Camponotus vagus "Die Haarige Holzameise"
Camponotus vagus ist eine der drei größten Ameisenarten in Mitteleuropa (neben C. herculeanus und C. ligniperdus) und kommt verbreitet und überwiegend im südlichen, wärmeren Europa vor. In Deutschland ist sie gefährdet und kommt in sehr isolierten Fundorten aus der planaren bis collinen Zone vor (nur 12 Fundorte in Deutschland). Sie verteidigen ihre nähere Umgebung und können auch vereinzelt Kämpfe gegen nahrungskonkurrierende und holzliebende andere aggressive Arten wie z.B. Lasius emarginatus führen. Bei optimalen Bedingungen sind bis zu 1000 - 4000 Arbeiterinnen in der Natur möglich. Das Ende einer individuenreichen Superkolonie ist aber mit 10.000 Arbeiterinnen sicherlich erreicht.
Vagus bedeutet auf lateinisch "die Wandernde", was man in der Natur bei ihrem langen Wegen zu Futterquellen trefflich beobachten kann. Leider haben sich auch Spinnenarten auf das Erlegen von viel größeren Camponotus vagus Arbeiterinnen auf deren Wanderwegen spezialisiert, für die selbst große Major-Arbeiter kein Problem darstellen. Camponotus vagus sind hervorragende Kletterer, die auch mittels "Sprung" kleinere Lücken überwinden können.
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Unterfamilie: Formicinae
Gattung: Camponotus
Untergattung:
Art: Camponotus vagus (Scopili 1763)
Nahrung: stärker zoophag (Insekten); trophobiotisch, in Haltung: Honig/Honigwasser, Insekten, ausreichend Wasser!
Lebensraum: Mitteleuropa planare bis colline Zone, Südeuropa stärker verbreitet
Habitat: alle möglichen Tothölzer, liebt Kork, Erde
Königinnen: monogyn, Pleometrose möglich
Gründung: Claustral
Winterruhe: Oktober bis März
Schwärmzeit: Anfang April bis Ende Mai, 12-15 Uhr
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(Körper-)Größe (Polymorph):
Königinnen/Gynen: ca. 15 bis 16mm
Arbeiterinnen:
Major 11,5 bis 13 mm
Media 12 bis 9,5 mm
Minor 7 bis 10 mm
Minima 7,5 bis 5,5 mm (auch Pygmäen genannt)
Männchen: 9mm
Aussehen/Färbung: komplett Mattschwarz, Hinterleib mit weißen, abstehenden Haaren.
Puppen: Kokonpuppen
Sonstige Angaben: Pfeilschnelle Bewegungen, kampfstärker/überlegener als die beiden anderen großen Camponotus Arten.
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Allgemein
Camponotus vagus ist eine relativ einfach zu haltende Art, wenngleich sie wegen ihrer begrenzten Verfügbarkeit keine typische Einsteigerart ist.
Sie sind als größeres Volk recht aggressiv, jedenfalls wenn das Nest gestört wird, in jedem Fall aber eine Augenweide in der Haltung. Ihre Entwicklungszeit ist um einiges schneller als die der zwei anderen großen Camponotus Arten. Im Mittelmeerraum kommt sie vermehrt in Korkeiche vor, womit sie den Kork entwerten kann. Sie sind eine sehr wärmeliebende Art (thermophile) und vertragen mehr Wärme als andere vergleichbare mitteleuropäische Camponotus Arten.
Gründung
Camponotus vagus gründet claustral, das heißt sie suchen sich einen Nistplatz und nehmen während der Gründungszeit keinerlei Nahrung auf. Dennoch ist es oft sinnvoll, in späteren Gründungsphasen etwas Honigwasser zu geben. Spät bedeutet hier, wenn die ersten Larven geschlüpft sind, da die Königin diese dann leichter anfüttern kann. Früher sollte keinesfalls gefüttert werden, da die Königin während der Gründung eigentlich nicht auf Futter eingestellt ist und sie die Fütterung nur irritieren würde. Die meisten Gynen würden eine Honigwasserfütterung jedoch gerne annehmen und sich ihre stark abgenommene Gaster wieder physogastrisch voll trinken. Futterreste aber danach gründlich entfernen.
Wie immer gilt es die Königin während der Gründung möglichst in Frieden zu lassen. Gestresste Camponotus vagus Königinnen neigen dazu, einen Teil ihrer Brut (vor allem ihre Eier bei Postversendung) zu verspeisen, wenn sie übermäßig gestört/gestresst werden!
Anfang
Eine kleine Kolonie ist sehr nachtaktiv und erst mit einer höheren Arbeiterinnenzahl wird auch tagsüber die Aktivität zunehmen. Sie graben auch gerne in einem befeuchteten Sand/Lehmgemisch - auch wenn sie die Gänge danach nicht verwenden. Ein kleines Formicarium würde es für den Anfang auch tun - ohne die Art zu beeinträchtigen.
In der Gründung wurde eine Entwicklungszeit von 45 Tagen vom Ei bis zum Imago bei den ersten 5,5 bis 6mm Pygmäen-Arbeiterinnen gemessen. 50 Tage nach der claustralen Gründung der Gyne können bereits 8 Arbeiterinnen geschlüpft sein. 13-14 Arbeiterinnen der ersten Arbeitergeneration sind normal.
Nestarten
Camponotus vagus bevorzugt Nester in Korkeiche und weichen Holzarten. Danach kommen erst die Erdnester die auch als Anfangsnest dienen können, um von dort aus einen nahe liegenden Kork oder ein Totholz zu besiedeln. Sie bevorzugen ein sehr sonniges Habitat. Als Nest in der Natur können ihnen in unseren Gegenden vor allem sonnig gelegene Totholzhabitate dienen wie zB.: Holzbrücke, Holzlattenzaun, Baumstumpf, Gartenhäuschen, Bienenstock, Holzbank oder aber auch löchriger Asphalt. Nest muss nicht unbedingt befeuchtet werden (vor allem Kork oder Totholz nicht -> Schimmelgefahr!) da diese Art selbstständig Wasser zum befeuchten auf nimmt.
Futter
Alle möglichen Arten von Insekten und auch Spinnentiere sind möglich, Honigwasser oder purer Honig (Akazienhonig länger flüssig) wird gerne genommen. Vor allem Fliegen und Spinnen aller Art zählen zu den Lieblingsfuttertieren dieser Art. Vor allem Nachts wird sehr viel Nahrung eingetragen und aufgenommen. Wasser sollte immer vorhanden sein, weil diese Art ihr Nest selbstständig befeuchtet.
Langjährige Haltung
Große Camponotus vagus Kolonien sind für den Betrachter wahrlich mehr als beeindruckend, und sie wachsen für Camponotus Arten recht schnell zu einer beachtlichen Volksstärke heran. Aufgrund ihrer Größe und des furagierenden Ausschwärmens werden sie dabei relativ platzintensiv und größere Formikarien werden nötig werden. Auch braucht eine große Kolonie viel Insektennahrung, welche die Larven zum Heranwachsen dringend benötigen. Um größere Arbeiterkasten in seiner Kolonie zu entwickeln benötigt es ein ausreichendes Mass an Wärme und Insektennahrung. Eine zusätzliche Wärmequelle ist aber grundsätzlich nicht nötig in der Haltung, sie steigern ihre Aktivität aber bei temporärer Besonnung.
Sonstiges
Camponotus vagus kann unter Umständen Holzschäden in einem Totholz anrichten!
Zwar ist dies bei modernen Häusern recht unwahrscheinlich, allerdings sollte man sich dennoch vorsehen und entsprechend gut seine Anlage gegen einen Ausbruch absichern.
Diese Art hat es gerne wärmer als andere Camponotus Arten. Camponotus vagus hat einen sog. endogenen Rhythmus, das heißt sie beginnen temperaturunabhängig und selbstständig die Winterruhe. So passiert es in der Haltung nicht selten, dass der Rhythmus durch Heizen oder einen zu kühlen Sommer gestört wird und die Ameisen stark verfrüht oder verspätet ihr Sommergeschäft beenden. Umso schneller sie die nötigen Winterreserven nach der Aufzucht ihrer Brut eingebracht haben, umso früher gehen sie selbstständig in die Winterruhe.
Zu Beginn der Winterruhe ziehen sie sich ins Nest zurück und dieses wird versiegelt und keinerlei Nahrung wird mehr angenommen. Für die Winterruhe empfiehlt sich eine Temperatur von um die 8°C oder eine Lagerung in einer gut isolierten Box in der es zu keinen starken Minusgraden kommen kann.