Allgemeines:
Der sehr einfach zu bearbeitende Porenbeton (früher: Gasbeton) ist eine der beliebtesten Varianten des künstlichen Ameisennestes. Der Name Ytongnest wird hierbei vom ursprünglichen Markennamen Ytong abgeleitet. Ein Ytongnest ist durch einen Wassertank, schlichtes Besprühen oder das bloße "Hineinstellen" in eine Schale voll Wasser sehr leicht zu befeuchten und gewährleistet damit optimale Bedingungen für eine Ameisenkolonie und insbesondere deren Brut.
Ein Nachteil des Ytongs ist jedoch, dass bei einigen Arten auf Grabaktivität verzichtet werden muss, so bei der typischen Einsteigerart Lasius niger. Ein weitere Nachteil ist die Bruchgefahr, da ein Gasbetonstein keine allzu große Festigkeit aufweist. Einige Arten wie beispielsweise Messor barbarus oder die kleinen Pheidole pallidula, die häufig kräftige Mandibeln (Kiefer) aufweisen haben jedoch keine Probleme damit, Ytongkammern zu erweitern, was bei Unachtsamkeit des Halters zu einem Ausbruch führen kann.
Auch ist zu beachten, dass einige Gasbetonsteine recht grobporig sind und aufgrund dessen möglicherweise Ameiseneier/-larven sowie Dreck, Essemsreste und Kot in die Poren rutschen und dort letztendlich für die Ameisen unerreichbar sind. Bei Eiern/Larven würde dies fatal mit dem Tod dieser enden.
Ytongsteine sind kostengünstig für ein paar Euro in vielen Baumärkten erhältlich.
Bearbeitung:
Auch die Bearbeitung des Ytongs und damit die Herstellung eines geeigneten Nestes ist denkbar einfach. Mit Hilfe eines spitzen Gegenstandes (Schraubenzieher/Meisel) oder einer Fräse/Bohrmaschine lassen sich spielend einfach Kammern und Gänge in geeigneter Größe in die Ytongsteinfront und die Seiten einarbeiten. Eine Auflistung geeigneter Kammergrößen für verschiedene Ameisenarten ist am Ende dieses Threads zu finden. Am Besten zeichnet man die Kammern mit einem Bleistift vor (kein Filzstift!). Die Kammern sollten weder zu groß sein noch sollten zu viele davon vorhanden sein, denn Ameisen lagern gerne ihren Müll im Nestbereich selbst, wenn ihnen zuviel Platz zur Verfügung steht. Folge: Evtl. Schimmel, der nicht schön aussieht und möglicherweise für die Ameisen schädlich ist. Wenn man von Anfang an ein großes und mit zahlreichen Kammern bestücktes Nest nutzen will, dann kann man die überzähligen Kammern/Gänge mit Sand oder anderem feinen Bodenmaterial auffüllen, um die Erschließung derer zu verzögern.
Den Ytong vor der Anbringung der Scheiben gründlich auswaschen, da der Staub sich für die empfindliche Brut ungünstig auswirken kann.
Die Seiten, die nun Kammern aufweisen werden mit einer Glas- oder Plexiglasscheibe abgedeckt. Diese befestigt man mit Silikon, Plexiglas lässt sich aber auch anschrauben. Vorbohren, da es sonst platzt! Anscheinend ist das bei Glas auch möglich, aber eher riskant). Alle Scheiben lassen sich auch an das Nest anklemmen oder bei kleinen Nestern: Mit Gummi befestigen. Bei Silikon darauf achten, dass es auch tauglich ist! Mit Aquariensilikon ist man z.B. auf der sicheren Seite, da es keine schädlichen Stoffe ins Wasser absondern darf. Plexiglas verkratzt recht leicht, ist aber ebenso leicht zu bearbeiten, ein Vorteil gegenüber normalem Glas. Transparente Folien sind theoretisch zwar als Abdeckung geeignet, aber sie sind nicht gerade robust und stoßfest. Wenn das Ytongnest direkt an die Scheibe des Formicariums montiert wird erübrigt sich eine zweite Scheibe natürlich. Allerdngs muss man dann in der evtl. nötigen WInterruhe das gesamte Formicarium herumschleppen! Zudem muss eine Scheibe dicht und fugenlos am Ytong anliegen, da sonst das selbe Problem auftreten kann wie bei zu großen Poren: Eier bzw. Larven und andere Dinge rutschen in die Lücke.
Der nächste Schritt ist der Wassertank, wenn diese bewährte Bewässerungslösung denn genutzt werden soll. Von oben her wird hinter die Kammern eine Vertiefung eingeritzt, die weder zu nah an der Rückseite noch zu nah an den Kammern vorbeilaufen sollte. Dies ist von der Größe des Steines abhängig. Die Tiefe des Wassertanks sollte normalerweise maximal die Hälfte der Höhe des Ytongsteines betragen. Somit bilden sich verschiedene Feuchtigkeitsbereiche, die die Ameisen nach Belieben und Anspruch nutzen können. Jedenfalls im Optimalfall, das Nest sollte man vor Gebrauch gründlich testen, bevor die Ameisen evtl. in einen unfunktionalen Porenbetonblock einziehen...
Einen Nestausgang ist natürlich auch nötig, dazu bohrt man einfach ein Loch von außen in eine der Kammern. Dieses Loch kann auch als Anschluss für einen Schlauch genutzt werden (bei außerhalb der Arena stehenden Nestern). Bei in der Arena integrierten Ytongnestern muss nun noch der Wassertank abgedeckt werden, da die Ameisen dieses sonst gerne besuchen und man beim Wässern behindert wird- außer man will seine Ameisen womöglich ertränken
Wenn kein Wassertank genutzt werden soll, dann tut ein Blech o.Ä. gefüllt mit Wasser seine Dienste. Das Nest hier hineinstellen, es saugt sich dann von unten mit Wasser voll und bildet verschiedene feuchtigkeitszonen (unten natürlich feuchter als oben ;)). Bis das Nest genug Wasser gezogen hat kann es aber mitunter ein paar Tage dauern, das also vor Gebrauch testen und einplanen.
Tips:
Das Wässerungsintervall hängt entscheidend von der Größe des Ytongs ab und muss ausgetestet werden. Je dunkler und grauer ein Ytong aussieht, desto feuchter ist er. Ein trockener Ytong ist relativ weiß.
Um grobporige Ytongnester "eierfreundlich" zu gestalten, sollte man die Kammern mit handelsüblicher (Fugen-)Spachtelmasse bearbeiten (keine Spachtemlasse aus dem KFZ-Bereich!! Manche Leute kommen echt auf seltsame Ideen ;)). Diese besteht zu einem Großteil aus Gips und ist dadurch feuchtigkeitsdurchlässig. Auch soll Fugenspachtel einen gewissen Schutz gegenüber Grabversuchen bieten, da die Kieferzangen der Ameisen die harte Oberfläche dieser nicht so leicht abtragen können wie den groben und porösen Ytong selbst. Der Fugenspachtel muss Feuchtigkeitsbeständig sein, sollte sich also bei Feuchtigkeit nicht auflösen oder Risse bilden.
Die Fronten, die Kammern aufweisen sollten mit roter Folie abgedeckt werden, da Ameisen rotes Licht für gewöhnlich nicht wahrnehmen können und sich deswegen nicht gestört fühlen bzw. sich seltsam verhalten. Rote Folie findet man in Schreibwarenläden sowie Drogeriemärkten und Ameisenshops. Am besten wäre jedoch eine Konstruktion mit einer schwarzen Folie oder einem anderen Lichtundurchlässigen Material, die nur zum Beobachten abgenommen wird, da das Nest dann noch dunkler ist. Damit wird natürlich die ständige Beobachtung verhindert.
Vor Gebrauch kräftig wässern und testen!
Bei hohen Temperaturen im Ofen abbacken, um Parasiten, die evtl. darauf sitzen zu töten!
Bei weiteren Fragen ins Forum posten!
Kammer- und Ganggrößen:
Formica fusca
Kammern
Höhe: ca. 15mm
Länge: ca. 25 - 50mm
Tiefe: ca. 15- 20mm
Gänge
Höhe: 6 - 8mm
Tiefe: 6 - 8mm
Infos: Gänge von 5mm reichen auch noch. Da kommt die Königin auch noch durch. Hauptwege sollten aber etwas größer sein, oder stattdessen eben mehrere dünne.
Camponotus ligniperdus und herculeanus
Kammern:
Höhe: 2 - 2,5 cm
Länge: 5 - 8 cm (bei einer großen Kolonie auch 10cm)
Tiefe: 2 - 4 cm
Gänge:
Höhe und Tiefe: ca. 0,6 - 0,9 cm
Lasius niger:
Kammern
Höhe: 1 - 1,5 cm
Länge: 1 - 4 cm
Tiefe: 1 - 2 cm
Gänge:
Höhe und Tiefe: ca. 0,4 - 0,7 cm
Temnothorax nylanderi
Kammern
Höhe: ca. 4mm
Länge: bis ca. 40mm
Tiefe: bis ca. 20mm
Gänge
Durchmesser: ca. 2,5mm
Temnothorax unifasciatus
Kammern
Höhe: ca. 3-5mm
Länge: bis ca. 40mm
Tiefe: bis ca. 20mm
Gänge:
Durchmesser: ca. 2,5mm
Myrmecia pavida:
Kammern bei kleinen Kolonien:
Höhe: 2cm
Länge: 5-6cm
Tiefe: 3cm
Gänge bei kleinen Kolonien:
Höhe und Tiefe: ca. 1cm
Kammern bei großen Kolonien:
Höhe: 4-6cm
Länge: 10-14cm
Tiefe: 5-6cm
Gänge bei großen Kolonien:
Höhe und Tiefe: ca. 1,5-2 cm
Myrmica rubra:
Kammern:
Höhe: 1-2cm, bei großen Kolonien auch mal 3-4 cm
Länge: 2-6 cm
Tiefe: Bis zu 2,5 cm
Gänge:
Höhe und Tiefe: ca. 0,5cm - 1cm
Quellen:
www.ameisenwiki.de
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