Um welche Ameisenart handelt es sich? [Crematogaster cf. scutellaris]

  • Hallo Forums-Mitglieder



    ich habe ein paar Bilder unserer Mitbewohner gemacht und würde nun gerne, wissen wie ihr Name ist. Vielleicht kann uns hier jemand weiter helfen.


    Diese Ameisen leben schon mehrere Jahre bei uns. Sie sind auch das ganze Jahr über unterwegs. Ihr Interesse an allem essbaren ist sehr groß. Da sie noch nie in Massen aufgetreten sind stören sie aber kaum.


    Beschreibung: Größe 3-5 mm, Körper schwarz, Kopf rötlich, Fühler am Ende etwas dicker, auf dem Mittelteil ein kleiner Haken.


    Ich hoffe die Bilder sind gut genug konnte in der Firma aber nicht so Fotografieren

    Im Voraus Danke


    tommy299

  • Das sieht tatsächlich nach Crematogaster cf. scutellaris aus... aber normalerweise kommen die nördlich von Südtirol bzw. dem schweizer Kanton Tessin gar nicht vor :think: die müssten dann irgendwie eingeschleppt worden sein, was ich nicht für unbedenklich halte, denn die Art ist aufgrund ihres Wehrsekretes sehr dominant und kann zudem Parasiten einschleppen. Was macht deine Firma denn? Diese Tiere bilden in unseren Breiten normalerweise nur temporäre Nester im Freien, aber wenn sie entwischen und das Wetter so mild bleibt wie bisher, kann das (wenn es noch irgendwo ein zweites Volk gibt, weil deine Firma z.B. Holz aus Südtirol importiert und da gelegentlich mal eins dabei ist) durchaus problematisch werden. Wichtig wäre außerdem, zu erwähnen, dass diese Art durchaus gefährlich für die Bausubstanz sein kann, da sie in Gebäuden normalerweise in Balken und Co. nistet! Ich würde also (so ungern ich das tue) zu einer sofortigen und intensivern Bekämpfung raten. Die gute Nachricht: das sollte aufgrund der Monogynie dieser Art eigentlich kein großes Problem sein.

  • meine Crematogaster scutellaris sehen genauso aus, nunja einige Crematogaster -Arten lassen sich nur durch die Anzahl von Haaren bestimmen also von mir nur dieses:
    Vielleicht ist es Crematogaster scutellaris :smiling_face:


    Ps:
    Scheint vll eingeschleppt worden zu sein? Hast du noch mehr Fotos vom Nesteingnang usw.?

  • Ich nehme die Tatsache, dass du exakt das wiederholst, was ich eben geschrieben habe, mal als Zustimmung :grinning_squinting_face: ist auch ein ganz schön langer Text, den zu lesen kann man nun wirklich nicht verlangen. Nur soviel zur Info: eben weil man sich bei der Bestimmung nicht sicher sein kann, steht da auch Crematogaster cf. scutellaris, was soviel heißt wie „eine mit Crematogaster scutellaris vergleichbare Art“. So what?

  • Hallo,[Blockierte Grafik: http://www.ameisencafe.de/cafe/wcf/images/smilies/winken2.gif]


    wo sich das Nest, oder dazugehörige Einggang befindet konnte ich leider noch nicht heraus finden. Ob ich ihn überhaupt finde ist zu bezweifeln da ich im Büro noch nicht die Zeit hatte die Ameisen zu verfolgen. Es handelt sich um einen 10 Jahre altes Betongebäude mit Stahlfassade mit Holz für den Nestbau ist da nicht soviel, ausser Büromöbel aus Spanplatte. Ob sie das mögen?


    Es liefen heute aber wieder 3-4 über meinen Tisch. Im Papierkorb oder da wo was zum Essen liegt können es auch mal 20 sein.


    Ich möchte mich auf jeden fall bei euch für die Infos bedanken.


    Gruss tommy299

  • Nun, das die Tiere im Schreibtisch hausen, glaube ich nicht… wer wohnt schon freiwillig im Plattenbau :grinning_squinting_face: sie müssen aber auch nicht unbedingt im Holz leben… die Art baut recht eindrucksvolle Kartonnester, ihnen reicht normalerweise ein anständiger Hohlraum (z.B. Zwischenböden, Decken- oder Wandverkleidungen sind sicher ideal). Das Material zum Nestbau können die unterschiedlichsten Quellen liefern, z.B. diverse Dämmstoffe, Möbel, der Inhalt von Lagerräumen (ich könnte mir Pappkartons als guten Rohstofflieferanten vorstellen), sämtliche Holzkonstruktionen (z.B. unter Wandverschalungen) und und und… die Möglichkeiten sind recht Groß und du wirst in einem solchen Gebäude wahrscheinlich weder das Nest noch das Baumaterial finden.


    Das Gebäude selbst scheint nicht wirklich in Gefahr zu sein, die ökologischen Risiken aber bleiben. Es sollte zudem auch im Interesse des Besitzers bzw. der Mitarbeiter sein, die Tiere los zu werden… die wenigsten möchten wohl gern Ameisen im Mittagessen haben, mal ganz von diversen Hygienevorschriften und der Tatsache, dass solcherlei Getier in einem Büro nicht gerade seriös wirkt, ganz zu schweigen. Aber bitte keine Hausmittel (die sind meistens völlig unwirksam und/oder ziemlich barbarisch). Ich rate zu retardierenden Fraßködern über einen angemessenen Zeitraum (also auch noch ein paar Wochen, wenn keine Arbeiterinnen mehr auftreten). Ist die Königin erledigt (sofern es sich um die besagte Art handelt hat das Volk nur eine), sollte Ruhe sein. Was die Köder an Arbeiterinnen nicht schaffen, erledigt dann die Zeit. Treten die Tiere trotz guter Bekämpfung im nächsten Jahr erneut auf, war die Artbestimmung nicht ganz richtig (die ist bei Ameisen sehr kompliziert und kann eigentlich nur von einigen wenigen Spezialisten unzweifelhaft durchgeführt werden) und es handelt sich um eine polygyne Crematogaster spec., in diesem Fall rate ich zu härteren Bandagen… oder gleich dem Kammerjäger.

  • Ja, die sehen sehr nach Crematogaster scutellaris aus.


    Es sei erwähnt, dass es sehr oft zu einer Einschleppung dieser Art kommt. In wenigstens einem Fall haben sie sich auch erfolgreich bei uns angesiedelt.
    Dabei handelt es sich im ein Nest in einem Dachstuhl eines Wohnhauses. Diese Kolonie konnte Jahrelang beobachtet werden wie sie im Sommer mit Blattläusen befallenen Pflanzen aufsuchen.
    Bei guten Lebensbedingungen sind Crematogaster scutellaris also sehr wohl in der Lage in unseren Breiten zu überleben.
    Es wurde wohl nach fast 6 Jahren nun auch zum ersten mal beobachtet, dass Geschlechtstiere geschwärmt sind.
    Hier ein Link.


    Und hier der Linkzu der Beobachteten Kolonie. Ist aber schon etwas älter.


    Die Experten gehen aber wohl davon aus, dass diese Art nicht invasiv wird in Deutschland.


    Wie lange beobachtest du die Ameisen denn schon in deinem Büro? Vielleicht handelt es sich um noch eine etablierte Kolonie?

  • Als ich die kleinen Kerle mal wieder über meinen Schreibtisch krabbelnd vorfand, hätte ich nicht gedacht, soviel Resonanz auf meine Anfrage an euch zu bekommen.


    Passend zu dem link von swagman: unser Bürogebäude steht an der Bergstrasse.


    Mir fallen sie jetzt das vierte Jahr über auf. Immer nur vereinzelte Gesellen. Beim Auffinden von Nahrung im Dutzend wimmelnd.


    Sie zu verfolgen ist auf dem dunkelgrauen Teppichboden echt schwierig. Gibt es Tricks, wie man das Nest findet?


    Ich könnte ja mal Nahrung auslegen und drumrum Papier bis zur Wand, da sieht man sie dann eher laufen.


    Sofern sie nicht drunterkrabbeln.


    Grüße


    Tommy299

  • tommy: Wie ich oben schon geschrieben habe: das Nest zu finden wird in einem solchen Gebäude wahrscheinlich unmöglich sein, denn selbst wenn du herausfindest, wo die Tiere in der Wand verschwinden (oder wo auch immer), heißt das noch nicht, dass du auch das Nest gefunden hast. Wenn du aber nur wissen willst, wo sie verschwinden, könnte das mit dem Papier (oder: nem Bettlaken oder ähnlichem) aber durchaus klappen, nur stelle ich es mir ziemlich witzig vor :grinning_squinting_face: was wohl deine Kollegen dazu sagen, wenn du dein Büro mit Papier auslegst und den Ameisen hinterherjagst... für uns ist das normal, aber der Eine oder Andere da draußen kann das nicht verstehen, warte also besser bis zum Feierabend und schließ ab :winking_face:


    swagman: Bitte gib mir mal die Quelle an, in der behauptet wird, die Art könne nicht invasiv werden, die kenne ich nicht und sie würde mich sehr interessieren. Ich kenne nur Aussagen, dass Experten das auf natürlichem Wege für unwahrscheinlich halten... das ist ein riesen Unterschied, denn ein eingeschlepptes Volk ist nicht natürlich. Das die Art nicht "invasiv" sein wird, ist eine Mutmaßung aufgrund ihrer Lebensweise, denn bei einer monogynen Art ist das eigentlich unmöglich. Aber: es ist nicht ausgeschlossen, deshalb habe ich auch nach der Tätigkeit des Unternehmens gefragt, denn bei verschiedenen Firmen ist das Risiko der Einschleppung eines zweiten Volkes größer als bei anderen... und sind es erstmal zwei in einem recht begrenzten Gebiet (etwa beide in einem Gebäude) kann sich diese Art durchaus ausbreiten und lokal zur Neobiota werden (auf einen möglichen Schwarmflug hast du selbst hingewiesen). In ihrer natürlichen Umgebung kann ein einziges Volk hunderte Insekten pro Tag vernichten, was das ökologische Gleichgewicht durchaus beriets durcheinander bringen kann. Aufgrund ihrer Dominanz (Wehrsekret) sind sie für viele Insektenpopulationen ein Risiko. Das mag einigermaßen unwahrscheinlich sein und ganz sicher ist es eh nur ein einziges Volk. Deshalb ist es aber noch lange nicht ungefährlich... auch ein solches Volk kann Parasiten beherbergen, an die sich die Art womöglich bereits angepasst hat, die hier aber nicht vorkommen. Werden diese auf einheimische Arten übertragen, besteht die Gefahr, dass diese aufgrund fehlender Abwehr regelrecht ausgerottet werden (das gilt nicht nur für Ameisen, sondern die Ameise kann auch Zwischenwirt für Parasiten sein, die Fressfeinde von Ameisen befallen). Leider sind diese Risiken den Wenigsten bewusst und werden leider auch oft verschwiegen, geleugnet oder verharmlost.

  • Hallo joey.



    Hast du nicht auf den ersten Link in meinen Beitrag geklickt? Da steht es doch.


    Gerhard Heller schreibt dort:

    Zitat

    Zurück zu C. scutellaris: In vielen Beiträgen in diesem Forum wurde auf Gefahren durch Verschleppung von gebietsfremden Ameisen hingewiesen. Müsste man im Falle einer dauerhaften Etablierung dieser Art negative Auswirkungen z.B. auf die einheimische Ameisenfauna befürchten? Nach meiner Auffassung sicher nicht. C. scutellaris hat keinerlei Merkmale einer potentiell invasiven Art und lebt an ihrer natürlichen Verbreitungsgrenze (Südtirol, Südschweiz) in "Frieden" mit der dortigen Ameisenfauna, die mit unsrigen in weiten Bereichen deckungsgleich ist.


    Und Buschinger schreibt:

    Zitat

    Was das „Invasionspotenzial“ von C. scutellaris anbelangt bin ich ganz Ihrer Meinung: Keine Gefahr.


    Ich sag ja nicht das keine Gefahr durch eingeschleppte Ameisen besteht, aber nicht alle haben das Potenzial sich zu invasiven Arten zu entwickeln.
    Immerhin wird C. scutellaris nicht erst seit einigen Jahren immer wieder nach Deutschland eingeschleppt, sondern vermutlich schon seit Jahrhunderten. ( Man bedenke, dass schon die Römer alles mögliche nach Deutschland importiert haben.)


    Hab dazu erst etwas gefunden, nachdem ich auf Madeira Urlaub gemacht habe;


    Pheidole megacephala und Linepithema humile wurden auf Madeira eingeschleppt. Nachdem es in den 1850ern und 1890ern zu explosionshaften Anstieg der Populationen kam, dachte man diese Arten würden die heimischen Arten verdrängen.
    Die damaligen Experten behaupteten sogar diese Arten hätten die Heimischen verdrängt und sich auf ganz Madeira ausgebreitet. Obwohl scheinbar keine Untersuchungen gemacht wurden.
    Heute weis man jedoch das es nicht so war.
    Beide Arten bevölkern nur einen kleinen Teil der Insel und haben kaum Auswirkungen auf die heimischen Ameisenarten gezeigt.
    Vermutlich ist es für P. megacephala in den meisten Inselbereichen zu kühl und für L. humile zu feucht. Zudem fehlen vermutlich das nötige Futter, welches diese Arten invasiv werden lässt.
    Schlussendlich verdrängt die auf Madeira heimische Art Lasius grandis, welche etwa 84% von Madeira bewohnt, aktiv beide Eindringlinge und verhindert somit deren Ausbreitung mit.
    Hier mehr dazu.


    Also nur ums noch mal klar zu stellen, ich weis durchaus das eingeschleppte Arten ( Tiere und Pflanzen ) zu großen Schäden für die Heimische Tier- und Pflanzenwelt und auch der Wirtschaft eines Landes führen können. Ich war in Australien und hab gesehen was dort passiert nur wegen eingeschleppter Arten.
    Auch das Parasiten die eingeschleppt werden gefährlich sind ist mir gut bekannt. Bestes Beispiel die Varroamilbe bei den Bienen und ein Pilz der Weltweit zum sterben von Amphibien führt.
    Als Gärtner ist mit auch ein weiterer Pilz bekannt, der bei uns zu einem massiven absterben von Buchen führt. Dieser Pilz ist auch in Australien ein großes Problem und wurde vermutlich durch die Erde an Pflanzen aus Asien über die Welt verteil.
    Zur Zeit führt die Stadt in der ich lebe einen teuren und auf Jahrzehnte dauernden Versuch durch diesen Pilz zu bekämpfen, nachdem es in Australien scheinbar etwas gebracht hat.
    Aber, der Ausgang ist ungewiss und schon jetzt steht fest, dass die Bestände an alten Buchen im Stadtwald nicht mehr zu retten sind.
    Die Buchen gehören damit wohl vorerst zu den Verlierern der Globalisierung.

  • Doch doch, den hab ich schon geklickt... sogar gelesen :winking_face: ähnliche Äußerungen kannte ich schon, nicht umsonst schrieb ich:


    Zitat

    Das mag einigermaßen unwahrscheinlich sein...


    Bitte versteh mich nicht falsch: Es ging mir nicht um eine biologische Invasion Marke Solenopsis invicte in den USA, das ist selbstverständlich Käse! Es ging um die potenzielle Möglichkeit einer "lokalen Neobiota", das Argument dafür hast du oben selbst geliefert: sie sind durchaus lebensfähig und es ist auch nicht ausgeschlosse, dass sie schwärmen. Nochmal (möglicherweise habe ich mich ja auch missverständlich ausgedrückt): desshalb fragte ich nach, was die Firma tut! Möglicherweise geht sie einer Tätigkeit nach, die eine Einschleppung begünstigt (was weiß ich... vielleicht stellen sie Korken her oder handeln mit Holz :grinning_squinting_face: ), was die Voraussetzung für eben das wäre, was ich oben geschrieben habe.


    Die Sache mit Pheidole megacephala und Linepithema humile find ich sehr interessant, endlich mal ein Beispiel, dass sowas auch andersherum geht... ich würde das aber so nicht für die Regel halten, wie du weißt hätte das (vor allem bei Linepithema humile) auch schief gehen können. Auch dass hier keinerlei Parasiteninfektion stattgefunden hat, ist wohl eher Glück. In Punkto Parasiten sind wir uns ja offensichtlich einig. Und eben das ist auch das Argument, warum ich auch die Einschleppung von Crematogaster scutellaris noch immer nicht für so harmlos halte, wie man oftmals den Eindruck bekommen könnte (und nur das sollte klargestellt werden). Das würde im Übrigen auch Prof. Buschinger sicher nicht behaupten, der sich mit diesem Thema (seine Ausführungen zu Mattesia geminata kennst du wahrscheinlich zur Genüge :grinning_squinting_face: ) ja reichlich beschäftigt hat. Und damit sollte letztlich verdeutlicht werden, warum ich auch bei dieser Art zu einer konsequenten Bekämpfung rate.

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