Camponotus ligniperdus - die größte mitteleuropäische Ameisenart. C. ligniperdus bringt Minor, Media und Major Arbeiterinnen und Übergänge zwischen zwei Kasten hervor.
Steckbrief
Unterfamilie: Formicinae (Schuppenameisen)
Gattung: Camponotus
Untergattung: -
Art: ligniperdus
Nahrung: zoophag, Trophobiose, Insekten, (Honig-)Wasser in der Haltung
Lebensraum: Mitteleuropa
Habitat: sonnige Stellen in Laub- oder Mischwäldern, Trocken- und Halbtrockenrasen mit Buschwerk, auch Feldraine in der Kulturlandschaft, auch in Holz anzutreffen
Königinnen: monogyn, selten auch oligogyn
Gründung: claustral; auch Pleometrose oder Adoption möglich
Winterruhe: Oktober bis März
Schwärmzeit: Von Anfang Mai bis Ende Juni, 300-150 min vor Sonnenuntergang, bei 21 bis 27°C
(Körper-)Größe: Königinnen: ca. 16-18 mm
Arbeiterinnen (Minor-Major): ca. 6-14 mm
Männchen: ca. 8-12 mm
Aussehen/Färbung: Körper ziemlich glänzend, Kopf und überwiegender Teil des Hinterleibs schwarz; Thorax, Beine, Schuppe und vorderer Teil des Hinterleibs rotbraun gefärbt
Entwicklungszeiten der Arbeiterinnen:
Ei zu Larve: ca. 9 - 16 Tage
Larve zu Puppe: ca. 10 - 14 Tage
Puppe zu Imago: ca. 12 - 24 Tage
Insgesamt: ca. 1-2 Monate
Puppen: Kokonpuppen
Sonstige Angaben: Camponotus ligniperdus bringt Minor, Media und Major mit Übergängen hervor. Die Männchen helfen bei der Brutpflege. Eine ausgewachsene Kolonie kann aus mehreren 10.000 Arbeiterinnen bestehen. Die Winterruhe erfolgt vollkommen endogen, dass heißt, dass die Ameisen temperaturunabhängig selbst entscheiden, wann sie in die Winterruhe gehen und diese wieder beenden.
Hinweis: Die Art findet sich auch unter dem Namen Camponotus ligniperda. Diese Bezeichnung ist inzwischen aber nicht mehr aktuell bzw. nicht mehr richtig. Die Bezeichnung ligniperdus ist daher der Bezeichnung ligniperda vorzuziehen > Warum Camponotus ligniperda jetzt C. ligniperdus heißt
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Königin
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Nest mit Königin Arbeiterinnen (Minor und Media-Major-Übergang) und Brut
Allgemein
Camponotus ligniperdus, die größte mitteleuropäische Ameisenart, ist als erste Ameisenart für Anfänger durchaus geeignet. Sie verzeiht den ein oder anderen kleinen Anfängerfehler, größere sollten jedoch vermieden werden. Zimmertemperatur und normale Luftfeuchtigkeit sind ausreichend, um die Kolonie wachsen und gedeihen zu lassen - auch wenn das ein wenig dauert, Camponotus ligniperdus haben nämlich eine recht lange Entwicklungszeit.
Gründung
Camponotus ligniperdus Königinnen gründen claustral, das bedeutet, dass die Königin sich eine Gründungskammer baut (in der Haltung ist das RG die Gründungskammer) und dort die ersten Arbeiterinnen aus körpereigenen Reserven großzieht. Die dabei entstehenden Arbeiterinnen sind etwas kleiner als ihre späteren Schwestern, diese nennt man Pygmäen und haben eine geringere Lebenserwartung.
Bei der Gründung braucht die Königin Ruhe und Dunkelheit, das RG muss verschlossen sein und die Gründungskammer klein. Jeden Tag nachschauen ist also nicht fördernd. Da die Königin (und die Art selbst) aber nicht all zu empfindlich ist, kann man, wenn man denn unbedingt muss, ruhig einmal die Woche kurz nachgucken. Am besten ist es aber, man lässt die Königin ganz in Ruhe.
Gewährt man der Königin viel Ruhe über die Gründungszeit, dann sollte die Gründung in den meisten Fällen klappen und auch für Anfänger zu meistern sein.
Anfang
Am Anfang braucht man sich keine Sorgen zu machen, wenn die Ameisen nur selten das Nest verlassen und nur recht wenig Futter brauchen. Für eine kleine Kolonie reicht es bereits aus, nur ein- bis zweimal pro Woche Nahrung aufzunehmen - sie brauchen im Moment einfach nicht mehr. Für den Halter mag es dann langweilig sein, aber das ist ein vollkommen normales Verhalten, welches sich bereits nach ein paar Monaten, in denen mehr Ameisen schlüpfen, verflüchtigt.
Kleiner Tipp: Nachts im Schutz der Dunkelheit kommen sie meistens doch raus, dann vielleicht einfach mal reinleuchten
Nestarten
Camponotus ligniperdus ist hier ein echtes Allround-Talent. Ob Y-Tong, Farm, Erdnest oder Gipsnest, alles ist als Nest geeignet, auch Holznester oder Holz/Erd-Hybridnester, da Camponotus ligniperdus auch in Holz wohnen. Was am Ende als Nistgelegenheit verwendet wird, bleibt dem Halter überlassen. Er muss wissen welches Nest ihm am meisten zusagt in Sachen Einblick, Kosten, Pflege.
Futter
Camponotus ligniperdus sind in Sachen Futterinsekten sehr offen. Ob Fliegen, Heimchen, Grashüpfer, Mehlwürmer oder Schwarzkäferlarven, alles kann verfüttert werden. Ob die Ameisen es annehmen oder nicht ist eine andere Frage. Manchmal stehen sie auf das Eine mehr als auf das Andere. In Sachen Honig kann man, wenn man will, auch verschiedene Sorten durchprobieren. Ganz normaler Sommerblütenhonig o.ä. reicht aber aus.
Bei der Verfütterung von Insekten mit dickem Chitinpanzer (z.B: Mehlwürmer und Heimchen) sollte man das Futtertier, wenn die Kolonie noch klein ist, unbedingt in zwei Teile schneiden, um den Ameisen das Herankommen an das Innere zu erleichtern. Alleine kommen die Minorarbeiterinnen oft nur schlecht bis gar nicht an das Innere. Bei größeren Kolonien mit Media und Major Arbeiterinnen muss man das Futtertier nicht unbedingt durchschneiden, kann es aber weiterhin machen. Sollten die Ameisen Probleme haben, an das Innere zu kommen, sollte das Futtertier auf jeden Fall aufgeschnitten werden.
Bei großen Kolonien mit Majorarbeiterinnen können auch lebende oder halbtote Futterinsekten verfüttert werden. Dabei sollte man aber immer die Milbengefahr im Auge behalten!
Langjährige Haltung
Die langjährige Haltung von Camponotus ligniperdus ist sehr interessant. Man kann sich auf große Majorarbeiterinnen freuen und auch öfter mal ein lebendes oder halbtotes Futtertier ins Becken werfen. Ebenso kann man sich auf Geschlechtstiere freuen, die eventuell nach einigen Jahren auftreten und die Außenaktivität der Kolonie nimmt stark zu, so dass man immer was zu sehen und zu erleben hat. Außerdem kann man sich perfekt mit der Ausbruchssicherung vertraut machen. Diese ist in der Ameisenhaltung, insbesondere bei exotischen Arten, sehr wichtig und sollte immer funktionieren!
Auf Dauer wird nicht nur die Kolonie größer, sondern auch der Platzbedarf im Nest und außerhalb. Darüber sollte man sich bereits frühzeitig (noch vor der Haltung!) im Klaren sein, damit man den Ameisen wirklich genug Platz anbieten kann.
Ebenso wie der Platzbedarf nimmt auch der Futterbedarf zu. Insbesondere die großen Majorarbeiterinnen brauchen so einiges an Nahrung. Man muss also immer genug Futtertiere anbieten und auf Vorrat haben.
Sonstiges
Camponotus ligniperdus ist bei schwül-warmem Wetter recht aggressiv, in der Regel aber gemächlich, kann jedoch bei Störungen sehr schnell werden.
Eine Königin kann ca. 15-18 Jahre alt werden. Eine ausgewachsene Kolonie besteht aus mehreren 10.000 Tieren.
Camponotus ligniperdus kann mit kleineren, friedlichen Arten wie Temnothorax, aufgrund des Größenunterschiedes, gut vergesellschaftet werden.
Man sollte Camponotus ligniperdus keinsfalls dauerhaft künstlich beheizen! Da sie einem endogenem Rhythmus folgen - also temperaturunabhängig selbst entscheiden, wann sie in die Winterruhe starten - kann es ansonsten passieren, dass sie ihr Sommergeschäft viel zu früh beenden und schon im Spätsommer in die Winterruhe wollen.