Oecophylla smaragdina - eine Übersicht über die Haltung

  • Hallo Zusammen,


    wie einige bereits wissen halte ich seid einiger Zeit eine Kolonie Oecophylla smaragdina. Genauer handelt es sich sogar um die Unterart smaragdina, also O. s. smaragdina. O. smaragdina beherbergt viele Unterarten, es gibt braune, rote, karamellfarbene, kleine, große...naja, ihr wisst schon.


    Die Ameisen
    Bei meiner Kolonie handelt es sich um die "Grüngaster" aus dem eher tropischen Teil von Australien (Nordaustralien). Diese Unterart ist in vielerlei Hinsicht etwas ganz spezielles (ok, das sag ich jetzt so einfach, ich kenne aber die anderen Unterarten noch nicht aus eigener Haltung...naja, für mich sind sie ganz speziell). Nicht nur die besondere Färbung von Gaster und teilweise Kopf sind außergewöhnlich bei dieser Art, sondern auch einige Verhaltensweisen wie z.B. der Nestbau. Ich konnte bereits Oecohylla smaragdina aus Asien sowie longinoda aus Afrika betrachten, jedoch bauen keine Oecophylla ihr Nest so fein und raffiniert wie O. s. smaragdina. Die Nähte, die Seidennähte, sind ultrafein. Außerdem bauen sie viel öfter ein neues Nest als andere Oecophylla. Im Schnitt kann ich alle 3-4 Wochen eine Bauaktion bestaunen. Außerdem ist diese Unterart polygyn. Eine Facharbeit sagt, dass die Mehrzahl der Kolonien bis zu 5 Königinnen beherbergt. Unbekannt ist dagegen, ob die Polygynie von einer gemeinsamen Gründung (wahrscheinlich) oder von Adoption usw. rührt.


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    Weiterhin sind die Arbeiterinnen kleiner als so manche denken. Es herrscht eine ausgesprochener Größenpolymorphismus. Das reicht von ca. 4-15mm. Dabei sind die Arbeiterinnen unter ca. 7mm ausschließlich im Nest unterwegs und betreiben dort Brutpflege. Die kleinste Arbeiterinnenform ist hier nicht zu sehen:


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    Haltung
    Wer denkt, man muss diese Ameisen auf einem Baum halten, der liegt falsch. Sie lassen sich auch mithilfe von Reagenzgläsern hervorragend halten. Man könnte einen RG-Baum bauen oder einige RG's in ein kleines Becken legen. Aber wieso eine Baumameise halten, wenn man ihnen dann keinen Baum gibt? Ich kauf mir ja auch keinen Vogel und werf ihn ins Aquarium... Nunja, wer sie auf einem Baum hält, sollte immer einen echten Baum nutzen. Unechte Pflanzen erzeugen keine LF im Nest. Außerdem muss es die richtige Art von Pflanze sein. Große, ledrige, glatte Blätter, die trotzdem gut zu biegen sind, werden bevorzugt. Es eignet sich z.B. Hibiscus, Schefflera actinophylla bzw. amata oder auch Ficus (die großblättrigen Arten) sowie Pachira aquatica. Grundsätzlich sollte man sich die Pflanze zulegen, lange bevor man die Ameisen hält. Und dann nicht nur eine sondern mehrere, denn wenns otimal läuft wächst die Kolonie viel schneller als jede Zimmerpflanze. So muss bald für Nachschub gesorgt werden.


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    Auf jeden Fall ist darauf zu achten, dass man Pflanzen nutzt die auf keinen Fall mit Düngemittel oder Pestiziden kontaminiert ist. Hierzu am besten die Pflanze aus einem Steckling selbst aufziehen oder Baumarktpflanzen vor der Verwendung mehrere Monate besitzen und dabei mehrmals umtopfen sowie abduschen! Mir ist wegen zu wenig Wartezeit fast die Kolonie eingegangen.


    Wer für die Optimale Bepflanzung sorgen kann, hat viel Spaß mit einer äußerst interessanten und trotzdem recht leicht zu Pflegenden Kolonie. Ausbruchschutz, Futter und ab und zu sprühen... Nach der Gründung sind die Kolonien Selbstläufer. Natürlich muss man damit rechnen, dass die Kolonie schnell sehr groß wird. Daher braucht man Platz. Am besten eine Zimmerecke reservieren. Achso, einen Ausbruch verhindert man am besten durch einen Wassergraben, der evtl zusätzlich mit Paraffin geschützt wird. Bitte keine Seife oder Spüli ins Wasser geben, das würde der Kolonie nicht gut bekommen. Stattdessen lieber mal den Wassergraben reinigen. Solange das Wasser sauber ist und sich kein dicker Staubfilm auf ihm gebildet hat kommen sie Ameisen nicht drüber sondern ertrinken.


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    Diese Fotos ist etwas älter, mitlerweile wurden 2 neue Nester gebaut.


    Nochmal ganz deutlich: Ich halte diese Ameisen bei Zimmertemperatur (22Grad) mit Wärmelampe. Ab und zu sprühe ich aber mehr ist nicht zu tun. Eigentlich sind sie einfach zu halten aber in Hinsicht auf Koloniewachstum und Ausbruchgefahr sind sie schwierig zu halten. Nicht von der Hand zu weisen ist der Finanzielle- und der Platzaufwand!!!


    Koloniewachstum
    Hier kann ich speziell von meiner Kolonie berichten.
    Bekommen habe ich die Kolonie Anfang Mai 09. Damals war die Kolonie ca. 60-80 Ameisen groß, hatte gerade erst gegründet.
    Hier das Nest ganz im Fordergrund:
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    Ca. 10 Monate später ist die Kolonie auf sehr schwer zu schätzende 2000 Tiere angewachsen. Sie bewohnen mitlerweile 2 Nester.
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    Hier habe ich bereits die neue Anlage fertig. Sie besteht aus 2 Schefflera amata. Diese sollen noch etwas anwachsen und groß werden, bevor ich sie einsetze.
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    Nahrung
    Der Nahrungsverbrauch ist natürlich dem Koloniewachstum agepasst. Jeden Tag füttere ich ca. 3-6 Heimchen/Grillen, je nach Größe. Da kommt schon einiges zusammen. Obwohl ich nur diese 1 Kolonie beherberge setze ich mich derzeit intensiv mit der Futtertierzucht auseinander. Das macht Sinn, wenn man alle 2 Wochen neue Futtertiere kaufen muss.


    Sie fressen gern Heimchen:
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    Fliegen:
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    Fliegenmaden:
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    Käfer gehen auch gut:
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    Ach, eigentlich wird alles genommen:
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    Nestbau
    Joa, der Nestbau ist, wie gesagt besonders ausgeklügelt. Über die nähere Vorgehensweise könnt ihr euch in meinen Videos informieren.
    Daaaaa: Oecophylla smaragdina Videos']Oecophylla smaragdina Videos[/url]
    Oder www.youtube.com/eastgatebln


    Aber ich muss auch an dieser Stelle sagen, nicht jeder Nestbau klappt. Diese Ameisen sind "sehr schlau". Zumindest im Kollektiv neigen sie dazu, auch ihre Fehler zu erkennen. Wenn ein Nestbau droht schief zu gehen, wenn das Nest zu klein wird oder nicht genug Blätter da sind um es zu schließen, brechen sie den Nestbau ab, auch wenn sie schon angefangen haben zu weben! Dass sie ihre Fehler erkennen und revidieren macht sie in gewisser Hinsicht schlauer als so manchen Menschen! :winking_face:


    Hier noch ein paar Pics:
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    So, hoffe konnte euch einen kleinen Überblick über die Haltung dieser Art verschaffen. Wenn fragen offen sind, ich beantworte sie gerne und freue mich immer über jedweden Kommentar, ob kritisch oder löblich.


    Und wenn ich euch jetzt heiß gemacht habe, diese Art zu halten: Es ist nicht immer alles schön. Größere Kolonien werden agressiv, bei Wartungsarbeiten verbeißen sie sich gern in den Händen:
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    Diskussion gerne hier


    Gruß


    eastgate

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