Die wirklichen Anfängerarten

  • Ich möchte hier einfach mal ein Thema über die (wie der Titel schon sagt) wirklichen Anfängerarten starten.
    Jeder Onlineshop hat inzwischen über die Hälfte ihrer verfügbaren Arten als "für Anfänger geeignet" eingestuft, was ich schon sehr übertrieben finde und Anfänger sicherlich verwirrt.
    Ich habe mir vorgestellt das hier Halter mit schon etwas Ameisenerfahrung die ihrer Meinung nach am besten für Anfänger geeignete Art empfehlen und das ganze vielleicht auch etwas begründen.
    Wobei ich zu bedenken geben möchte das Anfänger ihre Suche nach einer geeigneten Art auf Wissen stützen das sie auch verwerten können. Damit meine ich das man sich Infos wie Taxonomiedaten sparen kann denn die sind selbst heute noch für mich etwa so sinnvoll wie ein Lutscher der nach Fäkalien schmeckt (sorry das ich das sagen muss, aber so ist es nunmal :D)


    Im groben und ganzen gehe ich davon aus das Anfänger am ehesten an Größe, nötige Ausstattung, nötiger (Pflege)Aufwand und Aktivität/Beobachtbarkeit interessiert sind (falls jemand anderer Meinung ist oder das was Fehlt einfach bescheidsagen)




    Hier ist der Link um über die Arten zu Diskutieren die angeraten wurden:
    Diskussion über "Die wirklichen Anfängerarten"

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    aktuelle Haltungsberichte:

    Camponotus nigriceps (rotbeinig)

    4 Mal editiert, zuletzt von Skrag ()

  • Hallo,


    ich habe Erfahrung mit Myrmica cf. rubra und Lasius niger (und ein kleines bisschen Lasius flavus und Formica fusca).


    Mein Rat als Anfängerameise währen Myrmica rubra.


    Größe/Farbe der Königin: 7 - 8 mm, dunkelrot
    Größe/Farbe der Arbeiterinnen: 4 - 6 mm, dunkelrot
    (leider habe ich kein schönes Bild von denen, vielleicht könnte hier ein anderer Halter aushelfen)

    Begründung:
    (wobei ich sie viel mit meinen Lasius niger vergleiche, die ja normalerweise als "die absolute Anfängerameise" angeraten wird)
    Die Arbeiterinnen sind relativ groß im Vergleich zu meinen Lasius niger und bewegen sich relativ gemächlich und nicht so hektisch/schnell wie Lasius niger, was einem das Beobachten deutlich erleichtert. Wobei allerdings erwähnt werden sollte, das dafür der Größenunterschied zwischen Arbeiterin und Königin deutlich geringer ausfällt als bei Lasius niger.
    Sie sind in der Arena sehr aktiv, was ebenfalls dem Beobachten zugute kommt. Im Durchschnitt habe ich doppeltsoviel Aktivität in der Arena als bei meinen Lasius niger trotz das die Kolonie erst halb so groß ist. (Ich denke mal das es an deren deutlich kleineren Sozialmagen liegt, aber das würde zu tief ins Detail gehn :winking_face: )
    Im Vergleich ist es etwa wie ein einsamer und schneller (Lasius niger) Jogger und einer gemütliche (Myrmica rubra) Gruppenwanderung.
    Ebenfalls interessanter als bei Lasius niger finde ich, das diese Art polygyn ist (d.h. mehrere Königinnen haben kann) was ja eine Absicherung sein kann, denn falls leider doch mal die/eine Königin stirbt (Winterruhe, die oft unterschätzte Gefahr :krank: ) geht nicht gleich die ganze Kolonie zugrunde (wobei ich anmerken möchte das die Onlineshops im normalfall nur kleine Kolonien mit nur einer Königin verkaufen)
    Was auch schön bei Myrmica rubra ist, ist das die Königin/en auch gerne mal aus dem Nest herauskommen und in der Arena unterwegs sind und auf Futtersuche gehen.
    Was mir auch sehr gefällt ist die Geruhsamkeit dieser Ameisen, den Deckel der Arena öffnen wird eigentlich garnicht zur Kenntniss genommen (Lasius niger wird da doch schon nervöser) und was ich auch mit Freuden mache ist die Ameisen direkt mit der Pinzette füttern. Ich wedele mit dem überbrühten Futtertier vor einer Myrmica rubra Ameise herum die sich dann gleich das Tier greift und es "erlegt" , eine Lasius niger bekommt bei sowas eine Panikattacke und weiss garnicht mehr wohin sie als erstes flüchten soll.
    Was ich auch gut finde ist ihre ehr tollpatschige Art was das Arenascheibenhochklettern betrifft (sie werden dann extrem langsam und fallen meistens wieder runter) was mich als Halter natürlich ehr beruhigt als das regelmässige Ausbruchsschutztesten bei den agilen Lasius niger.


    Ich finde diese Art extrem Pflegeleicht und halte sie mit einer Arena und einem externen Ytong-Nest das über einen Schlauch mit der Arena verbunden ist. Diese Art mag es etwas Feuchter als Lasius niger, weshalb bei mir das komplette Ytongnest in einer Wasserschale steht und nicht nur ein Teil.


    Ich hoffe diese Infos sind hilfreich
    MfG
    Skrag


    Artnamen verbessert - Myrmica rubra statt ruba; Lasius niger bitte ausschreiben
    Fraaap

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  • Nach langen überlegen habe ich mich nun doch für eine Art entschieden. Zwar mit Einschränkungen, aber trotzdem:

    Tetramorium caespitum/impurum-Komplex


    Größe der Königin: 8 mm


    Größe der Arbeiterinnen: etwa 3-4 mm


    Bilder wegen picmirror Momentan nicht verfügbar


    Begründung


    Diese Art ist sehr wiederstandsfähig, was verschiedene Faktoren betrifft. sie kommt sehr gut mit Trockenheit zurecht, und ist kaum wählerrisch was das Futter betrifft. Eben die Ernährung lässt diese Art im Vergleich zu anderen besonders hervorstechen. Diese Art ist schwach granivor geprägt. Dass heißt, sie kann sich von Körnern und Samen von Pflanzen ernähren. Diese Granivorie ist jedoch nicht sonderlich ausgeprägt- es ist kein Muss im Gegensatz zu Messor und Pogonomyrmex. Man kann sie genauso wie andere einheimsche Ameisenarten ernähren, also ihnen Insekten und Zuckerwasser/Honig anbieten, womit sie sehr gut klar kommen. Selbst dort sind sie nicht sondelrich wählerrisch; Sie nehmen gerne auch alte, vertrocknete Insekten an.
    Der Halter kann also seine volle Fantasie spielen lassen, was die Ernährung angeht; Von Keksen bis zu Drosophila, die Art nimmt sehr viel an.
    Vorteilhaft ist weiter der extrem hohe Wuselfaktor. Darin übertrifft sie selbst Lasius niger um Längen.
    Zudem ist sie sehr schnell wachsend, und sehr wärmeliebend.


    Weiterer Vorteil ist die Gründung; Die Königin gründet wie Lasius niger claustral. Königinnen lassen sich während der Schwärmzeiten relativ leicht finden.


    Sie besitzt jedoch einen erheblichen Nachteil: Tetramorium sind sehr klein. Für einen kurzsichtigen Halter gar nicht geeignet, eigentlich lohnt sich die Haltung nur, wenn man im Besitz von Binokularen oder Lupen ist. Besitzt man solche, kann man die Art jedoch sehr gut beobachten; Kleine Kolonien lassen sich problemlos in Reagenzgläsern halten, selbst für Größere reichen kleine Arenen aus. So hat die Art nichtmal im susgewachsenen Zustand einen sonderlich hohen Platzbedarf. Durch den wenigen Platzbedarf kann man sich die Kolonie also immer bei Bedarf unter ein Binokular legen, etwas füttern, und dann beobachten. Es macht zumindest mir einen riesigen Spaß :smiling_face:

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