Harpagoxenus sublaevis- Begattung, Gründung und Raubzugverhalten

  • Da ich mich in letzter Zeit grob mit dulotischen Ameisen beschäftigt habe, möchte ich hier - insbesondere für Einsteiger, da erfahrenen Haltern dies sicher nichts neues ist- einen Teil meiner Recherchen zu der dulotischen Ameise Harpagoxenus sublaevis in einem Text zusammenfassend darstellen. Die Recherchen zum Polymorphismus von Harpagoxenus sublaevis habe ich weggelassen.


    H. sublaevis ist, wie beispielsweise Polyergus rufescens, eine dulotische Ameise, das heißt, sie veranstaltet gelegentlich Raubzüge bei bestimmten Arten [L. gredleri, L. acervorum und L. muscorum].


    Die Größe beträgt bei den Arbeitern 3,5-4mm, bei den Königinnen 4,7-5, 7mm, und bei den Männchen 3,7- 4, 5 mm. Der Körper der Arbeiter ist mit goldgelben Borsten bewachsen, die Mandibeln sind kneifzangenartig.


    H. sublaevis benötigt Hilfsameisen, die in allen Fällen zu der Gattung Leptothorax gehören.


    Harpagoxenus sublaevis ist monogyn-
    Harpagoxenus sublaevis ist monogyn- die Gründung kann nicht in Pleometrose erfolgen, wie der Seifert irrtümlich sagt! Ein Fehler, allerdings nur von sehr wenigen. Eine Königin bleibt übrig- das Alter von Harpagoxenusköniginnen wird hierbei auf 10 bis 15 Jahre geschätzt.


    Nestdichte


    Nestdichten von 6-10 Nestern pro 100 Quadratmeter bei Wirtsdichten von 200 Nestern pro 100 Quadratmeter.


    Schwarmflug und Begattung


    Ein richtiger Schwarmflug findet nicht statt. In nahezu allen Fällen sind die Jungköniginnen ungeflügelt, die Männchen allerdings geflügelt. Die Gyno,- und Intermorphen stellen sich in Nestnähe auf und locken die Männchen mittels einem Sexualpheromon aus der Giftdrüse an- dies wird auch als "Locksterzeln" oder im Englischen als "female calling" bezeichnet. Die Verhängung ist nach etwa 1 Minute beendet- das Männchen sinkt hintenüber- Die begattete Jungkönigin dreht sich nun so, dass sie dem Männchen in die Gaster beißen kann. Der folgende Link führt zu einem Beispielbild:
    http://www.ameisenwiki.de/index.php/...pagoxenus5.jpg
    [Im Seifert auf Seite 23 findet sich auch eine passende Aufnahme!]


    Die Königin wird nur einmal begattet, die Männchen können bis zu etwa 10 Jungköniginnen begatten- dies macht Sinn, da in der Nähe des Nestes in nächster Nachbarschaft ungefähr 10- 20 Weibchen auf einmal sterzeln können.


    Nicht begattete Weibchen können ins Nest zurückkehren, und versuchen, sich während der nächsten 4-5 Wochen begatten zu lassen.


    Gründung
    1. Übernahme eines Nestes


    Die Königin kann nicht eigenständig gründen, weswegen sie in ein Leptothoraxnest eindringt [in der Regel L. muscorum, L. acervorum, L. gredleri]. Sie trennt mit ihren kneifzangenartigen Mandibeln [http://www.ameisenwiki.de/index.php/...pagoxenus2.jpg] den Arbeitern die Extremitäten ab [Fühler, Beine]. Wichtig für den Erfolg der Übernahme ist auch ein Pheromon aus Dufourdrüse, mit dem verteidigende Arbeiter beschmiert werden- diese führen dann dazu, dass die Wirtsarbeiter mit den eigenen Nestgenossen Kämpfe austragen.


    Die Harpagoxenuskönigin hat aber nicht immer Erfolg bei der Übernahme des Nestes- bei einer Koloniengröße von 30 Arbeitern bei dem angegriffenen Wirtsnest erreichen 50 % der Harpagoxenusköniginnen ihr Ziel nicht.


    2. Adoption der Wirtsameisen,- brut und das Aufziehen eigener Arbeiter


    Nicht alle Wirtsarbeiter müssen - wie weiter oben gesagt- von der eindringenden Königin getötet werden. Junge Arbeiter werden von der Königin oft als erste Sklaven adoptiert, ebenso wie die Brut des Wirtsnestes.


    Ein Teil der Wirtsbrut entwickelt sich noch im selben Jahr zu "Sklaven", der Rest im folgenden. Laut Buschinger legt die Königin 8- 47 Tage nach Begattung die ersten Eier, im Schnitt also 19-20 Tage nach Begattung. Das erste Gelege umfaßt 20 Eier.


    Raubzüge


    Raubzüge beginnen bei H. sublaevis zwischen 10 und 15 Uhr. Findet ein Scout ein Wirtsnest der Art L. muscorum, L. acervorum oder L. gredleri, so läuft sie zum Nest zurück, im Nest selbst läuft sie unter Schüttelbewegungen umher, berührt andere Arbeiter mit den Antennen oder Beinen [gleicht der 2. Alarmstufe bei Leptothorax]und sterzeltvor dem Nesteingang mit erhobener Gaster und ausgestrecktem Stachel, bis eine andere Ameise sie berührt und ihr im Tandem folgt.


    Beim Verlieren der Folgerin bleibt die Führerin stehen, sterzelt wieder und lockt so die Folgerin wieder an.


    Beim Erreichen des zu ausraubenden Nestes bleibt die Führerin stehen- meistens dreht sie sich nun um und betastet die Folgerin mit den Antennen. Oft kehrt die Führerin dann zum Nest zurück, um weitere Ameisen zum Nest zu führen- die Folgerin kann nun auch zum Nest zurückkehren und weitere Ameisen zum Nest führen oder am Raubzug [es findet eine regelrechte Belagerung statt!] teilnehmen.


    Zum auszuraubenden Nest geführte Arbeiter belagern das Nest nun regelrecht. Aus dem Nest herauskommende Leptothorax werden ohne Ausnahme getötet.


    Ist der größte Teil der Kolonie getötet, dringen die Belagerer in das Neat ein, vertreiben oder töten noch lebende Arbeiter. Sie rauben Puppen und eventuell auch Larven.


    Die Nester von Harpagoxenus sublaevis- Mischverhältnisse


    Die Sklaven sind bei H. sublaevis meist in der Überzahl- im Schnitt fallen auf 1 Arbeiter von H. sublaevis 1, 66 Sklaven. Die Harpagoxenuskolonien hatten die Größe ihres Nestes durch Raubzüge vervielfacht, während andere Leptothoraxkolonien nicht mehr Arbeiter aufziehen als etwa die Hälfte der in den Nestern vorhandenen alten Arbeiterinnen.

    Quellen

    Die Ameisen Mittel,- und Nordeuropas, Bernhard Seifert
    Die Zeitschrift "Insectes Socieaux", einige Artikel von Alfred Buschinger und Ursula Winter
    Das Ameisenwiki zu H. sublaevis, Beitrag von Alfred Buschinger

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