Stollenzusammenbruch im Verbindungsschlauch

Hallo Ameisenfreunde,

habe eine Ameisenfarm (Mymirca rubra) mit >500 Tieren + Geschlechtstieren.
Gestern abend ist mir aufgefallen, daß kaum jemand in der Arena am Honig war (sonst sitzt da immer eine ganze Horde am Tropfen). Auch die Madenkokons wurden nur von wenigen angerührt. Dann fiel mir auf, daß höchstens die Hälfte der Arbeiterinnen als sonst in der Arena war. Meistens kommen vier oder fünf Jungköniginnen mit in die Arena, wenn ich gerade frisch neue Madenkokons angeboten habe. Eine der Jungköniginnen ist aber auch nicht mehr zurück gekehrt in die Farm. Stunden später kam mir dann die Idee, daß wohl der Sand im Verbindungsschlauch zusammengebrochen sein mußte, so daß keine Rein- und Rausverbindung mehr besteht. Eine genauere Betrachtung bestätigte diese Vermutung. Es sind nur einzelne, kurze Bereiche unzugänglich verschüttet. Der Schlauch ist ingesamt 40 cm lang.

Was soll ich nun tun? Ich habe mir vorgenommen, eine Woche zu warten, in der Hoffnung die Ameisen schaffen sich selbst wieder eine Verbindung. Der Sand im Schlauch ist noch feucht. Den Zusammenbruch schließe ich zurück auf meinen ruckartigen Stoß (ausversehen) einen Tag zuvor am Verbindungsschlauch. Ich habe noch ein genauso langes Schlauchstück hier liegen, ein Wechsel wäre nicht so schwerig. Es gibt aber auch keine sichtbare Aktivität in der Arena oder der Farm, also kein rein- und rausgerenne mit Sand. Es sieht (momentan) so aus, wenn sie es sich nur im Schlauch gemütlich machen nach dem Motto: "Hmm, wie komm ich denn hier weiter? Erst mal ne runde pennen gehen". Kommt der Hunger, kommt auch die Aktivität - oder eher umgekehrt, ohne Futter Ruhe der Kolonie?
Viele würden sofort in Aktionismus verfallen, aber ich möchte gern die Ameisen im Grunde (wie in der Natur) sich selbst überlassen. Die sollten bei >500 Mann eigentlich groß und schlau genug sein, durch Arbeit das Problem zu lösen!?

In der Arena liegt noch ein mit roter Folie verklebtes Reagenzglas. Darin halten sich nun ein paar mehr Ameisen als sonst auf, auch die Jungkönigin. Sie haben zumindest schonmal dort einen Ruheplatz. Wenns natürlich zu lange dauert, fangen die dort an Eier zu legen, denn Puppen oder sowas haben sie im RG bisher nicht gelagert.

Okay, dann werde ich noch etwas warten und berichten. Bin auch gespannt, ob sie es wieder allein hinbekommen.

500 Mann wäre ja kein Paradoxon, wenn unbegattete Königinnen oder Arbeiterinnen Eier legen. Ob das aber bis zu 500 werden können, ist fraglich. Hierbei aber stellte das Wort "Mann" den Bezug zu "Leute" her und keine geschlechtliche Bezeichnung.

Madenkokons = verpuppte Fliegenmaden. Sind es dann Fliegenkokons? Oder sind das dann einfach nur verpuppte Maden und Kokon ist ein separat erstelltes Gehäuse, was Maden ja nicht anfertigen?

Mehr als eine Woche rum. Am letzten Donnerstag konnte Grabeaktivtäten beobachtet werden, in der Farm und dem Verbindungsschlauch. Sie haben sich einen sichtbaren Tunnel zur anderen Seite gegraben, es sind soweit ich erkennen kann aber noch rund 5 cm verschüttet. Eine Verbindung wurde also nicht komplett hergestellt, denn in der Arena ist außer den dort verbliebenen Ameisen niemand. Die Jungkönigin sitzt auch noch im RG. Allerdings liegen nun ca. 21 tote Ameisen in der Arena (war vier Tage nicht zuhause). Wasser und Honig steht ihnen dort immer noch zur Verfügung. Eine handvoll lebt noch im RG und zwei räumen draußen die toten hin und her (die ich gleich mal entfernen werde). Im Verbindungsschlauch selber sitzen auch noch ein paar Ameisen, graben scheinbar noch etwas und hocken da drin rum.
Die toten könnten vom Einsturz des Verbindungsschlauches herrühren und wurden nun während der Grabeaktivitäten gefunden. Oder es sind einige aus der Arena, die vor Streß gestorbene sind (obwohl sie ein altes RG Nest zum ausruhen haben). Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen.

Werde den Verbindungsschlauch gleich austauschen, den Rest vom Alten in einen Eimer "schütten" und die restlichen Lebenden aussortieren und zurück in die Arena setzen.
Ich habe den Eindruck, daß die Ameisen etwas zu "doof" geworden sind durch die andauernden 22-25° C Bedingungen. Dies schließe ich deshalb, da sie direkt nach der Winterruhe in der Farm ordentlich gearbeitet und gegraben haben, so daß alle Platz hatten, was sie vor der Winterruhe irgendwie nicht gerafft haben. Ich denke, ihnen fehlen einfach mal ein paar Ruhetage mit Temperaturen zwischen 12 und 17° C wie in der freien Natur.

Gestern habe ich den Verbindungsschlauch ausgetauscht und Honig und Tönnchen gegeben. Der Honig wurde so gierig angenommen, daß einige riskierten darin unterzugehen.
Bilanz: 521 tote Ameisen, davon 3 Jungköniginnen. Zwei hatten keine Flügel mehr, ein Männchen befand sich mit im Schlauch, lebte aber noch. Ein Flügelpaar habe ich gefunden. 2/3 oder 3/4 der Arbeiterinnen der Kolonie sind tot. Die Königin lebt hoffentlich noch, sofern sie nicht eine der 2 Jungköniginnen ohne Flügel war - dafür war aber der Hinterleib nicht so stark ausgeprägt (wenn er sich nicht durch die Nahrungsknappe Zeit zurückgebildet hat). Kaum Larven oder Puppen in der Farm, wurden wohl zum überwiegenden Teil aufgemampft. Danke Sahal. [Blockierte Grafik: http://www.4freeboard.to/board/images/icons/icon6.gif]

521 tot im Schlauch, zusammengepfercht in die dort gegrabenen Gänge (obwohl zur Arena durchgestoßen, wurden die Gänge mit Toten zugeschüttet - klar, daß keiner mehr durchkam). Klar hab ich dann was gemerkt, als Stück für Stück in der Farm immer weniger los war. Aber dann wars etwas zu spät.

Scheinbar sollte man sich auf die Zahlen, zusammen getragen von Sahal zu anderen Spezies, die Monatelang ohne futtern auskamen, nicht unbedingt darauf verlassen, daß sowas auch bei Myrmica rubra funktioniert.

PS: Das einzige was ich nun mit Sicherheit weiß: Es müssen insgesamt wohl über 700 Ameisen gewesen sein (ich bin immer von 500 ausgegangen). Somit bleiben noch 200-300 übrig, sofern die Königin noch unter den Lebenden weilt - was ich mangels Erkenntnis, wem denn nun die Flügel gehören, nicht einwandfrei feststellen konnte. Interessant dabei finde ich nur, daß lediglich 3 Jungköniginnen gestorben sind und der Rest sich guter Gesund erfreut. Ein Flügelpaar konnte ich einwandfrei identifizieren, was einer der Jungköniginnen ohne Flügel gehört haben muß. Daneben fand ich noch zwei weitere, kleinere Flügelfetzen - ich weiß nicht, ob das die Flügel der anderen, etwas dunkleren (Jung-)Königin gehört haben, oder ob das Teile des anderen Flügepaares waren und somit die Königin auch tot ist.

Text wurde aus Gründen der Pietät überarbeitet nefycee

Zitat

Eine Königin wirft direkt nach der Landung und noch vor Nistplatzsuche und Koloniegründung ihre Flügel ab. Das heißt, dass deine Gyne, von der die paar Hundert Arbeiterinnen abstammen, schon lange keine mehr hat.
Diese Flügel gehören somit zu unbegatteten Jungköniginnen, die deine Kolonie hervorgebracht hat. Wenn diese tot sind, trägt die Kolonie keinerlei Schaden davon...
Du brauchst dir also in dieser Richtung keinerlei Sorgen machen
Ob die Königin noch unter den Lebenden weilt, kannst du anhand rumliegender Flügelpaare einfach nicht sagen.

Das weiß ich alles. Das Problem ist doch: Wenn diese Flügelpaare nur einer der beiden toten Jungköniginnen gehören, ist die andere definitiv die Königin gewesen. Sonst müßte noch ein Flügelpaar auffindbar sein... ich war wirklich sehr akribisch beim auszählen.

Jetzt habe ich gesehen, daß Geschlechtstiere zwei Flügelpaare besitzen (vier Flügel). Ich denke, es sieht also schlecht aus...

Zitat von "ice_trey"

Falls dahingehend Interesse besteht, könnte ich auch Vorschläge machen, wie man an das Problem rangehen könnte.

Schwärmzeiten ist ja erst im August? Dann hätt ich noch etwas Zeit dafür um zu sehen, ob neue kleinere Larven dazu kommen.
Da derzeit noch kleine Larven vorhanden sind ist davon auszugehen, daß andere Arbeiterinnen keine eigenen Eier dazu legen.

Okay, habe die Königin gesehen. Lebend. Also alles in Butter! *puh*