Meiden Myrmica die Arena?

  • Hallo, ich bin neu hier und euer Forum hat gleich mein Interesse geweckt. Ich habe eure Threads nach ähnlichen Problemen durchsucht, bin aber auf keins gestoßen, dass meine Frage zufriedenstellend beantworten würde. Ich bin recht unerfahrener Halter, habe zwar seit April eine Lasius niger Kolonie, die ganz gut läuft aber ansonsten keine weiteren Erfahrungen.


    Ich halte seit neuestem auch Myrmica rubra, die Koloniegröße beträgt ca. 50-60 Individuen, 2 Königinnen inklusive. Ich halte sie in einer Ameisen-Farm (30x20) mit angeschlossener Arena (30x20x30). Beide sind mit einem recht kurzem Schlauch verbunden (nur 5cm). Die Arena ist trocken gehalten. Vor drei Tagen sind sie vom RG in der Arena in die Farm umgezogen, und zwar komplett und haben bereits wie die Weltmeister Gänge gegraben. Die Feuchtigkeit in der Farm scheint ok zu sein, ich halte sie ein wenig feuchter als Lasius. So weit so gut, es läuft eigentlich alles gut bisher. Nun das Problem:


    Ich beobachte, dass die Ameisen sehr scheu sind und ungern ihr Nest verlassen. Das war schon im RG so und ist ja bei der Koloniegröße ja auch noch verständlich. Dennoch waren stets Ameisen bei den Futterstellen (mindestens 1). Aber jetzt geht diese Scheu nun so weit, dass sie nicht einmal mehr zu den Futter- und Wasserquellen in der Arena gehen. Der Abstand zwischen RG und Futterstelle betrug ca. 7cm, der Abstand vom jetzigen Nesteingang und Futterstelle beträgt ca. 25 cm, meines Erachtens nicht zu weit (Meine Lasius niger haben bei gar geringerer Koloniegröße ähnliche Distanzen problemlos zurückgelegt). Nun habe ich die Sorge, dass sie den Weg "Nest-Futter" nicht kennen, bzw. die Arena als "Nogo-Area" deklariert haben!




    Um meinen Verdacht zu bestätigen habe ich einen Versuch gestartet und eine Ameise von der Farm in die Arena gesetzt. Theoretisch müsste sie die Umgebung wiedererkennen. Sie hat aauch sofort zu fressen begonnen und ist dann aber einfach phlegmatisch in der Gegend stehen geblieben...von Rückkehr zur Kolonie kein Anzeichen! 24 Stunden lang nicht. Ist doch eigenartig, oder? Wie als hätte sie den Weg verloren...das spricht ja dann aber dafür, dass es keinen Verkehr zischen Kolonie und Futterstelle gibt. Mag sein, dass mein Vorgehen ungeduldig und unerfahren erscheint, aber meines Erachtens bestätigt das Ergebnis doch, dass die Ameisen die Arena nicht ansteuern, oder?


    Nun meine Frage(n):


    1)Können Ameisen an Blödheit sterben? Also dass sie verhungern, weil sie diesen simplen Weg nicht finden? Oder werden sie, wenn es Nahrungstechnisch knapp wird, früher oder später das Futter finden? Und wenn nicht, wie kann man ihr Interesse an der Arena erhöhen?
    2)Kann es einfach sein, dass sie einfach kein Verlangen nach Futter und Wasser verspüren und in den nächsten Tagen nach Bedarf losmarschieren? Aber 3 Tage ohne Fressen? Kommt mir irgendwie komisch vor...
    3)Kann es sein, dass sie sie sich an der Trockenheit der Arena stören? Brauchen sie auch da Feuchte? Wäre mir aber suspekt...
    4)Oder...kann es sein, dass ich grundlos mir Sorgen mache, das Können der Ameisen unterschätze und sie mich überlisten? (Ist meines Erachtens das wahrscheinlichste, aber ich frage dennoch hehe)


    wäre nett, wenn mir jemand ein paar Erläuterungen geben kann...


    Grüße,
    der Finntroll

  • Hi,
    ich würde sagen, dass du dir noch keine Sorgen machen solltest. Ameisen können Tage- oder sogar Wochenlang von den Vorräten in ihren Gastern leben. Nach einem Umzug in ein neues Heim, kann es doch sein, dass sie sich erst einmal um die Brut und den Ausbau der Farm kümmern.
    Mein Myrmica rubra Volk umfasst 11 Individuen und es ist durchschnittlich die Hälfte der Zeit eine Ameise in der Arena oder im Verbinungsstück. Kleine Beutetiere werden innerhalb von ca. 10 Minuten gefunden und ins Nest getragen. Jedoch habe ich noch ein Reagenzglasnest.


    Geb ihnen vielleicht noch 4 Tage, bevor du irgendwie eingreifst.

  • Hola,


    1) definitiv Nein!
    Sobald in Deinem Volk Bedarf an Nahrung besteht werden Arbeiterinnen ausschwärmen und die Gegend absuchen. 25cm hörst sich für Dich sichr riesig an im Vergleich zu den winzigen Arbeiterinnen... aber Mutter Natur hat den Kleinen wesentlich weitere Wege auferlegt und sie entsprechend agil ausgestattet!


    Immerwieder tauchen die hierzu passenden Hinweise auf, dass Proteine (jupp, in mundgerechten Happen natürlich :D), Honig oder gar Zucker möglichst dicht an das Nest platziert werden soll! Das ist absoluter Blödsinn und kontraproduktiv!
    Bewegungsmangel und "Langeweile" führen zu Fehlverhalten und schädigen die Völker eher als das sie nützlich sind!


    Platziere das Futter möglichst weit weg vom Nest und lass die Kleinen rennen! 1m Weg ist für ein Gründervolk kein Problem, und bietet Dir obendrein noch bessere Beobachtungsmöglichkeiten, da die Arbeiterinnen länger unterwegs sind.


    Verhöhnen sie Dich?
    Sehr wahrscheinlich lachen sie Dich lauthals aus, und haben es als Sport kultiviert, immer dann zum Futter zu wetzen, wenn Du gerade nicht da bist = wenn absolute Ruhe und/oder Dunkelheit herrscht! Wie lange braucht eine flinke Arbeiterin, um zum nächstbesten Futternapf zu flitzen und dort nen mundvoll Honig zu jagen? 3 Minuten? Ich gehe fast jede Wette ein, dass Du die Nahungsaufnahme zur Zeit einfach gar nicht mitbekommst!



    Futterbedarf:
    der Kropfinhalt Honig einer einzelnen Arbeiterin kann Dein ganzes Volk sicherlich über 2 Wohen gut ernähren, vor allem da sie gerade noch sehr inaktiv sind!
    Der Proteinbedarf ist vor allem abhängig von der Legeleistung der Gynen (lass sehen? 10 Eier?) und Anzahl und Größe der Larven.
    Aber auch hier reicht es bei Winz-Völkern aus, wenn einmal die Woche etwas Protein eingetragen wird. Die Larven werden gefüttert und müssen dann erstenmal ein paar Tage das Futter verdauen, bevor sie um neue Nahrung betteln (und die Imagines so zum Furagieren animieren).


    Es klingt immer so, als wenn Ameisen einen riesen Appetit hätten und Larven alles wegraspeln, was sich vor die Mandibeln wirft.
    Dem ist aber ganz und gar nicht. Ameisen verbrauchen nur winzigste Mengen an Kohlenhydraten, und die Larven benötigen nur kleinste Häppchen an Fleisch oder nen kleinen Schluck Sekret.
    Erst die schiere Masse an Imagines, Gynen und Larven erzeugt den unbändigen Heißhunger der Völker, der ns in der Natur so beeindruckt.


    Wenn Eure jungen Völker also mal eine Woche nichts fressen, dann ist det absolut kein Grund zur Sorge!



    Wann meiden Ameisen eine Arena/einen Schlauch?
    Ameisen meiden grundsätzlich scharfe und/oder intensive Gerüche!
    Wenn also Deine Arena oder der Bodengrund/Schlauch stinkt, werden die Ameisen nicht oder nur schwerlich die Arena betreten.

  • Vielen Dank für die schöne Antwort! Sehe der Sache nun gelassener entgegen; man lernt halt eben jeden Tag hinzu.



    Zum Schlauch und zur Arena: Meines Erachtens sind beide recht Geruchsneutral. Ich bin zwar keine Ameise, aber störend empfinde ich die Gerüche nicht. Es ist auch alles sauber...dürfte also kein Problem sein, ich beobachte einfach weiter...



    Wo ich gerade dabei bin: Ich habe zwar nichts davon gelesen, aber sollte/brauch/kann man Myrmica rubra zusätzliche Baustoffe anbieten? Ich mein, es handelt sich ja immerhin um die rote Waldameise, dass heisst, es wird doch wahrscheinlich sein, dass die Ameisen auf Materialien wie Nadeln, Blattwerk, Hölzer etc zurückgreifen...ist dem so? Und wenn ja, sollte man dieses zur Verfügung stellen oder ist dies unnötiger Mumpitz? (gerade wegen Schimmelgefahr oder Milben?)



    Grüße, Finntroll

  • es handelt sich ja immerhin um die rote Waldameise

    Bei Myrmica rubra handelt es sich um die rote Gartenameise, nicht um die rote Waldameise. Waldameisen sind Ameisen der Gattung Formica bzw. Serviformica :winking_face:


    Dennoch kannst du den Ants gerne ein paar kleine Rindenstücke oder losen Sand in die Arena werfen. Sie brauchen das Zeug zwar nicht unbedingt, aber ich denke, es macht Spaß ihnen beim rumschleppen zuzuschauen^^ Eventuell bauen sie ja auch ein wenig damit. Das wäre dann noch schöner mit anzusehen :grinning_squinting_face:
    Micky

  • Hey Finntroll,


    der Trivialname von Myrmica rubra ist "Rote Gartenameise" oder "Rotgelbe Knotenameise"! (Du meinst Formica rufa?!)
    Schmeiß ihnen also lieber ne Rübe an den Kopf, oder nen Schnürsenkel zum knoten...


    Zusätzliches Baumaterial hat nur den Zweck, dass die Ameisen die Sichtscheiben zukleistern können und prima Schmierereien im Nest veranstalten.
    Es ist definitiv nicht notwendig, ihnen noch etwas anderes als Sand-Lehm in der Farm zu geben.



    @EDIT: verdammt, zu langsam... :schaem:

  • Hallo,


    nun ja, die deutsche Bezeichnung für Myrmica rubra ist "rote Gartenameisen", und nicht Waldameise; trotzdem kommen sie sehr oft in gebüschartigen Wäldern vor, in ausgeprägten Wäldern werden sie dann von M. ruginodis abgelöst, aber das nur nebensächlich.
    Du kannst Deinen Ameisen natürlich ein hübsches Terrarium mit allen möglichen Zeugs aus der Natur anbieten, ich würde Myrmica rubra nie in einer "Sandwüste" halten, aber das ist alles Geschmackssache. Im Grunde kann ich Dir nur nahe legen, mahc Dir bloß keine Gedanken um Milbenzeugs bei der Einrichtung, Schimmel legt sich mit der Zeit wenn man das Becken mit Springschwänzen impft. Ist nicht nötig, und auch fraglich ob sie das dann in ihre Farm schleppen (eher nicht), aber sieht schick aus.


    Nur kurz am Rande, zu Punkt 1 was Sahal geschrieben hatte; ich bin da anderer Meinung. Ich möchte nicht groß darum disskutieren, sind eben solche Dinge in der Ameisenhaltung, da funktionieren beide Dinge, und was besser ist, dass ist zu sehr umstritten. Ich halte meine kleinen Kolonien immer in möglichst kleinen Gefäßen, oft sogar nur in Reagenzgläsern ohne Arena. Ich habe mit sowas bessere Erfahrungen gemacht, es ist eben purer Luxus für die Kolonie, der mEn keine Verhaltensstörungen hervorruft, sondern eher für ein sicheres und schnelles Gedeihen der Kolonie. Hat auch für den Halter Vorteile, da wären die finanziellen (farang ki nok! :D) und auch Platzgründe. Besonders junge Kolonien wollen ja so wenig wie möglich sich in Gefahr begeben, eine Pygmäe zu verlieren ist in der Anfangsphase ein schlimmer Verlust (was natürlich hauptsächlich in der Natur passiert). Anscheinend werden diese sogar verspeißt (bei Camponotus beobachtet) um nicht aus dem Nest heraus zu müssen. Aber gut, jeder wie er es besser findet (oder die Ameisen), ich habe auch Gründerkolonien in meinen großen Waldterrarium. Kontraproduktiv, mag sein, dass es bei dem Beobachtungseffekt beim Halter so ist, für die Ameisen, nicht unbedingt. Wobei hier wieder sehr stark abgrenzt werden muss, zwischen den Arten! Um mal ein Extremebeispiel zu nennen, eine Cataglyphis ohne Auslauf oder eine Leptogenys ohne Lebendfutter, das ist wirklich sehr unschön.


    Grüße, Phil

  • Hola,

    Zitat

    ...da funktionieren beide Dinge, und was besser ist, dass ist zu sehr umstritten...

    Das sehe ich nichtt so, es sei denn Du meinst "besser für den Halter" :grinning_squinting_face:
    Die Diskussion um die Größe des Formikars hat in den vergangenen Jahren leider eine deutliche Kehrtwende hingelegt.
    Zuerst, als die Ameisenhaltung noch um der Haltung willen betrieben wurde, war man sich einig, dass Ameisen viel Auslauf brauchen und die Formikarien entsprechend groß dimensioniert sein müssen! Nicht nur für die Ameisen, vor allem auch für die Halter, die noch sehen wollten, was ihre Schützlinge so drauf haben!
    Dann kam der erste Jammer, als der Hype auf "interessantere Arten" losging. Man wollte nicht mehr 2 oder 3 Arten intensiv halten, sondern 10 Arten lediglich besitzen! Formikarien sollten möglichst günstig bei max. Größe sein, stapelbar und wenig Platz einnehmen. Was wurde gejammert, dass Platz und Geld Mangelware waren...
    Und dann ging es los, das Tatsachen verdreht und ausgeweitet wurden, und das wider besseren Wissens:
    - notwendig enge Gründungskammern wurden plötzlich enge Formikarien
    - vorsichtige Pygmäen wurden zu empfindlichen Geschöpfen, die nicht weit laufen sollten
    - Reinigungs- und Entsorgungsmuster wurden zur vermehrten Nahrugsaufnahme erhoben
    - übermäßiges Larven- und Gynenbelecken wurde zur veresserten Pflege gemünzt
    - verbessertes Allgemeinwissen wurde zum Erfolgsrezept der Winzlingsarenen vergewaltigt
    Unterstützt wurde der ganze Mist noch durch die Verkäufer, die völlig legitim ein Interesse an hohem Umsatz haben... was liegt näher als fleissig die Gerüchte zu schüren, das Ameisen keinen Platz brauchen und sich sogar besser entwickeln, wenn sie keinen Platz haben. Jeder Schreibtisch im Kinderzimmer kann so mindestens 5 verkaufte Völker samt "Startersets" beherbergen.
    Das in diesen elenden Startersets mit 10x20cm Arenen, aber 20x30cm Farmen, kaum noch das Verhalten der Ameisen zu beobachten ist und ein Gründungsvolk in einer derartigen Farm einfach nur verloren aussieht, soll jeder Halter selbst herausfinden.
    Aber traurig finde ich es, dass sich massenweise Völker um des Besitzes willen angeschafft werden... mehr kann es nicht sein, denn wie willst Du typische Verhaltensmuster in einem RG oder einer Winz-Arena erkennen? Und machen gerade die Verhaltensmuster nicht erst den Unterschied zwischen den einzelnen Arten aus?
    Ich bedaure diese Halter, denn sie bringen sich um ein großes Stück der Ameisenhaltung!


    Soweit die Meinung, nun zu den Tatsachen:


    Es liegt klar auf der Hand, das Ameisenvölker ausreichend Platz benötigen, um sich optimal zu entwickeln.
    Dieses ist Teils wissenschaftlich und teils durch den Forenalltag bewiesen bzw offensichtlich!


    Es gibt mehrere Arbeiten zu Brutentwicklung, Unterkasten und Futterverwertung. In diesen Arbeiten wird zumeist als Randinfo angemerkt, dass bei akutem Platzmangel die Gynen ihre Legetätigkeit einstellen bzw reduzieren und Larven in ihrer Entwicklung stagnieren können. Bei akutem Platzmangel und nicht möglicher Trennung von Larven und Eiern wird es dann auch zum vermehrten Verspeisen nichttrophischer Eier kommen.
    -> Ein RG-Nest nach Gründungsphase ist somit definitiv nicht förderlich, sondern verzögert im Gegenteil die Entwicklung des Volkes!


    Larven haben ein bestimmtes Wachstum, in der Haltung nahezu nur resultierend aus der Temperatur!
    (Ausnahmen zB Camponotus mit schubweisen Gelegen, die ihre Brut partiell aufziehen.)
    Die Larven fressen hier auch nicht den ganzen Tag, sondern betteln alle paar Tage um Nahrung und müssen diese dann verdauen.
    Hin und wieder wird die Larve dann gereinigt und Ausscheidungen der Larven werden aufgenommen... das wars, mehr gibts nicht zu tun!
    Egal wie dicht Du die Nahrung an das Nest stellst, und egal wie sehr sich die Larven im engen Nest gegenseitig zum Betteln animieren... SATT IST SATT!
    Hat die Larve genug Nahrung aufgenommen, kannst Du noch sieben schmackhafte Leckerbissen anbieten... da geht nichts mehr!
    -> Das hohe Wachstum durch in der Haltung immer übermäßiges Futterangebot lässt sich nicht mehr steigern.


    Zu dicht am Nesteingang platziertes Futter scheint bei Ameisen einen Reinigungstrieb auszulösen und sie kümmern sich vermehrt um die Beutetiere. Teils wird die Beute in das Nest gezerrt, wobei sie aber nicht ausreichend verwertet werden kann, teils werden größere Beutetiere zerlegt und entsorgt. Scheinbar wird ein lohnendes Beutetier schnellst entsorgt, um nicht andere wohlmöglich stärkere Völker auf das Beutetier und somit den Standort des Volkes aufmerksam zu machen.
    Und hier setzt dann auch die Fehlinterpretation ein: teilverwertete, überschüssige Beute wird nicht vermehrt an Gyne und Larven gefüttert, sondern in Kropf und Fettkörpern gespeichert und nur bei Bedarf als Sekret oder Regurgitat and Gyne, Nestgenossin und Larve weitergegeben. Dieser Bedarf könnte aber ebensogut aus frischen Beutetieren gedeckt werden, bei einigen Larven (-stadien) muss er sogar mit frischem Fleisch gedeckt werden.
    -> Im Volk gespeicherte Nahrung fördert nicht das Wachstum, sondern hemmt die Aktivität.


    Ameisengynen können nicht selbst alle notwendigen Nährstoffe produzieren, um die gewaltige Menge an Eiern zu legen. Sie sind darauf angewiesen, dass Arbeiterinnen Proteine vorverdauen und als (profertile) Sekrete an die Gyne liefern, fertig zum Einbau in die Eier!
    Aber die Ovariolen der gründenden oder jungen Gyne sind noch sehr mickerig und nicht voll ausgebildet, so ist der Bedarf an Proteinsekreten sehr gering und kann zum Teil noch aus den eigenen Reserven geschöpft werden. Es bringt Null Vorteil und Null mehr Eier, wenn den Arbeiterinnen aus Platzmangel und Nahrungsüberangebot genug Zeit zur Verfügung steht, um 3 Liter profertile Sekrete zu produzieren... die Gyne setzt sie nicht in erhöhte Legetätigkeit um, sondern höchstens, wenn sie überhaupt mehr Sekret annimmt, in Fettpolster. Und die machen in der Haltung absolut keinen Sinn...
    -> Gyne fett, Arbeiterinnen fett = Null Aktivität


    Sops, alle sind fett, niemand muss Beute suchen = es werden nur sehr wenig Kohlenhydrate verbraucht. Ergo will keine Sau mehr an den Honig gehen und die Heulerei geht wieder los: meine Ameisen mögen keinen Honig :grinning_squinting_face:



    In der Natur gibt es bis auf extrem wenige Arten keine (Gründer-)Völker, die ihre Nahrung gewöhnlich direkt vor dem Nest finden. Selbst die vielzitierten Eichelbewohner unserer Wälder laufen zur Nahrungsaufnahme wesentlich weitere Strecken, als es selbst die Standard-Formikarien für Camponotus ligniperdus ermöglichen würden. In einem RG kommt erschwerend hinzu, dass eine sehr aufwändige Arbeit entfällt: der Nestbau.
    Was machen also Arbeiterinnen, die ohne Beschäftigung sind und sich nicht "austoben" können? Sie ruhen als Reserve-Einheit (falls das in einem überfüllten Nest möglich ist) oder sie widmen sich anderen Arbeiten, die in einem RG anfallen: Larven und Gynen pflegen!
    Diese vermehrte Pflege kann jedoch unschöne Auswirkungen haben, die, zum Glück für diese Arten, bei zB Cataglyphis und Polyrhachis deutlich ausgeprägt sind, jedoch auch bei einheimischen Arten nicht selten vorkommen!
    Gynen werden so lange und intensiv geputzt, das die gesammte Körperbehaarung abgeknabbert ist, Tarsen fehlen und Fühler kurzgebissen werden. Gar können die Gynen wund- und totgeputzt werden. Zudem können Gynen mit geschädigten Fühlern schlecht kommunizieren und erhalten so uU weniger Futter, trotz vermehrter Pflege!
    Die Larven und Puppen teilen ähnliches Schicksal, zudem können durch überhöhte Umlagerungen und unvorsichtiges Ergreifen die Imaginalscheiben geschädigt, die Puppen eingedrückt werden. Die Folge sind erhöhte Sterblichkeit der Larven und Puppen, wobei diese sofort von der Brut verwertet werden. Zudem gibt es gerade bei den oben genannten Arten sehr viele Arbeiterinnen mit zB eingedellter Gaster.
    -> Langeweile im Ameisenvolk führt zu Fehlverhalten bei Brut- und Gynenpflege


    Sind die Arbeiterinnen dann mal rege in der Arena unterwegs, weil sie einfach unter chronischem Platzmangel leiden und dringend größere Areale suchen, folgen gleich wieder einge Nachteile kleiner Arenen auf die Tarse:
    Die Ausbruchsneigung in kleinen Behältern ist ein vielfaches höher als in angemessenen Behältern. Alleine schon der natürliche Trieb der Ameisen, möglichst neue und unbelaufene Areale zu finden, treibt die Arbeiterinnen zu immer halsbrecherischen Aktionen, um dem Behälter zu entkommen = neue unbelaufene Areale zu finden. Gerade Anfänger mit Ihren Starter-Sets in Hagrid-Fingerhut-Größe sind schnell überfordert und permanent hebeln die Ameisen den Schutz aus. Zudem bieten die winzigen Arenen kaum Platz genug, um ordentlich hantieren zu können oder einen sinnvollen Schutz anzubringen.


    Die Aggressivität Schrägstrich das Alarmverhalten Schrägstrich Fluchtverhalten ist in zu kleinen Arenen permanent verstärkt und zu beobachten! Arbeiterinnen greifen an oder "erschrecken sich" sichtbar, wenn sie von einer Artgenossin berührt werden. Sehr gut sichtbar durch die Größe bei Camponotus ligniperdus und C. herculeanus, aber auch andere Arten wie Lasius niger und Myrmica rubra zeigen diesen Perma-Stress.
    Dies führt sogar dazu, das Beutetiere missachtet werden, weil die Ameisen ja ständig irgendwelche Bewegungen um sich herum haben. Oder Beute wird zwar als Feind erlegt, dann aber liegengelassen.
    Interessanterweise scheinen hier die Arten eine Ausnahme zu bilden, die deutliche Straßen zeigen wie zB Messor und Attini. Hier lassen sich die laufenden Arbeiterinnen durch Gerempel und Berührungen kaum beeindrucken, lediglich die "Sraßenwacht" ist sehr aggressiv und aufmerksam.


    Und zuletzt: lechzt nicht jeder Ameisenhalter nach Aktivität seiner Schützlinge?
    Was nützt mir dann ein Volk, das entweder fettgefressen in der Ecke hockt und sich die Wampe reibt, oder sichtlich unruhig nur nach Fluchtmöglichkeiten sucht.


    Es gäbe sicherlich noch mehr Punkte zu nennen, aber die genannten sollten überzeugend genug sein.
    Völlig legitim ist es, auf die Hinweise zu sch**** und murmeln: was krazt mich die molekulare Apokalypse, ich will nur besitzen und gucken!
    Nur sehe ich es als bedenklich, diese Vorgehensweise auch noch als "förderlich" und "besser für die Ameisen" oder gar "Natürlicher" darzustellen... dem ist nicht so!

  • OMG, ist das viel zu lesen :grinning_squinting_face:


    Vielleicht hab ich was übersehen aber ab welcher Koloniegrösse fängt der "Platzmangel" an?
    Einer ganz jungen Kolonie (Gyne + 10 Arbeiterinnen) wird mit so "elenden Startersets mit 10x20cm Arenen" wohl nichts fehlen.


    Ich persönlich halte ja meine Myrmica rubra in einem RG welches in einer Arena liegt (ca. 10x10xPI cm :winking_face: ).
    Darunter sind nun eine Gyne und 8 Arbeiterinnen mit viel Brut.
    Vorraussichtlich werde ich sie (wenn alles gut geht) im Frühling in eine grössere Anlage setzten.
    Riesige Farm verbunden mit einer "nass Arena" und einer "trocken Arena".
    Da sehe ich keinen Platzmangel...?


    edit: Will ihnen alles recht machen und sie nicht "quälen"!


    -> Mein Ziel ist es, irgendwann ne riesen Kolo zu haben und meterweise Schläuche an die Wand zu nageln :grinning_squinting_face:
    Oder anders gesagt,die Möglichkeiten in der Natur versuchen zu kopieren.


    Von diesen fünf Punkten die du da aufgelistet hast hab ich noch nie gehört.
    Steht das hier im Forum oder irgendwo auf diesen "neu aufgetauchten super top Foren"? :face_with_tongue:

    Liebe ist, einem 120 km entfernten Ziel mit einem Aratek-Präzisionsgewehr und einem Tri-Light-Zielfernrohr die Kniescheiben zu zertrümmern!
    (HK-47 xD)

  • Kann dich direkt mal beruhigen, im Moment kenn ich keines im Bereich "Ameisen"
    Will jetzt keine Namen nennen, aber die Foren die ich bis jetzt kenne sind alle gut.
    Liegt sicher auch dran das man bei jedem Forum bekannte Gesichter sieht. :winking_face:


    Aber ich bin nicht allwissend und hab keine Ahnung was auf den 100 Millionen websites, die es gibt, steht. :crazy:


    Mit "super top Foren" mein ich die Nachmacher. Ich wette jeder kennt das.
    Aber aufpassen: Da muss man noch zwischen seriös und unseriös entscheiden, längst nicht alles ist schlecht.
    Egal für was man sich interessiert gibt es Foren.
    Sind diese Foren beliebt, werden häuffig besucht, gibt es Personen die auf die Idee kommen ein eigenes Forum zum selben Thema zu erstellen. (Aus welchem Grund auch immer -.-)
    Dann wird irgendwas falsch interpretiert und da veröffentlicht, jemand liest und glaubt es. Es kann ja auch nur ein Fehler sein und passieren.
    Schon hallt das "Gerücht"/"Fehlinformation" durchs Web und wird Überall zur Diskussion.


    Als böses Beispiel:
    Bin auf einigen Foren zu anderen Themen unterwegs (Games/Hack etc.).
    In dem Bereich sieht man extrem oft unseriöse Seiten die sich präsentieren.
    Man sieht, dass sich dort Admins als Helden ausgeben, die alles Wissen und nur Mist labern.
    Daraus schliesse ich, dass irgend ein "Noob" seinen Minderwertigkeitskomplex befriedigen will und das Netz zumüllt.
    Da entstehen viele Gerüchte, Fehler usw. und nebenbei kann es gefährlich für die Nutzer werden.
    (Trojaner, Viren, Spam etc.) Typische Betrüger Seiten halt...


    Dagegen bin ich sehr froh dass es im Bereich rund um Ameisen/Terraristik seriös ist und hoffentlich bleibt.
    Dieses Forum hier ist zum Beispiel top. :erster:


    Aber wie gesagt, ich kenne nicht alles und irgendwo in den dunklen Weiten des Internet's ist das Böse versteckt....


    gruss

    Liebe ist, einem 120 km entfernten Ziel mit einem Aratek-Präzisionsgewehr und einem Tri-Light-Zielfernrohr die Kniescheiben zu zertrümmern!
    (HK-47 xD)

  • Outsch, auf den zweiten Blick könnte ich tatsächlich selbst auf die Idee kommen, dass der Post etwas lang geworden ist :grinning_squinting_face:


    Die Punkte sind nicht neu aufgetaucht, sondern verteilt in Foren und Literatur zu finden.

    Zitat

    Einer ganz jungen Kolonie (Gyne + 10 Arbeiterinnen) wird mit so "elenden Startersets mit 10x20cm Arenen" wohl nichts fehlen.

    Darüber mag sich trefflich diskutieren. Aber schauen wir nach vorn: wie lange hast Du 10 Arbeiterinnen?
    Wie schnell ist die Arena offensichtlich zu klein, und Du hast Dein Geld zum Fenster rausgeschmissen. Noch vor der Winterruhe wird eine neue Arena fällig, und die "Starter-Arena" ist sinnlos! Warum also nicht gleich etwas vernünftiges anschaffen?


    Jetzt schau in Deine Arena und sei ehrlich: 10x10cm + RG... sobald die Brut geschlüpft ist, findest Du dieses Konstrukt noch aureichend, oder interessant zur Beobachtung? Stell Dir ein anderes Becken vor, die Tiere hätten ein sinnvolles Nest und würden auf großer Fläche ab und an am Tag furagieren... ist das nicht interessanter?


    Ab welcher Größe ist es zu eng? Das wird wohl je nach Art, Becken, Haltung und so weiter verschieden sein und lässt sich nicht festlegen.
    Die Arena ist nach meiner Meinung zu klein, sobald sich die Arbeiterinnen etwa ab Mitte häufig begegnen.
    Und das Nest ist zu klein, sobald Brut nicht getrennt gelagert werden kann und Arbeiterinnen ständig durch die Brut stapfen (müssen) bzw die Gyne "rempeln".
    Das ist meine Faustregel, muss also nicht stimmen :grinning_squinting_face:


    Zitat

    -> Mein Ziel ist es, irgendwann ne riesen Kolo zu haben und meterweise Schläuche an die Wand zu nageln :grinning_squinting_face:

    Es gab schon genug Halter, die ihre Völker meterweise an die Wand genagelt haben, weil sie zu groß wurden :teufel2:

  • Servus,


    jetzt machst Du mir aber Arbeit :crazy:


    Zitat

    Es gibt mehrere Arbeiten zu Brutentwicklung, Unterkasten und Futterverwertung. In diesen Arbeiten wird zumeist als Randinfo angemerkt, dass bei akutem Platzmangel die Gynen ihre Legetätigkeit einstellen bzw reduzieren und Larven in ihrer Entwicklung stagnieren können. Bei akutem Platzmangel und nicht möglicher Trennung von Larven und Eiern wird es dann auch zum vermehrten Verspeisen nichttrophischer Eier kommen.
    -> Ein RG-Nest nach Gründungsphase ist somit definitiv nicht förderlich, sondern verzögert im Gegenteil die Entwicklung des Volkes!

    Dem stimme ich in groben Zügen zu. RG's sind tatsächlich in den meisten Fällen nicht gerade die besten Nester- allerdings in vieler Hinsicht praktisch (für den Halter).


    Das sehe ich nichtt so, es sei denn Du meinst "besser für den Halter" :grinning_squinting_face:


    Um mal im schnelldurchlauf durch Deinen Post zu gehen, warst ja wenigstens so nett und hast praktischer Weise die Hauptaussagen zusammengefasst :smiling_face: ;

    Zitat


    -> Im Volk gespeicherte Nahrung fördert nicht das Wachstum, sondern hemmt die Aktivität.

    Ist ja auch ein völlig normales Verhalten, soviel Nahrung wie möglich einzuspeichern. Besonders bei einheimischen Arten- in der Natur ist sowas Überlebenswichtig. Die niedrige Aktivität eine Folge davon, aber doch nur eine hauptsächliche Auswirkung auf den Halter, oder?
    Genauso wie das:

    Zitat

    [....]-> Gyne fett, Arbeiterinnen fett = Null Aktivität


    Sops, alle sind fett, niemand muss Beute suchen = es werden nur sehr wenig Kohlenhydrate verbraucht. Ergo will keine Sau mehr an den Honig gehen und die Heulerei geht wieder los: meine Ameisen mögen keinen Honig :grinning_squinting_face:


    Zitat

    Hat die Larve genug Nahrung aufgenommen, kannst Du noch sieben schmackhafte Leckerbissen anbieten... da geht nichts mehr!
    -> Das hohe Wachstum durch in der Haltung immer übermäßiges Futterangebot lässt sich nicht mehr steigern.

    Das mag zwar bei ein paar Arten zutreffen, allerdings nicht bei allen. Besonders Cataglyphis, Diacamma oder Odontomachus merkt man sehr deutlich, da passt ne Menge in so ne Larve rein. Ich war ganz schön baff, als die Larven meiner Odonotmachus Gründerkönigin ganze Heimchen innerhalb eines Tages verdrückt haben, und auch entsprechend an Größe zugelegt haben. Die Königin hatte viel Auslauf, allerdings war sie selten unterwegs; natürlich war sie dann dankbar, wenn ich ihr die Nahrung direkt vor den Eingang gelegt habe.
    Und natürlich sollte man es im Allgemeinen nicht mit der Fütterung übertreiben; ich habe nicht immer ständig Futterberge vor dem Nest liegen, da stimme ich Dir zu (war ein anderer Punkt von Dir), das wäre eher kontraproduktiv gewesen, und das beschriebene Fehlverhalten tritt auf. Aber wenn man über seine Kolonien bescheit weiß, wie viel sie und wie schnell sie Futter verwerten, kann man das durchaus anpassen.

    Zitat

    -> Langeweile im Ameisenvolk führt zu Fehlverhalten bei Brut- und Gynenpflege


    Das Ameisen aus langeweile die Königin, übertrieben ausgedrückt, "zu Tode" putzen, habe ich noch nie gehört und kann es in keinster Weise bestätigen. Auch von anderen Haltern habe ich derartiges noch nie gehört - vielleicht kannst Du mir ja mit Quellenangabe o.ä. aushelfen? Literatur habe ich auch, Seifert und Dumpert, aber dort steht auch nichts von dem Langeweileverhalten drin.
    Allerdings bei größeren Völkern (von kleinen Terrarien spreche ich auch nur in Verbindung mit kleinen Kolonien!) ist das wiederum etwas anderes. Neben einigen anderen Punkten neigen sie v.a. zu erheblichen Ausbruchsversuchen, da wird eine kleine Box dann doch richtig unpraktisch.


    Zitat


    In der Natur gibt es bis auf extrem wenige Arten keine (Gründer-)Völker, die ihre Nahrung gewöhnlich direkt vor dem Nest finden. Selbst die vielzitierten Eichelbewohner unserer Wälder laufen zur Nahrungsaufnahme wesentlich weitere Strecken, als es selbst die Standard-Formikarien für Camponotus ligniperdus ermöglichen würden.

    Ja, das stimmt. Es hat mich anfangs doch sehr erstaunt, wie weit die kleinen Racker kommen; selbst mein 60x30er Terra reicht ihnen nicht aus, sie krabbeln auch gerne hinaus.

    Zitat

    Ameisengynen können nicht selbst alle notwendigen Nährstoffe produzieren, um die gewaltige Menge an Eiern zu legen. Sie sind darauf angewiesen, dass Arbeiterinnen Proteine vorverdauen und als (profertile) Sekrete an die Gyne liefern, fertig zum Einbau in die Eier!

    Ergänzend hierzu, besonders bei der Nahrungsaufbereitung spielen ausgerechnet die Larven eine zentrale Rolle. Hatte da mal n ganz tollen Beitrag drüber im Netz gefunden, dummerweise bin ich gerade gezwungen an einem anderen PC zu schreibseln, und habe den Link nicht parat. However, in dem Sinne macht das ja keinen wirklichen Unterschied, ob die Nahrung jetzt 1 cm oder 10 cm vom Nesteingang entfernt ist(oder die Größe des Terariums), oder? Es hat vielmehr, wie auch in anderen Teilen Deines Post, etwas mit Sinn bzw. Unsinn von Überfütterung zu tun. Auf die Legeaktivität mag es zwar keine Auswirkungen haben, wie viel man verfüttert, allerdings auf das Larvenwachstum. Letzendlich, wie ich schon oben geschrieben habe, muss man eben seine kleinen Kolonien kennen.

    Zitat

    Sind die Arbeiterinnen dann mal rege in der Arena unterwegs, weil sie einfach unter chronischem Platzmangel leiden und dringend größere Areale suchen, folgen gleich wieder einge Nachteile kleiner Arenen auf die Tarse:[...]

    Wenn die Arbeiterinnen Platzmangel erleiden, dann ist es in der Tat höchste Sahne, sie in ein größeres Terrarium umzusiedeln. Dem stimme ich vollkommen zu, es ging mir mehr um die Gründerkolonien. Beziehungsweise auch schon etwas größere Kolonien; im Normalfall, wenn mehr als 5 Arbeiterinnen dauerhaft unterwegs sind, dann ist die Kolonie wirklich schon etwas größer (artabhängig). Denn, wenn die Kolonie gut genährt sind, dann is da eben keine allzu große Aktivität.


    Zitat


    Gerade Anfänger mit Ihren Starter-Sets in Hagrid-Fingerhut-Größe sind schnell überfordert und permanent hebeln die Ameisen den Schutz aus. Zudem bieten die winzigen Arenen kaum Platz genug, um ordentlich hantieren zu können oder einen sinnvollen Schutz anzubringen.

    Ich bin kein Fan von Antstorearenen, aber mal angenommen, ein Anfänger fängt seine Lasius niger Königin im mittleren Juli, und kauft sich dann (oder schon davor) seine Antstore Arena. Im ersten Jahr wird die Kolonie kaum über 50 Arbeiterinnen hinauskommen, da reicht die kleine Box vollkommen aus. Allerdings bevorzuge ich preiswertere Sachen als Arena für so kleine Völker.


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    Dies führt sogar dazu, das Beutetiere missachtet werden, weil die Ameisen ja ständig irgendwelche Bewegungen um sich herum haben. Oder Beute wird zwar als Feind erlegt, dann aber liegengelassen.

    Das ist wirklich unangenehm- man sollte natürlich nicht so verfüttern, als dass die Ameisen das Beutetier ständig als Feind in Nestnähe erkennen, dass gebe ich zu.



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    Zuerst, als die Ameisenhaltung noch um der Haltung willen betrieben wurde, war man sich einig, dass Ameisen viel Auslauf brauchen und die Formikarien entsprechend groß dimensioniert sein müssen!

    Ist doch heute noch so, bei den meisten? Wie gesagt, ein Volk, bei dem viel unterwegs ist, braucht schon größere Arenen, ein kleines (meinetwegen richtig vollgefressenes) Gründungsvolk eben nicht.

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    Dann kam der erste Jammer, als der Hype auf "interessantere Arten" losging. Man wollte nicht mehr 2 oder 3 Arten intensiv halten, sondern 10 Arten lediglich besitzen! Formikarien sollten möglichst günstig bei max. Größe sein, stapelbar und wenig Platz einnehmen. Was wurde gejammert, dass Platz und Geld Mangelware waren...


    Ja, das erinnert mich an mich selbst. Ich habe mehr als 10 Arten bei mir, einmal von der Faszination gepackt, hat man das Gefühl, etwas wichtiges zu verpassen, wenn man die Art nicht weiter hält. Mit der Erfahrung in der Natur lernt man mehr und mehr, iwe man Kolonien fängt oder eine Königin findet; ich wiederstehe nun häufiger dem Drang, eine umherlaufende Formica rufibarbis Königin aufzuheben, auch wenn sie so verlockend herumläuft.
    Das Ziel meiner Ameisenhaltung ist nicht nur die Freude an der Haltung, sondern auch etwas zu erreichen. Selbst bei einheimischen Arten ist längst nicht alles erforscht, und selbst als Laie kann man erstaunliches Entdecken! Im Moment schreibe ich für meine Schule eine Facharbeit über Camponotus truncatus, und man findet fast niemanden, der diese Art mal gehalten hat. Langeweilig sollen sein, völliger Schwachsinn wenn man sich näher mit ihnen beschäftigt. Ich habe viel recherschiert, auch über andere Colobopsis (die amerikanischen Arten sind etwas ergiebiger was die Infos angeht), und bis heute niemanden gefunden der die Koloniegründung in Gefangenschaft mal gemacht hat. Das nur als Beispiel am Rande.
    Ansonsten erscheint mir, dass der beschriebene Wahn nach besonderen Arten wohl nicht in der Allgemeinheit durchgegriffen hat. LAsius niger, Myrmica rubra, Messor barbarus tausende Haltungsberichte, aber schon bei den doch so häufigen Tetramorium sind Haltungsberichte sehr rar - oder andere Myrmica, sabuleti, schnecki? Hier gibt es noch viel zu entdecken. Und nicht nur im Terrarium! Ich fange oft Königinnen ein, ziehe sie hoch auf ein paar Arbeiterinnen (ja, in einer kleinen Box und nicht in einem 60x30er Terrarium) und lasse sie dann frei.Aber missversteht mich nicht, dass soll kein Aufruf an Anfänger zur Haltung von seltenen Arten sein, sondern eher ein Aufruf dazu, auch mal ein paar Experimente mit seiner KOlonie zu machen, und möglichst viele Beobachtungen anzustellen - und sich auch über ihre Art zu informieren. Ich möchte nicht wissen, wie viele Messor Halter es gibt, die nicht wissen, dass diese Ameisen keien Trophallaxis machen!


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    Es liegt klar auf der Hand, das Ameisenvölker ausreichend Platz benötigen, um sich optimal zu entwickeln.
    Dieses ist Teils wissenschaftlich und teils durch den Forenalltag bewiesen bzw offensichtlich!

    Dagegen sage ich ja gar nichts. Aber kleine Völker entwickeln sich völlig normal, und eminer Meinung nach eben oft sogar besser (z.B., weil es leichter für den Halter ist, in den Boxen für passende Bedingungen zu sorgen als in einem großen Terrarium), in kleinen Boxen.
    Es ist natürlich auch verständlich, dass der Platzbedarf artabhängig ist, wie ich zuvor schon schrieb. Man muss auf die Zeichen der Ameisen achten, damit man weiß, wann ein größeres Terrarium von nöten ist. Polyrhachis dives mit ca 30 Arbeiterinnen konnte ich nur kurz in einer kleinen Box halten, denn bei Platzmangel fangen sie an, ihre Toten umher zu tragen (bei P. dives sowieso eine "Lebensbestimmung"), oder starten ständig Ausbruchsversuche. Man merkt sehr schnell, dass sie sich darin nicht wohlfühlen! Meine Chthonolasius Königin dagegen, die in einem 100 Ameisen starken Lasius cf. psammophilus Volk lebt, braucht kaum Platz- 1-2 Arbeiterinnen in der Arena unterwegs, versuchen nichtmal auszubrechen, ein kleinss bisschen Honigwasser reicht ihnen vollkommen aus (da sie keine Larven haben, besteht keine Nachfrage an tierischer Nahrung). Oder meine Crematogaster scutellaris mit ca. 40 Arbeiterinnen gedeihen auch wudnerbar in der kleinen Box, die ich mit einigen dürren Ästen ausgestattet habe, auf denen die Arbeiterinnen, wie in der Natur auch, gerne umher laufen, und manchmal keline Straßen bilden. Der ausbruchsschutz ist spärlich, es gibt sogar zugegebener Maßen lücken (ein paar mal ist eine einzelne Arbeiterin auf dem Rand der Box gelaufen- ich halte oft ohne Deckel), aber die Kolonie ist klein und vollkommen gut mit der kleinen Box zurecht.Auch bei semiclaustralgründenen Arten ist es paraktisch, der Königin nur eine kleine Auslauffläche zu bieten; in einer großen Arena passiert es schnell, dass z.B. (mal ein Extremfall) die Leptothorax Königin verschwindet, und man weiß nicht wohin- oder ob sie von einer bisher unbemerkten Spinne (man glaubt gar nicht, welches geschick die haben, Ameisne zu fangen; Zitterspinnen sind am Schlimmsten) aufgefuttert wurde.


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    Und zuletzt: lechzt nicht jeder Ameisenhalter nach Aktivität seiner Schützlinge?
    Was nützt mir dann ein Volk, das entweder fettgefressen in der Ecke hockt und sich die Wampe reibt, oder sichtlich unruhig nur nach Fluchtmöglichkeiten sucht.

    Ein Volk das fettgefressen in der Ecke liegt, dem geht es doch gut. Sie ziehen ihre Larven auf, und können so auch mal etwas länger ohne Futter gelassen werden. Ich füttere nicht jeden Tag meine Ameisen, ist häufig davon abhängig was ich an den Fensterscheiben oder sonstwo finde. Und dann ist auch entsprechend was los, wenn ich füttere, egal ob die Arena groß oder klein ist oder wie weit ich das Futter vom Eingang entferne.


    Beim Platz, den man einer Kolonie bietet sollte man allerdings nicht nur an die Grundfläche des Terrariums denken. Ich richte auch die kleinen Terrarien natürlich ein- schon das ein oder andere Laubblatt, oder ein paar alte ÄStchen vergrößern das Terrarium sehr für die Ameisen- als Beipsiel habe ich ja auch schon meine Crematogater scutellaris genannt.
    Um mal ganz kurz zum Thema zurück zukommen; Für Myrmica rubra verwende ich gerne Moos und Laub, sie durchsuchen das immer ganz niedlich nach Beutetieren. Nur muss man aufpassen, feuchtes Moos bevorzugen sie sogar feuchten Ytongnestern!



    Nach dem ganzen Geschreibsel, ich glaube wir haben etwas aneinenader Vorbeigeredet und sind doch irgendwie zum Teil gleicher Meinung? Jedenfalls, meine Schwester meckert mich hier schon an (ich nutze grade ihren PC), ich solle mich gefälligst beeilen, wie kann man nur soviel Nonsens über Ameisenhatung labern :grinning_squinting_face:


    Grüße, Phil

  • Hola,


    mal in aller Kürze geantwortet :ironie:
    vieles, was Du über die Nahrung und Nahrungsangebote in der Haltung geschrieben hast, ist unbestritten.
    Ich habe wohl folgenden Part nicht deutlich genug als Basis aller Aussagen über fettgefressene Ameisen markiert:

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    Zu dicht am Nesteingang platziertes Futter scheint bei Ameisen einen Reinigungstrieb auszulösen und sie kümmern sich vermehrt um die Beutetiere. Teils wird die Beute in das Nest gezerrt, wobei sie aber nicht ausreichend verwertet werden kann, teils werden größere Beutetiere zerlegt und entsorgt. Scheinbar wird ein lohnendes Beutetier schnellst entsorgt, um nicht andere wohlmöglich stärkere Völker auf das Beutetier und somit den Standort des Volkes aufmerksam zu machen.
    Und hier setzt dann auch die Fehlinterpretation ein: teilverwertete, überschüssige Beute wird nicht vermehrt an Gyne und Larven gefüttert, sondern in Kropf und Fettkörpern gespeichert und nur bei Bedarf als Sekret oder Regurgitat and Gyne, Nestgenossin und Larve weitergegeben.

    Kurz gesagt: nur scheinbar findet ein erhöhter Nahrungsumsatz statt, aber effektiv wirkt es sich negativ aus!


    Zitat

    RG's sind tatsächlich in den meisten Fällen nicht gerade die besten Nester- allerdings in vieler Hinsicht praktisch (für den Halter).

    RG sind nur praktisch für Massenabfertigung.
    Jede handelsübliche Tic-Tac-Dose schlägt ein RG um Längen in jeder Hinsicht, aus Sicht des Halters wie auch aus der der Ameisen!



    Zitat

    Hat die Larve genug Nahrung aufgenommen, kannst Du noch sieben schmackhafte Leckerbissen anbieten... da geht nichts mehr!

    Zitat

    Das mag zwar bei ein paar Arten zutreffen, allerdings nicht bei allen.

    Das gilt für alle Arten! Wenn sie satt ist, geht nunmal nichts mehr rein!
    Aber: die Assage bezog sich auf obiges Zitat: scheinbar erhöhter Nahrungsumsatz!

    Zitat

    Die Königin hatte viel Auslauf, allerdings war sie selten unterwegs; natürlich war sie dann dankbar, wenn ich ihr die Nahrung direkt vor den Eingang gelegt habe.

    Woher weißt Du, dass sie dankbar war? Woher weißt Du, dass sie es toll fand, direkt vorm Nest Nahrung zu finden, die in der Natur sofort andere Völker anlocken würde, die kurzhand auch gleich die Gyne samt Brut verputzen würden. Oder evtl muss sie gar laufen, um ihren Kot entfernt vom Nest abzusetzen?
    Vielmehr ist es doch so, dass Du nur glaubst, der Gyne einen Gefallen damit zu tun... es aber nicht weißt!


    Zitat

    Das Ameisen aus langeweile die Königin, übertrieben ausgedrückt, "zu Tode" putzen, habe ich noch nie gehört und kann es in keinster Weise bestätigen. Auch von anderen Haltern habe ich derartiges noch nie gehört - vielleicht kannst Du mir ja mit Quellenangabe o.ä. aushelfen?

    Gerade zu Cataglyphis und Polyrhachis ist ein entsprechendes Fehlverhalten durch Bewegungsmangel bekannt, auch in Halterkreisen. Meine Info zu Cataglyphis stammt aus zwei pers. Mitteilungen entspr. Fachmänners, muss mal schauen ob ich das in irgendeiner Arbeit wiederfinde. Leider sind gerade die Themen, die uns Halter betreffen, für die Wissenschaft eigentl. vollkommen uninteressant und nur als Randbemerkungen oder in Gesprächen zu erfahren :frowning_face:


    Zitat

    Ergänzend hierzu, besonders bei der Nahrungsaufbereitung spielen ausgerechnet die Larven eine zentrale Rolle.

    Du sprichst hier die Verdauungsfunktion der Larven an?
    Nicht verallgemeinern! Das ist bisher nur bei einer einzigen Ameisenart, Pheidole spadonia, beobachtet worden!
    Die Arbeiterinnen legen den Larven im 4. Stadium Futterbrocken auf den Bauch. Der Brocken wird mit den larvalen Mandibeln ergriffen, gedreht und mit hochgewürgten Verdauungssekreten benetzt. Ist der Brocken dann vorverdaut, wird die Suppe von den Arbeiterinnen wieder aufgeleckt und im Volk vereilt.
    Bei allen anderen Arten, bei denen das Larvenleben untersucht wurde, wurden bisher keine Larven gefunden, die Nahrung vorverdaut und abgegeben hätten. Maximal lässt sich bisher nur vermuten, dass dieses Verhalten sich bei allen Pheidole-Vertreterinnen etabliert hat, und es bleibt vage zu vermuten, wie viele weitere Gattungen gleiches Verhalten zeigen und ihre Larven zur Verdauung heranziehen... aber: nur Vermutungen!



    Si.AG4, wir können uns nebenbei beglückwünschen, haben wir doch gerade einen netten Thread zerschossen... :schaem:

  • denn bei Platzmangel fangen sie an, ihre Toten umher zu tragen


    Oha, das haben meine Myrmica rubras auch gemacht. Teilweise habe ich ihnen nach zwei Tagen die Toten gewaltsam entrissen, weil ich die Todesursache bei meinem Massensterben nicht wusste und Angst hatte, dass evtl. die Erregerdichte steigt, wenn ich die Leichen drin lasse.
    Die sind wirklich mehrere Tage immer mit den Toten umhergelaufen, Scheiben hoch, wieder runter, durch die Arena, auf der anderen Seite die Scheibe hoch.


    Mein Volk besteht aus schätzungsweise... hm.... 80 Arbeiterinnen und ich hab ein Doppelappartement 30x20x20. Ich dachte das reicht erstmal ne Weile? Also eng sieht es für mich nicht aus. Trotzdem dieses Verhalten und das Gefühl, sie würden ihre Toten gern an einen weiter entfernten Ort bringen. Deswegen hatte ich kurzfristig auch eine Miniarena als Müllhalte und Leichenplatz angeschlossen, aber die wurde nicht genutzt.


    Vermutlich habe ich als Anfänger nen typischen Fehler gemacht und mich für ein Appartement entschieden, das den Ameisen nicht die Möglichkeit bietet, Nest und Arena räumlich zu trennen, sodass sie keinen Platz finden, um ihre Toten abzuladen?
    Bei einem Schlauch zwischen seperatem Nest und Arena ist die Distanz ja wesentlich größer.


    Zu dicht am Nesteingang platziertes Futter scheint bei Ameisen einen Reinigungstrieb auszulösen und sie kümmern sich vermehrt um die Beutetiere. Teils wird die Beute in das Nest gezerrt, wobei sie aber nicht ausreichend verwertet werden kann, teils werden größere Beutetiere zerlegt und entsorgt.


    Auch das konnte ich beobachten.... meine Kolonie nimmt wirklich JEDES Futtertier an, zerrt es ins Nest und am nächsten Tag liegt es ausgelutscht in der Arena.



    Also ich persönlich finde es netter, Arena und Nest in einem zu haben (falls jemand nicht weiß, was ein Appartement ist: Das ist ein Glaskasten mit Podest, vorn und hinten ne Farm, also alles in einem), weil ich dieses Schlauchgedöns nicht mag. Aber funktionell ist das vielleicht gerade falsch, weil die Ameisen weiter laufen wollen?
    Wäre es sinnvoll den Ameisen ein separates Nest anszubieten? Obwohl die Koloniegröße das Formicarium nicht gerade überfüllt?

  • Ich will den ausgebrochenen interessanten Diskurs nicht stören :grinning_face_with_smiling_eyes: wollte aber nur bekanntgeben, dass die ürsprüngliche Frage sich erübrigt hat, die Ameisen haben heute zu einem dutzend die Arena gestürmt und sind über Wasser und Futter hergefallen.



    Zu der Diskussion zur Arenengröße...da halte ich mich lieber raus. Groß ist sicher für die Ameisen besser, da es naturnaher ist. Klein ist für die Geldbörse des Halters besser und was für die Beobachtung besser ist...Tja, da wird es nie eine Meinung geben...

  • Hallo,


    erstmal @maggie; Die toten Arbeiterinnen werden in der Natur häufig so weit wie möglich vom Nest weggetragen, da sie möglicherweise Krankheitenheitsüberträger oder Parasiten haben, die gefährlich für die Kolonie wären, oder Fressfeinde oder andere Ameisen anlocken könnten. Die werden also so weit wie möglich vom Nest weggetragen; In der Haltung funktioniert dass dann einfach nicht, und so rennen die Arbeiterinnen manchmal tagelang herum, wenn man ihnen das tote Tier nicht wegnimmt. Je weniger Platz vborhanden ist, umso schlimmer ist dieses Verhalten. Bedeutet jetzt aber nicht zwangsweise, dass Deine M. rubra ein viel zu kleines Terrarium haben. Wenn sowas öfters vorkommt, ist es praktisch, ein kleines Abfallbecken anzuschließen, dort tragen sie dann alles hin, was weit weg von der Kolonie sein muss, also Abfall und Leichen.


    Zitat

    Si.AG4, wir können uns nebenbei beglückwünschen, haben wir doch gerade einen netten Thread zerschossen... :schaem:

    Stimmt... Sorry Finntroll! Im Internet ist das immer so ne Sache; würde man sich mal persönlich treffen, und sich ernsthaft darüber unterhalten, käme man sicherlich auf einen gemeinsamen Nenner. Und vor allem gäbe es weniger Missverständnisse!


    Zitat

    RG sind nur praktisch für Massenabfertigung.

    Also ich finde RG's gerade deshalb praktisch, weil man sie wirklich längere Zeit in Ruhe lassen kann, durch den Wasser Tank und so. Tic Tac Dosen verwende ich zwar auch gerne, allerdings macht man dann mal Fehler mit der Befeuchtung; und zudem sind sie aus Glas, sprich gute Einsicht, auch mit dem Bino (was für kleine Arten sehr praktisch ist). Mit anderen Nestarten für Gründungsvölkern habe ich einige schelchte Erfahrungen gemacht, im Urlaub trocknet da leider schnell was weg.
    Außerdem kann man die RG's auch noch praktisch umgestalten, dass es den Ameisen besser gefällt. Ich habe gute Erfharungen damit gemacht, etwas passend feuchte Erde hinein zu tun, die Königinnen sind dann immer sehr kreativ und bauen hübsche Kammern hinein. Oder für Dolichoderus quadripunctatus und Camponotus truncatus verwende ich so eine praktische Konstruktion:
    [Blockierte Grafik: http://www.upload.eusozial.de/i/t/tuydx467mbjy.jpg]


    Zur Odontomachus; Also sie hat mich mit viel Nachwuchs erfreut, und blickt mir jeden Morgen mit weit auseinander gesperrten, grinsenden Mund entgegen ;D Ja, vielmehr glaube ich ihr damit einen Gefallen getan zu haben, das gebe ich zu. Und bleibe dabei; denn umgekehrt kann ich auch nicht wissen, ob ich ihr keinen Gefallen getan habe. Na ja, bin offen für alles; Werde mal meine Manica rubida Königin extra weit rennen lassen zum Futter, zum Testen, ob sie das wirklich lieber mag (was sich durch bessere Entwicklung äußert? Oder durch was?).

    Zitat

    Du sprichst hier die Verdauungsfunktion der Larven an?
    Nicht verallgemeinern! Das ist bisher nur bei einer einzigen Pheidole-Art beobachtet worden!

    Nein, das war nicht im Zusammenhang zu Pheidole, sondern zu vielen andern Arten. ICh finde nur den verdammten Link nicht! War jedenfalls sehr ausführlich; es ging in der Tat darum, dass die Larven große Futterbrocken verarbeiten, um sie dann an die Arbeiterinnen weiterzufüttern. Bei wie vielen Arten dass so ist, weiß ich nicht; als Extrembeispiel der Abhängigkeit wurde Amblyopone genannt.


    Zu dem Langeweileverhalten; Gut, bei Cataglyphis wundert mich das nicht, die Gattung würde ich nie in einer kleinen Box halten- genausowenig wie (die meisten) Polyrhachis. Die Frage ist, ob das auch z.B. bei Lasius passieren kann? Ich weiß es nicht, glaube aber eher nicht.


    Grüße, Phil

    • Offizieller Beitrag

    Ach, wie habe ich diese langen Posts vermisst, wie in den guten alten Zeiten (jaja, früher war halt sogar die Zukunft besser ;))



    Zum Thema RGs als Nest: Dass RGs nicht gerade das optimale Nest sind sagen viele von uns. Diese Ansicht teilte ich bisher auch uneingeschränkt. Denn JEDE meiner Kolonien hat bisher nach Möglichkeit irgendwo anders genistet (Ytong, Farm, oder auch ungewollt in der Arena... man kennt es ja)
    Was mich dazu nun allerdings stark erstaunt ist die Tatsache, dass meine Messor minor hesperius zwar ihre neue Farm sofort in Beschlag genommen haben, dort allerdings nur wie wild graben und stattdessen ihre Brut plus Gyne in einem kleinen RG belassen, das dort angeschlossen ist (das eigentlich für die Körner gedacht war... der Plan ging auch tatsächlich auf, aber das RG platzt eben auch fast vor Brut...).


    Nun frage ich mich: Wieso zum Teufel sitzt die Gyne mit der halben Brut in einem winzigen RG ohne Wassertank, anstatt in die schöne, leicht feuchte Farm zu ziehen, in eine wunderschöne, neu gegrabene Kammer? :frage:



    Zum Thema Futter: Ich kann es ehrlich gesagt nicht verstehen, wenn man Futterberge anbietet. Das resultiert - wie bereits andere gesagt haben - nur darin, dass die Futtertiere oder der Honig nicht richtig verwertet werden.
    Alle paar Tage reicht.



    Und achja, sorry Finntroll, das Thema erweitert sich gerade etwas wie du siehst :grinning_squinting_face:
    Kommt vor...

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