Aufbauend auf der Mitarbeit der User dieses Forums (hier danke ich insbesondere chrizzy) und auf Informationen von anderen Seiten möchte ich hier nun einen kleinen Guide zum Thema Ameisenfarmen veröffentlichen.
Technisch gesehen besteht eine Ameisenfarm vor allem aus 2 Platten mit Erde dazwischen.
Für die Ameisen ist es eine ziemlich flache, mit Erde gefüllte Spalte, in welcher sie ihr Nest anlegen können.
Für den Ameisenhalter ist es eine gute Beobachtungsmöglichkeit des Nestinneren.
Allgemeines:
Gleich nach dem Erdnest stellt die Ameisenfarm die natürlichste Nestvariante für einige Arten dar. Wir reden hier selbstverständlich von Arten die auch in der Natur Erdnester bewohnen. Arboricole (baumbewohnende) Arten werden mit einer Farm wenig anfangen können.
Wenn man den Plattenabstand klein genug wählt, hat man einen guten Einblick in die Nestkammern, da die Tiere ihre Kammern nur in begrenztem Maße versteckt im Mittelpunkt der Farm anlegen können. Hier ist es trotzdem sehr wichtig für eine ausreichende Abdunklung durch rote Folie zu sorgen. Da Ameisen, so wie die meisten Insekten, kein rotes Licht wahrnehmen können vermittelt ihnen die Abdeckung mit roter Folie den Eindruck von Dunkelheit, wie sie im inneren eines Nestes herrschen sollte.
Trotz der für den Halter wichtigen Beobachtungsmöglichkeiten sollte man den Plattenabstand jedoch auch nicht zu klein wählen. Ist die Farm zu eng, schadet das den Tieren und hält sie eventuell davon ab überhaupt erst einzuziehen. Stattdessen werden sie sich nach anderen Nistgelegenheiten umsehen. Zum Beispiel im Substrat der Arena.
Natürlich können die Einblicksmöglichkeiten in die Arena nie so gut sein wie bei Substratlosen Nestvarianten wie Ytong oder Gipsnest, aber die Nähe zum Naturnest und die Möglichkeit seine Tiere beim Bau der Kammern beobachten zu können stellt einen guten Ausgleich für diesen Makel dar.
Wie bei den meisten Nesttypen ist auch bei der Farm der Anschluss an eine Arena zwingend Notwendig.
Aufbau:
Wie weiter oben schon erwähnt besteht eine Ameisenfarm aus 2 Platten (Glas, Kunststoff oder jegliches andere wasserdichte und -feste Material), von denen zumindest eine (auf der Seite wo man hineinsehen möchte) durchsichtig sein sollte. Zwischen die Platten kommt das Substrat das aus mindestens zwei Schichten aufgebaut ist auf die im nächsten Abschnitt näher eingegangen wird. Die Platten werden auf einen Rahmen geklebt (hier haben sich Alluminiumprofile bewährt) und senkrecht auf einem breiten, stabilen Standfuß angebracht. Alternativ kann man anstelle des Standfußes auch Wandhalterungen anbringen die einen Sicheren Stand der Farm gewährleisten und die Kolonie vor Erschütterungen schützen
2 Zugangsmöglichkeiten zum inneren der Farm sind zwingend erforderlich:
1.Ein Zugang für den Halter um die Farm zu bewässern. Dieser kann je nach den Gegebenheiten des Standorts und Vorlieben des Halters gewählt werden.
2. Ein Zugang für die Ameisen. Dieser sollte sich über dem Substrat befinden so wie es in der Natur auch der Regelfall ist. Die meisten Ameisen nehmen zwar auch tiefere Eingänge an, diese sind aber durch Einstürze und die Möglichkeit einer Ausspülung durch Wasser gefährdet.
Substrat/
Das Substrat einer Ameisenfarm besteht aus mindestens 2 Schichten (von Unten nach Oben):
1. Die Drainageschicht
Diese sollte aus Tonsubstrat oder anderem geeigneten Material bestehen und 2 Aufgaben erfüllen, nämlich
a) Wasser speichern und es je nach Bedarf an die darüber liegenden Schichten abgeben.
b) Überflüssiges Wasser aus den darüber liegenden Schichten auffangen, so dass diese nur "feucht" bleiben, nicht nass und matschig.
Tonsubstrat hat sich hier bei den meisten Haltern bewährt. Allerdings sollten auch andere Materialien den gewünschten Effekt bieten. Im Zimmerpflanzenbereich haben sich Beispielsweise auch Blähtonkugeln als Drainageschicht bewährt.
2. Die Nestschicht(en)
An die Nestschicht(en) bestehen zunächst Mal 3 zwingende Anforderungen:
a) Hohe Formstabilität.
Dies ist der wichtigste Punkt. Haben die Ameisen erst einmal ihre Kammern und Gänge gegraben müssen diese auch stabil sein. Ein Einsturz von Gängen und Kammern kann einen beträchtlichen Verlust an Arbeitern, Brut, und eventuell sogar Königin(en) zur Folge haben. Somit könnte schon ein kleiner Einsturz zum Verlust der gesamten Kolonie führen.
b) Wasserdurchlässigkeit.
Die oben erwähnte Formstabilität wird bei den meisten Substraten nur gewährleistet, wenn sie ausreichend(ausreichend, NICHT übermäßig) befeuchtet werden. Außerdem brauchen die Ameisen eine gewisse Feuchtigkeit im Nest für eine optimale Brutentwicklung. Das Substrat sollte also in der Lage sein, das Wasser aus der Drainageschicht nach oben zu ziehen. Bei großen Farmen bietet sich hier die Einbringung von Dochten an. Diese gewährleisten auch dann eine Wasserversorgung der oberen Schichten, wenn die Ameisen durch eine große Kammer oder einen Großen Gang einen Teil der Nestschicht komplett von der Drainageschicht getrennt haben.
c) Manipulierbarkeit.
Aus nahe liegenden Gründen muss das Substrat natürlich so gewählt werden, dass es von den Ameisen auch bearbeitet werden kann. Sprich es darf nicht so fest oder grobkörnig sein, dass sie nicht mehr darin graben und damit Gänge und Kammern anlegen können.
Zur Zusammensetzung der Nestschicht gibt es wieder bestimmte Erfahrungswerte die sich bei vielen Haltern bewährt haben. Die verbreitetste Zusammensetzung ist wohl ein Gemisch aus 3 Teilen Sand und einem Teil Lehm. Benutzt man hier farbigen Sand kann man die Nestschicht aus mehreren verschiedenfarbigen Schichten aufbauen und so die Erdbewegungen der Ameisen später gut beobachten.
3. Die Dekoschicht
Optional kann man als oberste Schicht noch eine Dekoschicht aufbringen welche nicht die Anforderungen der Nestschicht erfüllen muss. Allerdings sollte in jedem Fall darauf geachtet werden, dass die Ameisen Zugang zur Nestschicht haben. Dies kann zum Beispiel durch Krater erreicht werden, oder dadurch, dass die Nestschicht die Dekoschicht wellenförmig durchstößt.
Befeuchtung
Wie bei allen Nestvarianten ist auch bei der Farm die Befeuchtung ein vitaler Bestandteil. Zum einen wird durch die Befeuchtung die Formstabilität des Nestsubstrates gewährt, zum anderen brauchen die Ameisen ausreichend Feuchtigkeit für ihre Entwicklung.
Das Nest sollte in jedem Fall von unten, also über die Drainageschicht befeuchtet werden, so dass das Wasser von der Drainageschicht aus in die oberen Nestbereiche ziehen kann. Befeuchtet man das Nest von Oben, kann es zu einer Überflutung, und zum Einsturz von Kammern und Gängen kommen.
Erreicht wird dies, indem man ein Rohr, oder einen Schlauch an einer Seite der Farm durch das Substrat bis nach unten in die Drainageschicht verlegt. Das untere Ende sollte mit loser Watte oder mit einem Netzgeflecht oder einer sonstigen Wasserdurchlässigen Sperre verschlossen werden, welche verhindert das Ameisen ausbrechen können. Das obere Ende kann man entweder so kurz abschneiden, dass es der Farm endet und von daran hochkletternden Ameisen nicht als Ausbruchsmöglichkeit genutzt wird, oder man führt es durch ein Bohrung nach außen.
Bei erstgenannter Variante sollte aber auch das obere Ende des Bewässerungsrohres verschlossen werden, damit keine Ameisen hineinkrabbeln und beim Bewässern ertränkt werden. Die Zweite Variante bietet den Vorteil, dass man von außen bewässern kann, ohne die Farm öffnen zu müssen.
Egal für welche Variante man sich entscheidet sollte auf jeden Fall Kunststoff als Material gewählt werden. Da das Rohr/der Schlauch im Untern Bereich im Wasser der Drainageschicht steht und auch von innen stetiger Feuchtigkeit ausgesetzt ist kann es bei Metallen zu Korrosionserscheinungen und anderen unerwünschten Reaktionen kommen.
Zusätzlich kann, und sollte, man Dochte in das Nestsubstrat einziehen. Diese sollten im Abstand von ca. 10-15 cm zueinander eingebracht werden und von der Drainageschicht bis in die oberen Nestbereiche führen. Sie gewährleisten über Kapilarwirkung eine Feuchtigkeitsversorgung der oberen Nestbereiche, selbst dann wenn diese durch den Bau von Kammern und Gängen isoliert wurden. Es gilt die Faustregel: Lieber zu viele als zu wenige Dochte. Denn überflüssige Dochte können auch später noch leicht herausgezogen werden, wogegen das einbringen neuer Dochte in ein bestehendes Nest schwierig bis unmöglich ist.
Kontrolle
So wie jede andere Nestvariante auch, muss auch die Farm regelmäßig kontrolliert werden. Hierbei gilt es verschiedene Faktoren zu beachten:
Parasiten- und Schimmelbefall
Gleichmäßige Befeuchtung
Eine Ameisenfarm sollte NIE austrocknen da dies zu Einstürzen führen kann.
Tunnel oder Kammereinstürze
Im Falle eines Falles kann es angeraten sein durch einen Einsturz eingeschlossene Ameisen nach einigen Stunden, wenn feststeht dass sie nicht aus eigener Kraft herauskommen, vorsichtig auszugraben.
Wartung
Neben der Bewässerung von unten ist es angeraten die Farm, trotz aller Gefahren, gelegentlich doch von oben zu spülen. Der Grund hierfür ist der, dass die Tiere flüssige Ausscheidungen von sich geben, die im Substrat versickern und sich dort anreichern. Durch gelegentliches Spülen sollen diese in die Drainageschicht gereinigt werden, wo die Ameisen keinen direktren Kontakt mehr damit haben. Allerdings sollte das Spülen sehr sehr vorsichtig vor sich gehen. In keinem Fall sollte man das Nest fluten.