So...
nach gut 10 Jahren Ameisenhaltung und meistens stillen Lesens im Ameisencafe und im Ameisenforum ist es heute soweit: Ich möchte mich nun auch endlich mal an einen Haltungsbericht wagen. Aber er soll nicht so tagebuchartig werden, sondern mehr die besonderen Momente festhalten und auch schöne Bilder zeigen.
Für Fragen, Kritik und Anregungen bitte hier lang: Diskussion zu Pheidole pallidula von Aeo
Ich habe lange gesucht bis ich für mich DIE Art entdeckt habe, nämlich Pheidole pallidula.
Gekauft habe ich meine Kolonie im Antstore im Februar dieses Jahres. Bestellt hatte ich eine Königin mit 50 Arbeiterinnen und bekam eine Königin mit 25 Soldaten und 176 Arbeiterinnen.
Ausserdem hatte ich nochmal Glück: Meine Pheidole sind ganz dunkel, man kann sie schon als schwarz bezeichnen. (Alle die mich gut kennen, wissen dass ich auf schwarze Ameisen stehe.)
Was seit Februar geschehen ist:
Gleich nach dem Auspacken wurden meine Kleinen erstmal mit einem Heimchen (gefroren) gefüttert.
Sofort begeistert war ich als ich sah wie eine Arbeiterin die Beute entdecke, blitzschnell zum Nest rannte und ein Schwall Ameisen aus dem Nest schwappte und ich über die das Fressen hermachte.
In Sachen Aktivität liegen sie meiner Meinung nach sehr weit vorn. Alle bisher gehaltenen Kolonien (Lasius niger, Formica fusca, Messor barbarus, Camponotus cruentatus, uvm.) können ihnen nicht das Wasser reichen. Die Begeisterung über meine kleinen Krabbler ist bis heute nicht abgeebt.
Nach ca. 2 Monaten war es an der Zeit der Kolonie ein neues Nest anzubieten, fand ich jedenfalls.
Ich baute ein kleines Ytongnest und legte es in die Arena. Da ich den Umzug beschleunigen wollte, machte ich die rote Folie vom Reagenzglas ab. Dabei entdeckte ich dass die Watte total verschimmelt war.
Also beschloss ich (ACHTUNG FEHLER!) die Ameisen zwangsumzusiedeln und schüttete sie einfach in die Arena vor das neue Nest. Die Arbeiterinnen brachten auch sofort Sack und Pack in Sicherheit und zogen in das neue Nest. Warum auch immer, ich habe bis heute keine Ahnung: Viele viele Arbeiterinnen starben. Als stressempfindlich würde ich sie auch jetzt nach einigen Monaten Haltung nicht bezeichnen. Vielleicht war das Silikon mit dem ich die Scheibe auf das Nest geklebt hatte noch nicht ganz durchgehärtet. Es tat mir unglaublich leid. Ich reinigte das Reagenzglas, füllte den Wassertank und rüstete es mit einer neuen Watte aus. Natürlich zogen sie sofort wieder um. Das Nest schmiss ich weg.
Die weiteren Monate hielt ich mich sehr zurück, hab sie bis auf Füttern und Reinigungsarbeiten komplett in Ruhe gelassen. Die Kolonie bestand nur noch aus wenigen Arbeiterinnen und zwei Soldaten und der Königin. Aber sie erholten sich wieder (hätte mir auch schwere Vorwürfe gemacht, wenn die Kolonie wegen meiner Dummheit hopps gegangen wäre).
Irgendwann wurde das Reagenzglas doch sehr voll, also legte ich ein zweites mit Wassertank schön dicht an das alte. Worauf ein Teil der Kolonie auch umgezogen ist.
Als ich die Haltung meiner Messor barbarus aufgab, wurde das 60ger-Becken wieder frei und ich beschloss meinen Pheidole einen größeren Horizont zu gönnen. Der Umzug war auch schnell getan: Zwei Reagenzgläser schnappen und ins neue Becken legen und die restlichen Arbeiterinnen einzeln mit einem Pinsel umsiedeln.
Sehr erstaunt war ich als ich vor 5 Tagen beobachtete dass gut 200 Arbeiterinnen meiner inzwischen auf ca. 500-Frau-starken Kolonie schön im Urzeigersinn um einen Stein liefen. Ich war sehr beeindruckt von dem Kreis, leider war der Akku meine Digitalcamera leer (immer dann!). Ich fragte im Ameisenforum nach, was es damit aufsich hat und mir wurde zumindest kein Grund genannt, aber mitgeteilt dass die zwei Reagenzgläser zu wenig als Nest ist. Damit wollte ich eigentlich noch warten, denn ich war unschlüssig welches Nest es sein sollte (Ytong wollte ich irgendwie nicht mehr), bis zu meinem Umzug Mitte Oktober wollte ich eigentlich auch warten. Aber gut: Dann nicht warten, sondern sich entscheiden und loslegen. Ich baute ein kleines Gipsnest. Wirklich sehr klein, denn ich hatte es vor für meine Temnothorax zu verwenden. Für die ist es aber zu groß geworden und ich legte es als Test-Zweig-Nest ins Becken. Abends reingelegt, am nächsten Morgen konnte ich den Umzug beobachten. Das Nest wurde von Tag zu Tag immer voller weshalb ich mich dazu entschied dem Gipsnestern eine Chance zu geben und habe ein großes für die gesamte Kolonie zu bauen. Gestern wurde es fertig und sie sind auch noch gestern eingezogen. Ich habe von den beiden Reagenzgläsern und vom Test-Gipsnest die roten Folie abgemacht (aber nicht mehr ausgeschüttet, das mach ich nieee wieder!), worauf sie recht zügig den Einzug ins neue Heim starteten.
So, das ist nun alles passiert, von Februar bis heute morgen.