Geschlechtstiere im Nest und Schwärmzeit

  • Hallo,


    meine Myrmica spp. Kolonie geht nun in das dritte Jahr, es sind geschätzt 500 Ameisen und über 150 Puppen. Wie ich erkennen konnte sind einige Puppen merkwürdig groß, ich meine sogar Flügel neben den Beinen erkennen zu können. Ich denke dies sind Jungköniginnen. Einige wenige haben kleinere Köpfe und ein längeres Gaster, was auf Männchen hindeuten würde. Demnach bildet die Kolonie also gerad Geschlechtstiere? Meine Kamera kann so nah leider keine Fotos machen.


    Da gibt es dann zwei Probleme:
    1. Schwärmen die auch an einem bestimmten Tag, so wie draußen in der Natur? Soll ich die Arena dann rausstellen? Und was passiert, wenn ich das unterlasse? Sonst laufen mir ja alle Arbeiterinnen auch mit weg, wenn ich den Deckel aufmache.
    2. Wenn die sich gegenseitig schon im Nest begatten, dann kann ich ja wirklich bald anbauen... 20.000 Mann groß soll eine Kolonie bei Myrmica werden können. Dann gute Nacht Marie... :pistols:
    Kann man die Geschlechtstiere separieren, einsperren (inkl Vollpverpflegung), auf Begattung hoffen und die dann verkaufen?

  • Da gibt es dann zwei Probleme:
    Schwärmen die auch an einem bestimmten Tag, so wie draußen in der Natur?


    Eher unwahrscheinlich, denn damit Ameisen schwärmen benötigen sie ganz bestimmte Klimabedingung, welche selbst nicht genau gesagt werden können. Sonst würde das "züchten" von Ameisen ganz simple sein, wenn man Geschlechtstiere unterschiedlicher Kolonien gleichzeitig schwärmen lassen würde...


    Soll ich die Arena dann rausstellen?


    Du darfst die Ameisen niemals in die Natur entkommen lassen, wegen der intraspezifische Homogenisierung - hier nachzulesen --> Infektionsgefahr durch exotische Ameisen und intraspezifische Homogenisierung


    Sonst laufen mir ja alle Arbeiterinnen auch mit weg, wenn ich den Deckel aufmache.

    Du sollst die schon mal nicht entkommen lassen - sehr wichtig - zu dem würde ich dir trotzdem zu einer 2. Ausbruchsicherung raten...


    Wenn die sich gegenseitig schon im Nest begatten, dann kann ich ja wirklich bald anbauen... 20.000 Mann groß soll eine Kolonie bei Myrmica werden können. Dann gute Nacht Marie... :pistols:


    Ich weiß jetzt nicht ob Myrmica spec. Inzucht betreiben, aber ich weiß das sie sehr gerne Jungköniginnen adoptieren. Daher kann ich dir darüber keine genaue Aussage geben, da ich genau die Suchfunktion starten müsste, wie du es machen müsstest.


    Kann man die Geschlechtstiere separieren, einsperren (inkl Vollpverpflegung), auf Begattung hoffen und die dann verkaufen?[/quote]
    Dieses haben schon viele erfahrene Halter mit den unterschiedlichsten Arten versucht, es ist artabhängig ob du einen Erfolg erzielen kannst oder nicht...

  • hallo,


    also wenn man die gyne selbst in der näheren Umgebung gefunden hat, kann man die geschletstiere doch schon freilassen, oder?


    Und wenn man nen ausbruchsschutz hat könne die normalen
    arbeiterinnen ja nicht raus, nur die geschlechtstiere können
    rausfliegen.

  • Wird wohl Myrmica rubra sein, da sie den Bildern im Netz sehr nahe kommen. Ich schreib aber immer spp, weil mir mal gesagt wurde, daß solange die Art nicht genau bestimmt wurde, sollte man sie auch nicht 'rubra' nennen. :think:


    Zitat von "LifeStyler"

    Du darfst die Ameisen niemals in die Natur entkommen lassen, wegen der intraspezifische Homogenisierung


    Mir ist die Königin einmal beim Blumengießen quer über dem Balkon entgegen gekommen. Da hab ich gedacht: Jetzt oder nie. Besser, als wenn sie im Balkonkasten gründet, wo sie schnurstracks drauf zu gelaufen ist. Sie stammt also direkt aus heimischen Gefilden.


    Suchfunktion hatte ich schon versucht, aber so genau ist da niemand auf dieses spezielle Thema eingegangen.
    Dann werde ich wohl anbauen müssen...


  • Mir ist die Königin einmal beim Blumengießen quer über dem Balkon entgegen gekommen. Da hab ich gedacht: Jetzt oder nie. Besser, als wenn sie im Balkonkasten gründet, wo sie schnurstracks drauf zu gelaufen ist. Sie stammt also direkt aus heimischen Gefilden.[/quote]
    Ok, dann wäre dies kein wirkliches Problem - ich schreibe lieber einen Verbot als eine Erlaubnis, weil die meisten Ameisen doch irgendwoher gekauft wurden und somit aus einer anderen Region/Land stammen...

  • Da fiel mir noch was ein:
    Kommen die Geschlechtstiere eigentlich auch mal aus dem Nest raus (also in die Arena) oder verbleiben die die meisten Zeit dort, so wie es die Königin ja auch macht?
    In dem Zuge gleich noch die Frage hinterher: Gibt es bestimmte Ameisen, bei Myrmica rubra, die immer im Nest verbleiben (für Brutpflege) und einige, die immer fouragieren? Oder wechselt das kreuz und quer, wer gerade wozu lust hat? Mit Markierungen tät ich mich ein bissel schwer.

  • Bei Ameisenarten mit großen und kleinen Kasten übernehmen meist die kleinsten Arbeiterinnen die Brutpflege und die anderen Kasten haben meist auch eine gewisse Arbeitsaufteilung außerhalb des Nestes bei der Futterbeschaffung.


    Jedoch bin ich gerade stark am überlegen ob es bei unseren einheimischen Arten auch 100% solch eine Aufteilung gibt, aber ich bin der Meinung das es sich immer ein bisschen abwechselt wer welche Aufgaben übernimmt, da die Arbeiterinnen ja nicht optisch zu unterscheiden sind (außer etwas in der Körpergröße), was aber nicht zu einer Kastenbildung zählt, da dafür meist Kopfbeschaffenheiten usw. mitberechnet werden.


    Also ich behaupte jetzt das es bei Myrmica rubra keine richtigen Gruppierungen in der Arbeitsaufteilung gibt, wie es bei Ameisenarten mit Kastenbildung der Fall ist (gutes Beispiel: Blattschneiderameisen)!!

  • Da kram ich doch das alte Thema noch mal raus:
    Nun hatte ich bereits zwei Jungköniginnen ohne Flügel in der Arena erwischt! Hab sie sogleich mal separiert.
    Dann hab ich beobachtet, wie die Männchen in der Arena regelrecht zerpflückt werden (ich spekuliere darauf, daß sie versucht hatten, Arbeiterinnen zu begatten). Hab da mal ein noch lebendes rausgenommen und in ein Extraglas getan, dazu eine Jungkönigin. Als die beiden sich begegneten, haben sie kopuliert. Danach hab ich die Jungkönigin separiert, ein verdunkeltes RG bereitgestellt und sie hat sich darin verkrochen und ihre Flügel abgestreift. Konnte das direkt mitbeobachten, hat ca. 3 Minuten gedauert, bis alle Flügelpaare ab waren. Hab das ganze mal mit noch 2 anderen versucht und die wurden auch begattet (Inzucht) und warfen danach ihre Flügel ab.


    Wäre also demnach gar nicht so schwer, Myrmica rubra zu züchten? Hätte noch 90 weitere Jungköniginnen (mit Flügel, unbegattet) hier rumschwirren, die im Grunde nix machen außer auf ihren großen Auftritt zu warten (der im Zimmer aber nie kommen wird). Allerdings scheint die Nachfrage für Königinnen nicht sehr groß zu sein. :grinning_squinting_face:

    • Offizieller Beitrag

    Wie Smaug schon sagte, ist Inzucht bei Myrmica rubra schon mehrfach bestätigt worden.


    Nur will ich davor warnen, dies über mehrere Generationen hinweg zu betreiben und die Tiere (falls sie aus der Umgebung stammen) dann vll sogar noch freizulassen! Da eine genetische Durchmischung bei Inzucht nicht stattfindet, sinkt die Effektivität des Immunsystems ab, die Tiere werden anfälliger.
    Freilassen auf keinen Fall, damit nicht unnötigerweise "schlechte Gene" in die freie Natur gelangen.


    Sinniger wäre es, eine zweite Kolonie anderen Ursprungs für die Begattungen heranzuziehen, dann ergibt sich dieses Problem nicht :winking_face:

  • @ Ice: Quelle für die Aussage, dass die fehlende Durchmischung genetischen Materials bei Ameisen eine verschlechterung des Immunsystems zur Folge hat?


    Für die Allgemeinheit noch: http://www.ameisenwiki.de/inde…hrung#Inzucht_bei_Ameisen
    (inkl. "Schadet Inzucht").


    Übrigens: Intranidale Paarungen müssen nicht zwangsläufig Inzucht sein! Das nur als Anmerkung :winking_face:

  • Im Nest selbst wurden bisher lediglich 5 Königinnen begattet, wenn ich alles richtig beobachtet habe (Geschlechtstiere sind seit Mai '09 vorhanden). Die Männchen sitzen nahe bei den Weibchen. Dennoch kommt es nicht sofort zur Kopulation. Wenn ich aber ein Männchen und Weibchen herausnehme, sie etwas aufrege (Streß), dann findet eine Kopulation unmittelbar bei der nächsten Begegnung statt. Aufgefallen dabei ist mir auch, daß eine erfolgreiche Kopulation nur dann auftritt, wenn das Männchen entweder sehr tief hinten am Weibchen sitzt oder beide sich mit ihrer Vorder-(Unter)seite gegenüberstehen. Nur dann kann das Männchen richtig eindringen. Meist ist es nur ein erfolgloser Versuch, vom Rücken aus das Weibchen zu begatten (Hinterleibe "anstreifen", wie Vögel das machen), was scheinbar nicht so gut funktioniert, da die Jungköniginnen dann ihre Flügel nicht abstreifen.


    Da meine Kolonie nun Geschlechtstiere produziert hat und ich auch weiß, wie sie miteinander kopulieren/paaren bzw das gezielt forcieren kann, welches nächstes Ziel als Ameisenhalter könnte ich mir setzen?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von chrizzy

    Quelle für die Aussage, dass die fehlende Durchmischung genetischen Materials bei Ameisen eine verschlechterung des Immunsystems zur Folge hat?


    Keine Quelle. Aber für gewöhnlich wird mWn das Immunsystem bei Inzucht über mehrere Generationen häufig geschädigt, da eben die genetische Durchmischung fehlt. Ich hätte das nicht so schreiben dürfen, als wäre es Fakt, es ist nur meine Vermutung, dass dies auf Ameisen ebenso zutifft, wie auf andere Tierarten. Sorry für diesen Fehler.


    Ob dies bei Ameisen überhaupt eine Rolle spielt, oder wie langfristig Inzucht stattfinden muss für eine Schädigung vermag ich ebenso nicht zu sagen. Ich bin kein Wissenschaftler und hab dazu auch noch keine Abhandlung gelesen :winking_face:


    Vll sollte ich meinen Post auf eine Warnung reduzieren, dass eine Gefährdung eintreten kann.


    Angenommen aber es wird Inzucht über mehrere Generationen betrieben und eine Schädigung des Immunsystems tritt ein (neben Missbildungen wie in deinem Wikibeitrag geschildert): Die Kolonie könnte ohne erkennbare Gründe absterben.


    Dass eine genetische Durchmischung wichtig ist, lässt sich denke ich nicht leugnen. Auch Ameisen schwärmen nicht umsonst...
    Und auch in deinem AmeisenWiki-Beitrag wird von einem "rätselhaften System" gesprochen, bei Ameisenarten, die extreme Inzucht betreiben. Was Wissenschaftler noch nicht herausgefunden haben, kann ich daher sicherlich auch nicht auf den Tisch bringen :winking_face:

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