Ich habe mich entschlossen, langsam auch mein aktuelles "Tagebuch" meiner Kolonie Lasius niger zu veröffentlichen. Kritik, Anregungen und Fragen sind natürlich sehr willkommen hier werdet ihr hier los.
09.03.2006
Heute ist meine Kolonie angekommen. Als aller erstes mal eine Bestandsaufnahme: 1 Königin, 8 Arbeiterinnen, einige Eier und 1 tote Arbeiterin, die wahrscheinlich ertrunken ist, denn es war sehr viel Wasser in diesem riesigen RG (ein kleineres hätte es ganz sicher auch getan...), welches durch die Watte gesickert ist. Die Kolonie ist putzmunter (trotz der Tatsache, dass es draußen ziemlich kalt ist, so viel zum Thema âdie Winterruhe wird nicht unterbrochenâ...). Damit es nicht noch mehr Tote gibt, habe ich das ganze Wasser mit einer langen Kanüle herausgesaugt, dadurch soll das RG auch schneller trocken und somit der Umzug beschleunigt werden. Ich habe das Reagenzglas genau vor den Eingang des neuen Nestes gelegt. Aber die Damen denken gar nicht an Umzug. Nach einiger Zeit macht sich eine Arbeiterin auf Erkundungsgang, der Rest sortiert die Brut und pflegt Queen Mum. Das RG wird gut beleuchtet. Gegen Abend haben einige Arbeiterinnen begonnen, Sand ins RG zu bringen, wahrscheinlich ist es seiner Majestät zu hell... eine schöne feuchte und dunkle Residenz steht wenige Zentimeter entfernt, ich habe also wenig Mitleid. Nach einiger Zeit wird der Sand von einer Arbeiterin hinein, von einer anderen herausgebracht... verstehâ einer die Frauen :D. Umzug? Denkste. Honigwasser steht bereit, angerührt wurde es aber nicht. Hatte ich auch nicht erwartet.
10.03.2006
Anfangs gab es nichts nennenswertes. Nur das noch immer zwei Arbeiterinnen damit beschäftigt waren, Sandkörnchen rein und raus zu tragen. Vor der Königin wurde eine kleine Mauer aufgetürmt, die aber immer wieder zusammenfiel. Nach einigen Stunden gaben sie auf und räumten den Sand wieder raus. Die Königin hängt mit dem Kopf nach unten an der Watte, logisch, denn das Licht kommt von oben. Man müsste ja nur in das Nest umziehen, welches wenige Zentimeter entfernt steht, dann hätte man keine Probleme mehr... Dickkopf. Das Futter haben sie noch immer nicht angerührt.
11.03.2006
Noch immer alles wie gehabt. Das Futter ist unberührt und die Kolonie hockt im taghell beleuchteten RG, welches langsam vor sich hin trocknet. Ich hatte ja die Hoffnung, dass wenigstens schon einmal eine Arbeiterin das Nest inspiziert, aber Pustekuchen. Sie machen alle einen großen Bogen um den Schlauch. Mal sehen, wie lange das noch so geht.
Erwischt! Gegen Abend hat eine Arbeiterin den Weg den Schlauch des Nestes gefunden. Und dabei sollte es nicht bleiben: im laufe der Zeit wurden die Besuche häufiger, ein paar mal kamen die Tierchen auch bis ins Nest. Außerdem scheint die Mehlkäferpuppe, die ich angeboten habe, sehr lecker zu sein.
13.03.2006
Wenig neues zu berichten. Die Arbeiterinnen zeigen großes Interesse für Mehlwürmer, das Honigwasser ist anscheinend uninteressant. Kann aber auch sein, dass ich nur verpasst habe, dass sie dran waren, eine so kleine Kolonie braucht ja nicht viel.
Ansonsten sieht es so aus, als hätten die Damen einige Eier in Richtung Nest verfrachtet, es wird anscheinend langsam zu trocken im RG. Ich könnte mich aber auch irren, bei all dem Sand, der da rein geschleppt wurde, kann ich das leider nicht so gut erkennen. Es bleibt also nur die Hoffnung, dass es nicht mehr lange dauert, bis die restliche Brut und schließlich die Königin folgen.
19.03.2006
Es ist jetzt einige Tage rein gar nichts passiert. Das Futter wird mittlerweile rege besucht, die Aktivitäten außerhalb des Nestes beschränken sich aber auf einen gelegentlichen âSpaziergangâ und die Wege zum Futter. Der Eingang zum Nest wurde inzwischen mit Sand zugebaut (Brut gibt es dort leider doch nicht), warum auch immer. Ich habe entschieden, die Attraktivität des Nestes weiter zu steigern, indem ich auch den Schlauch mit Folie abdunkle. Wenn sie am Anfang nicht ins Nest wollen, können sie ja wenigstens in den Schlauch ziehen, damit ich das RG so schnell wie möglich entfernen kann. Es scheint zu wirken: der Schlauch, welcher seit Tagen eigentlich gar nicht mehr beachtet wurde, wird wieder von mehreren Arbeiterinnen begutachtet. Mal sehen, ob es hilft.
26.03. 2006
Es ist schon seltsam, die Damen denken einfach nicht daran, umzuziehen. Der Eingang ist inzwischen wieder frei und das Nest wird auch âbesuchtâ, mehr aber auch nicht. Ich experimentiere jetzt auch wieder mit der Feuchtigkeit, vielleicht ist das ja doch noch nicht optimal. Ich musste aber leider feststellen, dass das RG noch immer ziemlich feucht zu sein scheint, denn wenn es ein wenig kälter ist, kondensiert hinter der Watte noch ordentlich Wasser. Das Reagenzglas ist einfach zu groß und es ist einfach zu viel Watte drin, es kann ewig dauern, bis das trocknet. Das Licht scheint die Ameisen jedenfalls überhaupt nicht zu stören, ich schalte es jetzt aber eher selten an, um die Tiere nicht mehr zu stressen, als unbedingt notwendig. Ich denke so langsam auch darüber nach, das RG doch etwas abzudunkeln und der Sache einfach ihren Lauf zu lassen, es dauert einfach schon zu lange. Ansonsten: abwarten und Tee trinken, Geduld ist eine Tugend ;). Das Futter wird gut angenommen, auch wenn es noch immer nur 8 Arbeiterinnen sind, wird in kürzester Zeit ein Großteil eines Mehlwurms ausgehöhlt. Und noch etwas erfreuliches gibt es zu berichten: auch wenn das RG etwas blöd liegt und ich die Brut leider nicht so gut sehen kann, bin ich mir sicher, dass da schon diverse Larven und auch schon Puppen zu sehen sind. Schlecht kann es ihnen also nicht gehen.
Dieser Thread wird natürlich fortgesetzt. Sobald etwas nennenswertes passiert, lasse ich es euch wissen!