(Servi)Formica fusca

  • Formica fusca - eine weitere Einsteigerart. Für viele Anfänger genau das richtige, wenn sie eine Art haben möchten die etwas größer ist und auch den ein oder anderen kleinen Anfängerfehler wegsteckt.


    Steckbrief
    Unterfamilie: Schuppenameisen (Formicinae)
    Gattung: Formica
    Untergattung: Serviformica
    Art: Formica fusca
    Nahrung: hauptsächlich zoophag (lebend Futter), trophobiotisch (Honigtau von Blattläusen), wenig phytophag (pflanzenfressend), in der Haltung Honig(wasser)
    Lebensraum: (Mittel)Europa, Asien, Alpen bis ca. 1800 m und auch in Nordamerika
    Habitat: Trockene, offene, mäßig beschattete Lebensräume, auch im Randbereich von Städten. Die meisten Nester trifft man auf hellen und warmen Lichtungen sowie am Waldrand an. Gelegentlich findet man sie auch in den trockeneren Teilen von Mooren.
    Königinnen: polygyn
    Gründung: claustral, einzeln in Pleometrose oder durch Adoption in bestehende Kolonien
    Winterruhe: Okt. - März
    Schwärmzeit: Mitte Juni - Ende August (Wetterabhängig), meist zwischen 11:00 und 19:00 Uhr
    (Körper-)Größe: Königinnen: bis 12 mm
    Arbeiterinnen: ca. 4 - 8 mm, je nach dem wie voll der soziale Magen ist (Gaster)
    Männchen:
    Aussehen/Färbung: schwarz glänzend (metallisch), mit kurzen Härchen bewachsen
    Entwicklungszeiten der Arbeiterinnen:
    Ei zu Larve: ca. 7 Tage
    Larve zu Puppe: ca. 30 Tage
    Puppe zu Imago: ca. 20 Tage
    Insgesamt: ~ 1,5 - 2 Monate
    Puppen: Kokonpuppen, Nacktpuppen; es ist noch nicht genau geklärt, unter welchen Bedingungen die jeweilige Puppenart auftritt
    Koloniegröße: 300 - 2000 Individuen; Gynen 1 - 15
    Sonstige Angaben: Die Gynen können bis zu 16 Jahre alt werden. (Servi)Formica fusca dient Ameisen der Untergattung Raptiformica (insbesondere (Rapti)Formica sanguinea) als Sklaven-/Hilfsameise. Raptiformica dringt dazu im Sommer mehrfach in Serviformica-Nester ein, um deren Brut zu rauben und in die eigene Kolonie zu integrieren.


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    (3 Gynen, Arbeiterinnen, Puppen und Larven schön zu sehen der Größenunterschied zwischen Larven und Puppen, bei mir kam es auch noch zu keiner Nacktpuppenbildung, dies mag an der Watte liegen die sie auf dem Boden verteilt haben)


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    (Im Vordergrund kann man 2 noch sehr blasse frisch geschlüpfte Arbeiterinnen erkennen)


    Allgemein
    Formica fusca sind bei Bodentemperaturen von 7 - 45°C unterwegs. Außerhalb des Nestes sind sie nicht aggressiv und meiden Kämpfe, selbst mit kleineren Arten. Große Nester werden jedoch aggressiv verteidigt, selbst Kundschafter von Waldameisen werden dann entschlossen durch einen Überzahlangriff getötet.


    Formica fusca ist, wie Lasius niger, eine recht robuste Art, die auch einige Anfängerfehler wegsteckt. In der Haltung sind normale Zimmertemperatur und Luftfeuchtigkeit ausreichend, damit die Kolonie wachsen und gedeihen kann. Eine genaue Bestimmung dieser Art ist leider nicht ganz so einfach, da es noch weitere Unterarten gibt, die nur durch die Anzahl und Länge der Haare unterschieden werden kann.

    Gründung

    Die Jungköniginnen beginnen mit der Gründung (Eiablage) oft erst nach der Winterruhe. Formica fusca gründen claustral, das bedeutet, dass die Königin sich eine Gründungskammer baut (in der Haltung: Reagenzglas (RG)) und dort die ersten Arbeiterinnen mit körpereigenen Reserven großzieht. Die ersten Arbeiterinnen sind etwas kleiner als ihre späteren Schwestern, diese nennt man Pygmäen und haben eine geringere Lebenserwartung als ihre späteren Schwestern.


    Bei der Gründung braucht die Königin Ruhe und Dunkelheit, das RG muss verschlossen sein und die Gründungskammer klein. Wenn man unbedingt muss, kann man einmal die Woche nachschauen. Manche Halter unterstützen die Königinnen, indem sie ihnen Honig anbieten, welcher meist auch gut angenommen wird.


    Anfang
    Wie bereits bei der Gründung erwähnt, muss man mitunter auf die erste Pygmäe lange warten. Aber auch wenn die Königin direkt mit der Eiablage loslegt dauert es seine Zeit. Viel Futter brauchen kleine Kolonien selten, daher reicht am Anfang auch eine Fruchtfliegenzucht. Bei kleinen Kolonien macht es auf jeden Fall Sinn, tote Insekten zu verfüttern, um Gefahren durch Schädlinge gering zu halten. Des Weiteren ist es hilfreich, Tiere mit harten Chitinpanzern zu zerteilen. Am Anfang macht man am besten mit einem Schaschlikspieß winzige Tropfen Honig, die die Ameisen aufnehmen können.


    Nestarten
    Formica fusca ist in Sachen Nest eigentlich relativ anspruchslos. Ob Ytong-, Farm-, Erd-, Gips- oder auch ein Holz-/Korknest - vieles ist als Brutstätte geeignet. Was am Ende als Nistgelegenheit verwendet wird, bleibt dem Halter bzw. den Ameisen überlassen. Er muss wissen welches Nest ihm am meisten zusagt in Sachen Einblick, Kosten und Pflege.


    Futter
    Ameisen mögen es, wie wir Menschen, mitunter abwechslungsreich. Wer will schon ein Leben lang nur Kartoffeln essen. Am besten schaut man sich dort um, wo sie leben- falls bekannt- aber natürlich kann man das Nahrungsangebot nicht 1:1 kopieren, zumal jede Kolonie wohl anders tickt. Die eine mag mehr Stubenfliegen während die andere gerade total auf Mehlkäfer abfährt. Das muss man ausprobieren!


    In Sachen Honig kann man, wenn man will, auch verschiedene Sorten durchprobieren. Ganz normaler Sommerblütenhonig o.ä. reicht aber aus.


    Bei der Verfütterung von Insekten mit dickem Chitinpanzer (z.B: Mehlwürmer und Heimchen) sollte man das Futtertier unbedingt in zwei Teile schneiden, um den Ameisen das Herankommen an das Innere zu erleichtern. Alleine kommen Formica fusca Arbeiterinnen nur schlecht bis gar nicht an das Innere.


    Langjährige Haltung
    Gerade wenn die Kolonie groß ist, wird die Haltung erst richtig toll. Man kann sich bei guten Bedingungen auf Geschlechtstiere freuen, die eventuell nach einigen Jahren auftreten und die Außenaktivität der Kolonie nimmt stark zu, so dass man immer was zu sehen und zu erleben hat. Außerdem kann man sich dann perfekt mit der Ausbruchssicherung vertraut machen. Diese ist in der Ameisenhaltung, insbesondere bei exotischen Arten, sehr wichtig und sollte immer funktionieren!


    Wichtig ist bei einer großen Kolonie auf jeden Fall die Größe der Arena. Bei ausgewachsenen Kolonien ist in einer 60x30 Arena mit richtiger Ausstattung wahrscheinlich nicht mal mehr eine Vergesellschaftung mit Temnothorax/Leptothorax Arten möglich. Vorteil bei einer Vergesellschaftung ist natürlich, dass es dann auch immer mal wieder was neues zu sehen gibt (Begegnungen am Honig etc.). Für junge Kolonien sollte eine 60x30 Arena reichen, man kann ihnen aber auch gleich von Anfang an mehr Platz z.B: 100x40 zur Verfügung stellen.

    Sonstiges

    Ob endogene (innere Uhr) oder exogene (äußere Einflüsse) Winterruhe ist wissenschaftlich noch nicht geklärt! Jedoch liest man in vielen HB's, dass die Gyne gegen Ende des Sommers die Eierproduktion einstellt, da Formica fusca gänzlich ohne Brut überwintern. Ebenso werden sie, laut etlicher Haltungsberichte dann im Herbst- wenn die letzte Brut aufgezogen ist, inaktiver. Für den Halter ein Zeichen, dass er sie nun langsam aber sicher runterkühlen kann, damit sie dann bald in die Winterruhe gehen können.


    Formica fusca jagt anderen Arten, z. B. Lasius niger, mitunter auch mal Beute ab, da sie sehr schnell und visuell leistungsfähiger sind als manch andere Arten. Dabei sind sie äußerst geschickt und feinfühlig, durch Überrumplung werden gefährliche Kämpfe vermieden, den Arbeiterinnen denen gerade die Beute abgejagt worden ist, bleibt meistens keine Zeit/Gelegenheit zu einer Gegenreaktion.


    Aufgrund der Größe der Arbeiterinnen kann man sie sehr gut beobachten.


    Da sie eine devote Art sind kann man sie auch super mit anderen devoten oder auch leicht dominanteren Arten vergesellschaften. Kein Problem sollte eine Vergesellschaftung mit den Temnothorax/Leptothorax Arten sein, da diese recht klein und ebenfalls devot sind. Es sollte auch möglich sein Arten, welche einen anderen Lebensraum bevorzugen und daher nicht in direkter Konkurrenz stehen zu vergesellschaften, wie Myrmecina graminicola oder Lasius flavus, sofern man diesen Arten den nötigen Lebensraum bietet (in diesem Fall Erdnesthaltung in Verbindung mit Pflanzen und Wurzelläusen). Wenn Platz, Koloniegröße und Einrichtung (bzw. die ganzen anderen Faktoren) richtig sind, klappt dies sogar mit aggressiveren Arten wie Myrmica rubra.

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