Pilzbefall bei meinen Messor hesperius

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liebe AmeisenCafe-Community.


    Ich habe nun einen der seltenen Fälle, dass ich selbst dringend Rat suche. Vor einiger Zeit postete ich folgenden Artikel:
    Parasitenbekämpfung bei staatenbildenden Insekten


    Wie ich schon im "Ende der Winterruhe!?"-Thread gepostet hatte, vermisste ich meine einzige Messor minor hesperius-Arbeiterin. Diese ist nun wieder aufgetaucht, aber leider nicht in dem Zustand, der mir am liebsten gewesen wäre. Sie ist leider verstorben. Grund: Pilzbefall. Sie ist über und über mit einem schimmelpilzartigem Geflecht überwuchert. Das Schlimme daran: Sie ist gestern erst frisch geschlüpft und war am Abend noch makellos anzusehen. Innerhalb von 24 Stunden Ausbruch plus Tod. Das Reagenzglas habe ich nun erstmal verschlossen. Ich bin momentan ein wenig ratlos, wie ich weiter zu verfahren habe. Eben ist eine weitere Arbeiterin am Schlüpfen und ich will nicht riskieren, dass diese ebenfalls draufgeht. Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Pilzsporen auch im RG zu finden sind. Das wäre schlecht. Die Gyne jedenfalls scheint nicht betroffen zu sein, sie ist ganz normal. Ich wüsste aber auch nicht, wieso in meiner Arena eine Quelle für diesen Pilz zu finden wäre (Anorganische Styrodurlandschaft, teils Sand/Lehm aus einem Ameisenshop, zwei Aloe-Pflanzen).
    Meine Hoffnung ist, dass mir irgendwer sagen kann, was ich nun am besten tun soll. Einfach abwarten ist so nicht meine Sache.


    Anbei noch ein paar miese Fotos, aber auf diesen erkennt man das Pilzgeflecht im Ansatz.
    [Blockierte Grafik: http://picmirror.de/bild.php/34190_pilzbefall002.jpg]
    Sieht aus wie eine schon ewig vor sich hin gammelnde Ameisenleiche. Ist es auch, allerdings ist die Ameise erst einen Tag alt und der Pilzbefall schon tödlich.
    [Blockierte Grafik: http://picmirror.de/bild.php/34191_pilzbefall010.jpg]


    Der Beweis, dass es im heimischen Formicarium auch anderweitige Gefahren gibt als Milben. Wer rechnet schon mit Pilzbefall? Also ich für meinen Teil habe daran noch keinen Gedanken verschwendet.
    Für Anti-Exotenhalter nun ein gefundenes Fressen. Vll wurde der Pilz ja eingeschleppt aus dem Heimatland? Das was immer gepredigt wird ist nun eingetroffen? Kann aber genausogut sein, dass die Ameisen von einem heimischen Pilz befallen wurden und sich dagegen einfach nicht wehren können... dafür spricht mMn auch, dass nur die Arbeiterin befallen ist, die in der Arena unterwegs war. Die Gyne ist wie gesagt einwandtfrei.
    Klären könnte das wohl nur ein Fachmann.

  • Mit Pilzen habe ich mich jetzt noch nicht beschäftigt, vlt. weiß aber jemand in der Ameisenschutzwarte (Prof. Buschinger?) etwas mehr...


    Eine Erklärung für mich, warum es nur die junge Arbeiterin erwischt hat, wäre, dass es mit dem noch nicht ganz ausgehärteten Chitinpanzer zusammenhängt (der braucht normalerweise ca. 2-4 Tage zum aushärten). Der weiche Chitinpanzer hat eine gute Angriffsfläche geboten.


    Wo wächst Pilz normalerweise? Wo es feucht ist, oder wie hier an Lebewesen. Also würde ich dort anfangen zu suchen und etwas zu ändern - Nest (evtl. Zwangsumzug?), Trinkwasser, Futter (insb. Futterinsekten, aber auch sonstiges Futter wie Obst, Honig/Zuckerwasser). Und wie du mir gerade mitgeteilt hast, hast du auch Pflanzen in der Arena - gut möglich, dass auch die Überträger sind (oder eventuelle Mitbewohner in der Erde? Wer weiß...).


    Aber alles, was ich geschrieben habe, sind Vermutungen oder Rätselraten.


    lg, chrizzy

    • Offizieller Beitrag

    Danke chrizzy.


    Wie du ja schon erfahren hast geht die Story weiter. Gestern war eine zweite Arbeiterin im Schlupf begriffen. Das Reagenzglas war seither verschlossen. Heute nach der Arbeit merkte ich, dass die Arbeiterin zwar herumlief im RG, aber einen schwächlichen Eindruck machte. Bei näherer Untersuchung mit der Lupe konnte ich auch bei dieser einen leichten Pilzbefall feststellen. Ihr ganzer Körper ist mit einem feinen Flaum bedeckt.
    Da sie vorhin wirkte, als würde sie bald sterben, hab ich mich nun dazu entschlossen, das Reagenzglas aufzugeben.
    Der Pilz ist anscheinend ja auch im Nestbereich zu finden. Die Brut scheint seltsamerweise nicht betroffen zu sein. Vll liegt es daran, dass diese von der Gyne regelmäßig gesäubert wird. Eine Puppe ist noch dunkel und dürfte morgen schlüpfen. Das ist die letzte Chance auf eine gesunde Arbeiterin. Zwei Larven sind bereits so groß, dass sie sich hoffentlich bald verpuppen. Die Zeit drängt und sie wird zeigen, ob die Kolonie eine Chance hat. Ich kann nur hoffen, dass die Arbeiterin, die jetzt bald schlüpft verschont bleibt durch meine Maßnahme. Denn die Gyne kann nicht ewig auf sich allein gestellt sein.


    Ich habe die Kolonie zwangsumgesiedelt. Alles, was bisher in Kontakt mit dem Nest war wurde von mir überbrüht zwecks Desinfektion (Pinzette, Spritze, Wattestopfen). Die Gyne musste ich sehr stressig vorsichtig mit der Pinzette packen und in das frische RG setzen. Die Brut sammelte ich mit einem angefeuchteten Pinsel auf. Natürlich gönne ich dem Tier jetzt seine Ruhe und hoffe, dass sie bald die Brut aufsammelt. Vorhin saß sie am Wassertank und schien gierig zu trinken (evtl. Hinweis auf zu fest sitzenden Stopfen von seiten des Ameisenshops aus. Die Gyne zerfetzte die Watte auch um näher an das Wasser zu gelangen. Ein weiteres Manko, das mir nun ins Auge fällt. Evtl. hätte ich schon früher ein besseres RG anbieten sollen). Ein Kontakt zwischen altem und neuen RG war lediglich über die Pinsel vorhanden und ich kann nur hoffen, dass ich keine Pilzsporen mit übertragen habe oder wenigstens so wenige, dass der Pilz nicht ausbricht bzw. die Gyne die Sporen entfernen kann.


    Die schwache Arbeiterin habe ich separiert und mit einem anderen Pinsel in ein Reagenzglas gesteckt. Auch die tote Arbeiterin habe ich dort hinzugelegt.
    Evtl. werde ich die beiden befallenen Ameisen bei jemandem aus der DASW einreichen, wenn dahingehend Interesse besteht. Vorerst warte ich die Sotuation ab. Sollte meine gesamte Kolonie drauf gehen, werde ich sie komplett einschicken. Wie aus dem Ameisenwiki zu entnehmen ist, ist die Forschung bei parasitären Pilzen nicht gerade fortgeschritten und solche Exemplare wie meine befallenen Ameisen interessant.


    Mittlerweile habe ich auch eine mögliche Ursache für den Befall rekonstruiert. Meine Annahme ist, dass es sich um einen parasitären, einheimischen Pilz handelt. Dieser scheint aus meiner Arena oder dem Interieur zu stammen. Was ich verdächtige, ist das Wassertank-Reagenzglas, das eigentlich zur Feuchtigkeitsversorgung der Kolonie gedacht war. Da ich keine Watte mehr daheim hatte, schnappte ich mir der Einfachheit halber einfach ein bereits benutztes RG. In diesem war letztes Jahr möglicherweise eine Lasius fuliginosus Gyne trotz Pushings während der Gründung verstorben. Diese lag eine geraume Zeit tot im RG bis ich sie entsorgte. Damals schimmelte die Ameise. Ich bin mir nicht sicher, ob es das Reagenzglas ist, aber es ist eine Möglichkeit. Für mich würde das die Herkunft des Pilzes erklären, doch es ist nur Spekulation. Evtl. liegt die Ursache auch woanders.


    Ich wünsche jedem, dass er niemals mit Pilzen zu tun hat. Milben kann man noch eingeschränkt bekämpfen, aber was soll man gegen einen Pilz machen...? Ich kann nur mit ansehen, wie meine Kolonie sich nun entwickelt nachdem ich sie in ein frisches RG umsiedeln lassen habe! Und solche hilflosen Situationen liegen mir gar nicht. Wenn ich Pech habe (und das habe ich in der Ameisenhaltung leider sehr oft), geht die Kolonie ein, kaum, dass die Gründungsphase überstanden ist. Kritisch ist schließlich auch, dass die Königin so langsam aber sicher auf Arbeiterinnen angewiesen ist. Sie kann nicht ewig allein sein.

  • So richtig einordnen kann ich den Befall leider nicht. Die im AmeisenWiki beschriebenen Pilzarten werden wohl aufgrund ihres anderen Erscheinungsbildes nicht in Frage kommen. Ich kann dich nur in dem Vorhaben unterstützen, dass du dich an die DASW wendest und den Pilz bestimmen lässt.
    http://www.ameisenwiki.de/inde…und_Parasiten_von_Ameisen

    • Offizieller Beitrag

    Hm, hier ein kleines Update. Die separierte Arbeiterin lebt noch. Aber irgendwie scheint es mir, dass der Pilz sie doch arg mitgenommen hat. Äußerlich ist sie bis auf 2 seltsame, winzige Auswüchse an den Beinen einwandfrei heute, aber sie bewegt sich sehr sehr schlecht. Scheint teilweise gelähmt zu sein. Naja, mal abwarten. Die 3. Arbeiterin ist gerade beim Schlüpfen und ich hoffe, dass die gesund bleibt. Sonst hab ich arge Probleme.

    • Offizieller Beitrag

    Hier nochmal ein Update der Geschichte. Die letzte Arbeiterin liegt nun auch im Sterben. Gestern hatte ich mich schon gefreut, da sie einen relativ fitten Eindruck machte und durchs Nest lief. Nur schien eines oder zwei der Beine gelähmt zu sein was sie natürlich etwas behinderte.
    Ich gab gestern also auch 3 Blattläuse ins Nest, die sogar angenommen wurden. Jedenfalls sind zwei davon verschwunden und die Arbeiterin hielt eine noch davon umschlungen, als ich sie heute aus dem Nest entfernte. Sie ist nun extrem schwach, mehrere Gliedmaßen stehen in seltsamen Winkeln ab und sie verkrümmt sich. Wie gesagt, sie wird wohl ebenfalls bald das Zeitliche segnen und steht gerade den Todeskampf durch. Ich werde sie allerdings nicht überbrühen, auch wenn das humaner wäre und den Tod beschleunigen würde. Dadurch würden die Probem versaut werden (s.u.)
    Ich habe wenigstens noch die Hoffnung, dass die Gyne was von den Blattläusen abbekommen hat. Jedenfalls ist ja noch ein Bruthaufen vorhanden und es schlüpfen gerade neue Larven aus den Eiern, sowie dürften sich zwei der Larven bald verpuppen. Diese muss sie versorgen können. Jedoch ist es naheliegend, dass auch für die neue Brutfolge die Bedrohung durch den Parasiten existent ist und sie befallen werden. Die Zeit wird da Aufschluss geben.


    Nach Absprache mit Herrn Prof. Dr. A. Buschinger werde ich ihm die drei befallenen Exemplare mit einer komprimierten Beschreibung des "Krankheitsverlaufs" zusenden. heute zusenden. Nach Sichtung der Fotos konnte er mir noch nicht weiterhelfen, da er so einen Befall anscheinend noch nie gesehen hat. Eine Untersuchung wird hierüber eventuell Aufschluss geben.

    • Offizieller Beitrag

    Hi zusammen. Es gibt Neuigkeiten. Herr Prof. Buschinger hat schon heute mein Päckchen erhalten und sofort untersucht. Das Ergebnis ließ mir einen Stein vom Herzen fallen. Hier der Beitrag aus dem DASW-Forum plus meine Antwort




    Mal sehn, was jetzt kommt. Ich werde das Ytongnest vermutlich nachher schon anschließen. Meine Anzeigen in den Foren und auf ameisenhaltung.de gelten übrigens nach wie vor. Ich suche dringend Messor-Puppen zum pushen!

  • Ich freue mich auch für dich, soweit man sich in der Angelegenheit freuen kann. Dass man Gewissheit hat ist ja auch schon mal ein Trost. Finde es auch super, dass da so schnell eine Antwort von Buschinger kam.


    Gut, dass ein Pilz ausgeschlossen werden konnte. Aber das "Phänomen" der Cuticula-Reste (wieder was gelernt, hoffe ich kann mir das Wort merken :winking_face: wirft in der Tat die Frage auf wie es dazu kommt. Die Vermutung, dass das RG zu glatt sein könnte finde ich recht unwahrscheinlich, denn dies stellt ja die wohl am weitesten verbreitete Methode dar Jungkolonien aufzuziehen.


    Bin gespannt, was du weiter über die Patientin berichten wirst.

    • Offizieller Beitrag

    Du bist nicht der Einzige, der davon zum Ersten mal hört. Wenn ich Leute wie chrizzy dazu befrage, die nun wirklich nicht unerfahren sind höre ich immer das selbe: Problem bisher unbekannt :winking_face:


    Das mit dem Reagenzglas kann ich mir durchaus gut vorstellen. Sahal hat schon mehrfach betont, dass das Reagenzglas zwar einige Vorzüge im Gebraucht hat, als Nestform aber eigentlich eher ungeeignet ist. Auch wurde schon beobachtet, dass gerade Messor Königinnen anscheinend besser gründen, wenn ihr Reagenzglas mit Bodengrund befüllt ist.
    Nun stelle man sich vor, wie die nicht sonderlich kleine Gyne versucht ihren im Vergleich winzigen Pygmäen beim Schlupf zu helfen. Ich kann dabei die Wahrscheinlichkeit nicht leugnen, dass die kleinen Puppen durchaus leicht wegrutschen könnten und das zu Problemen führt.


    Nun gut, mein eigentliches Problem ist gerade ein anderes. Die Königin sitzt wieder allein da, ob die erneute Gründung erfolgreich ist steht in den Sternen. Es sind ja noch Eier und Larven vorhanden, allerdings dauert das noch seine Zeit bis zu neuen Arbeiterinnen. Die Frage ist nun, ob die Gyne das so lange aushält. Und auch hier wird die Problematik die selbe sein. Ich will ihr eigentlich das Ytongnest anbieten, allerdings könnte ich dort keine fremden Puppen/junge Arbeiterinnen mehr zugeben, die ich so dringend suche momentan.


    Eines steht allerdings fest. Die ganze Sache kann ich ganz wunderbar in meinen Haltungsbericht aus Sicht der Ameise schildern. Manche nörgeln ja schon, wann es endlich weitergeht :grinning_squinting_face:

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