Gibt es eine solche Ameisenart?

  • Hallo zusammen,
    Ich habe eine Frage bezüglich Ameisenarten, weil ich mir überlege mir überlege mit der Ameisenzucht anzufangen.
    Ich bräuchte nämlich eine Ameisenart die:
    1. den Winter in einem normal beheizten Zimmer überlebt (Sie kann während der Zeit ruhig ruhen, das ist mir egal) (was bedeutet die formulierung "Kann in unbeheiztem Zimmer überwintern" in celsius angaben ? :smiling_face: )
    2. Sie sollte längere Zeit ohne Fütterung auskommen (Urlaub)
    3. Sie sollte mir nicht über den Kopf wachsen (hierzu eine Frage: was passiert wenn die Ameisen sich massiv vermehren aber keinen zusätzlichen Lebensort erhalten ? Sterben die "überzähligen" einfach ? )
    hieraus kann man lesen, dass ich auch eher eine kleine Kolonie anstrebe (Platzprobleme bei mir zuhause :grinning_squinting_face: )
    Ein plus wäre wenn die Ameisenart etwas spezielles macht, wie Weben, Brot backen, Blattläuse melken und trotzdem noch Insekten isst.
    4. Sie sollte relativ Robust sein (bin anfänger, aber durchaus bereit Energie in das Projekt zu investieren...)
    5. Man sollte sie nicht unter der Lupe betrachten müssen


    existiert so eine "Traumart"? oder zumindest eine die einige der Bedingungen erfüllt ? evtl. eine Messor Art ?


    Mit freundlichen Grüssen, Eldo

    • Offizieller Beitrag

    Hi Eldo,
    ein herzliches Willkommen hier im AmeisenCafe! :winken:


    Interessanterweise erwähnst du die Gattung die solche Bedingungen erfüllt sogar schon selbst :grinning_squinting_face:
    Spontan wäre mir da wirklich Messor eingefallen.



    Mal auf deine Punkte bezogen:
    1) Unbeheizt heißt: Sicherlich keine 20°C. Ein unbeheizter Raum hat meines Erachtens nach eine Temperatur von max. 15°C im Winter - so wie beispielsweise mein Zimmer, das hat normalerweise im Winter um die 14°C (und mehr will ich dort auch gar nicht). Es gibt diverse Messor-Arten, die bei dieser Temperatur überwintert werden können. Ich selbst halte Messor minor hesperius, bis dato klappt das wunderbar (wobei es der erste WInter der Kolonie bei mir ist).
    2) Messor legt bekanntlich größere Vorräte an Samen an und ist nicht zwingend auf Futterinsekten angewiesen (diese helfen aber beim Koloniewachstum beträchtlich). Vertreterinnen dieser Gattung kauen für gewöhnlich so lange auf den Körnern und Samen herum und würgen sie dann wieder aus, bis eine seltsame Masse entsteht, die sich Ameisenbrot nennt. Mit "backen" hat das indes nichts zu tun :winking_face:
    Naja, dieses Ameisenbrot wird jedenfalls im Winter als Nahrung verwendet, da sich dort natürlicherweise keine Samen finden lassen (und es eh zu kalt ist um raus zu gehen). Interessanterweise ist die Herstellung von Ameisenbrot energetischer Unsinn, die Ameisen verbrauchen durch das Kauen mehr Energie, als sie wieder herausbekommen, aber immerhin hat man die "Brote" dann herumliegen und diese sind auch rect haltbar.
    3) Auf Messor bezogen: Lässt man die Futterinsekten heraus und hält die Temperatur moderat, wachsem diese nur mäßig schnell. Zwar können die Kolonien recht groß werden, kommen aber sicherlich nicht an Blattschneider oder Ähnliches heran (die nebenbei für einen Anfänger auch absolut ungeeignet wären).
    4) Ein Punkt der etwas knifflig ist. Messor ist keine typische "Einsteigergattung", aber dennoch noch recht einfach zu halten wie ich meine. Ich persänlich denke, dass das ein Anfänger mit etwas Engagement gut schaffen kann. Probleme sind eher, dass man es schaffen muss, die Geburtenrate über der Todesrate zu halten (:D). Sprich: Man kommt ab und an nicht drumherum, Heizmatten zu verwenden um die Temperatur zu erhöhen, die Luftfeuchte zu kontrollieren etc.
    Wie ich feststellen musste (und auch schon des Öfteren zu hören bekam von anderen Haltern), kommt es bei Messor manchmal zu spontanen Massensterben, deren Ursache nicht klar definiert ist... also muss man aufpassen, dass die Kolonie viele Arbeiterinnen in Reserve hat, gerade anfangs sollte mabn sich bemühen, die Kolonien schnell wachsel zu lassen.
    5) Messor-Arten sind zumeist recht ansehnlich. Die Minors sind nicht die Welt, die Majoren sind schon relativ groß und die Königin kann man kaum übersehen.



    Alles gesagt spiegelt nun nur meine Erfahrungen wieder. Wie gesagt: Die typische Einsteiger-Gattung ist Messor nun nicht. Die meisten Halter beginnen mit einheimischen Arten, da diese zumeist etwas anspruchsloser sind, aber gerade Messor halte ich für gut machbar, meine Kolonie macht zumeist keine Probleme (im Gegensatz zu manch einer einheimischen Art - beispielsweise Camponotus herculeanus... die hab ich noch nie erfolgreich gehalten :D).


    Am besten informierst du dich über verschiedene Messor-Arten und pickst dir das Richtige heraus. Werde auch nicht müde zu fragen - dazu ist das Forum da. Über die Suche und in den Haltungsberichten findest du sicherlich jede Menge wertvolle Infos.


    Achja - wenn die WInterruhe bei Zimmertemperatur stattfinden soll empfehle ich, dass du dir mal Klimadiagramme anschaust, die die Region aus der die Ameisen stammen beschreiben. Woher deine Ameisen kommen kannst du ganz einfach erfragen - die meisten Privatverkäufer wissen vermutlich durchaus noch wo sie Urlaub gemacht haben und die Shops wissen, von wo sie die Ameisen beziehen. Anhanhd der Klimadaten kann man seine Artwahl gut einschränken (auch wenn es etwas mühselig ist).



    Zu guter Letzt noch etwas Korinthenkackerei:
    Ameisen hält man für gewöhnlich, züchtet sie aber nicht. Ameisenzucht ist bei den wenigsten Arten möglich. Sprich: In der Haltung wirst du es für gewöhnlich nicht schaffen, dass sich Geschlechtstiere verpaaren (was aber Voraussetzung für eine Zucht ist). Der Begriff Zucht ist hier also zumeist falsch. Wie gesagt, Korinthenkackerei, aber "Haltung" ist hier als Begriff deutlich besser geeignet.

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

  • herzlichen dank erstmal euch beiden für die schnelle hilfe :smiling_face:


    bezüglich messor arten und der grösse der kolonien würdemich nun eben interessieren, was "passiert" wenn man ihnen den zusätzlichen platz nicht gibt bzw nicht geben kann ?
    die südeuropäischen lasius arten müssen aber alle überwintern oder täusche ich mich da ?


    eine art die ich unterdessen gesehen habe die durchaus interessant scheint ist die Messor marocanus, ich muss mal meine Zimmertemperatur messen, könnte halt sein dass es für die dann schon wieder zu kalt ist...
    sollte man bei denen dann wie bei den messor barbarus zwei nester bauen ?
    ich plane die sache eigentlich mit dem model einer antfarm zu machen (Sollen selber graben :D) evtl. so ein starterkit.
    das mit dem backen war übrigens scherzhaft gemeint :grinning_squinting_face:


    mfg Eldonir

  • Grob gesagt, aber nicht 100% bewiesen (!): Wenn du dir eine Art anschaffen möchtest, dann versuch die Klimatabelle des Herkunftslandes herauszubekommen und schau sie dir an... wenn dann die Temperaturen unter 15°C gehen sollten, kann man schon mit einer Winterruhe rechnen! - Also normalerweise sollten alle Europäer (auf Ameisen bezogen^^) eine Winterruhe halten... Nordafrika hat nicht unbedingt ein besseres Wetter und dort kann es auch zu Schnee und Frost kommen - Marrokko hat auch noch zusätzliche die starken Winde vom Atlantik, welche auch schnell eine kühlere Temperatur verursacht.


    Überlege dir eine exotische Camponotus spec., jedoch können diese auch eine große Volkstärke erreichen, jedoch meist nicht ganz so schnell wie Messor spec.

  • Danke sehr!


    Exotische Camponotus spec. tönen interessant, hab mich ein bisschen informiert. Einige Fragen blieben dennoch offen:
    Wie alt werden die Königinnen ?
    WIe viel Platz benötigt eine ausgewachsene Kolonie ? (gross ist ja relativ)
    Betreiben auch exotische Camponotus Trophobiose mit Rinden oder Blattläusen ? Wie kann man das (speziell bei Rinden)läusen in der Haltung machen ? (würde ja auch dem allein lass aspekt helfen)
    Kann jemand eine spezielle Art empfehlen ? Camponotus cf. japonicus schien interessant, auch preislich
    mfg

  • Wie viel Platz eine ausgewachsene Kolonie benötigt ist nicht pauschal zu benatworten, denn es kommt hierbei in erster Linie auf die genaue Art drauf an. Meistens kann man größere Kolonien gut mit längeren Schläuchen zufrieden stellen, dafür gibts viele Methoden wie man soetwas regelt.


    Wie alt eine Königin werden kann ist auch nicht wirklich einfach zu beantwortet... es gibt hier im Forum eine Sammlung über Alter und max. Koloniegröße, aber da sind eher nur die einheimischen Arten drin vermerkt. - Zu dem werden Kolonien in der Haltung oftmals gar nicht so groß wie in der freien Wildbahn.


    Blattläuse oder Rindenläuse sind für Exoten meistens kein Thema, eventuell nur Futter... zu dem würde wenn nur eine Blattlauszucht funktionieren und Rindläuse sind niemals realisierbar. Denn dazu benötigt man immer komplette, gesunde Pflanzen...


    Welche Camponotus du nun halten willst sollte nicht unbedingt nur vom Preis abhängig sein, sondern informiere dich und gib vielleiehct 20-30Euro mehr aus damit du auch eine mit gewünschter Farbform hälst und nicht unzufrieden bist. :winking_face:

  • danke sehr!


    habe mich jetz umgesehen und umgehört und eine Art gefunden die ich mir wahrscheinlich zutun möchte, und zwar Diacamma rugosum,
    die Meinungen wie anspruchsvoll die sind schwanken, aber im Prinzip braucht man ja einfach das Klima richtig hinbekommen, oder ? Bezüglich den Ferien habe ich zu Harpegnathos venator gelesen dass man bei diesen in ner höheren Etage pimkielarven vercshiedener Stadienplatzieren kann, ist sowas auch hier möglich?

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