Samstag, 08. Mai bis Freitag, 14. Mai 2010 - Frischfleisch
-----8.5.2010-----
Als ich heute so mein gefräßiges Ameisenvolk beobachte, da beobachtete mich auch eine Ameise. Diese war nämlich ziemlich weit oben, also fast am Deckelrand. Natürlich in einer Ecke und natürlich versuchend, die Ölbarriere zu überwinden. Und sie war schon ziemlich weit. Doch sie fiel dann runter. Aber statt sich dann davon zu trollen versuchte sie es umgehend erneut. Wieder im Eck und wieder schnurstracks auf dem Weg nach oben.
Nach der Berührung einer ersten Schicht Paraffinöl hob sie nur den Kopf an und versuchte, weiter vorzudringen. Dann verlor sie den Halt und stürzte wieder ab.
Aber Ameisen geben ja nicht so leicht auf. Und diese natürlich auch nicht. Nach dem zehnten Versuch habe ich nicht mehr mitgezählt.
Mittlerweile war eine ihrer Antennen eingeklebt und sie nahm daher noch weniger Rücksicht auf das Öl. Was tun, fragte ich mich. Es war definitiv kein normales Verhalten. Vielleicht ist sie versehentlich in einen größeren Tropfen gelaufen oder sowas ähnliches.
Habe sie dann also auf den Wasserschwamm gesetzt. Dort blieb sie auch eine kurze Weile, aber dann war sie wieder im Eck. Wie ein Junkie. Wie aufgedreht. Sie fiel dann natürlich wieder runter. Inzwischen hatte ich nämlich sicherheitshalber auch die Ölschicht erneuert, bzw. verstärkt.
Nach einem erneuten Absturz kam sie in die Nähe von drei Schwestern. Eine versuchte gleich, ihren Fühler "gerade zu biegen". Als dies nichts half, wollte sie wieder flüchten. Doch eine andere packte sie und trug sie in den Schlauch. Anfangs hatte sie sich noch gewehrt, doch dann hing sie wie tot in den Mandibeln der Trägerin. Im Schlauch angekommen, wurde die "kranke" Ameise gleich von mehreren Artgenossinnen in Empfang genommen und behandelt.
Denn nach ner halben Stunde ungefähr ging sie dann in das Nest zurück. Seitdem ist an dieser Ecke Ruhe eingekehrt.
Seltsam, oder? Hat jemand so ein Verhalten schon einmal beobachtet?
-----9.5.2010-----
Heute gab es, neben zwei kleinen Heimchen, eine noch kleinere rötliche Spinne zum Muttertag. Sie war ungefähr so groß wie eine große Arbeiterin. Diese kam sehr gut an. Zuerst wurde ein Bein abgebissen und in die Farm getragen. Wahrscheinlich sitzt da irgendwo eine Vorkosterin. Anscheinend wurde diese Kostprobe dann für gut empfunden, denn kurze Zeit später hat man sich gleich die ganze Spinne geholt.
Und endlich, die erste Fliege. Sie hat sich wohl vom Regenschauer in Sicherheit bringen wollen. Tja, wohl Pech gehabt. Diese gibt es dann morgen. Bin schon sehr gespannt.
-----10.5.2010-----
Was ist denn an Fliegenbeinen dran? Oder sind meine Lasius niger Beinfetischisten? Jedenfalls wurden die Beine der Fliege abgebissen und in die Farm getragen. Die Fliege selbst ist noch in der Arena, an ihr wird aber nach wie vor begeistert rumgeknabbert.
Eine Stubenfliege ist es nicht. Diese nunmehr beinlose hat auf dem Hinterleib schachbrettartige Punkte und auf dem Rücken ist sie längsgestreift. Vermute mal, dass es sich dabei um eine Fleischfliege handelt.
Die wackeren Ameisen haben aber natürlich schon versucht, diese Fliege die Scheibe hochzuziehen, um sie in die Farm zu schleppen. Bisher war sie noch zu schwer. Vielleicht gelingt ihr vorhaben ja später.
-----11.5.2010-----
Leider gab es heute für die Ameisen eine Biene als Proteinnahrung. Diese lag halbtot im Wohnzimmer, ihr fehlte bereits ein Bein. Also zuerst vorsichtig mit einer Pinzette angestubst, ob sie nicht doch noch wegfliegen will. Aber nix. Dann an einem Bein gepackt (es gab keine Gegenwehr von dem trägen Ding), abgebrüht (bzw. erlöst) und danach ein wenig aufgeschnitten.
Ich hoffe, Bertas Kinder gewöhnen sich nicht daran, denn eine Biene verfüttere ich nur höchst ungern. Die sollen lieber draußen bleiben und Blüten bestäuben und Nektar sammeln und Honig produzieren. Aber zu schmecken scheint sie, denn die Mädels sind ganz wild drauf.
An der Fliege wird aber auch noch rumgestochert. Natürlich nicht mehr so intensiv wie gestern, aber mindestens zwei sind immer am knabbern.
-----12.5.2010-----
Heute ließ ich mal wieder die Puppen zum Zählappell heranschleppen. So schnell zähle ich die aber nicht mehr, dass kann ich Euch sagen, denn es hat fast eine Stunde gedauert, bis sie die Puppen nach dem Aufwärmen wieder vom Schlauch zurück in die Farm gebracht haben. Es sind sage und schreibe 509 Puppen gewesen. In der der Farm waren auch noch etwa schätzungsweise 30 bis 50, diesen Berg habe ich aber nicht gezählt.
Wow, kann ich da nur sagen. Ich meine, der Haufen sah im Schlauch schon gewaltig aus, aber das es dann doch gleich über 500 sind hätte ich nun nicht gedacht. Wenn ich sie hätte schätzen müssen, so hätte ich vielleicht auf 200 oder 250 getippt.
-----13.5.2010-----
Zum Vatertag gab es für die Damen heute unter anderem eine kleine Stechmücke, die mich in der Nacht geärgert hat. Natürlich haben die Mädels erstmal die Beine amputiert und selbstverständlich in die Farm getragen. Was ist jetzt an Mückenbeinen dran?
Als nächstes war dann ein Flügel dran, den sie gekappt und ins Nest getragen haben. Anschließend...nein, nicht der zweite Flügel, sondern die Mücke wurde kurzerhand einfach in der Mitte zerteilt und der Hinterleib gleich abtransportiert. Der Kopfteil, an dem noch der zweite Flügel befestigt war, folgte kurze Zeit später.
-----14.5.2010-----
Ein seltsames Verhalten einer Ameise mit einer großen Larve war der heutige Beobachtungshöhepunkt.
Zuerst dachte ich, dass man endlich eine Puppenhülle zum Abfallhaufen trägt. Doch beim näheren hinsehen bemerkte ich, dass es sich um eine Larve handelte. Diese wurde dann in eine Ecke der Arena gelegt. Die Trägerin verschwand. Eine andere Ameise fand dann diese Larve und transportierte sie in den Schlauch.
Na gut, war mein Gedanke, spielten sie halt Verstecken. Nein, natürlich nicht. Ich dachte, die Larve wäre tot.
Sie wurde dann nämlich erneut in die Arena getragen und wieder abgelegt, diesmal zwischen zwei Ecken an der Scheibe. Und auch diesmal wurde die Larve wieder abgeholt. Aber dann gleich in die Farm gebracht. Komisch, oder?