Legerate der Königin im Bezug zur Volksgrösse realistisch?

  • Als ich das "SPIEGEL-Gespräch mit Bert Hölldobler" durchgelesen habe, zweifel ich langsam an den Angaben der Koloniegrösse und Legerate, usw.


    Die erste Überlegung:

    Zitat

    Hölldobler: Sie ist eine reine Eierlegemaschine. Bei den Blattschneiderameisen bringt sie am Tag rund 29.000 Eier hervor. Im Laufe ihres 10- oder gar 20-jährigen Lebens kann sie bis zu 150 Millionen Nachkommen produzieren.

    Atta colombica
    Maximale Koloniegrösse: 1.000.000-2.500.000


    Also im Idealfall (ohne Opfer) : 2'500'000 Ameisen / 29'000 Nachkommen/Tag = 86 Tage


    Daher braucht die Königin 86 Tage und die Kolonie ist "komplett" ? :frage:
    (86 Tage + "Entwicklungszeit vom Ei zur Arbeiterin")


    Zweite Überlegung:


    Die maximale Anzahl an Nachkommen von 150 mio / Durchschnittsalter von 15 Jahren = 10 mio nachkommen pro Jahr !
    Nimmt man an dass ne Arbeiterin eine Lebensdauer von 1 Jahr hat, kann man noch 2,5mio abziehen.
    (Falls die Lebensdauer in etwa stimmt)


    Also heisst das, dass um die 7.5mio Arbeiterinnen pro Jahr gefressen werden oder sonst irgendwie sterben? :crazy:
    3/4 Verlust der Nachkommen pro Jahr. (grob gerechnet, ohne Geschlechtstiere usw.)
    Auch wenns nur die hälte wär, klingt doch sehr unrealistisch :meinemeinung:
    Obwohl ein solches Bild sowas wieder bestätigen würde.



    Mich würde interessieren wie es bei unseren, einheimischen Ameisenarten aussieht.
    Ob da auch um die 3/4 der Nachkommen "verloren" gehen.
    So ne Liste von "Eier pro Tag" wär jedenfalls sehr interessant zum vergleichen. (Art/Monogyn/Polygyn)


    Was denkt ihr, sind solche Angaben, welche man überall findet (über Koloniegrösse usw), realistisch?


    gruss

    Liebe ist, einem 120 km entfernten Ziel mit einem Aratek-Präzisionsgewehr und einem Tri-Light-Zielfernrohr die Kniescheiben zu zertrümmern!
    (HK-47 xD)

  • Also ich kann dir keine Zahlen bieten, sondern möchte dich in deiner Überlegung kurz darauf bringen, dass die Blattschneider eben sehr viel mehr nach draußen müssen als andere Gattungen. Es kommt dort eben auch vor, dass so mancher Arbeiter nur sehr selten ins Nest kommen, weil diese immer zwischen Baum und Nesteingang pendeln um neues Mateial zu bringen - also werden diese um so mehr von Gefahren heimgesucht.


    Ich finde diese Zahlen durchaus realistisch.

  • Ich bin jetzt kein ausgemachter Attini-Experte, aber soweit ich weiß gibt es gerade bei A. colombica in ihrem natürliche Habitat einen regen "Verschleiß" an Arbeiterinnen. Besonders bei einer verhältnismäßig geringen Lebenserwartung (die ich allerdings nicht wirklich kenne) ist damit zu rechnen, das permanent enorme Verluste auftreten, da die adulten Tiere im Volk ja nicht alle gleich alt sind und somit in einem großen Volk logischerweise auch viele Individuen eines natürlichen Todes sterben. Nimmt man nun noch die verhältnismäßig große Strecke an, die diese Art täglich zurücklegt (was natürlich die Wahrscheinlichkeit erhöht, auf Fressfeinde wie den Ameisenbär, Echsen oder Vogel zu stoßen oder anderweitig zu versterben) und sich die Anzahl der Geschlechtstiere überlegt, die bei einer derartigen Volksstärke allein beim Schwarmflug drauf gehen, ist die Zahl von 7,5Mio pro Jahr durchaus vorstellbar (zumal sich damit auch die enorme Legerate erklären würde... sowas ist in den meisten Fällen eine Anpassung an vorherrschende Bedingungen, etwa einen massiven Bedarf).


    Zudem: wenn du mal die Legerate (die mit einiger Sicherheit stimmt, solange wie sich Hölldobler schon mit Attini auseinandersetzt) über10-20 Jahre hochrechnest (die durchschnittliche Lebenserwartung einer Gyne dieser Art), sind 150Mio Nachkommen doch auch rein rechnerisch absolut plausibel. Mir scheint, dass die Zahl auch genau so entstanden ist: man nehme die Legerate und multipliziere mit der Lebenserwartung... gezählt hat das garantiert keiner. Man müsste, um das zu relativieren, den Anteil an diesen Eiern kennen, die niemals bis zur Imago ausreifen.


    Bei deiner Rechnung vergisst du übrigens (Vorsicht, jetzt kommt der Statistik-Freak durch), dass in diesen 86 Tagen auch schon wieder Tiere sterben. Bei einer Sterberate von 7,5Mio/Jahr macht das etwas mehr als 20500 Individuen täglich... ergo: das Volk wächst pro Tag "nur" um durchschnittlich 8500 Individuen, nicht 29000! Beachtet man dabei, dass es sich immer um Durchschnittswerte handelt (die Standardabweichung kann dabei beträchtlich sein und kritische Ereignisse wie Trockenheit oder starker Regen können die Sterberate in einem Jahr eklatant erhöhen) haut das alles auffallend gut hin.


    Edit: Zudem sind 29000 Eier pro Tag übrigens sicher bei weitem nicht die Menge, die eine junge Gründergyne schafft, damit kann man also auf keinen Fall die Geschwindigkeit des Volkswachstums berechnen. Einzige Schlussfolgerung, die du ziehen könntest, wäre, dass die Population eines so riesigen Volkes unter Idealbedingungen alle 86 Tage einmal komplett gewechselt hat (was wohl schon Superlaiv genug ist :winking_face: ).

  • Hab eben den Idealfall ohne Opfer genommen, und dass das Gründungsjahr langsamer abläuft ist mir auch klar.
    Bin nur zu faul um lange drumherum zu rechnen :winking_face:


    Stell mir das bei der Haltung Zuhause ganz lustig vor, wo keine gefressen werden, ertrinken oder was auch immer noch passieren kann.
    Da könnte theoretisch die Population um ein vielfaches der angegebenen 2,5mio ansteigen, sofern auch Ideale bedingungen herrschen.
    Gut, ich weis jetzt nicht wie viele Individuen eine Kolonie "erträgt" oder ob das irgendwie reguliert wird.
    Bin ja (noch) kein Spezialist auf dem Gebiet.


    Will auch nochmal das Statistik Freak rauslassen :grinning_squinting_face: :

    Zitat

    Bei einer Sterberate von 7,5Mio/Jahr macht das etwas mehr als 20500 Individuen täglich... ergo: das Volk wächst pro Tag "nur" um durchschnittlich 8500 Individuen, nicht 29000!

    Habe eben pro Jahr berechnet -> 10 mio Nachkommen davon 2,5 mio Ersatz (im Fall von natürlichen Tod) und der Rest sind die 7,5 mio "Opfer"
    Schlussendlich kommt man auf den selben Faktor von ca. 1/4 * Eierlegerate die wirklich gebraucht werden.


    Also 3/4 der ganzen Brut sind Futter für die Ameisenbären :crazy:

    Liebe ist, einem 120 km entfernten Ziel mit einem Aratek-Präzisionsgewehr und einem Tri-Light-Zielfernrohr die Kniescheiben zu zertrümmern!
    (HK-47 xD)

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