Schwärmen im Wohnzimmer?!?

  • Hallo zusammen, ich bin der Neue hier. :winking_face:


    Ich spiele seit einigen Tagen, eher schon Wochen, mit dem Gedanken, mir eine Ameisenkolonie (Lasius niger) zuzulegen und habe mich auch schon stundenlang im Ameisenwiki und hier im Forum schlau gemacht.
    Eine Frage, die sich mir noch stellt, auf die aber komischerweise nirgendwo eingegangen wird: Wie verhält man sich während der Schwärmzeit der Ameisen, wenn das Formicarium (geplant: altes Aquarium als Arena und darin ein Ytong-Nest) doch eigentlich im Wohnzimmer stehen soll? Durchs Wohnzimmer schwärmen kommt für mich nicht in Frage und selbst die oftmals verwendeten Glasdeckel (z.B. mit Fliegengitter drin) müssen denke ich des Öfteren zum Füttern und Reinigen runter genommen werden und da besteht doch erhöhte Fluchtgefahr, oder hab ich da irgend etwas noch nicht so recht verstanden? Wie macht ihr das denn?


    Ich freue mich auf eure Antworten!


    Grüße
    GreenTurtle

  • Hallo und herzlich willkommen im Forum!


    Also du hast dir deine Frage schon halbwegs selbst beantwortet, denn man kann einen Schwarmflug nur mit einem Deckel aufhalten. Wenn also deine Kolonie Geschlechtstiere entwickelt hat, dann kommen diese zum ausschwärmen aus dem Nest heraus - meist auch schon vorher, aber eher vereinzelt. Dann steht für den Halter ein wenig mehr Arbeit vor der Tür, denn dieser sollte dann die Geschlechtstiere herausfangen und überbrühen. Dies hat auch den Vorteil das weniger Ameisen versorgt werden müssen und somit sind es nun mal weniger, wenn die Geschlechtstiere gefangen und überbrüht werden.


    Aber zu dem muss ich noch sagen, wenn du mit einer Jungkolonie (nur wenige Tiere stark) beginnst, dann wird es mindestens 2-3 Jahre dauern bis Geschlechtstiere entwickelt werden - also es wird noch sehr viel Zeit bis dahin vergehen!

  • Warum denn überbrühen? Könnte man sie nicht einfach freilassen, ich mein wenn man sie schon gefangen hat kann man sie doch schneller freilassen als sie zu überbrühen. Wobei man natürlich darauf achten sollte nur einheimische freizulassen.

  • Hallo AlphaMaulwurf,


    die Geschlechtstiere dürfen nur freigelassen werden, wenn die Kolonie in der unmittelbaren Umgebung gefangen wurde, beispielsweise in deinem Garten.
    Ansonsten in KEINEM FALL, egal ob einheimisch oder tropisch, niemals freilassen!
    Warum nicht kannst du unter dem Stichwort "Intraspezifische Homogenisierung" erfahren!


    Hier, ich habs dir aus Ameisenwiki rausgesucht:


    "Intraspezifische Homogenisierung" – ein übersehenes Risiko


    Mit "intraspezifischer Homogenisierung" ist gemeint, dass nicht nur
    die Einschleppung fremder Arten in eine native Fauna oder ein Ökosystem
    gefährlich werden kann, sondern auch das Einbringen von Angehörigen
    einer Art in entfernte Populationen derselben Spezies.


    In Europa leben zahlreiche Arten mit sehr großen
    Verbreitungsgebieten, vom Mittelmeerraum bis in subarktische Regionen.
    Es ist anzunehmen (und zum Teil bewiesen, z.B. HEINZE & al. 1999) ,
    dass ihre lokalen Populationen Anpassungen u.a. an das örtliche Klima
    entwickelt haben. Werden sie an einen hinreichend entfernten Ort
    gebracht, gehen sie entweder zugrunde, oder sie hybridisieren mit der
    ortsansässigen Population, wobei deren lokale Anpassung verringert
    wird. Die vorhandene Untergliederung einer Art in Ökotypen, eventuell
    Unterarten, wird verwischt, die Art unter Umständen eine homogene
    Mischpopulation, die möglicherweise Anpassungsmerkmale an bestimmte
    Habitate verliert.


    Ein Problem in diesem Zusammenhang besteht auch darin, dass
    aufwändige und teure Forschung über Biogegographie und Phylogeographie
    erschwert oder sogar wertlos wird.
    Eine in Europa häufig untersuchte Fragestellung ist, ob eine bestimmte
    Art nach der Eiszeit aus ihrem mediterranen Refugium in die Bereiche
    nördlich der Alpen über die westliche und/oder die östliche Route
    eingewandert ist. Mit modernen DNS-Techniken ist es möglich, solche
    Routen zu rekonstruieren; aber wenn eine Art z.B. aus Südfrankreich im
    östlichen Österreich freikommt und sich etabliert, kann eine Menge
    Forschungsarbeit entwertet werden.



    MfG


    Michi

  • Vielen Dank für eure schnellen und ausführlichen Antworten. Dass mit dem Fangen und Verbrühen finde ich zwar nicht sonderlich tierlieb, aber scheint ja bei Kolonien, die über einen Händler erworben wurden wirklich die einzige Möglichkeit zu sein.
    Was mich beruhigt ist die Tatsache, dass es bei einer kleinen Jungkolonie auch eine Weile dauert, bis Geschlechtstiere erzeugt werden - so hab ich auch erstmal ein wenig Zeit, mich mit Ihnen auseinander zu setzen. Werde daher also ein sehr kleines "Starter-Kit" nehmen - eine Königin mit 0-3 Arbeiterinnen ist beim Antstore dann wohl (aus gutem Grund) das kleinste Paket.


    Eine Frage hab ich dann aber doch noch, wie das Einfangen der Geschlechtstiere vonstatten geht. Ich stell mir das als absoluter Neuling auf diesem Gebiet relativ schwierig vor. Ich mache also den Deckel auf und versuche ein gesichtetes Geschlechtstier, das dann ja schon flugfähig ist (oder?), einzufangen. Wenn das Tierchen auch nur einen Hauch von Überlebensinstinkt hat, wird mir das doch in dem Moment aus dem Formicarium direkt in meine Wohnung flattern, oder? Oder ist es so, dass Geschlechtstiere schon sehr früh aus dem Nest herauskommen und diese anfangs noch nicht flugfähig sind? Oder sollte man das Herausfangen früh morgens oder später abends machen, um die Schwärmzeiten zu umgehen?


    Fragen über Fragen... wenn ihr mir da nochmal auf die Sprünge helfen könntet, wäre ich euch wirklich dankbar. Ich denke, wenn es da ne Lösung gibt, steht nämlich einem Kauf der benötigten Ausrüstung nichts mehr im Wege - die Jahreszeit ist ja denke ich ideal für einen Anfang...


    Viele Grüße
    GreenTurtle

  • Also das genrelle Fangen im Formicarium kannst du mit den Finger oder einer Pinzette machen.


    Geschlechtstiere kommen auch mal vor der eigentlichen Schwarmflug aus dem Nest und laufen in der Arena herum. Wenn du die am besten fängst ist eben sobald du die Möglichkeit dazu hast, also ohne in das Nest einzugreifen. Die Geschlechtstiere fliegen auch nicht sofort los, denn diese versammeln sich (Beispiel aus der Natur) am Nestausgang und warten eben diesen gewissen Moment ab. Dann steigen meist zuerst die unbegatteten Königin auf und die Männchen folgen ihnen dann.
    Also du kannst länger im Formicarium handtieren, denn die fliegen auch nicht zur Flucht ab, sondern versuchen wie die Arbeiterinnen bei Gefahr wieder ins Nest zurück zu kommen, also es wird gerannt was das Zeug hält. :winking_face:


    Das Fangen selber ist meiner Meinung nach am einfachsten wenn du mit der Pinzette nur die Flügel greifst, denn dann können sich die Geschlechtstiere nicht an der Pinzette festklammern, so ersparste dir das läste "abmachen" von der Pinzette, was einen manchmal zur weißglut bringen kann. :smiling_face:

  • Junge, Junge, seid ihr hier immer so flott beim Antworten? Bin schwer beeindruckt! :smiling_face:


    Die Tatsache, dass die zur Flucht nicht wegfliegen sondern sich wieder ins Nest zurückziehen und dass man die "gemütlich" mit der Pinzette fangen kann, stimmt mich doch sehr positiv. Werde das Ganze noch einmal mit meiner Frau besprechen (die steht dem Thema doch erstaunlich aufgeschlossen gegenüber :winking_face: ) und dann kann's im Prinzip losgehen... Fein!


    Vielen Dank, LifeStyler und allen anderen!
    GreenTurtle

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