Jahresbericht 2007

    • Offizieller Beitrag

    Hi liebe Ameisencommunity,
    dies hier ist mein Jahresbericht zu meiner Kolonie Camponotus herculeanus. Diese lebten bisher in einem 60cmx30cmx35cm Formicarium und einem Ytong-Nest.


    Verdammt viel auf einmal zu lesen, aber in Anbetracht dessen, dass der Bericht ein ganzes Jahr abhandelt ist er angemessen :smiling_face:


    Das Tagebuch soll zeigen, dass es nicht immer so läuft, wie man es sich vorstellt und zeigt auch ein paar Fehler auf, die man vermeiden sollte (z.B. falsches Wässerunsintervall).
    Da das Ganze in meiner Facharbeit landet, werden sich Späße etc. in Grenzen halten, da man dort sachlich schreiben muss- aber bitte, nehmt das nicht zum Anlass zu glauben, dass der Bericht langweilig wäre :grinning_squinting_face:


    Ja, ich weiß, es ist viel zu lesen, aber niemand zwingt euch, sich das alles an einem Stück "anzutun" :winking_face:


    Was ich an den Bildern entschuldigen muss ist, dass die Scheiben recht schmutzig sind- allerdings innen, wo ich sie nicht reinigen kann. Daran sind aber die Ameisen Schuld! :grinning_squinting_face:
    Außerdem sind die meisten mit meiner alten Cam gemacht, deswegen nicht so gut. Auch das mit der neuen Cam (das letzte Bild) wurde ohne Lupe und nicht auf bester Qualitätsstufe gemacht und musste deswegen herangezoomt werden.


    Um die Bilder gut anschauen zu können, sollte der Bildschirm auf einer hohen Auflösung eingestellt sein.


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    Die Kolonie bei Erhalt- von einem Foto abfotografiert, daher die schlechte Qualität :winking_face:


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    Das Formicarium von vorne




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    Und von oben


    Tagebuch einer Kolonie Camponotus herculeanus


    Freitag, 23.3.07
    Am Freitag den 23.3.07 war es endlich soweit. Nach meinem Fehlschlag mit einer Kolonie Pheidole pallidula von November bis Dezember 2006 kam nach langem Warten- es musste schließlich die Winterruhe überbrückt werden, denn in dieser sollte man Ameisen besser nicht verschicken- meine Jungkolonie Camponotus herculeanus an. Diese bestand aus einer Gyne, 9 Pygmäen und einem kleinen Larvenpaket (ca. 15 Larven). Ich war trotz des Wissens, eine der größten Ameisenarten Europas erworben zu haben erstaunt, wie groß diese ist, denn die Gyne misst ganze 16mm, die Pygmäen jeweils ca. 6mm. Die nächsten Tage wollte ich sie nicht weiter stressen und beschloss, sie voererst in ihrem Reagenzglas zu belassen. Doch auch dort konnte ich die Ameisen schon bei der Brutpflege und bei der Fütterung der Königin beobachten.


    Dienstag, 27.3.07
    Heute sollte der letzte Tag sein, an dem das Reagenzglas das Heim der Kolonie sein sollte. In mühevoller Arbeit hatte ich in fast 20 Stündiger Arbeit ein Formicarium mitsamt haargenau passendem Rahmen mit einer doppelten Lage Fliegengitter und ein Ytongnest gebaut. Als ich an diesem Tag meinen Routinekontrollblick in das RG warf, konnte ich eine erstaunliche Beobachtung machen, die mich auch ein wenig schockte. Die Gyne packte urplötzlich eine der Pygmäen im âGenickâ und presste diese zu Boden. Alles Zappeln half dieser jedoch nichts, die Gyne ließ nicht von ihr ab. Erst als sich die Pygmäe dicht an den Boden kauerte, ließ die Königin diese los. Solch Dominanzverhalten ist mir sonst nur von einigen exotischen Arten bekannt, jedoch nicht von einheimischen. Bis heute konnte ich solches Verhalten auch nicht wieder beobachten.

    • Offizieller Beitrag

    Mittwoch, 28.3.07
    Am heutigen Tage sollte nun endlich das Formicarium eingeweiht werden. Ich setzte das Reagenzglas auf den Ytongstein und entfernte die Watte, die den Eingang bisher verschlossen gehalten hatte. Nach kurzer Zeit schauten dann auch schon die ersten Arbeiterinnen aus ihrem bisherigen Nest, wedelten aufgeregt mit ihren Fühlern, liefen aber noch nicht hinaus. Wenige Minuten später wagten sich die ersten beiden Pygmäen in die Freiheit. Eine dritte folgte. Der Nesteingang des Ytongsteines wurde sofort inspiziert. Ab und an lief eine Arbeiterin in das RG zurück und âerstattete Berichtâ. Doch (un)erfreulicherweise fiel mir nun eine Schwachstelle meines Formicariums ins Auge. Ich hatte den Wassertank des Ytongs nicht abgedeckt und eine der Abeiterinnen verkroch sich zwischen den Seramiskügelchen. Diese wieder hervorzuholen kostete mich eine Viertelstunde behutsamen Arbeitens (die anderen Arbeiterinnen hatte ich derweil wieder in ihr RG gesperrt). Letztendlich schaffte ich es und deckte den Wassertank mit einer Glasplatte ab, die über den Ytong herausteht und so eine zusätzliche Lauffläche darstellt.


    Donnerstag, 29.3.07
    Meine nächste Beobachtung am folgenden Tag war, dass einige der Tiere als Futterspeicher dienten (erkennbar an den vollen Gastern), andere jedoch nicht. Diese erkundeten am laufenden Band die Arena. Das Reagenzglas wurde zunächst weiter als Nest genutzt, doch wurde im Ytongnest kräftig gearbeitet. Es wurde genauestens inspiziert und störendes Material wurde entfernt (ich hatte einige Gänge mit Sand aufgefüllt, damit nicht das komplette Nest sofort zur Verfügung steht).
    Am Abend war es dann soweit. Zwei Arbeiterinnen liefen vom Ytongnest schnurstracks zum RG, und vollführten dort in der Nähe der Anderen zitternde Bewegungen. Die gesamte Kolonie geriet in Aufruhr. Larven wurden ins Ytongnest abtransportiert. Die Gyne gab sich vom ganzen Geschehen um sich herum gänzlich unbeeindruckt. Sie saß stur auf ihrem Platz und ließ sich nicht dazu überreden, ihren Platz auch nur annähernd zu verlassen. Die Abeiterschaft verkehrte derweil munter zwischen Ytongnest und RG umher, trugen alle Larven ins neue Heim und sogar eine Rekrutierung ins neue Nest konnte ich beobachten. Die Gyne? Gab sich weiterhin unbeeindruckt. Zweitweise saß sie ganz allein in ihrem Reagenzglas und ab und an kam eine Arbeiterin und zupfte an ihr. Nach 15 Minuten wurde es den Abeiterinnen dann doch zu bunt. Sie zogen die Königin mit sanfter Gewalt an den Reagenzglasausgang, doch diese schaute nur kurz hinaus und machte schreckhaft wieder kehrt! Weitere 5 Minuten später zerrten mehrere Arbeiterinnen dann die Gyne wiederum zum Ausgang und diesmal gab sie sich geschlagen und verließ ihr bisheriges Heim für immer. Zweimal noch kehrte sie zum Ytongnesteingang zurück und schaute scheinbar trauernd in Richtung RG, sah aber schließlich ein, dass es keinen Zweck hatte. Die Arbeiterinnen hatten sie sozusagen überstimmt. Auch innerhalb des Nestes gab es mehrere Rekrutierungen.


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    Das Nestleben- vorne links zwei Arbeiterinnen bei der gegenseitigen Fütterung



    Irgendwann dazwischen
    Eines Abends vor dem Schlafengehen warf ich noch einmal einen Blick ins Formicarium. Als mein Blick dann nach unten streifte, bemerkte ich mehrere weiße Pünktchen, die auf meinem Geldbeutel umherliefen. Als ich diese genauer betrachtete, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken... Milben. Nicht nur auf dem Geldbeutel, bei genauerem Blick in die Umgebung bemerkte ich, dass überall winzige, weiße Milben herumliefen. Der Urspungsort war die Plastikdose, in der ich die lebenden Fruchtfliegen- Nahrung für die Kolonie- aufbewahrte. Die Milben überrannten in eben diesen Momenten mein Formicarium! Sie scherten sich einen Dreck um das doppelseitige Klebeband, das am unteren Rand der Arena angebracht war, liefen darüber und durch das Fliegengitter ins Formicarium hinein! Ein kleine Panikattacke war nun angesagt und mit leichtem Herzrasen machte ich mich an die Arbeit. Zu meinem Glück hatte die Kolonie sich dieser Tage komplett ins Nest zurückgezogen und hatte den Eingang komplett verschlossen. Im Laufe der Nacht und des folgenden Tages tötete ich ca. 300 (!) Milben. Eine große Hilfe war mir dabei eine Fusselrolle, mit der sich die kleinen Biester vorzüglich von den Scheiben wischen ließen :grinning_squinting_face:
    Ob die Milben parasitär waren oder nicht- dieses Wissen blieb mir Gott sei Dank erspart. Meine Kolonie wurde dank des Nestverschlusses nicht behelligt. Die Milben konnte ich komplett eliminieren, die Futterdose fror ich bei -18 Grad ein. Da diese Temperatur teilweise Milbenbrut überleben lässt, koche ich weiterhin alle Futterinsekten ab. Der Ytongstein schimmelt äußerlich ab und an rot. Jedoch verschwindet der Schimmel immer wieder. Schädliche Auswirkungen habe ich bisher nicht beobachtet und das Nestinnere ist sauber.


    Freitag, 27.4.07
    Die Kolonie hatte sich zwischenzeitlich sehr gut in das neue Nest eingewöhnt und zogen munter ihre Brut auf. Die Gyne hatte einige Eier gelegt. Zwei der Larven waren mittlerweile so groß wie die Pygmäen selbst. Doch als ich an diesem Tage meinen täglichen Kontrollblick ins Nest warf, musste ich heftig erschrecken. Eine der großen Larven war zerteilt worden und wurde gerade genüsslich verspeist. Wie ich später hier im AmeisenCafe erfuhr, könnte dies an einer zu niedrigen Luftfeuchte gelegen haben. Die Larve war verstorben und wurde nun einfach recycled. Auch hatte sich die erste Larve verpuppt. Die Aktivität an diesem Tag war sehr groß, die Ameisen liefen ständig im Nest auf und ab und erkundeten die Arena. An diesem Tag verkürzte ich mein Wässerungsintervall auf 3 Tage.


    Sonntag, 29.4.07
    Auch heute konnte ich wieder ein merkwürdiges Verhalten meiner Kolonie beobachten. Sie versandelten den Honigtropfen komplett und warfen sogar kleine Steinchen hinein. Wie sich später herausstellte, erklärt sich dieses Verhalten dadurch, dass die Ameisen so entweder ihre Nahrungsquelle vor Feinden verbergen, oder dadurch ein Verkleben mit dem Honig vermeiden wollen. Meine Kolonie jedoch nutzte das âvermörtelteâ Zeug auch noch als Baumaterial und verschloss den Eingang damit teilweise. Dieser war nun wieder bis auf ein winziges Loch zugemauert.


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    Ein Blick ins Nest


    Samstag, 5.5.07
    Alle Larven bis auf vier waren nun verpuppt. Eine davon würde der Größe nach zu schätzen einmal eine Mediaarbeiterin werden.

    • Offizieller Beitrag

    Donnerstag, 10.5.07
    Seit heute vermisste ich eine der Ameisen. Ich konnte nur 8 Pygmäen zählen. Ancheinend war diese freche Arbeiterin aus dem Formicarium geflohen, als dieses zur Wässerung offen stand. Zu allem Überfluss war auch noch eine der Pygmäen im Laufe des Tages verstorben, sie wurde wie damals die Larve teilweise recycled. Mich wunderte dieser natürliche Tod, da die Arbeiterin wohl kaum ein halbes Jahr alt gewesen sein dürfte.


    Samstag, 12.5.07
    Die erste Larve meiner dritten Brut war nun endlich geschlüpft! Doch noch immer gab es keinen Arbeiterinnennachschub.


    Montag, 14.5.
    Die allerletzte Larve der zweiten Brut hatte sich an diesem Tag verpuppt.


    Samstag, 18.5.07
    Dieser Tag sollte ein schlechter werden... Zuerst krabbelte eine Pygmäe ständig am Deckel herum und ließ sich auch nicht durch sanftes antippen der entsprechenden Stelle vertreiben. Irgendwann fiel sie vom Fliegengitter hinab auf den Ytong (ca. 10cm) und verharrte dort. Sie nahm eine Angriffsposition ein und blieb starr an dieser Stelle stehen. Ich dachte mir nichts weiter dabei, gab schnell etwas Futter (deswegen wollte ich die Ameise ja auch vom Deckel vertreiben) und verließ den Raum. Als ich abends jedoch wieder nachschaute, lag die entsprechende Arbeiterin zusammengekrümmt und nur noch leicht zuckend an eben jener Stelle, wo ich sie als letztes in Angriffsposition beobachten konnte. Sie verstarb noch am selben Tag. Ich hoffte nun auf den baldigen Schlupf der ersten Imago, denn der Bruthaufen war nun schon auf beachtliche Maße angewachsen, jedoch bisher ein Drittel der Abeiterschaft ausgefallen. Ich bangte darum, dass die Brut nicht mehr vollständig versorgt werden konnte. Allen Anscheines nach sollte an diesem Tag wirklich die erste Imago schlüpfen, doch soweit kam es nie. Die entsprechende Puppe wieß einen Hüllenschaden auf und wurde noch in der folgenden Nacht halb aufgefressen.


    Pfingstsonntag
    Auch an diesem Tag sollten meine Hoffnungen auf weitere Arbeiterinnen schnellstens vernichtet werden. Es gab zwar zwei Schlupfe, jedoch waren beide nicht überlebensfähig und verstarben noch am selben Tag. Langsam machte ich mir wirklich Sorgen, denn bisher war keine der schlüpfenden Arbeiterinnen überlebensfähig gewesen. Ein kleine Larve verpuppte sich- frühzeitig. Ich stellte mir die Frage, ob die Ameisen ihre Notlage erkennen und das Verpuppen daher frühzeitig eingeleitet wurde.


    Samstag, 2.6.07
    Am heutigen Tage bekam ich ein Geburtstagsgeschenk der anderen Art. Eine Minor-Media Mischform war geschlüpft, sie lebte und wurde gefüttert. Sie lief sogar ein wenig im Nest herum. Dies gab mir neue Hoffnung- auf baldige Besserung der Koloniesituation. Die zwei Toten waren mittlerweile in einem Nestabschnitt verbaut worden- mal etwas anderes als immer gefressen werden :grinning_squinting_face:
    Am Abend schlüpfte dann eine zweite Arbeiterin. Der Geburtstag war gerettet :winking_face:


    Montag, 4.6.07
    Eine der Puppen hatte sich am Morgen bewegt, im Laufe des Tages schlüpfte daraus eine Mediaarbeiterin, die jedoch einen recht riesigen Kopf hatte. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich behauptet, es wäre ein Soldat. Doch Camponotus herculeanus hat definitiv keine Soldaten... Es musste eine Missbildung sein. Am 6.6. bewahrheitete sich dies, die Media verstarb und nach dem Fressen des Kopfes wurde auch sie im Nest verbaut :crazy:


    Dienstag, 6.6.07
    Meine Kolonie tickte jetzt völlig aus. Grade passend zu meiner Geburtstagsnachfeier machten die Ameisen Party AUF dem Ytongstein. Ja, sie waren ausgezogen und saßen nun seelenruhig in einer Ecke und bewachten die Brut. Später erfuhr ich, dass dies der Brutentwicklung förderlich sei, da es auf dem Ytong trockener ist als im Nest selbst.


    Freitag, 8.6.07
    Es gab einen Schlupf, mehr gibt es über diesen Tag nicht zu berichten.


    Sonntag, 10.6.07
    Eine der Pygmäen war über Nacht zwischen die Scheibe des Ytongnestes und die Formicarienwand geklettert, blieb dort stecken und verstarb. In den folgenden Tagen wurde sie von den Springschwänzen, die mein Formicarium besiedelt hatten teilweise gefressen.
    An diesem Tag machte ich mangels Futterinsekten einen Test. Ich stellte den Ameisen Eidotter und Eiweiß zur Verfügung. Beides nahmen sie nicht an. Erst als ich den Dotter mit Honig vermische, kosteten sie davon. Protein- Kohlenhydrat-Gemische sind aber allgemein nicht zu empfehlen, weswegen ich den Futtertest als negativ abschloss.


    Donnerstag, 21.6.07
    Der heutige Tag sollte drastischere Maßnahmen nach sich ziehen. Als ich nach Hause kam, waren wieder zwei Arbeiterinnen zwischen den beiden Glasscheiben verendet. Deswegen optimierte ich mein Formicarium und versetzte den Ytongstein nach hinten, sodass zwischen allen Scheiben mehrere Zentimeter Platz sind. Insgesamt hatte ich nun nur noch vier von ursprünglich neun Arbeiterinnen und um die Kolonie wurde mir langsam Angst und bange :pale:


    Sonntag, 24.6.07 und Montag, 25.6.07
    An jeweils einem dieser Tage war eine Minorarbeiterin geschlüpft. Die Kolonie scheint sich langsam zu erholen, es gab keine weiteren Todesfälle.


    Mittwoch, 4.7.07
    Heute konnte ich meine erste Eiablage beobachten. Die Königin stand einfach auf einer Stelle, legte es und eine Arbeiterin nahm es ihr von der Gaster ab. Der Bruthaufen war recht riesig für die kleine Größe der Kolonie, jedoch muss man bedenken, dass ja einige Arbeiterinnen verstorben waren und die Königin hatte während dieser Notzeit so gut wie keine weiteren Eier gelegt. Anscheinend war ihr "klar", dass diese ohnehin nict versorgt werden könnten. ODer es fällt einfach unter ihren natürlichen Rhytmus: Camponotus herculeanus legt anscheinend in Schüben Eier ab- jedenfalls habe ich das irgendwo mal gelesen.


    Donnerstag, 12.7.07
    Eine neue Minorarbeiterin war geschlüpft. Sie war nicht größer als die Pygmäen und schien eine Sparform aus den Notzeiten zu sein (vielleicht diese frühzeitig verpuppte Larve).


    Freitag, 13.7.07
    Wahrlich ein Freitag der 13. wie er im Buche steht. In der folgenden Nacht verstarben zwei der Pygmäen. Eine davon hatte zuvor ihre Fühler mit Honig verklebt. Mit überschwänglichem Mitgefühl wollte ich dieser Arbeiterin helfen und die Fühler voneinander befreien. Doch auch nach diese Hilfsmaßnahme standen die Fühler in seltsamen Winkeln ab und die Arbeiterin machte einen höchst orientierungslosen Eindruck. Sie fiel dauern um, wenn sie eine Erhöhung überwinden sollte. Wie gesagt verstarb sie. Wie ich von einem erfahrenen Halter erfuhr, war die âHilfsmaßnahmeâ eher schädlicher denn nützlicher Natur, denn die Fühler können durch solcherlei Aktionen beschädigt werden. Generell sollte man seine Ameisen also nie âantatschenâ (Zitat :winking_face: ). Immerhin schlüpfte am folgenden Tag (Samstag, 14.7.07) noch eine Arbeiterin. Die Anzahl der Pygmäen war durch die zahlreichen Todesfälle von anfänglich neun auf gerade einmal eine (!) zurückgesunken.


    Bis zum Donnerstag, 19.7.07
    Am Mittwoch den 18.7.07 war es soweit. Die Kolonie hatte so viele Schlupfe erlebt, dass ich endlich, endlich im Plus war. Mit 10 Arbeiterinnen am 18.7 und 11 Arbeiterinnen am 19.7. hatte ich die Koloniegröße bei Erhalt wieder überschritten!


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    Die Ameisen beim Verwerten einer Fliege




    Dienstag, 31.7.07
    Bis zu diesem Tage wuchs die Kolonie auf 12 Arbeiterinnen an. Es gibt momentan keine Puppen, jedoch werden ca. 35-40 Larven großgezogen und auch ein größerer Haufen an Eiern ist vorhanden. Ich nehme an, dass dies die letzte Brut dieses Jahres sein wird. Mal sehen, was noch auf mich zukommt.


    Sonntag, 26.8.07
    Ein kleiner Nachtrag: Die Kolonie ist dieses Jahr außergewöhnlich früh in die Vorbereitungen der Winterruhe gestartet und sitzt inaktiv im Nest herum, Nahrung wird kaum noch aufgenommen. Die restlichen Eier haben sich mittlerweile zu Larven weiterentwickelt, allerdings wachsen diese nicht mehr. Falls in der Winterruhe alles klappt, startet die Kolonie mit großem Potential in das kommende Jahr (es sind schließlich ca. 50 Larven). Ich werde ungefähr am 23.9.07 (da komme ich aus Prag zurück und kann das Ganze überwachen) die kühle Phase der Winterruhe einleiten. Theoretisch wäre es auch möglich, die Kolonie bei Zimmertemperatur zu überwintern, da Camponotus herculeanus einem endogenen Rhythmus folgt, zu empfehlen ist dies aber nicht.


    Montag, 24.8.07
    Ich habe die Kolonie nun in ein 15°C kühles Zimmer gestellt, Ende der Woche geht es ab in den Keller zu noch tieferen Temperaturen, im Winter dann wieder in dieses Zimmer, dass dann höchstens 10°C aufweist. Auch meine anderen Kolonien (Myrmica cf rubra, 2x Lasius cf niger und eine Zweiergruppe Lasius cf flavus Gynen mit acht untergeschmuggelten Lasius cf niger Arbeiterinnen) durften in die Winterruhe. Das wäre es für dieses Jahr, außer eine Katastrophe passiert im Winter, dann berichte ich natürlich davon. Nächstes Jahr biete ich den Camponotus nicht nur ein neues und geräumigeres, externes Nest an- dieses sieht aus wie eine asiatische Pagode- sondern auch ein komplett neu eingerichtetes Formicarium mit Anbau, denn das derzeitige war eher eine Notlösung.


    Derzeitiger Koloniestand also:
    Eine Gyne (was sonst :winking_face: )
    12 Arbeiterinnen, davon eine Pygmäe
    ca. 50 Larven



    [Blockierte Grafik: http://picmirror.de/thumb.php/3371_p5000029.jpg]
    Ein ca. 1 Monat altes Bild der Kolonie, aber seither hat sich ja nichts geändert (Stand September 07)

    • Offizieller Beitrag

    Fazit: Ohne die zahlreichen Todesfälle wäre die Kolonie wohl ca. doppelt so groß. Die Tode, die jeweils kurz nach dem Schlupf eingetreten waren könnten mit dem Post-Transport zu mir nach Hause erklärt werden. Vielleicht wurden die damaligen Larven dabei so herumgeschüttelt, dass sie Schaden nahmen- aber das ist nur eine Mutmaßung. Nach Zeitrechnung würde dies jedenfalls passen.
    Achtet auf ein angemessenes Wässerungsintervall.
    Vor Milben ist man nie ganz sicher- bewahrt eure Futtertiere nicht in Nähe der Ameisen auf oder tötet sie am Besten gleich und friert sie ein- je nach Möglichkeit.
    Auch wenn es eurer Kolonie einmal nicht gut geht- nicht gleich den Kopf hängen lassen. Sie kann sich wieder erholen. Bevor nicht alle Ameisen tot sind ist nichts verloren (ok, wenn die Gyne dabei ist... dann meist schon :D)


    Es wird auch noch einen Film geben, allerdings weiß ich nicht, ob er auf Grund seiner Größe bei myvideo.de/youtube.com hochgeladen werden kann.


    Achso, wenn Diskussionsbedarf besteht, dann kann einer ruhig einen Diskussionsthread erstellen- ich verlinke den dann.



    [Jahresbericht 2007 Ende, ice_trey]

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