Einsteiger mit mittelfristigen Fragen

  • Hallo zusammen


    Ich lese schon seit geraumer Zeit mit, halte aber selber noch keine Ameisen. Ich möchte mir noch dieses Jahr eine begattete Königin fangen, selbverständlich einer nichtgeschützten Art. Da ich schon ein bisschen spät dran bin und auch die Wetterbedingungen nicht ideal sind muss ich vielleicht auch bis nächstes Jahr warten, das ist mir bewusst. Ein Plan wie ein Formicarium gebaut wird ist bereits vorhanden. Ich bin nicht in Eile, möchte aber doch einige Fragen geklärt haben wenn es denn so weit ist. Gedanken mache ich mir vorallem in der Haltung.


    Ernährung:


    Ist es notwendig schon am Anfang grössere Tiere (Maden z.B.) abzubrühen und zu verfüttern, oder kann ich mich da langsam herantasten mit einer ab und zu gefangenen Fliege?


    Haltung:


    Ich werde einen ruhigen Platz aussuchen, wobei bei uns alle Zimmer geputzt werden. Ertragen die Tiere 1-2mal die Wochen wenn das Zimmer mit dem Staubsauger geputzt wird(Lärm, Erschütterung)?


    Ist es ratsam die Ameisen im Schlafzimmer zu halten oder gibts da Bedenken in irgendwelche Richtung.


    Bei der Überwinterung, besteht die Möglichkeit die Tiere in der Garage zu überwintern, evt geschützt mit einer Decke und Temparaturmesser, oder muss ich zwingend einen Kühlschrank zur Verfügung haben.




    Besten Dank und ich hoffe Ihr könnt mir weiterhelfen.


    MFG Fob

  • Hallo FoB,
    ich werde dir mal ein paar Antworten auf deine Fragen geben...


    Hallo zusammen


    Ernährung:


    Ist es notwendig schon am Anfang grössere Tiere (Maden z.B.) abzubrühen und zu verfüttern, oder kann ich mich da langsam herantasten mit einer ab und zu gefangenen Fliege?


    Ich weiß jetzt nicht ganz genau worauf du aus bist (Thema: Überbrühen oder Menge), darum geb ich dir 2 Antworten:


    • Jedes Futtertier sollte überbrüht werden, da man sich nie sicher sein kann, ob das Futtertier nun schädliche Parasiten mit sich bringt oder nicht.


    • Das mit der Menge ist wirklich eher eine Sache des "herantastens", aber das bekommt man schon schnell auf die Reihe. Kleinere Kolonien kann man gut mit Futtertieren füttern, die einen (sehr) dünne Chitinpanzerung besitzen: Fliegen, Mücken, Schnacken etc. und das bei Gründerkolonien meist auch nur 1x die Woche, aber das kann auch abweichen da es von dem Larven-Hunger abhängig ist - also wie viele Larven vorhanden sind. Darum leg lieber immer zu viele Futtertiere herein wie zu wenig, die nicht angenommenen Futtertiere nach 2-3 Tagen einfach wieder entfernen, da durch Aas (tote Futtertiere in diesem Fall) schnell Milben dazu kommen und diese können sehr unfreundlich sein, darum vorzeitig verhindern.


    Zitat

    Haltung:


    Ich werde einen ruhigen Platz aussuchen, wobei bei uns alle Zimmer geputzt werden. Ertragen die Tiere 1-2mal die Wochen wenn das Zimmer mit dem Staubsauger geputzt wird(Lärm, Erschütterung)?


    Also das macht nichts aus, denn ich befürchte mal das ihr nicht mit Gewalt staubsaugen werden, so dass die Schränke wackeln :winking_face: - Der Bereich um das Formicarium würde ich aber nicht mit starke Putzmitteln (eventuell "schädliche" Dämpfe) putzen. Lieber länger Zeit lassen und mit warmen Wasser abwischen. Lärm können die Ameisen so nicht wahrnehmen, die ist bei denen so gesagt die Erschütterung. (grob geschrieben!)


    Zitat

    Ist es ratsam die Ameisen im Schlafzimmer zu halten oder gibts da Bedenken in irgendwelche Richtung.


    Also bei mir sind all meine Tiere im Schlafzimmer, außer wenn es so warm wie jetzt ist... Ansonsten musst du noch bedenken, dass du nicht mehr laut Musik/TV an haben kannst, da dies Störquellen sind, die auf Dauer den Ameisen zusetzen und die daran sterben können. Sonst wüsste ich nicht was noch dagegen spricht.


    Zitat

    Bei der Überwinterung, besteht die Möglichkeit die Tiere in der Garage zu überwintern, evt geschützt mit einer Decke und Temparaturmesser, oder muss ich zwingend einen Kühlschrank zur Verfügung haben


    Es ist nicht erforderlich einen Kühlschrank dafür aufzutreiben, machen nur Halter/Shops mit der vielen Völkern! Bei dir wird die Garage oder eventuell der Keller (wenn vorhanden) vollkommen ausreichend sein. Hauptsache die bekommen die gewohnte langsame Abkühlung und dann Temperaturen zwischen 4-8°C - kann auch mal schwanken, aber nicht zu lange, dann benötigen die einen anderen Ort.



    Also bei weiteren Fragen: EInfach melden! :winking_face:

  • Danke, das war genau das was ich wissen musste. Hm, da bleibt mir nichts anderes übrig als mein Schlafzimmer zu nutzen, da alle anderen Räume mit Technik oder ameisenfeindlichen Menschen besetzt sind.


    Eine Frage stellt sich mir noch, beim Bau des Nestes mit Ytong, wie klein dürfen die Kieselsteine zur Verschliessung der ungenutzten Kammern sein? für die durchschnittlichen bei uns lebenden Ameisenarten. ich möchte nicht von Anfanf an alle Kammern öffnen (wird ja sons als Mülldeponie von den Tierchen verwendet).

  • Hallo FoB und herzlich willkommen im Forum! Ich würde dir von Kieselsteinchen zum Verschließen von Kammern gänzlich abraten. Zwar können die meisten Ameisen feinen Kies (feine Körnung, also 0,5-2mm) je nach Art ganz gut transportieren, aber das Zeug hat einen entscheidenden Nachteil: wenn du deinen Ants nicht beibringen kannst, den Kies schön von oben her abzutragen, tun sie das, was in ihrer Natur liegt: Gänge und Kammern buddeln. Das Problem dabei ist, dass Kies sehr schnell einstürzen kann und die Ameisen unter sich begräbt, was nicht selten ihren Tod bedeutet. Das gilt übrigens auch für reinen Sand. Daher nimm lieber eine gute Sand-Lehm-Mischung, damit bist du auf der sicheren Seite.

  • Ok, besten Dank. An die Einsturzgefahr habe ich nicht gedacht. Werde die geschlossenen Kammern also mit einem Sand-Lehmgemisch zumachen. Dann hoffe ich auf einen guten Spätsommer und dass sich noch eine Königin einer heimischen Art finden lässt :D.


    Das einzige was ich mir noch definitiv überlegen muss ist, ob ich meine Arena offen halte und mit PTFE sichere oder doch mit Deckel, ich denke ich lasse sie offen um keine schlechte Luft oder Schimmelbildung zu fördern.

  • Hallo FoB,


    prinzipiell rät man dem Ameisenhalter immer zu zweifachem Ausbruchschutz! Ein Rutschmittel wie PTFE oder Talkum,... sollte angebracht werden und auch auf alle Fälle ein Deckel der ordentlich schließt.
    Das Rutschmittel ist oftmals nicht 100% sicher und Ameisen könnten ausbrechen, deswegen ist der Deckel da, dieser verhindert schlimmeres(wenn er ordentlich gebaut ist).
    Das mit der Schimmelbildung ist so ne Sache...
    Ich stelle meine Formis immer gerne ans Fenster (Lichtgeschützt), welches recht oft auf Kippfunktion oder ganz offen ist, außerdem habe ich in meinen Deckeln recht viel Aluminiumgaze (gitter) verarbeitet, welche Luft zirkulieren lässt, aber für die Ameisen zu feinmaschig ist. Ich hatte deshalb recht selten Schimmel zu beklagen! Manche Halter bauen auch kleine Ventilatoren aus Pc-Kühlern in den Deckel ein, damit habe ich leider keine Erfahrung!


    Gruß


    Michi

  • Danke für deine Tipps. Bei meinem Standort (Schlafzimmer) ist das Fenster meistens geöffnet oder gekippt, also wäre demfall ein mit Lüftungsmöglichkeiten versehener Deckel vielleicht doch eine Option.

  • Naja, eigentlich ist das mit der doppelten Ausbruchsicherung, wie sie von Michi sehr richtig dargestellt wurde, genau anders herum: Deckel sind meistens nicht absolut dicht, was oftmals an den Becken selbst liegt: eine winzige Verschiebung der Platten beim Bau und schon entsteht ein Spalt, der für dich unsichtbar, für die Ameisen aber eine Einladung zum Ausbruch ist. Deckel haben also eher die Funktion, dass kein Schmutz oder irgendwelches Getier (z.B. Spinnen) in die Anlage gelangen und dort einen gedeckten Tisch in Form von leckeren Ameisen vorfinden. Rutschmittel dagegen sind, sofern sie richtig verwendet werden, absolut sicher. Zu empfehlen ist da in jedem Fall PTFE, gerade am Anfang, weil es wirklich sehr haltbar ist... zu Beginn der Saison einmal erneuert hält es bis zur nächsten Winterruhe locker durch. Das ist aber nur eine kleine Ergänzung, das Ergebnis ist die gleiche Empfehlung wie bei Michi: verwende am Besten beides und mach den Deckel nicht zu luftdicht, dann ist Ausbruchsicherheit gewährleistet und Schimmel kein Thema. Von der ausschließlichen Verwendung eines Deckels rate ich dringend ab. Überleg mal, was passiert, wenn du den Deckel z.B. zum Füttern öffnen musst... ohne Rutschmittel hast du die Ameisen jedesmal da, wo sie nicht hin sollen: außerhalb des Beckens!

  • Ok, also ich habe es mir so überlegt, dass ich in den Deckel Luftlöcher oder Spalten einbaue welche ich mit einer Gaze wie Michi-King das gesagt hat versehen werde. in der Mitte werde ich eine Öffnung zur "Wartung haben" welche natürlich mit einer Klappe verschliessbar ist, dort werde ich auch ein Rutschmittel anbringen.

  • Wie gesagt: kannst du versuchen. Aber so einen Deckel völlig dicht zu bekommen ist kein Vergnügen (heiden Aufwand) und ob es geklappt hat siehst du erst, wenn es zu spät ist (also die Emsen im Schlafzimmer rumrennen... meine Freundin würde mich lynchen :D). Nur mal aus reiner Neugier: was spricht gegen ein Fläschchen PTFE?

  • Eigentlich nichts, ich verwende nicht einen Deckel im Aquariumstil, sondern eine Glas/Plexiglasplatte, die ausser den Luftlöchern(Gaze) in der Mitte eine Wartungsöffnung hat, dort würde ich dann PTFE anbringen. Es ist zwar ein wenig aufwändiger, aber die mit PTFE zu behandelnde Öffnung wäre kleiner.

  • Ja, die Öffnung wäre kleiner und das Ausbruchsrisiko größer :winking_face: es sei denn, du klebst den Deckel völlig dicht mit Silikon auf, aber das wäre ja quatsch, weil du dann mit der Pflege und Wartung der Anlage unheimliche Schwierigkeiten bekommst. Also wenn du meine Meinung willst frage ich mich, wieso du das Risiko eingehen möchtest, obwohl du doch eh vorhast, mit PTFE zu arbeiten... wenn du sowieso einmal damit anfängst, kannst du es doch gleich richtig machen, oder? Dein Plan ist doch super, aber mach doch die Schicht Teflon einfach an den oberen Rand des Beckens, dann gehst du kein Risiko ein. Die Menge PTFE, die du brauchst, ist nicht wesentlich größer (nach einer angemessenen Verdünnung ist das Zeug wirklich ergibig) und deinen Deckel kannst du ja trotzdem einsetzen... du hast mit dieser Variante nichts zu verlieren, sondern machst das Ding nur sicherer. Aber wie gesagt: meine Meinung, am Ende ist es allein deine Entscheidung.

  • Guten Tag miteinander


    So, ich habe eure Ratschläge befolgt und mein Formicarium nimmt langsam die gewünschten Formen an und ist bald fertig.


    Wenn es möglich ist möchte ich natürlich noch dieses Jahr eine Ameisenkönigin fangen, allerdings tauchen da meine Probleme auf.


    Lasius niger können ja theoretisch auch noch im August schwärmen, habe aber in den letzten par Wochen nie Schwarmflüge erlebt. Ist es für Lasius niger dieses Jahr schon zu spät oder besteht die Möglichkeit auf Schwarmflüge bei günstigem August-Wetter noch?


    Bei Myrmica ruba sieht das ganze ein bisschen anders aus, sieht es dort besser aus, dass es dieses Jahr noch gelingt, und worauf ist dabei zu achten?


    Ameisen einzuordnen kann ich einigermassen aber speziell eine Königin zu erkennen ist für mich ein bisschen schwierig. Ich verlasse mich da auf Beschreibungen von z.B. Ameisenwiki, achte auf die Grösse, Proportionen und den Buckel, kennt da jemand noch einen Trick zur einfacheren Erkennung?


    Mit freundlichen Grüssen FoB

  • Was das Schwärmen von Lasius niger angeht, würde ich die Hoffnung nicht ganz begraben. Da sie bis in den Augsust hinein schwärmen, hast du vielleich noch Glück. Allerdings schwindet die Möglichkeit eines Schwarmfluges je weiter der August fortschreitet.
    Königinnen erkennt man an den Merkmalen, die du schon aufgeführt hast. Am besten siehst du dir mal im Fotoforum Bilder von Arbeiterinnen und Königinnen an und vergleichst diese. Du wirst schnell feststellen, dass der Unterschied sehr groß sein kann.
    Bei Myrmica rubra hingegen ist der Unterschied zwischen Königin und Arbeiterin nicht so groß wie z.B. bei Lasius niger. Wenn du auf den "Königinnenbuckel" achtest, bist du aber auf der sicheren Seite. Wichtig bei der Haltung von Myrmica rubra ist, dass du der Königin von Anfang an neben Trinkwasser, Honig und Eiweiß in Form von Insekten in der Arena anbietest, da bei dieser Art die Jungkönigin während der Gründung das Nest verlassen muss, um auf Beutefang zugehen. Diese Art der Gründung nennt man semiclaustral.

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