Ein paar andere Einsteigerfragen

  • H i@ all,


    da ich meine Infos bisher noch nicht fand, frage ich mal:


    Ich beginne mich vermehrt dafür zu interessieren, mir eine Armeisenfarm zuzulegen.
    Würde da auch gerne mit "Lasius niger" anfangen (sollen ja robust sein). Wegen der Winterruhe aber auch erst ab März oder so.


    Jetzt zu meinen Fragen:


    1. Gibt es eine "Geruchsbelästigung"? (für meine Frau sehr wichtig) :think:


    2. Wird eine Ameisenkolonie irgendwann "zu groß", d.h. mehr, als mein Formicarium verträgt? Wenn ja, wie löse ich das Problem?


    3. Schwärmen die Ameisen irgendwann? (will sie ja nicht im Arbeitszimmer fliegen haben). Wenn ja... wie löse ich DAS Problem?


    Mir werden sicher noch mehr Fragen einfallen.. die stelle ich dann zu gegebener Zeit :winken2:



    Ich freue mich schon auf Eure Antworten.


    LG
    SchrOEder

  • Hallo Schroeder.


    Ich heiße dich im Namen aller erst einmal herzlich willikommen in dieser Community und nun helfe ich dir gerne deinen Fragen eine Antwort zu geben :winking_face:



    1. Gibt es eine "Geruchsbelästigung"? (für meine Frau sehr wichtig) :think:


    Wenn du dich für die Lasius niger entschieden hast, wird es garantiert keine Geruchsbelästigung von diesen geben. Eher werden nur Geruchsprobleme entstehen, wenn der Halter Futterreste etc. nicht aus dem Formicarium entfernt.
    Die Duftspuren, woran sich die Arbeiter orientieren, sind bei dieser Art so schwach, dass diese nur wahrgenommen werde wenn man den Kopf in das Formicarium hält... und das auch eher nur bei einer etwas größeren Kolonie.


    Will nur allgemein noch sagen, dass man nie sagen sollte das von Ameisen keine Geruchsbelästigung auszugehen ist. Über Arten wie z.B. Polyrhachis wurde schon des öfteren berichtet, dass man den Säuregeruch sehr stark wahrnehmen kann und so mancher dann sich nicht einmal mehr länger im Raum aufhalten konnte.


    Zitat

    2. Wird eine Ameisenkolonie irgendwann "zu groß", d.h. mehr, als mein Formicarium verträgt? Wenn ja, wie löse ich das Problem?


    Ameisenkolonien können zu groß werden, dass kann man nicht verneinen - jedoch muss man immer zuerst wissen um welche Art es sich dabei handelt... da ich weiß das es sich um Lasius niger handelt, kann ich dir sagen dass die in der Haltung größten Kolonien eine Anzahl von 4.000 bis 5.000 Arbeiterinnen aufweisen (von denen ich im Moment bescheid weiß). Diese Größenangabe soll dich nun nicht schocken, denn man muss davon ausgehen, dass eine Kolonie nur mit max. 10% der Arbeiterinnen sich außerhalb des Nestes aufhalten und somit der "meiste" Platz im Nest bestehen muss/sollte. Zu dem muss man noch sagen, dass es sehr sehr lange bei dieser Art dauert bis man eine Kolonie mit nur 1.000 Arbeiterinnen hat - anders ist das bei polygynen Arten (z.B. Myrmica), dort geht das natürlich durch die vermehrte Eierproduktion mehrere Königinnen schneller...


    Also es wird sicherlich 3-4 Jahre dauern bis deine Kolonie die erst wirklich Platzprobleme bereiten wird, wen du dich wirklich für Lasius niger entscheidest.


    Zitat

    3. Schwärmen die Ameisen irgendwann? (will sie ja nicht im Arbeitszimmer fliegen haben). Wenn ja... wie löse ich DAS Problem?


    Ja, die meisten einheimischen Arten werden früher oder später Geschlechtstiere hervorbringen und diese wollen irgendwann mal ihren in den Gene gespeicherten Schwarmflug beginnen. Dann kann der Halter einfach die Geschlechtstiere herausfangen und mit kochendem Wasser überrühen...


    Ich hoffe ich konnte dir deine Fragen soweit ganz gut beantworten.

  • Hallo Schr0Eder,


    LifeStyler hat deine Fragen ja schon gut beantwortet, ich möchte aber hierzu Bezug nehmen:

    Ja, die meisten einheimischen Arten werden früher oder später Geschlechtstiere hervorbringen und diese wollen irgendwann mal ihren in den Gene gespeicherten Schwarmflug beginnen. Dann kann der Halter einfach die Geschlechtstiere herausfangen und mit kochendem Wasser überrühen...


    Ich hoffe ich konnte dir deine Fragen soweit ganz gut beantworten.

    Der beste Schutz gegen Geschlechtstiere, die im Zimmer umherfliegen, ist ganz einfach ein Deckel. Dieser sollte eigentlich bei jedem Becken Standard sein, zusätzlich zu PTFE, Talkum oder einem sonstigen Rutschmittel.


    Weitere Fragen darfst du jederzeit gerne stellen. :smiling_face:


    Gruß
    Fraaap

  • Zitat

    Weitere Fragen darfst du jederzeit gerne stellen. :smiling_face:

    Das will ich auch gerne tun... :winken2:


    Vielen Dank für die bisherigen Antworten... hilft mir schon mal weiter!
    Genau das mit dem Schwärmen macht mir Sorgen :think: ... Deckel ist klar...
    verziehen sich denn alle Schwärmer (kenne den Fachbegriff nicht) in die Arena (wo ich sie wegfischen kann) oder bleiben die im Nest.
    Da wird es wohl schwierig dranzukommen.
    Andere Idee (statt des kockenden Wasser): Könnte man nicht einfach die Arena (mit den Schwärmern) abklemmen und in den Garten stellen (natürlich so, dass keine fremden Ameisen reinkönnen)? Da ich ja mit dem Rutschmittel für die anderen auf der sicheren Seite wäre...

  • Hallo,


    Zitat

    Die Duftspuren, woran sich die Arbeiter orientieren, sind bei dieser Art so schwach, dass diese nur wahrgenommen werde wenn man den Kopf in das Formicarium hält... und das auch eher nur bei einer etwas größeren Kolonie.


    Sag mal... wo hast du das denn her?? Da würde mich eine Quelle wirklich brennend interessieren. Ich habe noch nie davon gehört und bin fest davon überzeugt, das das Nonsens ist :winking_face:


    Die von Ameisen produzierten Pheromone - eben chemische Duftstoffe zur Kommunikation - sind mWn für uns absolut nicht wahrnehmbar. Das ergibt sich für mich schon aus der Definition: Pheromone sind Botenstoffe, die der biochemischen Kommunikation zwischen Lebewesen einer Spezies dienen.
    Weiters: Sie werden vom Sender (sagen wir mal einer Drüse einer Lasius niger Arbeiterin) übertragen, und von [b]speziellen Pheromonrezeptoren [/b] in den Antennen eines anderen Tieres der selben Kolonie/der selbe Art aufgenommen. Soweit ich weiß - und nach der Definition - werden diese Düfte nicht mal von anderen Arten wahrgenommen (dabei bin ich mir aber nicht ganz sicher, werd noch genauer recherchieren). Wär ja auch ziemlich doof, wenn auf der schönen Duftspur zur nahen Blattlausherde plötzlich die Arbeiterinnen 20 anderer Arten dahinkrabbeln...


    Wie auch immer, ich wüsste nicht, das wir in unserer Nase Pheromonrezeptoren zur Aufnahme dieser Duftstoffe haben. :winking_face: Wenn doch, könntest du mir ja mal Nachhilfe in Pheromonisch geben :grinning_squinting_face:


    Aber wie immer lasse ich mich gerne eines besseren belehren...


    lg, chrizzy

  • @ chrizzy und LifeStyler:
    Dass Pheromone Botenstoffe sind, die der biochemischen Kommunikation innerhalb einer Spezies dienen, habe ich auch gelesen (Wikipedia). Allerdings scheint es etwas komplizierter zu sein: Wie soll denn eine Königin einer temporär sozialparasiten Art in das Nest der Wirtsart eindringen, ohne sofort von der "Passkontrolle" als Feind erkannt zu werden. Lt. Seifert ist davon auszugehen, dass eine Parasitenköniginnen über Pheromonsysteme verfügt, die die Wirtsameisen dazu veranlassen, die eindringende Königin weniger anzugreifen. Hier ein Beispiel:

    Zitat

    Seifert 2007, Seite 43:
    ... Zum anderen können als verwirrende "Propagandasubstanzen" wirkende Pheromonsysteme angewandt werden. Die Königin von Leptothorax kutteri benutzt beim Eindringen in die Kolonie von Leptothorax acervorum ein in der Dufour-Drüse ihres Hinterleibes gebildetes Pheromon, welches sie mit schnellen Hinterleibsbewegungen auf die Körperoberfläche der Wirtsarbeiterinnen aufträgt. Die Folge ist, dass die L. acervorum Arbeiterinnen einander heftig angreifen. ...

    Ebenso geben Bläulingsraupen[PDF link] neben ihren zuckerhaltigen Ausscheidungen Pheromone ab, die die Ameisen dazu veranlassen, sie in ihr Nest zu tragen.
    @ SchrOEder:
    Erst einmal ein herzliches Willkommen im AmeisenCafe. Bei Ameisen spricht man vom Schwärmen, wenn eine Kolonie männliche und weibliche Geschlechtstiere produziert, die dann ausfliegen, um sich im Hochzeitsflug zu vereinigen. Ein Aussetzen der Geschlechtstiere im Garten ist nur angesagt, wenn das Volk aus der unmittelbaren Umgebung stammt. Stammen deine Ameisen von einem Shop, sollte man dies wegen der Faunenverfälschung auf keinen Fall tun. Man spricht dann von "Intraspezifischer Homogenisierung". Nachzulesen hier: Infektionsgefahr durch exotische Ameisen

  • Hallo,


    @ Schroeder: In dem von Smaug verlinkten Beitrag ist ein Kapitel namens "Intraspezifische Homogenisierung", welches für dich relevant ist.


    @ Smaug: Stimmt natürlich, hab darauf natürlich vergessen, sorry^^


    Wobei ich mich frage, ob hier nicht vlt. ein Fehler bzw. eine Ungenauigkeit im Seifert vorliegt und man genau genommen eher von Allomonen sprechen sollte. Für die habe ich 2 Definitionen gefunden:


    Im weiteren Sinn sind es chem. Substanzen, die dem Informationsaustausch zwischen Individuen verschiedener Arten dienen.


    Im engeren Sinn - und jetzt wirds interessant für deine Beispiele - sind es Botenstoffe zum Informationsaustausch zw. verschiedenen Arten, die aber nur für den Sender von Vorteil sind.


    Deine beiden Beispiele aus dem Seifert lassen sich auf jeden Fall gut in letztere Kategorie einordnen. Die Königin Leptothorax kutteri nutzt einen Duftstoff, der die anderen Tiere dazu bringt, sich gegenseitig anzugreifen. Das wird von der Königin ausgenutzt. Der Definition nach ein Musterbeispiel für Informationsaustausch über Botenstoffe zw. verschiedenen Arten, bei dem nur der Sender den Vorteil hat. Gleiches gilt für die Bläulingsraupen.


    lg, chrizzy

  • Ist die Frage, wohin sich das Forum entwickel will?
    Ist ein wissenschaftlicher Werdegang angestrebt, passt es.
    Geht es um die Grundlage Ameisenhaltung und da besonders um eine Hilfestellung für Ameisenhalter komme ich ins Grübeln?


    Grüße

  • Hallo,


    naja, ich denke, wir zwei sind auch in einer eher aussichtslosen Position, wenn wir neue Begriffe einführen wollen ;). Zumal das oben einfach in die Diskussion geschmissen war, in der Hoffnung, jemand weiß hier genaueres...


    Verwendet man für alle Signalstoffe einfach Pheromone, ist natürlich korrekt was du geschrieben hast... jetzt aber wieder zurück zum eigentlichen Thema^^


    Nachtrag @ Erne: Na, ich denke die gelungene Mischung machts...

  • Sehe ich auch so, Informationen einfach für Neueinsteiger verständlich rüber bringen
    und dann die schwierige Aufgabe, Fachwissen sowie Fachbegriffe zu vermitteln, da braucht es Geduld, noch mehr Durchhaltevermögen.


    Kann auch gut verstehen das Ameisenhalter besonders an Haltungsbedingungen interessiert sind und nur beiläufig versuchen sich mit den richtigen Fachbegriffen anzufreunden.
    Vielleicht auch daran gar kein Interesse haben?


    Grüße

  • hallo,



    seine frage beschränkte sich doch drauf ob er die geschlechtsreifen tiere im garten freilassen kann.


    daraufhin wurde ihm ein link über exotische ameisen gepostet.


    das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.


    lasius niger sind doch in europa verbreitet, sprich eine kolonie aus norddeutschland oder wo immer der shop sie her hat wird bestimmt nicht zum zusammenbruch der süddeutschen(mal als beispiel) art beitragen.


    selbst wenn er eine kleine kolonie in der freiheit aussetzen würde denke ich das diese nicht so ohne weiteres fuß fassen kann, da ja der platz normal durch eine kolonie bereits belegt sein müßte. sollte er eine stelle ohne ameisen finden wäre die frage doch eher warum gibt es an dieser stelle keine?


    oder sehe ich das nun verkehrt?



    gruß


    brewster

  • Intraspezifische Homogenisierung
    Intraspezifische Homogenisierung befasst sich also nicht nur mit den sog. Exoten, sondern greift bereits bei Verschleppungen innerhalb Deutschlands (Versand von Ameisen)


    In einem post den ich leider nicht mehr finde hat unser user joey diesen Radius sogar auf 30km oder weniger begrenzt.
    Er hat dabei auch an die unterschiedliche Dauer und den Zeitpunkt der Winterruhe etc. gedacht

  • hallo,




    das ist richtig, habe es auch so gelesen.


    es wurde jedoch auf einen speziellen shop in berlin angesprochen. wobei ich mir bei deren preisgestaltung nicht vorstellen kann das die ameisen aus afrika bzw. asien kommen sollen. eher nehme ich an das diese aus der größeren umgebung stammen.


    lt.awiki : Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Europa, Asien, Afrika und Nordamerika.


    bei einer königin die aus asien bzw. afrika stammt wäre die verfälschung bzw. die weitergabe von erbgut das sich an schlechtere bzw. härtere ökologische bedingungen gewöhnt hat natürlich nicht erwünscht.


    bei einer vermischung aus dem selben land, deren distanz ca. 500km berlin- münchen (als beispiel wiederrum)


    sehe ich persönlich keinen schaden oder daraus entstehende probleme.


    ganz anders zum auslassen von wirklichen exoten, deren unsere hiesigen ameisen nicht gewachsen sind. hier sollte die sicherheit (ausbruchsschutz) wirklich an erster stelle stehen. über berichte wie blattschneider die nachbars garten abernten kann ich mich nur wundern. die betreffende person hat einen riesigen hohlraum zwischen beide ohren.




    sollte die diskussion sich nicht speziell um lasius niger sondern nun zu einem generellen freilassverbot entwickelt haben, bitte ich meinen post einfach zu überlesen :klopf:




    gruß


    brewster


    p.s. danke für den netten empfang, lese anonym :cool: schon seit wochen mit


    p.p.s. nefycee 30km radius binnen eines jahres oder auf welche dauer ist das berechnet? (sorry zur distanz hatte ich bisher noch nichts gelesen bzw. auch nur annähernd dazu gefunden)

  • Ich zitiere mal aus dem vorher erwähnent Post #2, der eine Verharmlosung nicht zulässt!

    Zitat

    In Europa leben zahlreiche Arten mit sehr großen Verbreitungsgebieten, vom Mittelmeerraum bis in subarktische Regionen. Es ist anzunehmen (und zum Teil bewiesen, z.B. HEINZE & al. 199cool , dass ihre lokalen Populationen Anpassungen u.a. an das örtliche Klima entwickelt haben. Werden sie an einen hinreichend entfernten Ort gebracht, gehen sie entweder zugrunde, oder sie hybridisieren mit der ortsansässigen Population, wobei deren lokale Anpassung verringert wird. Die vorhandene Untergliederung einer Art in Ökotypen, eventuell Unterarten, wird verwischt, die Art unter Umständen eine homogene Mischpopulation, die möglicherweise Anpassungsmerkmale an bestimmte Habitate verliert.
    Ein Problem in diesem Zusammenhang besteht auch darin, dass aufwändige und teure Forschung über Biogegographie und Phylogeographie erschwert oder sogar wertlos wird.
    Eine in Europa häufig untersuchte Fragestellung ist, ob eine bestimmte Art nach der Eiszeit aus ihrem mediterranen Refugium in die Bereiche nördlich der Alpen über die westliche und/oder die östliche Route eingewandert ist. Mit modernen DNS-Techniken ist es möglich, solche Routen zu rekonstruieren; aber wenn eine Art z.B. aus Südfrankreich im östlichen Österreich freikommt und sich etabliert, kann eine Menge Forschungsarbeit entwertet werden.

  • Zitat

    nefycee 30km radius binnen eines jahres oder auf welche dauer ist das berechnet? (sorry zur distanz hatte ich bisher noch nichts gelesen bzw. auch nur annähernd dazu gefunden)


    Angenommen eine Lasius niger aus dem deutschen Hochland kommt durch zB Versand in das deutsche Flachland wird sie dennoch ihre, speziell für ihre Umgebung typischen Zyklen und Nahrungs- und Lebensgewohnheiten beibehalten und evtl weitergeben. Und ist damit der bereits ansässigen Lasius niger etweder überlegen und damit eine Konkurenz oder unterlegen. In beiden Fällen gibt sie diese Informationen und Verhaltensweisen paar Paarung weiter und viele Kolos werden daran zu Grunde gehen.
    Noch schlimmer wenn die eingeschleppte "einheimische" aufgrund irgendeiner ihrer Angewohnheiten eine Nische ein nimmt und zur "Pestant" für andere Arten wird.


    joeys Angabe bezieht sich nur auf die Entfernung. 30km waren seiner Ansicht nach bereits weit genug, je nach Region, in der sich völlig verschiedene Eigenheiten entwickelt haben können.


    und ich sag auch: Hallo im board :winken2:

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