Merkwürdige Nestgemeinschaft

  • Hallo zusammen,


    Heute hab ich es geschafft einen ziemlich grossen Stein von einem Ameisennest zu heben ohne es zu beschädigen.
    Es handelt sich um das vermutete Myrmica rubra Nest.
    Aber Mit einem Blick auf das Nest war ich sehr verwundert, mehrere Arten unter dem selben Stein.
    Myrmica rubra, Lasius niger und Lasius flavus.
    Bei den einen bin ich mir überhaupt nicht sicher....bei den Myrmica.
    Irgendwie sind die extrem klein geraten, die meisten zwischen 1 und 2 mm lang.
    Aber auf dem folgenden Bild ist noch eine Myrmica rubra zu sehen wie ich sie kenne (Mitte)
    Diese kleinen sind jedenfalls schon aktiv im Nest am Eierschleppen, pflegen usw.
    Um was handelt es sich da?


    (Sry für die Grösse des Bildes aber anders bekomm ich's nicht erkennbar hin :grinning_squinting_face: )
    [Blockierte Grafik: http://img9.imageshack.us/img9/6356/1001180y.jpg
    Auch seltsam find ich die Aufteilung in Zonen unter dem Stein.
    [Blockierte Grafik: http://img16.imageshack.us/img16/9374/unbenannthg.jpg
    Das in blau gezeichnete sollen Gänge darstellen, das braune den Umriss des Steines.
    Auf dem ersten Bild ist fast die gesamte Myrmica Zone zu sehen.
    An der Situation find ich es Merkwürdig das sich die verschiedenen Arten akzeptieren, nur die Verbindungsgänge werden bewacht.
    Komisch ist auch dass sie ihre Eier, Larven und Puppen in gefährlichem Gebiet lagern, dachte immer die werden möglichst an sichere Orte gebracht :frage:
    Im Formicarium funzt die Haltung von diesen Arten zusammen jedenfalls nicht ohne Krieg, oder? :crazy:


    Hoffe das mir jemand bei der Bestimmung von diesen Mini-Myrmica helfen kann :winking_face:


    Gruss Rhaxus

    Liebe ist, einem 120 km entfernten Ziel mit einem Aratek-Präzisionsgewehr und einem Tri-Light-Zielfernrohr die Kniescheiben zu zertrümmern!
    (HK-47 xD)

    • Offizieller Beitrag

    Da auf den Bild ja eine echte Myrmica zu sehen ist, kann diese kleine Art keine Myrmica sein mMn.


    Aber ich hab eine Idee.
    Vergleiche die Ameisen mal mit diesen hier:
    Klick eins
    Klick zwei


    Solenopsis fugax?


    Das würde mir jedenfalls einleuchten. Die Färbung könnte auch hinhauen. Auf dem Foto kann man das leider nicht so gut erkennen, aber du hast sie ja live gesehen.
    Dass Lasius niger und Lasius flavus in einem Nest vorkommen ist nicht ungewöhnlich. Ich hatte das selbst mal beobachtet und wenn ich mich nicht täusche, hatte mir das auch mal jemand erklärt, aber ich hab leider schon wieder vergessen, wieso das vorkommt... vll recherchier ich da nochmal oder jemand kann aufklären :winking_face:

  • Solenopsis fugax trifft die gefundenen Ameisen genau, die sind ja wirklich winzig.
    Lebensraum stimmt auch, am Gartenteich.


    Aber ich kapier jetzt eh nix mehr :frage:
    4 verschiedene Arten unter einem Stein, ganz brav die Brut nebeneinander gelagert, wovon die 2 Lasius noch verständlich sind...
    Wieder nix mit Myrmica rubra, da sitzen nur so 10 Arbeiterinnen rum...in feindlichem Gebiet...am chillen :weinen:


    Hat jemand rubra auf reserve falls ich keine bis anfangs September finde? [Blockierte Grafik: http://www.meine-erste-homepage.com/smilies/engelsmilies/engelsmilies007.gif]

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  • In der Natur kommt es oftmals zu sehr engen Gemeinschaften, die sich gegenseitig akzeptzieren und somit das selbe Nest verwenden (= "Ameisengarten") - es sind dann aber keine Symbiosen (es ist kein muss)!



    Zum Thema der beiden Lasius spec., wo eine Königin (als Beispiel: schwarze Färbung) in ein Nest einer orangen Lasius gelingt und dort dann nach einer gewissen Zeit ihre Brut schon zu mehreren Arbeitern hervorgebracht wurde. So besteht dieses Volk aus orangen und schwarzen Arbeitern, bis die orangen an Altersschwäche oder andere Todesursachen ganz verschwinden - dann ist es eben nur noch ein schwarzes Volk...

    Zitat von 'Ameisenwiki'

    Die abhängige Koloniegründung durch temporären Sozialparasitismus

    Königin von Lasius umbratus mit einer getöteten Wirtsarbeiterin, um deren Koloniegeruch aufzunehmenDie Königinnen vieler Arten sind nicht in der Lage selbstständig eine Kolonie zu gründen. Sie benutzen hierfür stattdessen die unfreiwillige Unterstützung einer anderen Art. Frisch begattet suchen sie eine bereits bestehende Kolonie einer fremden (meist eng verwandten) Art. Durch verschiedene Tricks und Täuschungsmanöver, die fast immer auf der Basis von Geruchsstoffen (Pheromonen) funktionieren, gelingt es der Königin in die fremde Kolonie einzudringen, ohne dass sie als Fremde erkannt wird. Manchmal zerbeißt sie hierzu eine Arbeiterin, wohl um deren Geruch anzunehmen. Im Nest einmal akzeptiert arbeitet sie sich bis ins Herz der Kolonie vor: Die Kammer der Königin und stürzt diese, d.h. tötet sie. In anderen Fällen überlässt sie diese Arbeit auch den Arbeiterinnen, die sich aus irgendwelchen Gründen gegen ihre eigene Königin wenden. Ist die eigentliche Königin erst einmal beseitigt, pflegen die Arbeiterinnen die Brut der neuen fremden Königin, ohne zu bemerken, dass sich aus dieser Arbeiterinnen einer ganz anderen Art entwickelt. Nach und nach sterben die alten Arbeiterinnen und werden durch Nachfahren der fremden Königin ersetzt, bis schließlich nichts mehr darauf hindeutet, dass die Kolonie einst von einer anderen Art gegründet wurde und erst später von einer feindlichen Art übernommen wurde. Diese Art der Gründung nennt man temporär sozialparasitisch. Temporär, weil sich der Parasitismus nur auf die Zeit der Gründungsphase bezieht. Sozial, weil die Leistung, die parasitisch in Anspruch genommen wird eben die sozialen Leistungen der gemeinschaftlichen Brutpflege, Verteidigung, Nahrungsbeschaffung ... sind.

  • Hi,



    Aber sowas (sozialparasitäre Gründung) sieht man eher selten. Viel häufiger sind tatsächlich 2 "Nester" unterschiedlicher Arten unter einem Stein. In wirklichkeit sind es oft gar keine wirklichen Nester. Ein Stein ist der perfekte Ort für die Brutablagerung; er heizt sich shcnell in der Sonne auf, ein Idealer Standort für die Brut. Das eigentliche Nest befindet sich an anderer Stelle, es liegt nicht direkt unter dem Stein. So ein Stein ist durch seine Vorteile natürlich das Ziel Nummer 1 unter den ameisenkolonien. Einer der Gründe, warum man häufig nur die in dem Bereich dominanten oder häufigen Arten unter Steinen findet.
    So ein Stein ist groß; Oft haben dann mehrere Völker Platz, die sich gar nicht unter dem Stein begegnen würden, da sie weiterhin getrennte Kammern besitzen. Arten, die sich schon an der Oberfläche gar nicht sehen, kommen daher wahrscheinlich besonders oft unter Steinen vor. Das berühmte Beispiel: Lasius flavus und Lasius niger. Lasius flavus ist mit seinem Wurzelläusen zufrieden, während LAsius niger hingegen das Territorium über den Nestern beantsprucht. Sie kommen sich also so schon gar nicht in die Quere, ich glaube sogar es herrscht eine Aktzeptanz sogar bei direkten Begegnungen.
    Natürlich ist das nicht immer der Fall; Erst letztens fand ich unter einem Stein ein Zweignest einer gelben Lasius-Art, sowie ein Myrmica cf sabuleti Volk. Nach Anheben des Steines wuselten die Arbeiterinnen umher, und die Myrmica griffen schließlich die Lasius an, töten alle sichtbaren Lasius.
    Daraus ziehe ich die Schlussfolgerung, dass die Myrmica vorher nichts von der Existens der Lasius wussten, woraus ich wiederum schlussfolgerte, dass dies ebenso bei anderen Arten der Fall sein könnte. Meine Vermutung, ich habe bisher nichts dergleichen in Literatur gelesen, es kann also alles in dem Post falsch sein, was ich doch betonen möchte.
    Die Kombination: Lasius niger, Lasius flavus, Myrmica sp. ist mir auch schon untergekommen, ohne Feindseligkeiten. Ich weiß nicht genau warum- vielleicht tragen die Völker ja heimlich Gefechte gegeneinander aus, bewachen die Verbindungen (die Du eingezeichnet hast) skeptisch.
    Es ist nicht so, dass sie Völker auf Leben oder Tod bekämpofen, kleine Konfrontationen kommen vor, aber selbst die Ameisenvölker sind nicht so dumm und greifen an, wenn die Verluste auf ihrer Seite möglicherweise genauso hoch sind.
    Zudem sollte man bedenken, das Anhebens eines Steines bewirkt Alarmbereitschaft, einen Ausnahmezustand, in allen Völkern. Durch diesen kurzen Einblick, welcher auch noch den nicht-normalen Tagesablauf darstellt die derzeitige Situation zu beurteilen, führt wahrscheinlich zu Fehldeutungen.
    Aber wie gesagt, das habe ich mir alles selbst zusammengedichtet...


    Grüße, Phil/Pi


    (Life, Dein Beipiel gehört genau anders rum; die gelben Ameisen der Untergattung Chthonolasius gründen bei den schwarzen der Untergattung Lasius s. str. (Ausnahme: Dendrolasius))

  • Danke, deas finde ich sehr interessant, dann scheinen sich Ameisen bewusst über ihre "Armeestärke" zu sein.
    Wäre noch spannend zu wissen ob automatisch so ne Art Waffenstillstand entsteht wenn genug Platz unter nem Stein vorhanden ist.


    Akzeptieren sich eigentlich Myrmica fugax und rubra?
    Komm jetzt darauf wegen dem extremen Grössenunterschied.
    Jedenfalls trampelte ne rubra Arbeiterin über mehrere fugax Arbeiterinnen ohne das diese in ne Abwehrhaltung übergingen oder irgendwie in Panik ausbrachen.
    Eine sitzte sogar in einem ganzen Haufen von "Brutpflegern"


    Das Anheben des Steines führte nicht mal sonderlich zu ner hektischen Situation.
    Es war schon ziemlich dunkel und die Arbeiterinnen schleppten die Eier weg, vielleicht wegen der kühlen Luft.
    Einige Arbeiterinnen kundschafteten den neu entstandenen Bereich aus, und waren gar nicht gestresst oder in Panik.
    Nur einige Lasius niger rennten voll gestresst rum :grinning_squinting_face:


    Und das Myrmica rubra Nest befindet sich nicht mal 10cm von dem Stein weg, es liegt sehr gut versteckt unter der Teichfolie.
    Das einzig mir bekannte Nest in der Umgebung.
    Lasius niger/flavus sind ne wahre Seuche in unserem Garten, die sind wirklich überall. Unter ner einzigen Bodenplatte findet man mehrere hundert Eier, Larven und Puppen.

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    (HK-47 xD)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Danke, deas finde ich sehr interessant, dann scheinen sich Ameisen bewusst über ihre "Armeestärke" zu sein.
    Wäre noch spannend zu wissen ob automatisch so ne Art Waffenstillstand entsteht wenn genug Platz unter nem Stein vorhanden ist.


    Anscheinend sind Ameisen in der Lage, zu zählen bzw. immerhin Mengen abzuschätzen. Eine Honigtopfameisenart (Name weiß ich nicht mehr, ist aber in Wilsons&Hölldoblers "The Ants" nachzulesen) trägt regelrechte Turnierkämpfe aus. Dabei umtänzeln sich die verfeindeten Ameisen, schubsen sich gegenseitig und machen sich so groß wie möglich um bedrohlich zu wirken. Anscheinend erkennt das kleinere Volk irgendwann, dass sie in der Unterzahl sind und ziehen sich zurück. Nur wenn eine der beiden Kolonien sehr viel größer ist als die andere, wird zum echten Angriff geblasen und die kleinere Kolonie vernichtet. Das ist selten. Durch das Abschätzen der Koloniegröße des Feindes werden sinnlose Verluste auf beiden Seiten vermieden, indem das schwächere Volk das Weite sucht.


    Ich könnte mir also vorstellen, dass auch einheimische Ameisenarten Kämpfe wenn möglich vermeiden. Man kann das auch mitunter beobachten, dass Ameisen einander zwar attackieren, aber nach ein paar Sekunden Kampf flüchten.

  • Ich konnte auch schon in unserem Hof erleben wie eine Lasius spec. und eine Myrmica spec. dicht an dicht leben. Die Nesteingänge waren nur ca 6cm voneinander entfernt an der Randsteinfuge. von den Lasius konnte man deutlich mehr sehen, ich vermute eine ziemliche Überzahl.
    Wenn mal Arbeiterinnen beider Arten aufeinandergetroffen sind (und das war durch die geringe Distanz recht häufig) sah es so aus als ob die Lasius an den Fühlern der Myrmica zerren würde. Die Myrmica leistete in dem Fall keinerlei Gegenwehr, als ob ihr bewusst währe, das sie eine direkte Konfrontation Nest gegen Nest verlieren würden. Nach geschätzten 3 Sekunden haben die Lasius immer losgelassen und sind normal weiter gelaufen, als währe jetzt alles geklärt, und die Myrmica rannten immer sofort ins Nest als ob sie Schiss hätten.


    Das ganze konnte ich ca 6-7 Tage beobachten (bin beim vorbeilaufen immer stehngeblieben, da ich das schon ein bisschen seltsam fand) Aber dannach waren die Myrmicas plötzlich verschwunden. Ob sie wegen der "schlechten" Nachbarschaft umgezogen sind oder ob letztendlich doch die Kolonie überrannt wurde konnte ich leider nicht nachvollziehen, aber Leichen waren keine zu entdecken (was aber nichts zu bedeuten hat, wenn die Leichen verwertet wurden)

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