National Geographic - Mai 2011 - So clever sind die Weberinnen

  • wollte nur mal drauf hinweisen das in euren zeitungskiosken zur zeit die mai ausgabe der national geographic für 5euro auf euch wartet, beinhaltet unter anderem nen, meiner meinung nach schön bebilderten artikel (ab seite 144 6 doppelseiten), eben über weberameisen und deren tun. :smiling_face:



    edith sagt:
    hier ist übrigens im auszug der text: http://www.spiegel.de/wissensc…tur/0,1518,761760,00.html
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    Sie bauen Siedlungen, führen Kriege und sind hochorganisiert: Seit mindestens 50 Millionen Jahren bevölkern Ameisen unseren Planeten. Forscher sind seit jeher von ihren Fähigkeiten fasziniert - und grübeln immer noch darüber, was für ein Organismus eine Ameisenkolonie eigentlich ist.


    Sollten Außerirdische je auf der Erde landen, könnte es gut sein, dass sie uns so begrüßen: "Bringt uns zur Ameise!" Diese Ameise wäre eine Königin, vielleicht kaum größer als ein Reiskorn, aber zusammen mit ihren Kolleginnen und einer weltweiten Untertanenschar dürfte das fast das Gewicht der knapp sieben Milliarden Menschen ergeben, die heute unseren Planeten bevölkern. Dazu kommt, dass diese Königinnen in großen, hoch organisierten, von Kooperation geprägten Gesellschaften leben. Sie bauen Siedlungen, führen Kriege, betreiben Landwirtschaft und Viehzucht - und das seit mindestens 50 Millionen Jahren.
    Als Begleiter würde ich den Außerirdischen Mark Moffett empfehlen. Der Forscher und Fotograf war jahrelang im Urwald unterwegs und hat bei den Ameisen sowohl neue Arten als auch erstaunliche Verhaltensweisen entdeckt. Selbst bei unserem gemeinsamen Frühstück grübelt er darüber nach, was für ein Organismus eine Ameisenkolonie eigentlich ist. Denn nur so darf man diese Tiere betrachten: Nie als Einzelwesen, nur als einheitlichen Körper. In manchen tropischen Wäldern teilen sich unter Umständen viele Ameisenarten einen einzigen Baum. Die Ameisen der Gattung Oecophylla sind jedoch keine Freunde friedlicher Koexistenz. Eine Art lebt in Afrika, eine andere in Australien und Südasien. Auf langen Beinen verteidigen sie aggressiv ihre großen Reviere in den Baumkronen. Von den Einheimischen werden sie deswegen auch Baumameisen genannt.
    Oder Weberameisen. Der Grund: Sie bauen sich zwischen den Ästen fußballgroße Nester, die sie aus Blättern zusammenweben. Eine Kolonie bewohnt ein halbes Dutzend bis mehrere hundert solcher Nester - eine Metropole mit Stadtvierteln und Vororten, die durch belebte Pendlerrouten verbunden sind. Das Revier reicht vom Waldboden bis in die Baumwipfel. Es wird von hierarchisch organisierten Arbeiterinnen und Soldaten instand gehalten und verteidigt. Diese kommunizieren ständig: Sie berühren einander mit Kiefern, Vorderbeinen oder Antennen, legen mit unterschiedlichen Drüsen Duftspuren als Nachrichten aus, geben Pheromone in die Luft ab, um Signale schnell über größere Entfernungen zu übermitteln.
    Ameisen dienen als Modellorganismen für alle möglichen Studien, mit denen Forscher herausfinden wollen, wie sich große, komplizierte Aufgaben in kleine Einheiten zerlegen und mit möglichst wenigen Anweisungen bewältigen lassen. Zum Beispiel wie man den Bau eines neuen Nestes beginnt und durchführt.
    Weberameisen sind Räuber - sie jagen praktisch alle wirbellosen Tiere
    Mark Moffet hat mich eingeladen, dies im australischen Busch zu beobachten. Am Anfang steht eine Arbeiterin ganz allein auf einem Blatt und reckt sich nach einem Nachbarblatt. Ist der Abstand zu groß, klettert eine zweite Arbeiterin auf die erste. Diese packt die Helferin um ihre dünne Taille und hebt sie hoch. Wenn das noch nicht reicht, klettert eine dritte Ameise auf die beiden ersten. Ameise für Ameise wächst eine lebende Kette empor.
    Bis das Blatt erreicht ist, haben weitere Nestbewohner parallele Ketten und verstärkende Querverbindungen gebildet. Jetzt werden die Blattränder mit vereinten Kräften zusammengezogen. Über dem Saum formieren sich Arbeiterinnen wie lebende Heftklammern: Mit den Beinen halten sie einen Blattrand fest, mit den Kiefern den gegenüberliegenden. Und dann? Warten sie erst mal.
    Am Abend, wenn die Luftfeuchtigkeit steigt, kommen neue Ameisen hinzu. Sie bringen Larven mit, die kurz davor sind, sich zu verpuppen und in erwachsene Tiere zu verwandeln.
    Larven anderer Ameisenarten spinnen aus der Seide, die sie zur Verpuppung produzieren, einen schützenden Kokon. Die Larven von Oecophylla spenden ihre Seide der Kolonie. Sie werden dazu von einer Arbeiterin aufgefordert, die breitbeinig über den zusammengehaltenen Blatträndern steht und zwischen ihren Kiefern eine Larve hält. Sie beklopft mit den Antennen ihren Kopf und gibt ihr so die Anweisung, Seide aus den Munddrüsen abzuscheiden. Sie bewegt die Larve zu einem Blatt: Tipptipptipp - Seide quillt und wird angeheftet. Sie wendet den Kopf und zieht die Larve samt Faden zum anderen Blatt: Tipptipptipp - Seide anheften. Sie macht einen Schritt vorwärts und wiederholt den Vorgang. Hin und her. Her und hin. Weberameisen sind Räuber. Sie jagen praktisch alle wirbellosen Tiere - andere Insekten, Spinnen, Skorpione -, die zu fressen sich lohnt. Das tun sie so effizient, dass in den Revieren der Ameisen andere Arten entweder überhaupt nicht oder nur in sehr geringer Anzahl vorkommen. Chinesische Bauern siedelten deswegen schon vor 1700 Jahren Ameisennester in Obstplantagen an, um die Früchte zu schützen.
    Damit ist Oecophylla der älteste Partner der biologischen Schädlingsbekämpfer. Ökologen propagieren sie auch in Afrika als wirksame und kostengünstige Alternative zu Pestiziden. Noch der ärmste Bauer kann Seile von einem Ameisennest zu seinen Obstbäumen spannen.
    Dieser Text stammt aus National Geographic Deutschland, Ausgabe Mai 2011"

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