Verfrühte Winterruhe - wie steht´s bei euch?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr Lieben,


    aus reiner Interesse möchte ich mich mal umhorchen, wie es dieses Jahr so mit den Arten aussieht, die einem endogenen Rhythmus folgen (also "von selbst" und temperaturunabhängig in die Winterruhe starten, während man bei anderen Arten als Halter die Temperaturen teils selbst absenken muss). Allen voran sind die endogenen Arten bei uns die einheimischen Camponotus ligniperdus und Camponotus herculeanus.


    Letztes Jahr bekam ich von einigen Seiten aus zu hören, dass eine sehr stark verfrühte Winterruhe seitens der Ameisen eingeleitet wurde und auch bei mir zogen sich meine einheimischen und kanadischen Camponotus bereits Anfang Juli (!) in die Winterruhe zurück. Das führte bei mir mutmaßlich zu schweren Schäden an den Kolonien, die zwei kanadische Camponotus sp. haben die Winterruhe gar nicht erst überstanden, eine Camponotus herculeanus Gyne blieb verwaist ohne Arbeiterinnen zurück, fraß in den Folgemonaten ihre Brut- und konnte nicht noch einmal erfolgreich gründen (sie harrt nun aus und ich warte darauf, ihr Puppen aus meiner Gründerkolonie aus dem diesjährigen Schwarmflug zuführen zu können).


    Dieses Jahr allerdings scheint alles seinen gewohnten Gang zu gehen. Meine Camponotus herculeanus Gyne gründete erfolgreich - wenngleich mit einem mageren Ergebnis von gerade einmal einer Pygmäe...
    Aber immerhin ist die Kolonie munter, Brut im Larvenstadium ist ausreichend vorhanden, wächst aber nurmehr sehr sehr langsam heran.
    Ich vermute also, dass die Kolonie durchaus schon damit beginnt, die Winterruhe vorzubereiten. Eier existieren nicht, Puppen schon gar nicht, aus oben genanntem Grunde.



    Wie steht´s bei euch? Wie verhalten sich eure endogenen Arten dieses Jahr?
    Und wie stand es im Jahr 2009?



    Schöne Grüße,
    ice

  • Bei meinen Camponotus herculeanus (ca. 250 Arbeiterinnen stark) herrscht noch reger Verkehr in der Arena und Honig/Futterinsekten werden noch gerne Besucht. Nach Winterruhe sieht es bei mir noch nicht aus.


    Zum Verhalten im letzten Jahr kann ich leider nichts sagen da ich sie erst dieses Jahr bekommen habe.


    lG
    Skrag

  • Hallo,


    bei mir liefs recht normal. Lasius cf. alienus Königin hat seit vorgestern die ersten frischgehsclüpften Pygmäen an ihrer Seite, Myrmica schencki Königin seit gestern die erste Puppe, drei Camponotus herculeanus Königinnen kleine Larven die so wahrscheinlich überwintern werden, Chthonolasius sp. hat viele kleine Larven und noch schlüpfende Eier, die auch wahrshceinlich so überwintern werden, Raptiformica sanguinea Königin hat die ersten eigenen Puppen und noch letzte Larven, und auch in der Natur wird gerade der letzte Brutschub hochgezogen (bei Lasius niger). Es ist daher kein unnatürliches Verhalten, wenn sich Eure Ameisen jetzt winterruheartig verhalten. Alle Serviformica von diesem Jahr sind ohne Brut, nur die Manica rubida hält sich nicht an natürliche Vorgaben (nur kleine Larven), das liegt aber daran, dass sie nochmal gründen musste.



    Grüße, Phil

  • Phil... welche Deiner Arten hatte noch gleich eine "endogen gesteuerte Winterruhe", nach der gefragt wurde? :grinning_squinting_face:



    Sorry wenn ich die Aussage hier ausbreite... aber es soll ja niemand auf die Idee gebracht werden, eine Winterruhe sei etwas gefährliches oder gar mit Risiko verbunden :grinning_squinting_face:
    Ice:

    Zitat

    ...bei mir zogen sich meine einheimischen und kanadischen Camponotus bereits Anfang Juli (!) in die Winterruhe zurück. Das führte bei mir mutmaßlich zu schweren Schäden an den Kolonien...

    Das schließe ich für endogen gesteuerte Winterruhe aus!
    Eine verfrühte Winterruhe kann kein Grund für erhöhte Sterblichkeit sein, denn sie wird wie eine vollkommen normale Winterruhe eingeleitet und gehalten.
    Die Ameisen "wissen" bereits Wochen vorher, dass es bald soweit ist, und nicht erst ein paar Tage vorher! Die Ameisen schrecken auch nicht plötzlich aus dem Schlummer hoch und denken: "Scheiße, Morgen Kinder wirds was geben... und ich hab noch keine Schals gestrickt!" Die Stimmung zur Winterruhe ist vielmehr eine langfristige Änderung des Verhaltens, und die Winterruhe kann erst gehalten werden, wenn die Vorbereitungen abgeschlossen sind.


    Sobald sie den Drive zum Schnee-Schnarchen bekommen, verändert sich vieles in einem Volk: die Eiablage bleibt aus und restliche Larven stagnieren in der Entwicklung, sehr weit entwickelte Larven werden schnell noch zur Verpuppung gebracht. Die Nahrungszusammensetzung ändert sich, die Imagines werden fetter und die Gaster wird praller. Zuerst gibt es sogar erhöhte Aktivität, um das Volk noch so richtig mit Nahrung vollzustopfen und das Nest etwas "Wintertauglicher" zu gestalten. Etwas später werden die Larven winterfest gemacht: oben Zucker reingestopft und unten ausgeschiedenes Wasser aufgeleckt. Erst jetzt kann der Halter sicher anhand der Larven beurteilen, ob es in die Winterruhe geht. Sobald alle Larven gestopft und entwässert sind und die Imagines genug Nahrung gebunkert haben, lässt schlagartig die Außenaktivität nach... erst jetzt erkennen und sprechen viele Halter von einer Stimmung zur Winterruhe, obwohl die Ameisen schon seit langem daran herumschrauben.


    Es ist also egal, wann die Ameisen in Winterruhe gehen, sie haben immer genug Zeit, sich darauf vorzubereiten!


    Anfang Juli in Winterruhe?
    Wenn dem einige Haltungparameter vorangegangen sind, durchaus denkbar... zu hohe Haltungstemperatur, verschobene letzte Winterruhe, Klimaherkunft nicht angepasst
    Aber ich halte es für ebenso wahrscheinlich, dass es keine Winterruhe war, sondern eine Sommerruhe/Sommerpause mit fast identischen Anzeichen!
    Wenn Du in Sommerruhe/Sommerpause befindliche Völker eingewintert hast, sind die von Dir knapp geschilderten hohen Verluste durchaus erklärlich und logisch!

  • Hmm, meine Lasius niger hatten sich vorgestern mit 10 Arbeiterinnen auf den Honig gestürzt (ca 40 insgesammt). Seit dem ist Ende im Gelände, es lässt sich nur noch vereinzelnt eine blicken, davor war aber auch schon immer weniger Aktivität zu beobachten, und wenn ich mal nach ihnen gucke sind alle ganz träge und überhauptnicht panisch am rumwuseln wie sonst. Sie haben sogar eine Fliege ignoriert (ihr Lieblingsfutter). Es sind aber noch zig Puppen und Eier vorhanden. Soll ich noch warten bis die Puppen geschlüpft sind oder soll ich schon anfangen die Temperaturen runterzudrehen?
    Bin etwas verunsichert, ist meine erste Winterruhe und ich hab keine Ahnung wann ich sie einwintern soll wo jetzt alle davon reden das die Ameisen schon in WR gehen wollen...
    lg Hadesos

  • Hoi,


    Zitat

    Phil... welche Deiner Arten hatte noch gleich eine "endogen gesteuerte Winterruhe", nach der gefragt wurde? :grinning_squinting_face:

    Schlichtweg: Ich weiß es nicht von allen. Die strikte Unterteilung in endo- und exogen gefällt mir ohnehin nicht. Wie schon in einem anderen Thread dargestellt, gibt es z.B. Lasius niger, die bei weiteren warmen Temperaturen sich ganz normal Verhalten, und wiederrum welche, die partout ihre Winterruhe einhalten wollen. Wer weiß, bei welchen Arten solche intraspezifischen Unterschiede noch vorkommen.


    Grüße, Phil

  • Hadesos: Ich glaub, deine Lasius niger wollen noch nicht in die WR. Dass sie nicht ans Futter gehen und nur wenig verbrauchen liegt daran, dass sie genug haben. Insbesondere bei kleinen Kolonien ist es so, dass nach ausreichender Futteraufnahme eine Pause eingelegt wird, in der nichts außerhalb des Nestes los ist und innerhalb auch eher wenig.


    Dazu kommt bei deiner Kolonie als "Beweis" für eine Nicht-Bereitschaft für die WR noch, dass Eier und Puppen vorhanden sind. Eier und Puppen sind überhaupt kein Zeichen für eine nahende Winterruhe und man sollte es vermeiden, Ameisen mit diesen Brutstadien einzuwintern, da die Brut ansonsten stirbt. Lediglich Larven sind in der Lage, zu überwintern.
    Micky

  • Micky:


    Zitat

    Dazu kommt bei deiner Kolonie als "Beweis" für eine Nicht-Bereitschaft für die WR noch, dass Eier und Puppen vorhanden sind. Eier und Puppen sind überhaupt kein Zeichen für eine nahende Winterruhe und man sollte es vermeiden, Ameisen mit diesen Brutstadien einzuwintern, da die Brut ansonsten stirbt. Lediglich Larven sind in der Lage, zu überwintern.
    Micky


    Mal vom Kontext des endogenen/exogenen losgelöst...Bedeutet dies im Rückschluss, dass wenn MItte/Ende September nur Larven da sind, man die Gelegenheit nutzen sollte sie in die WR zu schicken, damit daraus ja nicht Puppen werden?

  • "Finntroll
    Nein, das heißt es nicht!
    Aber es ist naheliegend, dass ein Volk ohne Eier und Puppen im September in die Bereitschaft zur Winterruhe gegangen ist bzw diese unmittelbar erreicht!
    Sobald diese Bereitschaft erreicht ist, wird das Volk keine Larven mehr zur Verpuppung bringen, da diese in der bevorstehenden Winterruhe keine Chance hätten und die investierte Arbeit zum Teufel wäre. Es ist also immer Zeit, ein 2-3 Wochen zu warten und die Völker passend Mitte/Ende Oktober in den Kühler zu stecken.



    Phil:
    Du solltest noch einmal die Begrifflichkeiten sortieren... es ging hier um endogen gesteuerte Winterruhe!
    Das heißt Schlichtweg: Du weißt es nur von zwei Arten, nämlich Campontus ligniperdus und C. herculeanus... alles andere ist bisher Spekulation und unwahrscheinlich!
    Bitte trenne den endogenen Jahresrhythmus und die endogen gesteuerte Winterruhe! Hier ist besonders auf den jeweiligen Kontext zu achten...


    Zitat

    Wie schon in einem anderen Thread dargestellt, gibt es z.B. Lasius niger, die bei weiteren warmen Temperaturen sich ganz normal Verhalten, und wiederrum welche, die partout ihre Winterruhe einhalten wollen. Wer weiß, bei welchen Arten solche intraspezifischen Unterschiede noch vorkommen.

    Wie schon an etlichen anderen Stellen geschrieben ist diese Darstellung sicherlich für einheimische Völker unzutreffend, und ist weder bewiesen noch naheliegend!
    In weit über 100 aufgezogenen und beobachteten deutschen Völkern Lasius niger hatte ich nicht ein einziges atomgetriebenes Super-Völkchen, das sich aus 40.000 Jahren Evolution ausklinkte und den endogenen Jahresrhythmus ignorierte. Das wäre auch Selbstmord in der Natur... stellt Euch doch einfach mal dieses Szenario vor:
    die gesamte Natur stellt sich im September - Oktober auf die bevorstehende Winterruhe ein, nur einige mutige Völkchen Lasius niger ignorieren die innere Uhr und treiben ein normales Sommergeschäft. Jetzt kommt der übliche Goldene Oktober mit >20°C und dann der typische Kälteeinbruch binnen 1 - 2 Tagen.
    Was macht jetzt bitte das Super-Völkchen?
    Im Nest liegen nun Hunderte vergammelnder Eier und Puppen, die entsorgt werden müssen, zudem ist die in die Brutaufzucht investierte Arbeit und Nahrung verloren, die dabei verunglückten Imagines sinnlos gestorben. Keine Larve ist eingewintert, und die Imagines sind nicht mit "Zuckern", sondern mit Proteinen und profertilem Sekret voll. Die Natur jedoch ist in Winterruhe und die Nahrung mehr als knapp, dringend benötigter Honigtau oder Nektar nicht mehr zu bekommen... zumal das typisch nasskalte, verregnete Wetter ein Furagieren unmöglich bis sehr schwer macht!
    Als weitere Folge ist durch das Puppensterben die Larvenmenge geschrumpft, und das Volk startet in die kommende Sommer-Saison mit weniger Imagines und erheblich weniger Nachwuchs und somit geschwächt gegenüber anderen Völkern.
    Kurz: das Volk hätte kaum eine Chance zum Überleben!

  • Hallo Sahal,


    mag sein, dass es bei Dir nie geklappt hat. Aber bei anderen. Nochmal; Die Königinnen legen nach einer gewissen Zeit der Nicht-Einwinterung einfach weiterhin Eier. Also, man siehe mal bei The Paranoid: http://www.eatenbyinsects.de/a…sius_niger_Winterruhe.php
    Bei dem Kerlchen hier im Antstoreforum: http://www.antstore.net/viewto…&t=14745&p=126700#p126700 (der hat sogar noch weitere Berichte verlinkt)
    Und der Gründer vom Ameisenforum macht es sogar fast immer, und bekommt so besser seine Gründungsvölkchen durch: http://www.ameisenforum.de/196367-post3.html

    Zitat

    Das wäre auch Selbstmord in der Natur... stellt Euch doch einfach mal dieses Szenario vor:
    die gesamte Natur stellt sich im September - Oktober auf die bevorstehende Winterruhe ein, nur einige mutige Völkchen Lasius niger ignorieren die innere Uhr und treiben ein normales Sommergeschäft. Jetzt kommt der übliche Goldene Oktober mit >20°C und dann der typische Kälteeinbruch binnen 1 - 2 Tagen.
    Was macht jetzt bitte das Super-Völkchen?

    Dann müsste das auf jede einheimische Art zutreffen. Und schon meine damaligen Tetramorium haben einfach weitergemacht, ohne irgendwelche entwicklungstechnischen Unterschiede. Grundsätzlich haben die Ameisen natürlich eine Vorstellung, wann die Winterruhe eintrifft; Aber einige machen dann halt einfach weiter, wenn es nicht passiert. Wohl gemerkt nicht alle: Von Serviformica lusatica weiß ich (durch ide Boebachtung eines anderen), dass sie trotz Warmhaltung keine Eier mehr legen, erst wenn wieder Frühlingszeit ist. Ob die Entwicklung "normal" stattfindet oder nicht, ist natürlich sehr umstritten. Konsequenzen auf lange Sicht wird es sehr wahrscheinlich haben.


    Grüße, Phil

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Sahal

    Anfang Juli in Winterruhe?
    Wenn dem einige Haltungparameter vorangegangen sind, durchaus denkbar... zu hohe Haltungstemperatur, verschobene letzte Winterruhe, Klimaherkunft nicht angepasst
    Aber ich halte es für ebenso wahrscheinlich, dass es keine Winterruhe war, sondern eine Sommerruhe/Sommerpause mit fast identischen Anzeichen!
    Wenn Du in Sommerruhe/Sommerpause befindliche Völker eingewintert hast, sind die von Dir knapp geschilderten hohen Verluste durchaus erklärlich und logisch!


    Nein, natürlich hab ich die Winterruhe nicht im Juli eingeleitet... ich wollte das ja nicht noch unnötig verschärfen, habe dann "erst" im September die Ameisen in den Keller verfrachtet, dort war die Temperatur 15°C und fiel dann mit fortschreitender Zeit auf unter 10°C wie im Winter gewünscht. Bis ich sie wirklich einwinterte tat sich auch nichts weiter. Inaktivität der Imagines, null Larvenwachstum... zumal sie ziemlich entwässert aussahen. Für mich sah es so aus, als wäre das Sommergeschäft dieses Jahr auf Eis gelegt worden.


    Was ihren Rhythmus wohl durcheinander gebracht hat, ist mir schleierhaft. Ich beheize Formis einheimischer Arten nicht. Die Umgebungstemperatur im Sommer war also gemäßigt, etwa 25°C.
    Seltsam ist jedenfalls, dass sowohl die kanadischen, als auch die einheimischen Arten betroffen waren (die kanadischen waren auf jeden Fall ebenfalls endogen, wie ich von anderen Haltern später erfuhr, deren Kolonien wohlauf lebten)


    Ich war nur verwundert, dass ich bei Weitem nicht der Einzige 2009 mit diesem Problem war. Ich meine mich an min 3 weitere Fälle in meinem weiteren Bekanntenkreis zu erinnern und das waren allesamt keine blutigen Anfänger, die Zeichen schnell missdeuten.

  • Hola,


    habe die letzten Tage je nach Zeit die Foren nach Berichten, Beiträgen und Verweisen durchforstet und die ein oder andere Diskussion geführt.
    Eins ist dabei ganz klar geworden: Lasius niger muss eine Zauber-Ameise sein :grinning_squinting_face:


    Je nach Gesinnung sind jetzt ganze 4 verschiedene, teils widersprüchliche Verhaltensmuster gaaaanz sicher in den Foren beschrieben worden, natürlich alle zuverlässiger Quelle!


    1) reduzierte Aktivität, warten auf Winterruhe (Klassiker, bestätigt)
    2) tatsächliche endogene Winterruhe trotz hoher Haltungstemperatur
    3) nach anfänglicher Stimmung zur Winterruhe schnelle Wiederaufnahme der Eiablage, teils reduziert
    4) unterbrechungsfreie Einablage, also voller Verzicht auf jegliche Winterruhe
    Vor allem Punkt 3 und 4 werden gerne wahllos durcheinander verwendet.


    Nun, wie wahrscheinlich ist es, dass eine in Deutschland lebende Ameisenart 4 unterschiedliche, sich teils widersprechende Verhaltensmuster zeigt?
    Wohlgemerkt "zeigt", nicht "zeigen kann"! Aus den Berichten sind weder Umweltbedingungen, Alter, Herkunft noch sonstige Faktoren auffällig, die versch. Muster bedingen würden. Die Argumentation lautet ja auch: "Je nach Gyne verschieden, es gibt solche und solche"!
    Auch ist auffällig, das kaum jemand einräumt, evtl. eine andere Art zu pflegen... nicht das Lasius niger häufig falsch bestimmt wäre!
    Schwarz und Fett = Lasius niger!


    Wer sich die Berichte und Beiträge neutral und aufmerksam durchliest, wird eher stutzig als sich zu vollmundigen Aussagen hinreißen zu lassen, die plötzlich allen einheimischen Arten die Winterruhe in Frage stellt oder auch nur die Winteruhe für Lasius niger als "persönliche Vorliebe der Gyne" darzustellen.
    In den Foren wurde bisher immer gelogen, gefaked, die Wahrheit "gedehnt" und vor allem Tatsachen verschwiegen, um sein Recht zu bekommen, sich in besserem Licht zu präsentieren oder eher fragliche Behauptungen zu stützen! (Erst jüngst musste ich feststellen, dass ein Versuch zur "Fütterung bei Gründung" gefälscht, zumindest aber höchst schlampig mit unmöglichen Zahlen erfasst, ziemlich aggressiv in entsprechenden Diskussionen eingebracht und als alles entscheidender Beweis proklamiert wurde!)
    Dazu kommt ein Haufen Fehlinterpretationen und Wunschdenken, die hinein interpretiert werden. Ganz schlimm wird es dann, wenn recht frische Halter nach einem Jahr mit praktisch jeder einheimischen Art fette Erfahrungen haben und alles schon selbst erlebt bzw in hunderten Mitteilungen gelesen haben.
    Ich denke, jeder weiß wovon ich spreche, und warum ich derart widersprüchliche oder revolutionäre Berichte immer mit Vorsicht genieße und dazu rate, sich ersteinmal an althergebrachte Regeln zu halten.


    Zitat

    Dann müsste das auf jede einheimische Art zutreffen.


    Wird nicht immer wieder vor Verallgemeinerungen gewarnt? Nur weil eine Art dies und das macht, müssen es alle anderen Arten auch machen/können/tun/wollen/lieben?
    Und vor allen, siehe oben, was und wieso hat Art A gemacht, was auf Art B übertragen werden soll?



    Nun taucht sicher die Frage auf, warum ich so vehement gegen schlampige oder ungerechtfertigt vollmundige Aussagen poste?
    Weil ich schon wieder kotze... lest einfach nur mal einen Post über mir!
    Jetzt wird die Winterruhe in höchst subjektiv beeinflussender Formulierung schon nur noch angeblich endogen eingeleitet.
    Was glaubt ihr, was sich bei einem Anfänger für eine Meinung bildet, wenn er derartige Aussagen liest? Automatisch wird die ganze Winterruhe generell in Frage gestellt und als "angeblich" eingestuft. Ist das die Information, die Ihr weitergeben wollt und Konsequenzen, die Ihr beabsichtigt?
    Ich denke, eine etwas realitätsnähere und zutreffendere Formlierung wie etwa "vereinzelt haben Gynen wohl auf Winterruhe verzichtet" ist eher fair gegenüber denjenigen, die lernen wollen und sich auf Eure Aussagen verlassen.

  • Hallo,


    die Fülle von Berichten verwirrt natürlich. Bei manchen bin ich auch skeptisch, aber es gibt auch glaubenswürdige - ich vertraue den Personen, die es mir auch persönlich erzählt haben. Zugegeben, ich selbst habe es noch nicht gemacht, nur einmal probiert, und es war der Fall No1.

    Zitat

    Vor allem Punkt 3 und 4 werden gerne wahllos durcheinander verwendet.

    Könnte daran liegen, dass die Unterschiede nicht sonderlich gut erkennbar sind; besonders die "Produktivität" von jungen, frisch gegründeten Königinnen unterscheiden sich individuell stark (z.B. das eine Volk schafft es auf 30, das andere nur auf 15 Pygmäen bis zum Winter), und es ist schwer zu sagen, ob sie nun weniger Eier als normal legt, oder eben nicht. Das sind ja in allen Fällen nur laienhafte Tests. Ich gehe davon aus, dass Fall 3 zutreffend ist.

    Zitat

    Wer sich die Berichte und Beiträge neutral und aufmerksam durchliest, wird eher stutzig als sich zu vollmundigen Aussagen hinreißen zu lassen, die plötzlich allen einheimischen Arten die Winterruhe in Frage stellt oder auch nur die Winteruhe für Lasius niger als "persönliche Vorliebe der Gyne" darzustellen.


    Wenn man davon ausgeht, dass die Berichte wahr sind, dann ist die "persönliche Vorliebe der Gyne" nicht unbedingt falsch interpretiert. Aber gut, ich gebe zu, ich vertraue fast jeden, bin etwas naiv in der Hinsicht.


    Meinen zweiten Teil des Postes hast Du missverstanden. Die verallgemeinernde Aussage habe ich aus Deinem Szenario hergeleitet. Zur Erinnerung:

    Zitat von Sahal

    Das wäre auch Selbstmord in der Natur... stellt Euch doch einfach mal dieses Szenario vor:
    die gesamte Natur stellt sich im September - Oktober auf die bevorstehende Winterruhe ein, nur einige mutige Völkchen Lasius niger ignorieren die innere Uhr und treiben ein normales Sommergeschäft. Jetzt kommt der übliche Goldene Oktober mit >20°C und dann der typische Kälteeinbruch binnen 1 - 2 Tagen.
    Was macht jetzt bitte das Super-Völkchen?


    Schließlich würde ein plötzlicher Wintereinbruch alle Arten betreffen. Deine Szenario Darstellung halte ich daher für falsch (also dass dem "Supervölkchen" Eier und Puppen wegsterben)- bei plötzlichen Kälteeinbruch verzieht sich die Kolonie in die Tiefe (kein Frost- einer der Gründe warum auch z.B. Linepithema humile den Winter überstehen kann); die paar warmen Tage im Oktober reichen wohl ohnehin nicht aus, um die Königin zur weiteren Eiablage zu animieren. Außerdem gebe ich zu Bedenken, das auch südeuropäische Arten ohne Probleme die hießige, früher kommende Winterruhe ohne Probleme überstehen können. Siehe vereinzelte Crematogaster scutellaris oder Pheidole pallidula Vorkommen. ""


    Zitat

    Ich denke, eine etwas realitätsnähere und zutreffendere Formlierung wie etwa "vereinzelt haben Gynen wohl auf Winterruhe verzichtet" ist eher fair gegenüber denjenigen, die lernen wollen und sich auf Eure Aussagen verlassen.

    Einverstanden.


    Grüße, Phil

  • Ich hab keine lust darüber zu diskutieren, da ich selber erst seit 2 monaten eine Lasius cf. niger habe, kann ich da einfach nicht mitreden.... , fest steht jedenfalls, das so manche Hausameise auch im tiefsten Winter, also Dezember-Februar sich nicht davon abhalten lässt im Haus auf Nahrungssuche zu gehen. Ich habe es selbst gesehen vor 2 Jahren, als ich in einer Waldhütte während eines Praktikum nächtigen musste, ich hab sie sogar gefüttert (es wird mit ziemlicher Sicherheit eine Laisus-Art gewesen sein, da aus Holz gebaut wohl Laisus bruneus oder so... ). Auch wenns OT ist, auch eine Maus fiel über meiner Frühstückskrümel her^^.
    Und dieses Jahr habe ich schon während der Schneeschmelze Mitte Februar Formica cf. cinera und mache Laisus sp. auf einem Gehweg gesehen, die waren ordentlich flink am furagieren, danach wurde es übrigens nochmal für 14 Tage deutlich kühler, kann natürlich sein das diese auf Grund der Nähe zu einem größerem Haus (Reha-Einrichtung) die Nester deutlich wärmer standen, ist aber nur ne Vermutung...
    Ein ehemaliger Nachbar hatte ein Gewächshaus, wo es auch im Winter warm drin war, dort waren definitiv ganzjährig Ameisen am wirtschaften... und ich bezweifle das dies keine einheimischen Arten waren...


    Ich warte wohl bei meiner Königin ab (bei dem was ich gelesen habe... der eine sagt hüh, der andere hott... :brech: ), wenn die Larven sich nicht verpuppen, kühl ich se schrittweise runter und dann gehts ab in den Kühlschrank, aber einen festen Termin mache ich nicht. Wenn sie weitermacht wie bisher, werde ich jedenfalls nicht ihre Puppen frosten!


    Edit: Ich klink mich hier aus, will mich ja nicht unbeliebt machen, viel zu sagen hab ich eh nicht, und diskutieren (was eh quatsch ist, da die Natur nun mal so ist wie sie ist, oder wie sie halt verändert wird) werde ich nicht, ich weiß halt nur das was ich sehe in der Natur, und das was in diversen Foren wie z.B. diesem steht.

  • Hola und Prima,


    die letzten beiden Posts zeigen ganz klar, wie recht ich mich meinen Bedenken und meiner Kritik habe!
    Das finde ich sehr bedauerlich... aber leider ein typischer Trend.


    Da werden erstaunlich lange Posts mit vollmundigen Aussagen über ein Thema verfasst, mit dem die Verfasser sich offensichtlich kaum beschäftigt haben, bei dem Begrifflichkeiten und Vorgänge fröhlich durcheinander geworfen werden, Faktoren und Einflüsse vollkommen unberücksichtigt bleiben, keinerlei eigene Erfahrungen zugrunde liegen, und das Ganze nur gestützt auf Höhrensagen und vereinzelten Berichten, die weder nachgeprüft noch hinterfragt, aber fröhlich verallgemeinert und als neue Dogma proklamiert werden.


    @Pi:
    Fall 3 oder 4, Du sagst also, dass die Halter nicht unterscheiden können, ob Eiablage und Brutpflege eingestellt werden und Puppen ausbleiben, oder das Volk unterbrechungsfrei weitermacht und sich in etwa an die Spannen der normalen Produktion hält? Wer das nicht unterscheiden kann, ist in seinen Aussagen eh höchst fragwürdig!
    Wenn Du aber automatisch von Fall 3 ausgehst, bestätigst Du zu 100% die Existenz von endogenem Jahresablauf und exogen gesteuerter Winterruhe sowie deren strikter Trennung. In Deinem zweiten Post bezweifelst Du deren Existenz jedoch... bzw deren Trennung!


    Zitat

    ...die "persönliche Vorliebe der Gyne" (ist) nicht unbedingt falsch interpretiert.

    Es gibt keine "individuellen Vorlieben" der Ameisen, das ist lediglich eine Interpretation des Menschen!
    Ameisen sind Maschinen, die einem fest eingebautem Programm folgen und ein sehr eng begrenztes Lernvermögen haben! Scheinbar "individuelle Vorlieben" der Ameisen sind nichts anderes, als genetisch verankerte Reaktionen und Gewichtungen auf äußere oder innere Faktoren. Wenn also Völker auf den Reiz der nahenden Winterruhe extrem unterschiedlich reagieren, wäre es keine individuelle Entscheidung der Ameisen, sondern eine Reaktion auf abweichende Faktoren/Einflüsse!


    Zitat

    Schließlich würde ein plötzlicher Wintereinbruch alle Arten betreffen.

    Nunja, er betrifft ja auch alle Arten :grinning_squinting_face:
    Nur eben in unterschiedlichem Ausmaße, was ja alleine durch die Neststandorte bedingt ist... aber allen Völkern werden zB die Nahrungsquellen entzogen und kühles Wetter verhindet/erschwert die Neubeschaffung und Verdauung, notwendige Reserven können nicht ersetzt werden. Selbst in Erdnestern bleiben Temperaturen, die eine Entwicklung der Brut unterbinden oder so verlangsamen, dass aus 10-14 Tagen Entwicklungszeit eben 4-5 Wochen werden...
    Linepitema humile und Südeuropäer können bei uns in freier Wildbahn überleben? Das können sie aber nur, weil sie sich angepasst haben und sowieso Winterruhe halten, oder irre ich? Was soll das nun hier aussagen... unvorbereitet und ohne schützende Verhaltensmuster werden auch sie kläglich eingehen.



    Malte:

    Zitat

    es wird mit ziemlicher Sicherheit eine Laisus-Art gewesen sein, da aus Holz gebaut wohl Laisus bruneus oder so...

    Oder irgendeine eingeschleppte Hausameise, die bekanntermaßen keine Winterruhe hält und darum im Winter nur im Haus vorkommt?? Mit anderen Worten, Du hast überhaupt keinen Dunst, was Du da gesehen hast... und ob es Furagieren zur Brutaufzucht, oder nur Suche nach Erhaltungsfutter war, da das in Winterruhe befindliche Volk aufgrund hoher Temperaturen hungerte, sind wohl Fragen, die vollkommen unwichtig und nebensächlich sind... nicht wahr?

    Zitat

    Und dieses Jahr habe ich schon während der Schneeschmelze Mitte Februar Formica cf. cinera und mache Laisus sp.

    Du hast also im Februar die Ameisen recht sicher bestimmen können? Der Zusatz "cf" bedeutet "...mit ziemlicher Sicherheit ist es Art X, aber letzte Zweifel...", es heißt nicht "Ooch Gott, hat 6 Beine und heute ist Mittwoch, wird wohl Formica sein"!
    Über das Gewächshaus brauchen wir nicht reden, denn Du bezweifelst es einfach, weil Du es bezweifeln willst!


    Fassen wir Deinen Post zusammen: das irgendwelche Ameisen irgendwo irgendetwas gemacht haben, beweist absolut sicher, dass irgendwelche Ameisen irgendwo irgendetwas machen... nur eben nicht die "Angeblichkeit" der Winterruhe!
    Und wenn Du im beginnenden Frühjahr bei warmen Wetter Ameisen herumlaufen siehst, dann beweist das nur, das diese Ameisen im beginnenden Frühjahr bei warmen Wetter herumlaufen! Es sagt aber wieder absolut nichts über die Winterruhe aus!

    Zitat

    ...aber einen festen Termin mache ich nicht. Wenn sie weitermacht wie bisher, werde ich jedenfalls nicht ihre Puppen frosten!

    Wieder eine absichtlich provokante und unnötig Unsicherheit schürende Aussage, die vollkommen überflüssig ist! Du beschreibst nur die allgemein empfohlene Vorgehensweise zur Winterruhe... niemand sagt, dass Ameisen trotz Puppen zu einem fixen Datum in die Winterruhe gezwungen werden müssen!



    Mir ist es letztendlich vollkommen egal, was Ihr glaubt oder ob Ihr Eure Völker schrottet!
    Lest die gegebenen Infos und Einwände in Ruhe durch und hinterfragt alles!! Und wenn etwas nicht verstanden wurde, fragt nach.. dafür ist ein Forum da! Aber es ist weder dem Wissensaustausch noch der Gemeinschaft förderlich, unausgegorene Vermutungen als Wahrheiten zu verkaufen... bleibt fair gegenüber Anderen, die lernen wollen!


    @Team: da haben wir wohl so etwas das Thema zerschossen :grinning_squinting_face:
    Lassen sich die betreffenden Posts abtrennen und in einen neuen Thread ala "Verzicht auf Winterruhe" packen?
    Oder Icy macht nen neuen Thread auf... sorry Alter!

    • Offizieller Beitrag

    Also meinetwegen kann das gern hier stehen bleiben, ich fand es eigentlich ganz aufschlussreich. Denn es ruft wieder in Erinnerung, dass man eben selbst mitdenken sollte.
    Geredet werden kann viel, und vieles hört sich auch glaubhaft an - muss aber nichtmal wahr sein.


    Ich persönlich habe im Lauf der Zeit den Weg eingeschlagen, möglichst nur Infos zu verbreiten, die sich in meinem eigenen Erfahrungsschatz in irgeneiner Form wiederfinden. Daher wird man in meinen Posts oft lesen "meiner Erfahrung nach", "meines Wissens nach", etc.
    Klar sein sollte, dass solcherlei Formulierungen automatisch zugeben, dass die Aussagen nicht den Status allgemeiner Gültigkeit haben, sondern eben lediglich persönliche Erfahrungen und Auffassungen sind.


    Nun muss ich sagen, dass mit Sahal und Pi.Ag3 zwei, sagen wir mal diplomatisch "wissenschaftlich gesinnte Charaktere" aufeinandertreffen, die vermutlich niemals auf einen Zweig kommen werden, wie es für mich scheint. Für mich als jemanden, der die Ameisenhaltung eher nebenher betreibt und der auch sicherlich nicht akribisch prüft, woher meine Beobachtungen eigentlich immer kommen könnten, sind solche Diskussionen wie sie mitunter geführt werden teils schwer nachzuvollziehen. Das soll nebenbei natürlich keine Kritik sein, denn ich halte solche Diskussionen für richtig und wichtig :winking_face:


    Ich glaube wir sind aber alle nicht unbedingt uneins, wenn ich behaupte, dass Beobachtung immer Interpretationssache ist. Ich glaube jeder zieht unterschiedliche Schlüsse aus dem Handeln anderer, seien es nun Menschen, Säugetiere oder eben auch Ameisen. Was daraus gezogen wird, hängt wohl maßgeblich davon ab, wie erfahren ein Beobachter ist, wir kritisch er ist, oder auch wie geschult er in wissenschaftlichem Arbeiten ist. Und eben wie bereits gesagt wurde, davon, was man eigentlich sehen WILL.


    Das fängt im Kleinen bei Begrifflichkeiten wie "Königin" an, die hier keine Monarchin, sondern eine Eierlegemaschine beschreibt, und hört mit höchst komplexen Verhaltenweisen auf, deren Bewertung ich lieber in die Hände eines studierten Biologen legen würde, als in die eines "mehr-oder-weniger-Hobby-Myrmekologen".
    Und wie wir alles wissen, streitet selbst die Fachwelt ständig untereinander, sogenannte "Experten" und "renommierte Wissenschaftler" picken sich gegenseitig die Augen aus und vertreten teils höchst gegensätzliche Meinungen zu ein und dem selben Thema. Verbreitung findet indes meist nur das, was die meisten nachplappern, sei es nun Wahrheit oder Mär^^


    Für mich als Hobby-Ameisenhalter spielt es demnach eine untergeordnete Rolle, ob nun eine angebliche Lasius niger Kolonie bei anderen Haltern ihre Aktivität vor dem Winter selbstständig reduziert, oder den Winter hindurch Brut aufzieht.
    Für mich persönlich spielt nur eine Rolle, was ich selbst gesehen habe. Um beim Thema zu bleiben wäre dies: Je weiter das Jahr fortschreitet, desto fauler werden meine Lasius cf. niger (jaja, da haben wir es wieder... sind es denn überhaupt Lasius niger?^^), und das direkt abhängig von der Temperatur.
    Und für mich spielt um den Kreis zu schließen ebenfalls nur eine Rolle, dass meine junge Kolonie Camponotus herculeanus und zwei verschiedene junge kanadische Camponotus Spezies im Jahr 2009 allesamt die Eiablage komplett einstellten, die Larven nicht weiter wuchsen - im Gegenteil sogar scheinbar entwässerten - und den Winter, den ich notgedrungen eben statt Oktober im September einleitete und im Februar sanft beendete, nicht oder nur mit schweren Folgeschäden überlebten.


    Um dahinterzukommen, woran das wohl gelegen haben könnte, frage ich also im Internet herum, ob jemand Gleichartiges erfahren hat. Und ich erfahre, dass es doch eine Reihe an Haltern gibt, die ebenso verdutzt vor ihren Kolonien saßen und sich fragten, was dort mittem im Hochsommer geschah.


    Ich schließe daraus, dass "wohl irgendetwas ihren Rhythmus durcheinander gebracht hat".
    Eine höchst laienhafte Aussage, das gebe ich zu, denn sie spiegelt nichts als Ratlosigkeit wieder, da ich wie bereits beschrieben natürlich keine endogenen Arten künstlich beheize oder Ähnliches. Meine oberflächliche Ursachenforschung ergab also kein Ergebnis und für weitergehende Untersuchungen habe ich weder die Zeit noch die Lust.
    Was bleibt ist nur eine gehörige Portion Verwirrung und auch ein unterschwelliges schlechtes Gewissen, für den Fall der Fälle, dass man selbst ohne es zu wissen, seine Kolonie um die Ecke gebracht hat... :winking_face:
    Schließlich handelt es sich hier um Lebewesen und keine Wegwerfartikel. Auch wenn die Lebensform Ameise vielleicht als "weniger komplex als andere Tiere" beschrieben werden kann.




    Was bleibt uns also übrig? Wir können nur selbst beobachten und die Beobachtungen andererer anhand unserer eigenen Erfahrungen beurteilen.
    Ich persönlich stehe neuem Wissen immer aufgeschlossen gegenüber, vielleicht teils auch vorschnell und etwas zu naiv. Das hatte schon Pi.Ag3 so schön formuliert^^


    Aber hey, wie gesagt, für mich sind "meine" Ameisen ein Hobby, für das ich teils gar nicht so viel Zeit investieren kann. Ich kann im Datenwust Internet nicht immer alle Infos gewissenhaft "auseinanderklamösern", manchmal lese ich etwas, sage "hört sich schlüssig an, könnte so stimmen" und übernehme das so als gegeben.


    Wer will es mir vorhalten?


    Daher rate ich allen zu Aufgeschlossenheit anderen Meinungen gegenüber, zu einem Verständnis, dass vielleicht nicht immer alles zu 100% korrekt wiedergegeben wird, letztendlich einfach zu einer gewissen Toleranz auch diversen Halbwahrheiten gegenüber, auch wenn sich das erstmal befremdlich anhört. Und zu einer gehörigen Portion Menschenverstand.
    Nichts ist perfekt, man kann auch im Brockhaus Fehler finden und dafür zahlt man verdammt viel Geld. Für den Disput ist das Forum ja da :winking_face:


    So long... :face_with_rolling_eyes:

  • Servus,


    also, weils ice erlaubt, mach ich mal weiter.


    @Pi:
    Fall 3 oder 4, Du sagst also, dass die Halter nicht unterscheiden können, ob Eiablage und Brutpflege eingestellt werden und Puppen ausbleiben, oder das Volk unterbrechungsfrei weitermacht und sich in etwa an die Spannen der normalen Produktion hält?

    Mein Post bezog auf sich auf die Legerate von Königinnen, wie ich ja geschrieben hatte. Die Punkte 3 und 4 klar auseinander zu halten könnte ein Problem sein. Es gibt viele Möglichkeiten zu interpretieren, und auf einer zu verharren und Berichte abzustreiten, auch wenn sie laienhaft und z.T. unglaubwürdig sind, sehe ich falsch.
    Ich bin froh darum, dass es so viele Leute gibt, die es austesten- auch wenn sich ihre Berichte, aufgrund vielerlei Dinge, darunter wohl hautpsächlich auch Fehlinterpretationen, von einander Unterscheiden.


    Zitat

    ...die "persönliche Vorliebe der Gyne" (ist) nicht unbedingt falsch interpretiert.

    Es gibt keine "individuellen Vorlieben" der Ameisen, das ist lediglich eine Interpretation des Menschen! Ameisen sind Maschinen, die einem fest eingebautem Programm folgen und ein sehr eng begrenztes Lernvermögen haben! Scheinbar "individuelle Vorlieben" der Ameisen sind nichts anderes, als genetisch verankerte Reaktionen und Gewichtungen auf äußere oder innere Faktoren. Wenn also Völker auf den Reiz der nahenden Winterruhe extrem unterschiedlich reagieren, wäre es keine individuelle Entscheidung der Ameisen, sondern eine Reaktion auf abweichende Faktoren/Einflüsse![/quote] Wie Du sicher durch die hübschen Gänsefüsschen bemerkt hast, habe ich Deinen Wortlaut benutzt- mir ist durchaus klar, was Ameisen sind - Menschen übrigens auch. Ist es denn so schwer zu glauben, dass es innerhalb einer Art zwei unterschiedlich einprogrammierte Verhaltensweisen (Überlebensstrategien, ESS) gibt? Wie schon angesprochen, möglicherweise ein regional abhängiges Verhalten? Wer weiß das schon: Regionale Unterschiede gibt es ja sowieso bei Aemisen, sonst würde es ja auch nicht die viel zu oft gepredigte "intraspezifische Homogenisierung" nicht geben. Ist es vielleicht für eine südlicher lebende Lasius niger nicht ein Vorteil, die Winterruhe erst exogen einzuleiten, weil sie dann einen kleinen Vorsprung in der Entwicklung hat, wobei es für nördliche Lasius ein zu großes Risiko wäre? Aber solche Spinnereien will ich hier nicht verteidigen oder gar als korrekt bezeichnen, es sind nur Vermutungen ohne Beweise. Trotzdem gehören sie angesprochen. Ich glaube, hier besteht durchaus noch Forschungsbedarf.


    Überhaupt, wer sagt eigentlich, dass eine Art ganz strikt entweder exogen oder endogen ihre Winterruhe einleitet? Kann es nicht sein, dass noch weitere Faktoren in die "Entscheidung" miteinfließen? Also dass ihre innere Uhr in Konflikt mit der Außentemperatur steht? Es ist zumindest als Fakt anzusehen, dass einge Larven bestimmter Völker zumindest irgendwann wieder wachsen, und die Königin wieder Eier legt, wenn sie nicht eingewintert wurde. Und so reagieren eben nicht alle Arten darauf.


    Allerdings gebe ich mich, glaube ich mal, zumindest in Bezug auf die Lasius geschlagen: Das Larvenwachstum meiner Chthonolasius stagniert eindeutig, genauso wie bei meiner derzeitigen Lasius niger. Auch wenn es Berichte gibt, die anderes sagen, glaube ich auch lieber meinen eigenen Beobachten: Die Winterruhe wird endogen eingeleitet, zumindest bei diesen Lasius (bei Tetramorium bestreite ich es auf jeden Fall weiterhin!). Ich war zu vorschnell, zu behaupten, es gebe zwei Strategien in dieser Hinsicht; allerdings gibt es weiterhin die Möglichkeit der unterschiedlichen Strategien beim darauffolgenden Wachstum. Wie im vorigen Abschnitt schon geschrieben, ist es Fakt, dass einge Larven bestimmter Völker zumindest irgendwann wieder wachsen - vielleicht gibt es auch Völker, bei denen das nicht so ist. So sagt es mir zumidnest meine Boebachtung, aber vielleicht habe ich einfach nur nicht lange genug gewartet.


    Zitat

    Nunja, er betrifft ja auch alle Arten :grinning_squinting_face:
    Nur eben in unterschiedlichem Ausmaße, was ja alleine durch die Neststandorte bedingt ist... aber allen Völkern werden zB die Nahrungsquellen entzogen und kühles Wetter verhindet/erschwert die Neubeschaffung und Verdauung, notwendige Reserven können nicht ersetzt werden. Selbst in Erdnestern bleiben Temperaturen, die eine Entwicklung der Brut unterbinden oder so verlangsamen, dass aus 10-14 Tagen Entwicklungszeit eben 4-5 Wochen werden...
    Linepitema humile und Südeuropäer können bei uns in freier Wildbahn überleben? Das können sie aber nur, weil sie sich angepasst haben und sowieso Winterruhe halten, oder irre ich? Was soll das nun hier aussagen... unvorbereitet und ohne schützende Verhaltensmuster werden auch sie kläglich eingehen.

    Ja, sie sind angepasst, aber eben an das südeuropäische Klima. Es macht ihnen nichts aus, ein, zwei Monate früher in Winterruhe zu gehen (zumindest wüsste ich nichts gegenteiliges). Sie werden also quasi exogen dazu gezwungen, in die Winterruhe zu gehen. Warum sollte es nicht auch bei einheimschen Arten so sein?


    Zitat


    Nun muss ich sagen, dass mit Sahal und Pi.Ag3 zwei, sagen wir mal diplomatisch "wissenschaftlich gesinnte Charaktere" aufeinandertreffen, die vermutlich niemals auf einen Zweig kommen werden, wie es für mich scheint.

    Liegt wohl an etwas unterschiedlichen Einstellungen. Möglicherweise am Alterunterschied, Sahal kommt mir so konservativ vor, und ich bin Jung, rebellisch und naiv; however, vielleicht sehe ich die Dinge später mal wie er, oder auch nie.


    Grüße, Phil

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