Thread des Monats III - WikiLeaks

WikiLeaks, die „Whistleblower“-Plattform, die selbst von sich sagt „denen zur Seite zu stehen, die unethisches Verhalten in ihren eigenen Regierungen und Unternehmen enthüllen wollen“, gibt es schon seit 2006. Erst mit der Veröffentlichung der „Iraq War Logs“ und letzte Woche mit den Depeschen US-Amerikanischer Botschaften wurde WikiLeaks zu einem großen Thema in den Medien.

Was denkt ihr generell über WikiLeaks? Hat die Plattform die Macht, in der Welt und in der Politik etwas zu bewegen? Stimmt ihr der Aussage von Tracy Schmidt vom Nachrichtenmagazin Time zu, die gesagt hat, WikiLeaks könne sich zu einem ebenso wichtigen journalistischen Werkzeug wie der „Freedom of Information Act“ entwickeln?

Findet ihr es überhaupt richtig, dass Dokumente veröffentlicht werden, die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind? Gibt es eurer Meinung nach sogar Gefahren die daraus entstehen können – wie Kriege oder derartiges? Sollte WikiLeaks wegen dieser Gefahren wieder zum schweigen gebracht werden?

Um Dokumente veröffentlichen zu können, braucht man erstmal welche. WikiLeaks bezieht die Dokumente von „Insidern“, die entsprechenden Zugang zu den geheimen und vertraulichen Daten haben. Angenommen, ihr hättet Zugang zu solchen Daten – würdet ihr sie WikiLeaks zuspielen wenn sie für die Öffentlichkeit von Interessse wären oder hättet ihr zu viel Angst erwischt und bestraft zu werden?

Wenn jemand, der Daten überspielt hat, erwischt wird, wie oder besser gesagt sollte er überhaupt bestraft werden? Heiligt bei der Veröffentlichung von Daten, die die Wahrheit über etwas aufdecken und so jemandem etwas gutes tun, der Zweck die Mittel oder eher nicht?

Das ganze Thema hat ja auch etwas mit der Hinterfragung von Tatsachen und Regierungen zu tun. Was denkt ihr dazu? Wird zu wenig hinterfragt? Zu viel? Nicht konsequent genug? Hinterfragt auch ihr und nutzt dazu das Internet mit seinen unendlichen Möglichkeiten diesbezüglich?

Hier übrigens mal eine Liste von den Dingen, die WikiLeaks bereits veröffentlich hat >>> http://de.wikipedia.org/wiki/V…ntlichungen_von_WikiLeaks

PS: Ihr könnt natürlich über diesen Input hier hinaus noch andere Punkte einbringen, über die man diskutieren kann.

WikiLeaks an sich ist erreichbar, lediglich die Namensauflösung (DNS) funktioniert unter einigen Domains nicht, da der DNS Provider von WikiLeaks die DNS Informationen nicht mehr hostet. Alternativadressen gibts hier: http://wikileaks.info/

Oder man gibt gleich die IP-Adresse der Seite ein: http://213.251.145.96/

Zitat

[...] Und die USA will anscheinend genau das, denn versucht doch mal Wikileaks.org aufzurufen! Was passiert bei euch? Ich bekomme eine Fehlermeldung! Wenn ihr auf Wikileaks wollt müsst ihr folgendes eingeben, www.wikileaks.ch. Und wieso ist das wohl so? Die Amerikanische Regierung versucht anscheinend den Anschein zu erwecken das Wikileaks nicht existiert, und auf kurze Sicht werden sie es vielleicht auch schaffen, aber mit der Zeit werden die Medien davon Wind kriegen und es auch schon getan haben!

Offiziellen Berichten zufolge haben Amazon und der gerade erwähnte DNS-Provider nicht aufgrund von Regierungsdruck aufgehört, die WikiLeaks Seiten zu hosten, sondern weil es DDoS Attacken gegen die Seite gibt oder gab oder weil WikiLeaks gegen die Nutzungsbedingungen der Dienstanbieter verstößt. Klar kann man hier spekulieren, ob nicht doch die US-Regierung dahinter steckt, aber ich persönlich glaubs nicht. Und auch wenn sie es waren, geschafft haben sie es ja eh nicht und sie werden es auch nicht schaffen. Dafür ist das Internet viel zu flexibel und die Daten von WikiLeaks und die Wege zur Seite sind zu dezentral und/oder zu weit verteilt.

Und sollten sie zu härteren Maßnahmen greifen, fliegt es garantiert auf und dann haben die in den USA ganz schön die Kacke am Dampfen^^

Kommen wir mal zu meiner Meinung zu dem ganzen Thema:

An sich finde ich WikiLeaks nicht schlecht. Werden die richtigen Dinge veröffentlicht, so kann ganz schön viel Druck auf einzelne Regierungen oder Institutionen aufgebaut werden.

Aber da sind wir schon an der Stelle wo es schwierig wird: Welche Infos sind die richtigen? Besonders provozierende Dinge sollte mMn nicht veröffentlicht werden, da die Gefahr Kriege auszulösen zu hoch ist oder so die Interaktionen zwischen zwei Ländern erschwert werden.
Dinge, die aufklärenden bzw. aufdeckenden Charakter haben, ohne dabei großartig zu provozieren, können hingegen vorbehaltlos veröffentlicht werden finde ich.

Die letzten Veröffentlichungen, in denen wir alle etwas über die Charaktereigenschaften von Politikern erfahren durften, find ich persönlich gar nicht so schockierend und so richtig "aufdecken" tun die auch nichts. Wie die deutsche Regierung drauf ist, wissen wir ja alle und ansonsten ist es doch ganz normal, dass man, wenn sonst keine mithört, auch über die Leute herzieht oder das sagt, was man diesen Leuten nicht jeden Tag ins Gesicht sagt. Das kennen wir doch alle von uns selbst oder nicht?
Demnach hätte man sich die letzten Veröffentlichungen sparen können. Die nächsten angekündigten Veröffentlichungen hingegen haben allerdings Potenzial.

Hätte ich Dokumente zu veröffentlichen, so würde ich auch erst abwägen. Und wenn meine Dokumente wie oben beschrieben einen aufklärenden bzw. aufdeckenden Charakter haben, ohne dabei großartig zu provozieren, so würde ich diese auch veröffentlichen. Da hätte ich keine Skrupel.

Natürlich würde ich dann hoffen, dass ich nicht erwischt werde und falls doch, so würde ich mich dem Gesetz fügen. Denn die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente ist nunmal verboten. Aber mich würde man bestimmt nicht erwischen, dafür bin ich zu unauffällig und ich würde mich beim veröffentlichen bzw. bereits beim "mitgehen lassen" der Dokumente nicht tölpelhaft verhalten
Micky