Großes Formicarium

  • Hallo,
    ich habe noch keine Erfahrung mit Ameisenhaltung, würde mir aber gerne welche beschaffen ( Ameisen halten). Ich habe mehrere große Aquarien, die man Klasse als Arena nutzen könnte. Diese würde ich auch gerne Benutzen. Welche Art von Ameise würdet ihr mir Empfehlen? Ich will natürlich noch eine Farm kaufen und diese anbinden.
    Mein Plan: Eine große oder mehrere mittlere Familien einer Rasse in einem Formicarium. Gibt es da Probleme? Wie kann man die Größe einer Familie bestimmen?


    Viele Grüße und Danke im voraus

  • Hallo, herzlich Willkommen im Ameisencafe!


    Schön, dass du auch in das Ameisenhobby, also der Ameisenhaltung einsteigen willst.
    Große Aquarien sind perfekt als Arenen geeignet, es gibt diverse Anfängerameisenarten die ich dir empfelen kann, hier ein paar Beispiele:


    -Serviformica fusca = recht große Ameisen, volksarm (bis 2000 Arbeiterinnen), schwarze Färbung.


    -Lasius niger = Anfängerameise schlechthin, schnelles und starkes Koloniewachstum, etwas kleiner als Serviformica fusca, aggresiv.


    -Myrmica rubra = Rote Gartenameise, können stechen, brauchen viel Feuchtigkeit.


    Du kannst diese Arten natürlich in einer Farm halten.
    ABER: Mehrere Kolonien, diverser Arten kannst du nur bei Bestimmten Eigenschaften der Ameisen halten! Manche Arten würden sich gegenseitig nur bekriegen!
    Temnothorax spec. sind meist gut für Gemeinschaftsbecken, da diese den anderen Ameisen aus dem Weg gehen.
    Die Größe einer Kolonie kannst du schwer regulieren, eigendlich gar nicht, Profis regulieren manchmal das Wachstum mit dem Futter und somit der Eiweißzugabe, aber das wäre zu komplex für einen Anfänger.


    MfG


    Michi


    PS: Nicht Rassen sondern Gattungen oder Arten!

  • Hallo und Willkommen im AmeisenCafe.


    In der Taxonomie der Biologie gibt es folgende Einteilung: Reich -> Unterreich -> Abteilung/Stamm -> Unterstamm -> Klasse -> Ordnung -> Unterordnung -> Familie -> Unterfamilie -> Gattung -> Untergattung -> Art -> Unterart (Rasse). Diese Art von Familie hast du sicherlich nicht gemeint.


    Man hält bei Ameisen also nicht mehrere Familien, sondern Kolonien. Auch hält man meist eine Kolonie in einem Formicarium (wobei es Ausnahmen gibt).


    Ich rate dir, dich erst einmal im Forum umzusehen und Infos zu sammeln. Auch kann ein Blick ins AmeisenWiki weiterhelfen:
    http://www.ameisenwiki.de/index.php/Hauptseite


    Natürlich kannst du auch Fragen stellen.

  • Hallo Jack the ripper, auch von mir ein herzliches Willkommen im Ameisencafé!


    Nur noch zwei Anmerkungen:


    1. nicht nur manche Arten wie Michi schreibt, sondern die meisten würden sich gegenseitig schlicht abmurksen. Der Grund dafür sind Rivalitäten um Ressourcen, z.B. Futter oder Raum. Bis auf eine Hand voll Ausnahmen ist eine Gemeinschaftshaltung also schlicht unmöglich, bringt einem Hobbyhalter auch keine echten Vorteile. Somit: lieber mehrere Kolonien in mehreren Anlagen, damit hat man mehr Freude.


    2.

    Zitat

    Profis regulieren manchmal das Wachstum mit dem Futter und somit der Eiweißzugabe, aber das wäre zu komplex für einen Anfänger.

    Das stimmt so nicht, kein wirklicher Profi würde das tun. Man muss sich vor Augen halten: der Entzug oder eine Verminderung des Proteinangebots führt zu Mangelerscheinungen, die schließlich eine Verringerung des Koloniewachstums herbeiführen nicht zuletzt, weil ein Teil der Brut auch einfach verhungert oder gefressen wird, um den Proteinmangel auszugleichen. Ich rate von solchen Experimenten dringend ab. Selbst wenn es den gewünschten Effekt hat und offenbar nicht schädlich zu sein scheint: es ist Tierquälerei.


    Die Diskussion hierzu wurde in folgendem Thread weitergeführt:
    Kolonieregulation durch Nahrungsmangel
    ice_trey


    Sonst noch Fragen? Immer her damit :smiling_face:

  • Zitat

    Original von Jack the ripper
    Sollte ich an eine Farm 2 Arenen anbinden?


    Also es ist genrell besser, wenn mehr Platz/Auslauf geboten wird! Also wenn du die Möglichkeit hast, dann kannst du direkt beide anschließen oder du verwendest eben erst nur ein Becken wenn die Kolonie noch klein ist, damit du gezielter beobachte kannst. Ist die Kolonien mal ordentlich herangewachsen, dann kannst du ihnen erst dann die Erweiterung anbieten.


    Zitat

    Original von Jack the ripper
    Woran stirbt eigentlich eine Kolonie? Bei einer monogynen art am Tod der Königin?


    Also es gibt sehr viele Faktoren woran eine Kolonie bzw. Königin sterben kann! - Krankheiten, Milben oder falsche Haltungsbedingungen sind mit die drei häfigsten Ursachen wieso eine Kolonie/Königin, aber auch nur Arbeiterinnen, stirbt/sterben!
    Da würde ich gerne wissen wieso du speciell nach Todesursachen von monogynen Arten fragst ... Denn eigentlich macht es keinen wirklichen Unterschied ob die Kolonie monogyn oder polygyn ist!

  • Also ich würde mal die Frage anschließen wollen: wie groß ist das Becken? Unter Umständen ist ein zweites nämlich von Anfang an überflüssig.


    Zitat

    entsteht eine neue Königin wenn die Alte tot ist?

    Bei monogynen Kolonien nein, die Kolonie stirbt sukzessive aus. Es gibt einige Fälle, wo Arbeiterinnen die Aufgaben der Gyne übernehmen können, aber das würde hier zu weit führen.


    Zitat

    Würde eine kolonie nie sterben, wenn sie gut gehalten wird?

    Bei monogynen Kolonien ist das ausgeschlossen. Polygyne Kolonienen könnte man, sofern die Adoption von Jungköniginnen denn immer erfolgreich wäre, theoretisch ewig erhalten, das ist praktisch aber recht utopisch. Eine Ausnahme bilden Arten, die Inzucht betreiben, denn hier mangelt es durch die kolonieinterne Produktion von Gynen niemals an reproduktiv tätigem Nachwuchs. Solche Arten sind aber für die Haltung zumeist nicht zu empfehlen, es handelt sich nicht selten um sogenannte Pestants, also Arten, die wirklich gefährlich werden können.


    Zitat

    Was ist mit den Schwärmzeiten? Bekommen meine Ameisen dann Flügel?


    Nein. Es werden spezielle Eier gelegt, aus denen sowohl geflügelte männliche als auch weibliche Geschlechtstiere schlüpfen. Diese schwärmen, paaren sich mit denen aus anderen Kolonien, die Männchen sterben, die begatteten Weibchen gründen neue Kolonien.

  • Das reicht eine ganze Weile (zumindest bei den gängigen Arten). Sieh eine Erweiterung vor (z.B. mit einer Tankverschraubung oder ähnlichem) und dann wirst du merken, dass das Volk nicht von heute auf morgen explodiert :winking_face: . Wenn es nötig wird, kannst du die Anlage immer noch jederzeit erweitern.


    Edit@Folgepost: also ich glaube für eine Gründerkolonie Lasius niger kommt er damit gut 2 Jahre hin, wenn nicht länger (muss man dann von Fall zu Fall sehen).

  • Also keine Ahnung für welche Art hier nachher entschieden wird, jedoch sehe ich ein Becken mit den Grundmaßen von 80 x 35 cm als Standart und nicht direkt als groß an...


    Bei den meisten Arten wird dieses Becken zwar für den Anfang ausreichen, doch wirst du nach entsprechender Zeit doch noch anbauen müssen...


    Kommt da dann auf die Art an...

  • Zitat

    1. nicht nur manche Arten wie Michi schreibt, sondern die meisten würden sich gegenseitig schlicht abmurksen. Der Grund dafür sind Rivalitäten um Ressourcen, z.B. Futter oder Raum. Bis auf eine Hand voll Ausnahmen ist eine Gemeinschaftshaltung also schlicht unmöglich, bringt einem Hobbyhalter auch keine echten Vorteile. Somit: lieber mehrere Kolonien in mehreren Anlagen, damit hat man mehr Freude.


    Manche, viele, meiste, einige.... Man kann viele Bezeichnungen dafür finden. Fakt ist: es gibt sowohl Arten die sich tolerieren und Arten die sich nicht tolerieren. Beides sollte im ausgewogenem Maße zu finden sein. Wichtig für eine erfolgreiche Vergesellschaftung ist eine niedrige bis mittelmäßige Dominanz der Arten, die sich ein oder mehrere Becken teilen sollen.


    Um der Kritik von Verantwortungslosigkeit gegenüber Anfänger vorzubeugen:


    Ich empfehle jedoch vor einer Vergesellschaftung sich unbedingt gründlich vorher über die Arten zu informieren. Ohne vorherige Informationen kann es schnell in die Hose gehen!


    Jack the ripper:


    Wie viele von diesen Becken hast du denn?


    Gruß

  • @Fraap:
    Du hast, wie leider so oft in den Foren zu finden, eine unwesentliche, winzige Kleinigkeit vergessen:
    die Enge eines noch so großen Formicariums ist u.a. in diesem Fall in keinster Weise mit den Verhältnissen in der Natur zu vergleichen.


    Ob eine Ameise in der Natur dann und wann einer anderen Art begegnet, oder in einem Formicarium ständig ueber diese stolpert... fetter Unterschied.
    Vergesellschaftung in einem Formicarium wird ueber Kurz oder Lang zu Problemen fuehren!

  • Zitat

    Vergesellschaftung in einem Formicarium wird ueber Kurz oder Lang zu Problemen fuehren!


    Hängt das nicht auch stark von den vergesellschafteten Arten ab? Natürlich gibt es Arten, bei denen dies nie funktionieren wird. Aber solange der Größenunterschied groß genug ist, dass sich die Ameisen komplett ignorieren ... wieso sollte es dann nicht klappen?


    EDIT:@folgepost ändert trotzdem nix daran, dass man das so pauschal einfach nicht sagen kann

  • Krieg? Warum immer gleich in die Superlativen gehen?
    Sind das die einzigen Probleme, die Dir einfallen??
    Was ist mit Pluenderungen, Unterdrueckung, Verletzungen, Dauerstress, Nahrunsmangel (oder besser Ressourcenkonflikte) und ähnlich netten Erscheinungen?
    Probleme druecken sich nicht nur in blutigen Auseinandersetzungen aus... die Frage stellt sich doch: können Ameisen OHNE Probleme in einem kleinen Formikarium vergesellschaftet werden.
    Meine Antwort darauf: Nein.

  • Also ich persönlich kenne einen Halter, welcher ein solches Gesellschaftsbecken hält...


    Und dies laut seiner Aussage auch schon über einige Zeit und auch ohne wirkliche Probleme...



    Sahal - wieso Nahrungsmangel ? denkst du nicht, dass dieser dann eher auf den Halter zurückzuführen wäre, als auf die Ameisen ?



    In diesem Gesellschaftsbecken liefen die Tiere der unterschiedlichen Kolonien Seite an Seite durchs Becken, ohne sich wirklich zu beachten...



    Meiner Meinung nach würde ich von einem solchen Becken eher aus den Gründen abraten, dass man die Haltungsbedingungen verschiedener Kolonien in einem Becken unterbringen muss und man vorher auch nicht weiss, welche Arten sich unter guten Umständen "vertragen" würden...


    Abgesehen davon würde dies wohl das erste Becken von Jack werden und ich denke nicht, dass er sofort mit einer so komplexen Haltung klarkommen würde... ( klar gibt es Ausnahmen, doch möchte man es drauf anlegen? )



    Ich sage somit ebenfalls NEIN zu einem Gesellschaftsbecken...

  • Nun, ich habe derartige Anlagen bisher immer nur scheitern sehen natürlich waren die Ameisen schuld oder das Wetter, niemals das Becken :grinning_squinting_face: Ich kenne weder deinen Bekannten, noch seine Anlage. Auch habe ich keine Ahnung was man sich unter über einige Zeit problemlos vorstellen darf Tage? Wochen? Monate? Für wichtig halte ich dabei, was Sahal oben völlig richtig geschrieben hat:


    Zitat

    die Enge eines noch so großen Formicariums ist u.a. in diesem Fall in keinster Weise mit den Verhältnissen in der Natur zu vergleichen.
    Ob eine Ameise in der Natur dann und wann einer anderen Art begegnet, oder in einem Formicarium ständig ueber diese stolpert... fetter Unterschied.
    Vergesellschaftung in einem Formicarium wird ueber Kurz oder Lang zu Problemen fuehren! (Hervorhebungen durch mich, d. Verf.)


    Heißt konkret: In der Enge eines Formicariums (es sei denn es handelt sich um eine riesige Anlage, was eine Gemeinschaftshaltung ad absurdum führt) treten mit der Zeit höchstwahrscheinlich auch zwischen Arten Probleme auf, zwischen denen es eigentlich keine geben dürfte. Einige davon hat Sahal soeben beschrieben. Momente wie Dauerstress sind für den Halter unsichtbar, bis es zu spät ist. Möglicherweise ist das bei deinem Bekannten längst der Fall, ohne dass es auffällt? Hat er Kontrollvölker, um z.B. Auswirkungen auf die Entwicklung zu dokumentieren?
    Bei anderen Dingen, etwa einer möglichen Plünderung, ist die Reaktionszeit so kurz, dass der Halter quasi nichts mehr tun kann. Das alles nimmt er billigend in Kauf, auch dein Bekannter, mag es momentan noch so gut funktionieren.


    Zitat

    Sahal - wieso Nahrungsmangel ? denkst du nicht, dass dieser dann eher auf den Halter zurückzuführen wäre, als auf die Ameisen ?

    Ähm steht doch in Klammern: Nahrungsmangel im Sinne von Ressourcenkonflikten (wozu im Übrigen auch Nistmöglichkeiten/ Platz gezählt werden können). Meinst du im Ernst, du könntest eine dominantere Art von den Futternäpfen der wahrscheinlich kleineren, eher wehrloseren Arten fernhalten? Mal von einer ziemlich wahrscheinlichen Verdrängung ganz abgesehen: Eine permanente Konkurrenz ohne Ausweichmöglichkeiten ist nahezu ein Garant für Stress.


    Daher von vorneherein:

    Zitat

    können Ameisen OHNE Probleme in einem kleinen Formikarium vergesellschaftet werden.
    Meine Antwort darauf: Nein.


    dem ist nichts hinzuzufügen.

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