Hi und Hallo liebe Community,
manch einer wird es bemerkt haben, einige haben mich sogar darauf angesprochen aber seit geraumer Zeit wird mein Messor minor hesperius "Haltungsbericht", der das Haltungsleben aus Sicht der Königin betrachtet, nicht weitergeführt.
Das hängt damit zusammen, dass die Königin es bis zum heutigen Tag nicht geschafft hat, lebensfähige Arbeiterinnen aufzuziehen. Nach Auflösung des in diesem Link geschilderten Problems, hatte ich versucht, es der Gyne zu erleichtern, ihre Puppen zu enthäuten (falls man das so nennen kann). Ich gab also Sand als Substrat ins Reagenzglas, damit der Boden dessen nicht mehr gar so rutschig war und die Puppen nicht wegrutschen konnten. Als dieser nichts brachte feuchtete ich ihn an. Die Gyne lagerte daraufhin ihre Brut auf dem feuchten Sand, was mir die Hoffnung gab, dass es diesmal nun klappen würde mir den ersten Pygmäen. Aber ich hatte mich zu früh gefreut, denn auch die Arbeiterinnen die nach diesen Maßnahmen schlüpften starben kurz nach dem Schlupf ab.
Erstaunlich war, dass die Gyne ohne Versorgung durch Arbeiterinnen von Februar bis Mai bei mir verbrachte und dabei am laufenden Band Brut bis zum adulten Stadium aufzog! Aufgrund dieser Tatsache frage ich mich, ob die Aussage "Gynen können nur einmal gründen ohne Pushing" tatsächlich zutrifft. Es waren immerhin 4 Monate allein bei mir (die Zeit im Shop kenne ich natürlich nicht) und es entwickelten sich schätzungsweise 15 Arbeiterinnen in dieser Zeit.
Lange Rede kurzer Sinn.
Nachdem keine Maßnahme half und auch kein Halter mir Messor-Brut schicken konnte, um die Gyne zu pushen (es wäre ohnehin fraglich gewesen, ob es etwas gebracht hätte, evtl. wäre die selbe Problematik wieder aufgetreten), habe ich mich nun dazu entschlossen, meine 20€ teure Königin nicht einfach aufzugeben, sondern einen riskanten Versuch zu starten, sie zu retten.
Ich werde versuchen, die Gyne mit Messor barbarus Arbeiterinnen zu pushen. Angeregt wurde ich durch eine positive Erfahrung, die Erne einmal mit Lasius niger in diesem Bezug gemacht hat. Der entsprechende Thread liegt leider nicht mehr vor, deswegen stütze ich mich auf Erinnerungen und eigene Ideen.
Diese Thread hier behandelt das Experiment so ausführlich wie möglich. Da die Zugabe von Arbeiterinnen selbst bei selber Art bekanntlich nicht einfach so möglich ist, benötigt mein Rettungsversuch min. 2 Wochen Vorlaufzeit. Ich hoffe dass die 9 Arbeiterinnen, die mir Fraaap freundlichst zur Verfügung gestellt hat, solange überleben. Natürlich werden sie von mir vorher noch einige Körner als Reserve bekommen und auch ein Futterinsekt, jedoch hält sich meine Erfahrung mit Messor in der Haltung (noch) in Grenzen.
Der Grundgedanke der Vorlaufzeit ist, die Arbeiterinnen an die Gyne zu gewöhnen und umgekehrt. Es soll ein Geruchsaustausch stattfinden, der beide Fraktionen füreinander "sensibilisiert". Im Anschluss daran werden beide Fraktionen bei kühlen Temperaturen zusammengeführt. Davor findet eine "Kühle" Vorlaufszeit statt, in der ich den Arbeiterinnen ermögliche, zur Gyne vorzudringen.
25. Juni 2009 (Tag 1):
Die Gyne sitzt mit 4 Eiern in ihrem Reagenzglas. Leider musste ich feststellen, dass ich nur noch 7 Arbeiterinnen zur Verfügung hatte, da 2 den Transportstress nicht überlebt haben. Es waren zwei Minorarbeiterinnen. Um die Verbliebenen auf die folgenden Wochen vorzubereiten, gab ich ihnen einige Körner. Der Sesam wurde sofort von den Medias weggeschleppt. Die Gyne bekam etwas Zuckerwasser. Ob sie es angerührt hat, kann ich nicht sagen. Aber ab und an nimmt sie auch Nahrung an.
Der Versuchsaufbau ist denkbar einfach. Um die Ameisen nicht unnötig mit Fotos zu stressen, habe ich das mal aufgezeichnet:
[Blockierte Grafik: http://picmirror.de/bild.php/40663_aufbau.jpg]
Zu sehen sind die 2 RGs, in dem einen die Gyne, im anderen die Arbeiterinnen. Verbunden ist das ganze über ein kurzes Schlauchstück. Die RGs passen gerade so in dieses hinein. Ich habe also mehrlagige Fliegengaze vor die RGs gespannt und diese Kombination in den Schlauch geschoben. Durch die Gaze können Gerüche durchdringen, die Arbeiterinnen können jedoch nicht zur Gyne vordringen und umgekehrt
26. Juni 2009 (Tag 2):
Der Versuchsaufbau wurde leicht abgeändert. Im Schlauchstück ist nun auch ein feines Wattegewöll. Nachdem zwei Arbeiterinnen sich durch die Gaze gequetscht hatten, war mir das Risiko zu hoch, dass sie es zur Gyne schaffen und diese angreifen. Denn sie waren sehr interessiert an der Gaze der Königin. Nachdem nun feine Wattefäden die Gaze verstärken, ist ein Durchkommen höchst unwahrscheinlich. Möglich wäre natürlich auch einfach feinere Gaze zu nehmen, die hab ich aber nicht zuhause und will auch keine kaufen, solange mein Aufbau funktioniert. Noch eine Arbeiterin ist gestorben, wieso ist unbekannt. Der Rest (6 Stück, davon 2 Medias) macht sich gut, sieht fit aus und hat einige der Körner neben sich liegen. Mein zugegebenes Stück Heimchen wird missachtet. Die Gyne hat nun 5 Eier. Bisher scheint keine der beiden Fraktionen sich an irgendetws zu stören, wenngleich die Arbeiterinnen am ersten Tag gerne ihre Fühler durch die Gaze steckten und in Richtung der Gyne wedelten. Aber sie sind ruhig.
29. Juni (Tag 5):
Ich habe nun Sand aus dem Gynen-RG entnommen und in das Arbeiterinnen-RG hineingetan. Das aus dem Grund, da der Sand, der schon eine ganze Weile bei der Gyne ist, wohl auch ein wenig nach ihr riechen müsste. Die Arbeiterinnen reagierten aggressiv. Ob es nun wegen dem Geruch ist, oder einfach, weil ich das RG erschütterte kann ich nicht sagen. Im Gegenzug habe ich eine tote Arbeiterin (es verbleiben nun 5) in das RG der Gyne gelegt, um diese unmittelbar mit einer Arbeiterin zu konfrontieren. Die Gyne reagierte nicht auf die Arbeiterin selbst, sondern nur auf die Erschütterung des RGs.
Ich werde sie nun weniger oft kontrollieren um sie weniger zu stressen. Hatte schon wieder vergessen, wie stressanfällig Messor barbarus sind. Die Todesfälle sind wohl darauf zurückzuführen.
Das gammelige Heimchen hab ich entfernt, es wurde ja ohnehin nicht angerührt.
3. Juli (Tag 9): Es hat sich nichts getan im Lande. Die Arbeiterinnen leben alle noch, die Gyne hat 2 weitere Eier gelegt (ca. 6 STück vorhanden). Es sind dauerhaft Arbeiterinnen an ihrem RG-Ausgang zu finden, was ich gut heiße, da sie hierdurch näher an der Gyne dran sind.
Wenn jemandem etwas einfällt, wie ich die Arbeiterinnen gefahr- und möglichst stresslos noch näher an die Gyne heranbringe, dann nur raus damit