuckte o.ä. sondern sie lief noch kleine Strecken (allerdings langsamer als üblich), als wäre nichts passiert. Ich war von dieser Beobachtung, wie ich zugeben muss, sehr fasziniert, sodass ich ihr nicht sofort die Gnade eines schnellen Todes gab. Die Ameise reagierte sogar noch auf Reize, das heißt, als ich ihr meinen Finger hinstreckte kletterte sie hinauf und lief ein kurzes Stück. Als ich dieses Geschehen einige Minuten verfolgt hatte, bekam ich dann aber doch ein schlechtes Gewissen und gewährte ihr den Tod, deswegen weiß ich nicht, wie lange das womöglich noch weitergegangen wäre.


    Nun meine Frage: Warum kann eine geköpfte Ameise noch weiterleben? Ich dachte, das Nervenzentrum läge im Kopf?
    Aber ohne eine nervliche Steuerung und ein Nervenzentrum können Muskeln doch nicht bewegt werden...
    (im AmeisenWiki fand ich dazu keine Artikel, ich gab die Stichworte Gehirn, Nervensystem und Ganglien ein).


    Wäre toll, wenn mir jemand diese- wenn auch seltsam anmutende, aber wie ich finde auch interessante- Frage beantworten könnte, die- wie so oft- einen Platz in meiner Facharbeit einnehmen könnte.


    Schönen Abend,
    Christian

  • Hallo,


    der Rekord für das Überleben ohne Kopf bei Ameisen liegt mWn bei 24 Stunden.


    Ich weiß noch, in welchem von meinen Büchern das stand, sogar mit Erklärung, glaube ich, ich finde die betreffende Stelle aber zZ nicht.
    Aber ich durchsuche später noch einmal das Buch, ich werd's schon finden :winking_face: und dann kann ich auch die Erklärung hier posten.


    lg, chrizzy

  • Interessant, aber irgendwie auch merkwürdig.
    Ich hoffe, das jetzt nicht einige Kinder auf die Idee kommen und lauter Ameisen die Köpfe abschlagen nur um das selbe zu sehen...


    Ich würde sagen, die Ameise hat nach ihren Instikt gehandelt.
    Beim Menschen ist es ja angeblich so, wenn der Kopf vom Körper getrennt wurde (Giotiene), lebt der Kopf noch 30 sekunden.


    Vielleicht war im Körper noch die restlichen Informationen gespeichert, so das sie den Weg lang ging, den sie langgehen wollte.


    Keine Ahnung, würde mich aber jetzt auch sehr interessieren.

  • Hallo,


    ich habe die betreffende Stelle gefunden.


    Die Ameisen haben (wie ein paar andere Insekten auch) ein Hauptgehirn und mehrere Nebenhirne, die im ganzen Körper verteilt sind. Das sind Verdickungen der Nervenbündel, und diese können kurze Zeit das Hauptgehirn ersetzen.


    Wie schon geschrieben, die Ameise überlebte 24 Stunden ohne Kopf. Es wird berichtet, das sie einen recht verwirrten Eindruck machte, aber immerhin, sie lebte.


    lg, chrizzy

  • Was ich jetzt schreibe ist eine Theorie die aus Spekulationen und den verblassten erinnerungne an den Biologieuntericht entstanden ist, vermutlich also falsch :winking_face: :


    Wenn einem Menschen der Kopf abgetrennt wird hat dieser keine verbindung mehr zum Blutkreislauf und nach wenigen Minuten sterben die Gehirnzellen ab, die Ohnmacht tritt viel früher ein um den Sauerstoffgehalt gering zu halten. Villeicht läuft das bei Ameisen genauso, nur eben andersherum: Der Kopf ist weg und der Körper kann noch eine ganze weile ohne den Kopf (bzw. das Gehirn) überleben.


    MfG: Sitti

    • Offizieller Beitrag

    Also was ich dazu noch sagen kann: Einen verwirrten Eindruck hat die kopflose Arbeiterin auf jeden Fall gemacht.
    Ich dachte mir schon, dass sich ein Teil der Nervenzentren in einem anderen Körperteil befindet, mWn befinden sich die Haupt"gehirne" (heißen bei Insekten- glaube ich- Ganglien) im Kopf (ich glaube sie heißen jeweils Ober- und Unterschlundganglion).
    Ich fand es nur seltsam, dass sie sogar noch auf Reize reagierte, z.B. wenn ich den Finger hinstreckte. Natürlich konnte sie darin ohne ihre wichtigsten Sinnesorgane, die Fühler- und auch die Augen wollen wir nicht vernachlässigen- keine Gefahr mehr in ihm erkennen, sie rannte folglich nicht weg sondern kletterte sogar hinauf :grinning_squinting_face:


    Naja, also, an alle kleinen Kinder hier: Nicht nachmachen, ihr Tierquäler! :winking_face:
    Wie gesagt, bei mir war es ein Unfall.


    Schöne Grüße

  • Als ich 6 war spielt ich im Sandkasten da sah ich eine Ameise und ich konnte es nicht lassen sie mit der Schaufel zu bearbeiten, wobei die Ameise ihren Gaster verlohren hat diesen dann packte und postwendent in einem Tempo in den Bau zurück stolziert ist. :cool: :dritter:

  • Hi


    Mir ist da gerade was eingefallen, mein Vater hat mir einmal erzählt das wenn man den Kopf von einem Huhn abschlägt, der Körper noch etwa eine halbe Minute herumtorkelt. Das hat mit den Nerven zu tun, ich kenne mich da nicht so gut aus, aber es könnte doch auch bei den Ameisen so sein. :pistols:

  • Das ist eher vergleichbar mit dem menschlichen herz, das schlägt ja auch alleine weiter (in Nährlösung) denn es hat 4 "Minigehirne", die Schrittmacher welche ihm den Rythmus angeben.


    Naja ... erstens mal ist es nur ein Taktgeber und nicht 4, nämlich der Sinusknoten und den als Gehirn zu bezeichnen ?? Naja ... sehr gefährlich


    Im Prinzip ist dem Beitrag von Cold Moon nicht viel hinzuzufügen. Die Bewegungen werden über die jeweiligen Motoneuronen gesteuert und diese sitzen (zumindest für die Bein- und Flügelmuskulatur) im Bauchmark. Auch wenn der Kopf fehlt, werden die Beine somit weiter angesteuert und das Tierchen läuft durch die gegend.

  • Zitat

    Sitti: Wenn einem Menschen der Kopf abgetrennt wird hat dieser keine verbindung mehr zum Blutkreislauf und nach wenigen Minuten sterben die Gehirnzellen ab, die Ohnmacht tritt viel früher ein um den Sauerstoffgehalt gering zu halten. Villeicht läuft das bei Ameisen genauso, nur eben andersherum: Der Kopf ist weg und der Körper kann noch eine ganze weile ohne den Kopf (bzw. das Gehirn) überleben.


    Hallo,


    das stimmt so leider nicht.


    Wenn einem Menschen der Kopf abgetrennt wird tritt nach ca. 300 milisekunden ein massiver zelebraler Schock ein und das Gehirn erliegt einem funktionalen Tod (Also der Kopf kann denn nicht mehr denken bzw. nebenbei ein Kreuzworträtsel ausfüllen). Wenige Sekunden danach tritt der biologische Tod ein. Da das Gehirn die Fähigkeit verloren hat, s.g. Aktionpotentiale zu transportieren (der Rest des Körpers fehlt ja), diese aber extentiell ist, kommt die Tätigkeit der "Versorgungszellen" des Hirnes zum erliegen und die Zellen sterben ab. Ggf. tritt der biologische Tod bereits durch den Verbrauch der letzten Energiereserven ein. Diese reichen normalerweise um die 3 Minuten allerdings wird der Energieverbrauch durch den zelebralen Schock (= hemmungslose, unkontrollierbare Erregung des Hirnes = tiefe Bewusstlosigkeit) so in die Höhe getrieben, dass die Reserven bereits nach wenigen Sekunden (3-5) verbraucht sind.


    Gerade da Ameisen ein weniger kompliziertes Nervensystem (und Gehirn) als wir Menschen haben und aufgrund ihrer Doppelherzen ähhh Mehrfachhirne tritt ein zelebraler Schock nicht ein bzw. die Aktionspotentiale können weiterhin transportiert werden - die Ameise kann (rein Theoretisch) solange Leben, bis ihre sämtlichen Energiereserven verbraucht sind. Das kann sich locker auf 24h ausdehnen.


    Allerdings wäre der Gedanke nicht zu vernachlässigen, dass die Ameise, aufgrund der offenen Wunde, eher austrocknet als dass die Energireserven zuende gehen.


    Hoffe konnte etwas helfen, ice_tray!


    Gruß


    EastGate


    P.S.: Ich hab meinen Kopf übrigens noch :smiling_face: ... Das hab ich mal irgendwo gelesen.


    Edit: habs jetzt erst gesehen...das Thema ist ja schon ewig alt...

    • Offizieller Beitrag

    Jo, ist alt, aber macht ja nix :winking_face:
    So lernt man noch einige andere interessante Aspekte dazu^^
    Zum Beispiel, dass ein Ameisenhalter namens EastGate einen Kopf haben soll... welch abstruse Behauptung :crazy:

  • Das Thema ist schon ein paar Jahre alt, aber vielleicht hat sich inzwischen der ein oder andere etwas damit beschäftigt oder es gibt neue wissenschaftliche Erkenntnisse.
    Ich bin recht neu in der Ameisenhaltung, bin aber schon seit gut 10 Jahren Terrarianer mit eigener Futtertierzucht. Unter anderem Züchte und verfüttere ich auch Argentinische Waldschaben, die ich für die Ameisen, wegen ihrer harten Schale, zerschneide (Kopf ab und einmal mitten durch). Danach bewegen sich diese noch eine ganze Weile (Stunden). Sie reagieren sogar noch auf die hungrigen Ameisen. Da bekommt man als verantwortungsvoller Tierhalter schon mal ein schlechtes Gewissen.


    Meine Frage: Leiden diese "zerstückelten" Tiere noch bzw haben sie noch schmerzen oder kann ich abends noch beruhigt ins Bett gehen?

    • Offizieller Beitrag

    Inwieweit Insekten Schmerzen empfinden können, ist mWn nicht hinreichend erforscht.


    Dass sie auf äußere Reize entsprechende Reaktionen zeigen ist klar (Druck oder andere Reize), inwieweit dies aber zu Schmerzen führt inkl. entsprechenden Vorgängen im Körper (Ausschüttung von Botenstoffen etc.pp.) weiß man nicht so genau. Gerade, da man manchmal beobachten kann, wie sich z.B. Heimchen in der Zucht gegenseitig anfressen, ohne, dass das Gegenüber großartige Reaktionen zeigt kann man wohl davon ausgehen, dass das Schmerzempfinden wenigstens anders ausfällt, als bei höher entwickelten Tieren. Dass es dennoch vorhanden ist, dafür gibt es wenigstens Hinweise. Es gibt viele Insekten, die unglaublich widerstandsfähig sind. Schaben ohne Kopf leben so lange, bis sie verhungern. Mit menschlichen Maßstäben ist dies wohl kaum zu messen.


    Meine Antwort zu deiner Frage lautet dennoch absolut: Nein! Kein ruhiges Gewissen, wenn man das Tier stundenlang beim Zucken beobachten darf! Das Thema ist leider ziemlich weit greifend und lässt sich nicht auf die Frage "Schmerz - ja oder nein?" reduzieren. Schnell geht es dann weiter, ob das Insekt sich dessen bewusst sein kann, was es überhaupt wahrnimmt, abseits der körperlichen Vorgänge. Auch diese Frage kann man nicht beantworten.


    Meiner Meinung nach hast du als Halter stets die Pflicht und Verantwortung, auch den Futtertieren einen schnellen und "humanen" Tod angedeihen zu lassen. Da das Nervensystem von Insekten nicht zentral ist wie bei uns (Ganglien statt Gehirn), ist es mit dem Durchschneiden oder Abschneiden des Kopfes nicht getan, da die Ganglien in den einzelnen Körperteilen weiter in Verbindung stehen und Signale austauschen.


    Daher wäre es, da wir es nicht beurteilen können, ethisch und moralisch in jedem Fall richtig, die Insekten schnell zu töten. Bei kleinen, "weichen" Insekten ist Überbrühen eine sehr schnelle Methode, die gleichzeitig auch Parasiten wie Milben abtötet. Bei hartschaligen Insekten wie auch Schaben wird es da mMn sehr grenzwertig, da es viele Sekunden dauert, bis das heiße Wasser zum Tod führt. Ein konsequent starkes und schnelles Zerquetschen ist hier mMn sinnvoller mit anschließendem Überbrühen gegen die Parasiten.

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