Pygmäen bei polygynen Arten?

  • Entscheidend für die Aufzucht von Pygmäen ist eine claustrale Koloniegründung - also die Gründung in einer abgeschlossenen Kammer ohne zusätzliche Nahrungsaufnahme. Da es auch polygyne Arten wie z. B. Formica fusca und Messor structor gibt, die meines Wissens claustral gründen, müsste man auch dort Zwergarbeiterinnen in der Gründungsphase finden können. Weil ich aber bisher nicht das Vergnügen hatte, eine der beiden Arten bei der Koloniegründung beobachten zu können, kann ich dies nur vermuten.


    Es gibt wissenschaftliche Studien über Pygmäen bei Lasius niger, bei denen man herausgefunden hat, dass es im Ei bereits festgelegt ist, ob daraus eine Zwergarbeiterin schlüpft oder nicht. Wenn man das auf andere Arten übertragen kann, würde das bedeuten, dass aufgenommene Jungköniginnen in der ersten Zeit zwangsläufig Eier legen, aus denen Pygmäen schlüpfen.

  • okay folgendes:


    wir haben ein recht grosses nest von vermutlich einer serviformica gefunden.
    da waren 2 queens (also schonmal poligyn) die fast nebereinander sassen.
    zudem gab es unterschiedlich grosse arbeiter.
    endweder sind das pygmaeen die noch von der gründung her leben, oder eine gyne wurde aufgenommen und bekahm anfangs pygmaeen :grinning_face_with_smiling_eyes:


    es könnte allerdings auch sein das es sich um eine polimorphe art handelt :grinning_face_with_smiling_eyes:


    naja das sind so die überlegungen *g*

  • Im alten Dasameisenforum.de ist ein Artikel dazu:


    A. Buschinger
    unregistriert
    Pygmäen
    --------------------------------------------------------------------------------
    Ich schreibe nur ungern hier, dass ich etwas nicht weiß. Nicht dass ich mich dessen schäme, aber es gibt hier im Forum zu viele und oft zu lange Einträge mit dem Inhalt "ich weiß nichts".
    Zum Thema Pygmäen hat markus schon das Richtige gepostet:
    Zitat:
    Nein, wenn man Lasius niger Eier oder Larven einer Gründerin zu einer größeren, viel größeren Kolonie gibt, entwickeln sich daraus immernoch Pygmäen, ich bezweifle, dass das mit der Ernährung zu tun hat, wenn sich ein Ei zur Pygmäe entwickelt, ich glaube eher, dass man hier differenzieren muss.


    Dies ist auch eine der beiden einzigen mir bekannten experimentellen Untersuchungen, und die erfolgte eben nur bei Lasius niger, wobei man heute nicht mehr sagen kann, ob es sich um diese oder vielleicht die sehr ähnliche L. platythorax gehandelt hat. Aber das macht nicht viel Unterschied. Man weiß noch nicht mal, ob die Prädisposition der Eier zur Pygmäen-Entwicklung genetisch bedingt ist (unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen!), oder ob die Königin ihre ersten Eier mit weniger Reservestoffen ausstattet.
    Man kann solche Ergebnisse keinesfalls einfach auf andere Arten, Gattungen, oder gar Unterfamilien (Myrmicinen: Pheidole!)übertragen.
    Mir ist auch unbekannt, ob es so etwas wie Pygmäen bei den temporären Sozialparasiten gibt. Es würde tatsächlich keinen biologischen Sinn machen, aber bevor man darüber spekuliert, müssten Daten vorliegen, müsste jemand die entsprechenden Versuche machen.


    Die zweite Untersuchung haben wir vorgenommen, an der Pharaoameise Monomorium pharaonis.
    Auch bei dieser hoch polygynen Art machen Pygmäen "keinen Sinn", die ersten Eier werden in einem großen Volk abgelegt, die Ernährungsbedingungen für die ersten Larven sind nicht anders als die für spätere Bruten. Es gibt zwar nach dem natürlichen Auswechseln einer Königinnen-Generation eine geringere Durchschnittsgröße der Arbeiterinnen, aber "richtige" Pygmäen entstanden nur in Versuchen, in denen jeweils 6 neu begattete Jungköniginnen zusammen, aber ohne Arbeiterinnen oder Brut aus dem Mutternest, angesetzt wurden (im Abb.-Text etwas irreführend als "solitär" bezeichnet!). Wir haben das als Überbleibsel (Atavismus) aus der Zeit gedeutet, als die Königinnen noch in der Lage waren, selbständig Kolonien zu gründen. Solche Kolonien waren dann aber wenig erfolgreich, wiesen hohe Mortalität auf, und bis eine funktionstüchtige Kolonie hätte entstehen können, wäre die natürliche Lebenserwartung der Königinnen bereits überschritten gewesen (Die Pharaoameisenköniginnen produzieren, nach ein paar Bruten von Arbeiterinnen, nur eine einzige Brut mit Männchen und Jungköniginnen. Wenn diese begattet sind und mit der Eiablage beginnen, sterben ihre Mütter ab).



    Die (bereits im Druck schlechten) Bilder stammen aus der Veröffentlichung unserer Versuche:
    M. Petersen & A. Buschinger (1971): Untersuchungen zur Koloniegründung der Pharaoameise Monomorium pharaonis (L.). Anz. f. Schädlingskunde und Pflanzenschutz 44, 121-127.
    -----


    MFG Antguy


    PS und edit: Weis nicht wie man hier die Bilder hineinkriegt!
    2. edit: geht ja doch!

  • Vielen Dank für deinen informativen Beitrag, Antguy. Ich bin auch der Meinung, dass man vorsichtig sein sollte, die Ergebnisse auf andere Arten, Gattungen oder gar Unterfamilien zu übertragen. So gibt es z. B. Arten, bei denen die Arbeiterinnen nicht über einen sozialen Magen verfügen oder die Männchen flügellos sind - woran man sieht, das nicht alle Ameisen gleich sind. Gerade in meiner Anfangszeit musste ich doch sehr aufpassen, dass jede Art für sich zu betrachten ist und man sich vor Verallgemeinerungen hüten sollte.


    Ich habe mein Posting auf eine Aussage von Prof. Buschinger in dem von dir erwähnten Ameisenforum gestützt, welche ich gern zitieren möchte:


    Zitat

    Original von A. Buschinger
    ... Pygmäen oder Zwergarbeiterinnen entstehen bei Arten mit klaustraler Koloniegründung (also ohne Futterzufluss in geschlossener Gründungskammer) aus den ersten Eiern der jungen Königin. Ursache ist allerdings nicht die schlechte Futterversorgung der Larven. Das hat man bei Lasius niger experimentell untersucht: Gibt man die ersten Eier einer Gründungskönigin in ein kleines Volk, das bereits normal große Arbeiterinnen produziert, so entstehen nach entsprechender Zeit doch Pygmäen aus diesen Eiern. Es ist also schon im Ei festgelegt, dass sich daraus nur Pygmäen entwickeln können. Mit einer Aphaenogaster subterranea-Königin habe ich das im letzten Sommer anders probiert, gab ihr zu den ersten kleinen Larven ein paar Puppen aus einem anderen Nest. Trotz der nach dem Schlupf der Puppen besseren Nahrungsversorgung schlüpften weiterhin erst mal nur Pygmäen aus der Brut der Königin! ...

  • Hallo .
    Habe eine Formica fusca Königin im letzten Jahr gefangen und die hat erfolgreich gegründet .
    Bin mir erst nich sicher gewehsen ob es überhaupt eine Formica fusca Königin war . Da sie aber um einigen schneller war als eine L.n. Königen hatte ich es mir schon fast gedacht .
    Die ersten Arbeiterinnen waren ungefähr so groß wie ausgewachsene L.n. Arbeiterinnen aber noch eindeutig kleiner als normal Formica fusca .
    Also würde ich sagen das es sich hierbei um Pygmäen handelt .

  • najagut.
    es ist klar das die ersten arbeiter pygmaeen sind.
    aber wenn eine königin adoptiert in eine grosse kolonie kommt ....
    naja ich vermute mal das dann auch pygmäen die ersten arbeiter der königin sind, einfach weil es sich um das genetische programm handelt.
    und wenn es durch füttern nicht beeinflusst werden kann und von vornherein schon klar ist ... naja :grinning_face_with_smiling_eyes:


    ich überleg gerade wie man das genau untersuchen kann.
    man müsste eine schon bestehende kolonie nehmen, alle pygmaeen heraussortieren und eine jung königin dazugeben.
    wenn dann pygmaeen schlüpfen oder eben nicht wüsste mans :grinning_face_with_smiling_eyes:

  • Also wenn die Frage ist, ob nur die ersten Arbeiter einer Königin Pygmaeen sind und nicht die ersten Arbeiter einer Kolonie, könnte man ja eine Königin aus einer bestehenden Kolonie entnehmen und sie erneut gründen lassen.
    Wenn dann wieder Pygmaeen entstehen, wäre ja klar, dass es entweder an der Futterversorgung liegt, oder dass die Königin es selbst bestimmen kann.


    Ich werde diesen Versuch einfach mal durchführen.



    MfG Jan

  • Da kann ich Mauermeise nur zustimmen:


    Man kann eine Königin nicht beliebig oft gründen lassen. Bei Arten, die claustral gründen, braucht die Königin in der Gründungsphase ihre Flugmuskulatur auf. Sie benötigt diese Reserven

    • um Eier zu legen,
    • um Futtersekrete für die Larven herzustellen und
    • um sich selbst zu ernähren.


    Wenn die Flugmuskulatur aufgebraucht ist, benötigt sie Futtersekrete von Arbeiterinnen, die dann ja eigentlich vorhanden sein müssten. Ohne diese Sekrete ist die Königin rettungslos verloren!

  • selbst da wuerde ich eher davon ausgehen das es nciht geht denn der "legeapparat" war beim ersten mal ja lange nicht auf dem lvl wie nach 1 oder 2 jahren

    renitent aus leidenschaft
    gegen interpunktionswahn
    gegen gross- und kleinschreibung


    Der Klügere gibt nach und genauso sieht die Welt auch aus.

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