Umsiedlung Sklavenhalterameisen

  • Hallo,


    hätte da eine Frage an euch Ameisen-Experten. Ich habe bei mir in Garten (südlich von Wien in Österreich) schon seit vielen Jahren ein Nest von Slavenhalter-Ameisen. Die Ameisen machen mir viel Freude, weil es immer wieder sehr imposant zuzusehen ist, wenn sie in einer breiten Straße quer durch meinen Garten auf Raubzug gehen.


    Leider liegt das Nest an einer ungünstigen Stelle, wo in ein paar Wochen ein Schwimmteich errichtet werden soll.
    Daher meine Frage, ob es irgenwie möglich ist die Ameisen, an eine andere Stelle in meinem Garten umzusiedeln.


    Reicht es die Ameisen vorsichtig auszugraben, und an einer anderen Stelle wieder abzulegen? Kann man den Ameisen die neue Stelle irgendwie schmackhaft machen? Ist ausgraben eine schlechte Idee, kann man sie irgendwie anders zum "freiwilligen" Umzug bewegen?


    Könnt ihr mir diesbezüglich ein paar Tipps geben ?


    Bitte an den Moderator: falls das das falsche Forum für die Fragestellung ist, bitte den Thread einfach verschieben!



    thx,


    Gernot

  • Hallo Gernot!


    Erstmal finde ich es super, dass du nicht einfach ohne Berücksichtung auf die Ameisen den Schwimmteich baust, sondern dich zuerst nach dem Wohl der kleinen Krabbler kümmerst, super! Die meisten würden den Ameisenstaat wohl einfach zerstören...


    Mit Ausgraben wirst du sicherlich nicht weit kommen, damit machst du wohl eher mehr kaputt wie du rettest.
    Eine Große Kolonie hat eine große Nestfläche, welche sich meist auch recht weit in das Erdreich zieht. Die komplette Kolonie auszugraben und Umzusiedeln grenzt an das unmögliche.
    "Freiwillig" werden sie wohl auch nicht umziehen, melde dich mal bei der DASW, wie The_Paranoid schon vorgeschlagen hat, vielleicht haben die eine Lösung für dein Problem. Aber wie ich sehe kommst du aus Österreich, ist die DASW nicht nur Deutschlandweit aktiv?!


    Ich hoffe das am Ende der Aktion die Ameisen glücklich sind (weil sie noch leben) und natürlich du, weil du deine Runden im Teich schwimmen kannst :erster: !


    Gruß


    Michi

  • Hmm, das ganze sieht schlecht aus. Aber wohl nur für die Ameisen..:( Es handelt sich, wie man dem Forum der DASW entnehmen kann um die vom Aussterben bedrohte Art Polyergus rufescens. Ich weiß nicht, inwiefern diese Art geschützt ist, doch wird sich eine Umsiedlung als schwierig erweisen. Also würde ich dir empfehlen die Planung nochmal zu verwerfen, bzw umzuändern, da es um die Kolonie schade wäre..
    Also lasse diese Kolonie nicht auch Opfer der Expansions"sucht" und Vermehrung des Luxuskonsumgutes werden (i.d.Sinne). Es wäre wirklich schade.
    Gruß Jan

  • Hi,


    vielleicht interessiert euch ein kurzer Zwischenbericht zu der Umsiedlungsaktion des Polyergus Rufescens Nests. Wir haben das Nest, wie von Herrn Prof. Buschinger vom DASW vorgeschlagen, mit einer Baggerschaufel um ca 10 Meter versetzt. Jetzt, eine gute Woche später, sind sie bereits wieder sehr aktiv und machen ihre regelmässigen Raubzüge zu ihrem "Opfer-Nest".


    Ich weiss nicht, ob man da jetzt schon von einem Erfolg sprechen kann, aber ich werte das zumindest mal als sehr gutes Zeichen!


    lg,


    Gernot

    • Offizieller Beitrag

    Mich würde daran interessieren, wie genau die Ameisen versetzt werden . Einfach mit dem Bagger ins Nest graben und woanders hinsetzen? :astonished_face:
    Dabei werden doch viele Tiere und vll die Königin verschüttet...
    Wär schön, wenn du mir da nen kleinen Einblick gibst Gernot, damit ich mir das vorstellen kann :winking_face:

  • Mich würde daran interessieren, wie genau die Ameisen versetzt werden . Einfach mit dem Bagger ins Nest graben und woanders hinsetzen? :astonished_face:
    Dabei werden doch viele Tiere und vll die Königin verschüttet...
    Wär schön, wenn du mir da nen kleinen Einblick gibst Gernot, damit ich mir das vorstellen kan :winking_face:

    Naja, wir sind nach Vorschlag von Herrn Buschinger wie folgt vorgegangen:


    Mit einer relativ großen Baggerschaufel wurde an der neuen Stelle ein Loch ausgehoben, genau eine Baggerschaufel tief. Danach haben wir vorsichtig mit der Baggerschaufel das gesamte Nest auf einmal erfasst und in das ausgehobene Loch hinein gesetzt.
    Dass dabei Tiere und vielleicht auch die Königin verschüttet wurden, kann ich nicht wirklich ausschließen, aber das derzeitige Verhalten gibt Grund zur Hoffnung, dass dem nicht so ist. Ich werde das Nest jedenfalls weiter beobachten.


    lg,


    Gernot

  • Zitat

    Ich will nur kurz anmerken, dass diese Kolonien polygyne sind :winking_face:


    Also ein großer Hügel kann sogar tausende Gynen beherrbergen...


    Soweit ich weiß, sind Polyergus rufescens monogyn. Dennoch können mehrere Königinnen in einem Bau vorkommen. Ein interessanter Bericht ist von Boro im Ameisenforum zu finden:


    http://ameisenforum.de/beobach…-polyergus-rufescens.html


    Edit von Lifestyler: Ops - hab den Thread nicht mehr genau genug betrachtet und bin von Waldameisen ausgegangen...

  • Hallo Ameisenfreunde,


    nach dem ich heute eine recht ungewöhnliche Begegnung mit meinen Polyergus rufescens hatte - quasi als schwimmende Ameisenstrasse, dachte ich, ich geb euch mal ein update wie die Dinge so stehen...


    Den Winter haben die Ameisen in ihrem neuen Heim scheinbar recht gut überstanden. Als ich an einem der ersten sonnigen Tagen beim Nest vorbei schaute, waren bereits erste Aktivitäten - allerdings nur von den Formica - zu beobachten.


    Ich hab ihnen in den darauffolgenden Monaten nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt, bis ich eines Tages entdecken musste, dass das neue Nest verlassen war. Ich dachte schon, das ganze Umsiedlungsexperiment wäre nun letztendlich doch gescheitert, bis ich sie ein paar Wochen später wieder fand. Im Zuge der Aushebungsarbeiten für meinen Schwimmteich, hab ich die oberste Schicht, die Grasnarbe nicht abtransportieren lassen, weil sie mir dafür zu schade war. Für den Komposthaufen wars aber zuviel Material, so hab ich das ganze im hinteren Teil meines Garten auf einen großen Haufen legen lassen. Inzwischen ist das meiste Gras und Wurzelwerk verrottet und es ist im wesentlichen ein großer Erdhaufen übrig geblieben. Ja und genau diesen Erdhaufen haben sich meine Polyergus rufescens offensichtlich als neue Heimat ausgesucht. Ganz oben, quasi am Gipfel, und ein bisschen am westlichen Hang des Haufens haben sie sich ein neues Nest eingerichtet.


    Soviel zu dem Thema Polyergus rufescens können keine eigenen Nester anlegen sondern sind auf das Erobern von bestehenden Nestern angewiesen...


    Ganz ideal find ich den neuen Platz zwar jetzt auch wieder nicht, denn eine Dauerlösung sollte der Erdhaufen im Garten eigentlich nicht sein, aber ich will mal nicht so sein und sie mal fürs erste dort in Ruhe lassen.


    Ja und heute war offensichtlich wieder ein idealer Tag für einen großen Raubzug: zur üblichen Zeit so gegen halb sechs sind sie offensichtlich im großen Stil ausgerückt. Aber scheinbar haben sie die Route ein wenig ungünstig gewählt, nämlich an der Schotterbank des neuen Schwimmteichs entlang. Ihr könnt euch vorstellen wie ich dreingeschaut hab, als ich gerade gemütlich in meinem Schwimmsessel im Wasser saß, als auf einmal eine regelrechte Straße schwimmender Ameisen bei mir vorbei vorbei kraulten. Gar keine schlechten Schwimmer die kleinen Kerle und auch in dieser unangenehmen Lage noch durchaus wehrhaft: die Wasserläufer, die eine leichte Beute vor sich glaubten, wurden schnell eines besseren belehrt...


    Ich habs dann nicht lassen können und hab in den natürlichen Kreislauf eingegriffen und ca 20 bis 30 Ameisen aus den Fluten geborgen und zu ihren Nest zurück gebracht.


    lg,


    Gernot

  • Eine schwimmende Ameisenstraße? Wie das? Sie sind kollektiv, hintereinander ins Wasser gesteigen? Ich habe schon öfters gehört, dass Ameisen Gewässer überqueren konnten indem sie lange Ketten bilden und so Brücken bauen. Aber dass sie Wasser in großer Zahl "kraulend" überwinden interessiert mich jetzt doch.

  • Naja, das mit der schwimmenden Ameisenstrasse war freilich eine etwas pointierte Formulierung meinerseits. Inwirklichkeit haben sie ihre Ameisenstrasse wohl einfach ein bisschen zu knapp am Ufer angelegt. Vielleicht haben dann ein paar Wellen die Ameisen ins Wasser gespült, vielleicht sind sie auch einfach nur unvorsichtig gewesen. Jedenfalls waren da auf einmal 20 bis 30 Ameisen im Wasser, die unterstützt durch die Oberflächenspannung halt versucht haben irgendwie wieder aus der unangenehmen Lager herauszukommen. Das hat halt ausgesehen als würden sie versuchen zu schwimmen...

  • Welch Alltagsironie! Da schreibe ich vorhin noch darüber und was entdecke ich heute im Garten, als ich den Deckel der Regentonne abhebe? Schwimmende Ameisen! Und das nicht zu knapp. Haufenweise Lasius niger (dafür halte ich sie zumindest). Einige hatten ein dickes Knäul gebildet und trieben als lebende Boje durchs Nass, andere einzeln im Freistil. Leider ist meine Handykamera zu schlecht, da sieht man nur einen dunklen Fleck im Wasser.


    Diese Schwimmversuche sahen aber gar nicht schlecht aus. Gut, auf der Oberfläche schwimmt auch einiges rum, was den Auftrieb wesentlich verbessert. Dennoch habe ich langsam das Gefühl, dass die Schwimmfähigkeit von Ameisen unterschätzt werden. Das gibt mir mit meiner Inselvariante natürlich doch zu denken, denn dieser Ausbruchsschutz hat dieses Jahr schon einige Male versagt...

  • Unterschätzen würde ich Ameisen in dieser Hinsicht niemals, denn viele wissen dass die so genannten Feuerameisen (Solenopsis invicta) nicht lange zögern ein Floß zu "bauen" um irgendwohin zu gelangen.


    Dann gibt es in den Tropen auch eine sehr kleine Camponotus (Camponotus schmitzi), die in Symbiose mit einer Kannenpflanze lebt. Diese Pflanze hat mit anderen Dingen die glatteste Oberfläche in der Natur, aber die Ameisen finden dort halt, wobei andere Insekten dort in dieses "Verdauungssekret" (weiß nicht wie das bei Pflanzen sich schimpft^^) fallen und dort sterben. Da laufen die Camponotus einfach in den Trichter bis hin zum Wasser und laufen dann auch in das Verdauungssekret an der Wand herum. Wenn die dort verendetet Insekten/Nahrungsquellen in der Mitte der Pflanze treiben, dann schwimmen oder tauchen sogar sie, die Ameisen, einfach dorthin. - Dafür pflegen anscheind die Ameisen, die Pflanze, vor potenziellen Feinden, wobei ich jetzt nicht genau weiß was für Feinde.


    Habe gerade auch noch zufällig diesen Link gefunden, eigentlich bin ich auf der Suche nach Fragen gewesen: Ameisen, die schwimmen, tauchen und unter Wasser Beute machen! (13. Feb. 2008)

  • Joa, die Floßvariante hatte ich ja bereits genannt und "Die heimliche Weltmacht" habe ich schon 4x gesehen, daher kenne ich auch diese Camponotusart. Aber Flöße und hochspezialisierte Ameisen in Verdauungssekret zählen nicht. Ich meine schwimmen im ureigensten Sinne.


    Kannst du ja gleich ins Quiz einbauen:


    Frage: Können Ameisen schwimmen?


    a: Ja!


    b: Nö!


    c: Vielleicht


    d: Woher soll ich das wissen?


    Vielleicht weiß es wirklich jemand ganz genau...

  • Naja, als Quizfrage etwas zu oberflächlich, da man dafür ja schon einen wissenschaftlichen Beweis benötigen würde, sonst sind es ja nur alles Vermutungen... Aber durch diese Idee ist mir eine ganz andere Frage eingefallen - kommt sicherlich im übernächsten Quiz, das 3. ist nämlich schon so gut wie fertig. :winking_face:


    Also wer solche Fragen als Idee hat, nicht öffentlich schreiben, sondern mir per PN - dann wird man auch wie anderer heimlicher Helfer meines Quiz. :winking_face:

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