Dicke Ameise (Königin?) im Garten gefunden! [Königin Lasius cf. niger]

  • Hallo zusammen! :winken2:


    Ich bin neu hier.
    Kurz zu mir: Ich heisse Aaron, komme aus Düsseldorf und bin 26 Jahre alt.
    Seit ca. 10 Jahren bin ich begeisterter Terrarianer, wobei ich mich besonders für Wirbellose interessiere. Besonders seltene Vogelspinnen, Skorpione und Skolopender haben es mir angetan. Inzwischen ist aber auch ein Berberskink, ein Jemenchamäleon und eine Coloradokröte bei mir eingezogen.


    Nun zum eigentlichen Thema. Vor zwei Tagen habe ich in meinem Garten beim einpflanzen von Beetpflanzen, eine grosse, dicke Ameise ausgegraben. Weitere konnte ich nicht sehen, daher gehe ich mal davon aus, dass es sich um eine Königin handelt. Ich habe sie vorischtig eingefangen und genauer beobachtet. Im Internet wollte ich sie bestimmen und bin dann hier gelandet. Ich wusste vorher gar nicht, dass man Ameisen halten kann, aber das scheint ja inzwischen ein richtiger Trend zu sein. Da ich in Sachen Ameisen ein absoluter Grünschnabel bin, habe ich mich hier angemeldet um mal die "Profis" um Rat zu fragen.


    Im Internet habe ich gesehen, dass man Königinnen in kleine Reagenzgläser setzt, wo sie sich dann vermehren. Eine professionelle "Ameisenausrüstung" habe ich natürlich nicht hier also musste ich improvisieren. Ich richtete eine leere Heimchendose mit einer feuchten Lehm/Sand-Mischung ein. Einen Teil des Bodengrundes habe ich trocken gelassen. Da ich kein Reagenzglas besitze, habe ich einen grossen transpareneten Kugelschreiber demontiert und die (gereinigte) Hülle als Unterschlupf verwendet. Etwas feuchte Watte habe ich nach hinten durchgedrückt. Die hintere Kappe habe ich mit ein paar Tropfen Wasser gefüllt, damit die Watte weiterhin Feuchtigkeit ziehen kann. So verhindere ich hoffentlich ein dehydrieren des Tieres. Die Behausung ist zwar nicht so geräumig wie ein Reagenzglas, aber sie kann sich darin drehen und umherlaufen. Schon nach wenigen Std. ist das Tier in den umgebauten Kugelschreiber eingezogen. Abends gab ich einen Tropfen Waldhonig auf ein Stück PVC. Hin und wieder kam die grosse Ameise heraus. Sie hat den Honig sehr bald gefunden und hat über 15 Minuten daran getrunken/gefressen. Ihr Hinterleib war nach dem Fressen um einiges fülliger. Danach zog sie sich wieder in ihr "Kugelschreibernest" zurück.


    Am nächsten Tag sass sie immernoch im "Nest" und putzte sich. Hin und wieder kam sie nach vorne an den Eingang, fühlerte hin und her und zog sich dann aber wieder weiter nach hinten zurück. Den ganzen Tag kam sie nicht mehr raus. Ich ging nochmal in den Garten und guckte überall nach. Keine weiteren grossen Ameisen zu sehen. Auf meiner Terrasse wimmelt es aber von diesen typischen, kleinen, schwarzen Ameisen. Sie haben ihre Nester zwischen den Pflastersteinen und tragen eifrig Sand nach oben. Meine dicke Ameise habe ich aber aus dem Beet ausgegraben. Könnte es sich um eine Königin dieser Art handeln?


    Ich habe kurz nach dem Fang ein Bild von der grossen Ameise und eins von ihrer vorübergehenden Behausung gemacht. Diese möchte euch natürlich nicht vorenthalten. Vielleicht könnt ihr mir bei der bestimmung helfen? Inzwischen sitzt sie, wie oben beschrieben, in ihrem "Kugelschreibernest" und daher möchte ich sie nicht weiter stören.


    Gruss, Aaron

  • Hallo Defender und ein herzliches Willkommen im AmeisenCafe. :winken2:
    Das ist wahrscheinlich eine Königin der Art Lasius niger. Da du schreibst, dass keine weiteren Ameisen in der Nähe waren, handelt es sich wahrscheinlich um eine Gründerkönigin vom letzten Sommer. In der Regel überwintert diese mit ein paar Pygmäen. Dass sind die ersten Arbeiterinnen, die in einem Volk schlüpfen. Diese sind deutlich kleiner als normale Arbeiterinnen. Vielleicht hast du sie auch nur übersehen, was leicht passieren kann. Das Gleiche gilt für evtl. vorhandene Brut.
    Das "Kugelschreibernest" halte ich nicht für eine gute Lösung, denn wenn die Watte erst ausgetrocknet ist, kann es dir passieren, dass die Königin ebenfalls vertrocknet und stirbt. Wichtig ist, dass sie es feucht genug hat und vor allem Ruhe. Ein abgedunkeltes Reagenzglas mit Wassertank wäre da sicher die bessere Alternative. Ob sie jedoch in der Lage ist, (erneut) zu gründen, bleibt abzuwarten.

  • Hallo Smaug,


    danke für die nützlichen Informationen. Ich habe mal nach Lasius niger gegooglet. Vom Aussehen und von der Grösse her passt es. Auch die Arbeiterinnen sehen genauso aus wie die, die meine Terrasse unsicher machen. Ausserdem soll Lasius niger ja sogar die perfekte "Einsteiger-Ameise" sein. Was für ein Zufall, denn jetzt bin ich ja schon irgendwie auf den Geschmack gekommen. Ich finde so einen Ameisenstaat doch schon sehr interessant. Im Gegensatz zu den eher faulen Vogelspinnen, Skorpionen und Skolopendern ist bei den Ameisen ja richtig was los.


    Beim sammeln nach Informationen bin ich auch auf bestimmte Ameisen-Onlineshops gestossen. Dort gibt es ja schon günstig kleine Einsteigersets. Ich war schon überrascht, wie viele mittel,- südeuropäische und tropische Arten man so erwerben kann. Echt interessant. Da sind ein paar schöne und grosse, aber auch super teure Arten dabei. Die kleinen Lasius niger sind für den Anfang sicher ok und würden mir auch vollkommen reichen.


    Nochmal zu meiner Königin. Mir ist klar, dass der olle Kugelschreiber nicht das Non plus Ultra ist, aber momentan habe ich leider keine bessere Lösung. Ich muss mir mal so ein Reagenzglas beschaffen. Momentan verhält sie sich aber nicht auffällig. Sie läuft jedenfalls nicht aufgeschreckt herum oder versucht auszubrechen. Von Spinnen, Skorpionen etc. weis ich, dass gerade dieses Verhalten ein Zeichen ist, dass sie sich nicht wohl fühlen. Die Königin sitzt den ganzen Tag in ihrem "Low Budget-Nest" und kommt nur ganz selten raus. Sie entfernt sich aber nie weit von der Öffnung und krabbelt schon nach wenigen Sekunden zurück in ihr Versteck. Sie scheint sich dort sicher zu fühlen. Ich habe die Heimchendose jetzt vorsichtig an einen ruhigeren, dunkeleren Ort gestellt. Ich werde hin und wieder mal nach der Feuchtigkeit des Bodengrundes und der Watte im Nest sehen und ggf. frischen Honig anbieten. Sollte ich mit der Zeit feststellen, dass sie sich nicht wohl fühlt, dann werde ich sie wohl besser wieder in die Freiheit meines Gartens entlassen. Ich werde dann doch lieber eine Lasius niger im Reagenzglas aus einem seriösen Ameisenshop bestellen.


    Ich halte euch auf dem Laufenden.


    Gruss, Aaron

  • "und kommt nur ganz selten raus. Sie entfernt sich aber nie weit von der Öffnung und krabbelt schon nach wenigen Sekunden zurück in ihr Versteck."


    Das dürfte allerdings nicht sein. Sollte es sich um Lasius niger handeln, so gründet sie claustral und claustral gründende Gynen buddeln sich ein, dichten das Nest ab und verlassen es (in den meisten Fällen) nie wieder.


    Falls du da also nicht eine andere Gattung eingesammelt hast, ist dieses Verhalten eher unnormal.

  • Es handelt sich eindeutig um eine Königin der Gattung Lasius - höchstwahrscheinlich Lasius niger. Ich würde das Verhalten durch die "Traumatisierung" des Tieres erklären. Schließlich ist sie aus der Gründungskammer entfernt worden und hat wahrscheinlich Pygmäen und Brut verloren. Wie oben schon beschrieben, würde ich ein ein abgedunkeltes Reagenzglas (bekommt man in jeder Apotheke für'n Appel und 'n Ei) mit Wassertank anbieten, dieses verschließen und sie einfach in Ruhe lassen. Eine Fütterung ist nicht notwendig, da sie das Eierlegen und die Brutpflege aus dem Abbau von Körperreserven bestreitet. Eine ständige Kontrolle des Kugelschreibernestes auf Feuchtigkeit würde die Königin nur unnötig in "Stress" versetzen und dadurch evtl. den Gründungserfolg erheblich gefährden.

  • Hallo.


    Ich weis jetzt auch warum sie immer nur ganz kurz aus dem Nest kam und schnell wieder verschwand. Sie hat nämlich den Eingang des Kugelschreibers mit Erd,- und Sandkörnern verschlossen. Diese musste sie ja aus der "Möchtegernarena" selber holen. Übrigens bin ich über Nacht Ameisenpapa geworden! :banane:


    Sie hat tatsächlich ein paar Eier gelegt. Die Eier befinden sich weiter hinten in der Nähe der Watte. Sie sind winzig und weisslich gefärbt. Viele sind es nicht, aber da werden sicher noch welche folgen. Sie hat alle zu einem kleinen Haufen zusammengetragen vor dem sie nun sitzt. Ich hätte echt nicht gedacht, dass es so schnell geht, aber meine provisorische Notlösung scheint sie wohl zu akzeptieren. Vor drei Tagen habe ich sie versehentlich bei der Gartenarbeit audgebuddelt. Schon am selben Abend hat sie vom Honig gefressen und ist in den umgebauten Kugelschreiber eingezogen. Gestern Nacht hat sie den Eingang verschlossen und heute Morgen waren bereits die ersten Eier da. Ich bin gespannt, wie sich meine Kugelschreiber-Ameise weiterentwickelt. Ich werde wohl bald mal ein richtiges Formicarium besorgen.


    Gruss, Aaron


    Ps: Fotos habe ich übrigens jetzt erstmal nicht mehr gemacht, da ich sie in dieser Phase nicht weiter stören will.

  • Vielen dank. Ich bin jetzt doch schon ziemlich überrumpelt, denn ich hätte sie ja schon lieber in einem Reagenzglas mit etwas mehr Platz nisten lassen. Das wollte ich eigentlich heute besorgen, aber ich will meine "Hoheit" nicht schon wieder von ihrer Brut trennen. Da muss sie jetzt wohl durch.


    Aaron

  • Sie jetzt nochmal umsetzen wäre wohl wirklich etwas zu viel des Guten. Von der Größe her ist der Kugelschreiber für's Gründen okay. Wichtig ist, dass sie absolut ungestört bleibt. Wähle einen Platz dafür aus, an dem es keine oder möglichst wenig Vibrationen gibt. Auch solltest die Behausung nicht mehr hochnehmen, denn dadurch wackelt es im Inneren beträchtlich (du selber möchtest wahrscheinlich auch nicht gerne, dass ständig ein Riese dein Haus hochhebt um durch's Fenster zu gucken). Das Röhrchen auf jeden Fall immer dunkel halten, entweder abdecken oder mit roter Folie umkleben.


    Den Eingang kannst du mit etwas Watte locker verschließen, dann ersparst du ihr zusätzlichen Energieverbrauch durch das Einbuddeln. Die Watte kannst du wieder entfernen, wenn die erste Brut geschlüpft ist. Zusätzliche Nahrung braucht sie, wie schon erwähnt, nicht. Auch auf keinen Fall Honig ins Nest geben in der Absicht ihr damit etwas Gutes zu tun. Das einzige was sie wirklich braucht ist Ruhe.


    Dass sie Eier gelegt hat, ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen. Mit etwas Glück rappelt sie sich wieder und du wirst dieses Jahr noch des öfteren Ameisenpapa. Viel Erfolg!

  • Nochmalas vielen Dank für eure Hilfe. :winken:


    Ich habe jetzt doch nochmal ein paar Verbesserungen vorgenommen. Die kleine Schale mit Waldhonig habe ich entfernt, da sie ihn ja jetzt nicht mehr braucht. Das Kugelschreiberröhrchen habe ich waagerecht leicht angehoben und nocht etwas Wasser von hinten an die Watte gemacht und die weisse Kappe ("Wassertank") nochmal mit ein paar Tropfen Wasser gefüllt. Das müsste für die nächsten Wochen reichen. Ich hoffe es jedenfalls. Den Bodengrund habe ich ebenfalls nochmal etwas angefeuchtet. Den Eingang habe ich ihr so gelassen, denn den hatte sie ja schon selber mit winzigen Steinchen und Erdklümpchen verschlossen.


    Meine "Hochwohlgeborene" hat alles recht gelassen genommen. Sie hat sich lediglich schützend über ihre Brut gestellt. Dabei konnte ich auch die Eier zählen. Es sind genau 3 Stück :huepf: . So, nun ist aber Ruhe angesagt. Ich habe die Heimchendose samt Kugelschreibernest in meinen Werkzeugschrank gestellt. Dort ist es stock finster, warm und ruhig. Durch meine langjährige Erfahrung mit der Haltung & Zucht von Vogelspinnen, Skorpionen etc. habe ich gelernt, geduldig zu sein. Ich gehe da gelassen ran :winking_face: .


    Die Ameisenhaltung scheint ein interessantes Hobby zu sein. Das ich da nicht schon früher drauf gekommen bin?!


    Bis bald.


    Gruss, Aaron

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