Entscheidungshilfe zur richtigen Ameisenart

  • Aloha,


    Ich bin neu hier und interessiere mich für Ameisen. :dubistdergroesste:
    Ich wollte mir schon als 12 oder 13 Jähriger eine ganze Anlage kaufen, hab es dann aber aufgrund der Tatsache das ich keine Ameisen zu Weihnachten bekomme habe gezwungener Maßen etwas nach hinten verschoben. Wie ich finde eine gute "Idee", denn im Nachhinein komme ich mir doch etwas naiv vor, dass ich damals dachte solche Tiere artgerecht zu halten zu können. Naja, mittlerweile bin ich 18 und habe letztens zufällig einen kurzen Bericht in der Videosektion von Spiegel-Online über den Antstore gesehen, was zu einer Spontan-Entzündung meiner einst erloschenen Begeisterung für diese kleinen Tiere geführt hat.


    Seit dem hab ich unzählige Erfahrungsberichte hier aus dem Forum (Wovon übe rings nur wenige Hilfreich sind, da die meisten nur 3 oder 4 Posts umfassen. Dafür konnte man an Chrizzys Haltungsbericht fast seine eigene Entwicklung besser beobachten als die der Ameisen, war sehr interessant :smiling_face: ) und diverse andere Websites durchstöbert.


    Da ich ein Tierliebhaber bin und die Gefangenschaft von Ameisen irgendwie mit meinem Gewissen vereinbaren muss habe ich mich dazu entschlossen einige Anforderungen an ihre Haltung zu stellen:
    Ich möchte ihnen einen so naturgetreuen Lebensraum wie nur irgend-möglich schaffen. Dazu zählt für mich vor allem auch Bepflanzung(Außer sie lebt in der Wüste, ihr wisst was ich meine :winking_face: ). Ich habe mich auch zur Anlegung einer Blatlauszucht/farm erkundigt, das scheint wohl nicht ohne weiteres möglich zu sein, da die Läuse der Pflanze zu sehr schaden. Auch von Ernteameisen habe ich gehört aber diese kommen wohl aufgrund ihrer schnellen Vermehrung und geringen Größe nicht in Betracht. Desweiteren gibt es ja noch Ameisen die bestimmte Pilze züchten. In wie weit diese Ameisen haltbar sind weis ich aber nicht. Ihr merkt sicher das es bei mir noch um das Aussuchen der richtigen Art geht... Am liebsten wäre es mir natürlich wenn sie sich zu einem bestimmten Teil autark versorgen könnte. Generell finde ich die einzelnen Arten der Nahrungsgewinnung bzw. Verarbeitung am Interessantesten. Ich möchte mich einfach mal informieren was es da für unterschiedliche Möglichkeiten gibt und in wie weit diese Arten auch haltbar sind.


    Ich würde mich über einpaar Anregungen freuen :smiling_face:


    Lg, Baconman

  • Hey,


    ich bin auch neu dabei und lese mich seit ein paar Tagen durch diverse Beiträge. Sobald die Winterruhe beendet ist, möchte ich eben so wie Baconman mit der Ameisenhaltung beginnen.


    Arten:
    Mit meinem wenigen Wissen wurde ich ebenso dazu raten eine Einsteigerart zu nehmen. Wie wär's mit Fromica fusca, Lasius niger oder Myrmica rubra? Letztere werde ich mir zulegen.


    Aus meiner "Lebenserfahrung" heraus würde ich dir allerdings abraten bereits mit anspruchsvollen Arten zu beginnen. Man möchte meist immer soviel, hat auch tausend Ideen und ist sicherlich guten Herzen bzgl. der Tiere, aber meistens ist man auch sehr überfordert sobald Probleme auftreten oder sobald mal erkennt, wie sehr man sich kümmern muss. Weniger ist also manchmal mehr.


    Bepflanzung:
    Diesbezüglich würde ich von den Experten hier auch gerne mehr wissen. Was genau kann passieren, wenn man bspw. Moos oder irgendetwas robustes mit in einem Formicarium integriert? Ist die Schimmelgefahr höher? Ist es für die Ameisen besser oder schlechter?


    Danke Leute für die vielen vielen Forenbeiträge. Ich als Anfänger fühle mich hier pudelwohl. Sämtliche Beiträge sind wirklich interessant und meistens auch sehr informativ.


    Gattung groß, Artenzusatz bitte klein schreiben! - Danke | Micky

  • Ich steig nur mal kurz auf die bepflanzung ein


    für Halter mit grünem Daumen und dem nötigen Wissen über Kolonie und Pflanzen ist es eine prima sache.. ich als laie habe falsche pflanzen gekauft die nicht fürs becken geeignet waren.. die ameisen konnsten sich trotz gegenmaßnahmen in die pflanzen einniste.. spätere "Käferseuche" im becken hat mich dazu gebracht alle pflanzen aus dem becken zu verbannen.. absofort gibts nurnoch kakteen... Fakt: wenn du dich mit beidem auskennst dann packs zusammen sieht bestimmt schön aus.. wenn du allerdings ein ameisenneuling bist und auch von pflanzen nicht viel weißt.. dann versuchs mit plastik... viel glück :thumbs_up:

  • Hallo!


    Was Moos an geht hätte ich angst das bei kleineren Arten diese ihr Nest im Moos bauen an statt da wo sie es eigentlich sollen! :meinemeinung:


    Mhm, also ich hab mir hier, in einem Plastikschälchen Moos "hochgezüchtet". Hab auch schon gedacht, ob die dann vielleicht nicht sogar da ihr Nest einrichten. Aber was ist, wenn man bspw. nur 2-3 mm Erde mit reinpackt, so dass nach unten hin gar kein Raum ist, um irgendwelche Gänge oder Nester zu bauen. Nisten die sich dann trotzdem da ein?

  • ich denke gar nicht mal das sie das das Moos Erde braucht sondern eher Feuchtigkeit zum Überleben aber dachte eher das sie sich im Moos verstecken also in der Pflanze! Gerade Temnothorax arten!

  • Huiii, hier steckt ein bisschen Unwissen drin der verzapft wird (Stichwort: Ernteameisen) und zu viel Panikmacherei... :dance2:


    • Ernteameisen (Messor) würde ich schon als rasch wachsende Völker betrachten, welche jedoch einsteigerfreundlich sein - artenbedingt.
    • Myrmica rubra würde ich eher weniger als Einsteigerart betrachten auch wenn es viele für gut heißen, diese Art zu nehmen. Jedoch benötigen diese eine höhere Feuchtigkeit, ansonsten kommt es schnell zum Arbeitersterben.
    • Pflanzen sind auch für Einsteiger geeignet, nur...
      • ... muss diese gut gesichert sein, also keine Ameise darf dort graben können, Fliegengaze oder Schwämme können helfen.
      • ... muss der Halter die richtige Pflanze auswählen, Beckenhöhe und - breite mit max. Werte der Pflanze.
      • ... Pflanze sollte ähnliche Bedingungen aufweisen wie die Ameisenart (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Helligkeit etc. sind bei Pflanzen zu beachten).
      • ... nicht von Großhändlern kaufen! Pflanzen werden oft mit Insektiziede besprüht.


    • Moos ist sehr natürlich, man muss aber wirklich damit rechnen dass das Volk unter das Moos ziehen kann (was bei Ytong oder Gipsnestern fast immer der Fall ist).
    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr zwei und herzlich Willkommen hier in unserer Community - ausnahmsweise belasse ich mal auch Franz_HBs Beiträge hier drin, da die Fragestellungen sich ähneln, würde sonst einen neuen Thread aufmachen.
    Ich werde mal auf euch zwei eingehen, so gut ich kann.



    Da ich ein Tierliebhaber bin und die Gefangenschaft von Ameisen irgendwie mit meinem Gewissen vereinbaren muss habe ich mich dazu entschlossen einige Anforderungen an ihre Haltung zu stellen:
    Ich möchte ihnen einen so naturgetreuen Lebensraum wie nur irgend-möglich schaffen. Dazu zählt für mich vor allem auch Bepflanzung(Außer sie lebt in der Wüste, ihr wisst was ich meine :winking_face: ). Ich habe mich auch zur Anlegung einer Blatlauszucht/farm erkundigt, das scheint wohl nicht ohne weiteres möglich zu sein, da die Läuse der Pflanze zu sehr schaden. Auch von Ernteameisen habe ich gehört aber diese kommen wohl aufgrund ihrer schnellen Vermehrung und geringen Größe nicht in Betracht. Desweiteren gibt es ja noch Ameisen die bestimmte Pilze züchten. In wie weit diese Ameisen haltbar sind weis ich aber nicht. Ihr merkt sicher das es bei mir noch um das Aussuchen der richtigen Art geht... Am liebsten wäre es mir natürlich wenn sie sich zu einem bestimmten Teil autark versorgen könnte. Generell finde ich die einzelnen Arten der Nahrungsgewinnung bzw. Verarbeitung am Interessantesten. Ich möchte mich einfach mal informieren was es da für unterschiedliche Möglichkeiten gibt und in wie weit diese Arten auch haltbar sind.


    Dass du dir solche Gedanken um die Ameisen machst ehrt dich - denn die meisten Einsteiger, gerade wenn sie noch jung sind - neigen zu einem überhasteten Einstieg und einer Sammelwut. Doch auch Ameisen sind Lebewesen, wenngleich "nur" Insekten - auch diese haben das Anrecht auf eine möglichst gerechte Haltung.


    Die Wahl der Art ist immer sehr schwierig und ich werde dir nun auch nicht irgendwelche Vorschläge hinklatschen. Allein wäre mein Ratschlag, klassischerweise mit einer robusten einheimischen Art einzusteigen, da durch Exoten bei einem Ausbruch Infektionsgefahr droht. Sprich: Entwischt die Königin, hat man nicht nur eventuell selbst ein Problem an der Backe (Exoten unter den Bodendielen ;)), sondern es kann auch passieren, dass die heimische Flora und Fauna darunter leiden muss. Entweder direkt durch die Ameisen selbst oder indirekt durch Endo- und Exoparasiten, die auf oder in ihrem Körper leben (Bakterien, Milben, etc.pp). Zudem musst du bei einheimischen Arten keine künstliche Beheizung einrichten - ein Vorteil, wenn du mal in den Urlaub fährst. Denn die Nahrung ist weniger das Problem. Die meisten Ameisenarten haben einen Sozialmagen und können Nahrung speichern. Das reicht gut und gerne zwei Wochen ohne, dass das irgendwelche Folgen für die Ameisen hat. Bei längerer Abwesenheit stagniert dann erstmal das Brutwachstum, evtl. wird auch Brutfraß betrieben. Bis erste Ameisen verhungern dauert es geraume Zeit. Ein erfahrener und allseits geschätzter Halter verlor einmal ein Reagenzglas mit Camponotus ligniperdus in seiner Wohnung (frage mich nicht, wie man das schafft ;)) und fand es erst nach 8 Monaten wieder - es war keine Brut mehr vorhanden, aber Königin und Arbeiterinnen hatten in einer Art Starre überlebt.


    Sicherlich solltest du diverse Artbeschreibungen lesen - dort kannst du auch nachvollziehen, was die Ameisen in der Haltung zu sich nehmen und was dich in der Haltung erwartet.
    Wie du schon richtig sagst, ist eine naturgetreue Blattlaushaltung unter künstlichen Bedingungen nur schwer möglich. Das hat verschiedene Gründe - die befallenen Pflanzen gehen schnell ein und es stehen für die Läuse kaum Alternativen zur Verfügung im Formicarium. Zudem reagieren diese auf einen Druckverlust im Inneren der Pflanzen - heißt, auch Schnittware kommt nicht in Frage, da die Läsue sie nur extrem kurze zeit beanspruchen und dann abwandern wollen auf gesunde und intakte Pflanzen.
    Auch passiert es in der Haltung häufig, dass die Läuse von den Ameisen als willkommene Nahrungsquelle angesehen werden - aber eben sie selbst, und nicht nur deren Ausscheidungen :winking_face:


    Noch einige kurze Worte zu den von dir angesprochenen Arten:
    Ernteameisen (das sind in der Haltung insbesondere die Vertreter der Gattung Messor) legen bei richtiger Pflege tatsächlich ein recht schnelles Wachstum an den Tag. Auch wenn ich selbst massive Probleme mit meinen Messor minor hesperius habe (die Sterberate entspricht augenscheinlich der Schlupfrate ;)), können die meisten Halter von schnell wachsender Koloniegröße berichten.


    Pilzpflegende Arten (die bekanntesten sind Blattschneiderameisen der Gattungen Atta und Acromyrmex) sind hingegen auf recht exakt definierte Bedingungen angewiesen, damit ihr Pilz - mit dem sie in Symbiose leben - wachsen kann. Diese Ameisen düngen den Pilz mit Pflanzenteilen und ihrem Exkrementen und ernähren sich von den winzigen Pilzköpfchen. Sprich: Hier muss recht genau auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit geachtet werden, zudem darf sich kein Kondenswasser in der Nähe des Pilzes bilden, die Kolonien wachsen bei richtiger Pflege rasant... und und und. Ich für meinen Teil halte Ameisen seit 2006 und habe immer die Meinung vertreten, dass es immer noch nicht an der Zeit ist, mir diese Tierchen selbst einmal genauer anzuschauen... mal abgesehen davon, dass sie so viel Platz brauchen.


    Zur Nahrungsaufnahme allgemein: Die meisten Ameisen ernähren sich von süßen Flüssigkeiten - in natura sind das Honigtau (Trophobiose mit diversen Lausarten), Nektarien von Pflanzen, etc. - sowie diversen Lebend- und Totinsekten. In der Haltung wird dies natürlich ebenso betrieben, allein wird statt des Honigtaus eben Honig/Honigwasser genutzt oder wenn dieses hochwertigere Produkt nicht angenommen wird Zuckerwasser.
    Insekten aufzutreiben ist dank der Terraristik kein Problem - Heimchen, Mehlwürmer, Schaben, Fliegen, etc.etc., oder man geht eben selbst auf Jagd.
    Zudem kann man natürlich zeitweise auch Dinge wie Katzenfutter oder Thunfisch anbieten - viele Ameisen gehen gerne auf diese Alternative. Abwechslung ist sicherlich auch hier angebracht, um zu gewährleisten, dass die Ameisen mit ihren lebenswichtigen Nährstoffen versorgt werden. Eines noch dazu: Die süßen Flüssigkeiten - weitestgehend Kohlenhydrate - dienen als Hauptnahrung für die adulten Tiere, die Proteinnahrung (also Insekten und Co.) wird hautpsächlich an die Brut verfüttert, damit diese ordentlich wächst.


    Hier unterscheiden sich die diversen Arten in Bezug auf die Nahrung eher durch ihr Jagdverhalten - geht man lieber auf Aas bzw. halb-tote Beute, oder sind die Ameisen flinke und geschickte Jäger, die aktiv Beutetiere zur Strecke bringen?


    Daneben gibt es eben schon angesprochene Ernteameisen, die Samen und Körner sammeln (was teils in geringem Maße auch von "nicht-Ernteameisen" betrieben wird) und diese Einlagern, sowie (bei größeren Kolonien) unter enormen Energieaufwand zu einer Masse zerkauen, die sich Ameisenbrot nennt und die sich besser eignet, um diese über den Winter zu lagern (kann nicht mehr keimen, geringere Schimmelgefahr als bei Samen, ...)


    Eher exotisch sind dann eben die veganen Blattschneiderameisen, die sich von ihrem Pilz und teils Pflanzenphloem ernähren. Es gibt auch andere pilzzüchtende Arten, die keine Blätter schneiden, soviel noch dazu.



    Letztendlich kommt man nicht umhin, eigenständig nach passenden Arten zu suchen und seine Ideen mal vor anderen Haltern zur Disposition zu stellen, damit diese einen beraten können.




    Hallo auch Franz!
    Die Arten die du listest könnte man als recht klassische Anfängerarten bezeichnen - was sie aber keineswegs langweilig macht! Leider neigen viele Einsteiger dazu, sich gleich teure und "ach-so-coole" Exoten anzuschaffen (nix gegen Exoten, ich meine eher, dass der Einstieg überhastet eingeleitet wird ;)).
    Artbeschreibungen findest du hier. Denke, so kann man sich einen guten Überblick verschaffen, was auf einen zukommt.


    Myrmica rubra ist wie ich meine von den drei Arten noch die anspruchsvollste, da hier auf eine recht hohe Feuchtigkeit - gerade im Nestbereich - geachtet werden muss.
    Ansonsten aber robust und pflegeleicht. Hat auch ein sehr sehr interessantes Rekrutierungsverhalten - sprich: Wird Nahrung entdeckt, so sondern die Arbeiterinnen Pheromone ab, die sich schnell in der näheren Umgebung ausbreiten. Man kann gut beobachten, wie sich diese Signalkette bis in Nest ausbreitet und bald (auch bei kleinen Kolonien) eine Vielzahl an Arbeiterinnen (und in der Haltung manchmal auch Königinnen :D) herausströmt und sich in Richtung der Nahrungsquelle begibt. Konnte das viele Male begeistert miterleben.


    Pflanzen sind im Formicarium nicht zwingend nötig, gestalten die Umgebung aber natürlich etwas interessanter (dafür schlechtere Beobachung, weil viel Zeug im Blickfeld ist ;)) und natürlicher.
    Die Schimmelgefahr ist insofern höher, da man für Pflanzen auch einen sinnvollen Bodengrund braucht- also Erde - und diese feucht halten muss. Und diese ist eben sehr schimmelanfällig. Das heißt nicht, dass gleich Schimmel alles überwuchert (gerade da es eben sehr unterschiedliche Schimmelarten gibt), aber man wird früher oder später Schimmel feststellen. Der muss nicht zwingend stören, kann aber natürlich passieren, dass man sein Formicarium säubern und neu einrichten darf.
    Auch Sterilisieren der Erde durch Backen hilft hier wenig - auch hier schimmelt es früher oder später.


    Bei Moosen und anderen Pflanzen sollte man eher darauf achten, wo man diese hernimmt. So habe ich mit meinem letzten Waldformicarium (inklusive Moose, Farne und anderer Pflanzen) die Erfahrung gemacht, dass man sich viele andere Tiere einschleppt, wenn man diese aus dem Wald holt (abgesehen davon, dass man besser keine geschützten Pflanzen mitnimmt...). Mich hat das insofern gestört, als dass diese meine Ausbruchssperre aus Öl beschädigt haben (durch ihr eigenes Ableben darin... die toten Insektenkörper blieben dann kleben) und ich auch einiges an Futtermilben eingeschleppt habe und kleine Fliegen schlüpften, die in mein Zimmer schwirrten. Das ist eher lästig als gefährlich. Zudem hatten einige Käfer bald viele Pflanzen stark angefressen, sodass ich die Tiere mühevoll suchen und entfernen musste. Und eine Spinne ging auf Jagd nach meinen Schützlingen :grinning_squinting_face:


    Naja. Lange Rede, kurzer Sinn. Pflanzen im Formi sind schön und machen alles naturgetreuer, machen aber eben Arbeit und bringen evtl. ein paar Nebenwirkungen mit sich.


    Ein weiterer Problemfaktor: Wie Ameisenhalter und LifeStyler ganz richtig sagten, neigen einige Ameisenkolonien dazu, sich gerade unter den Pflanzen einzunisten. Hat man kein Problem mit einem Erdnest ohne Nesteinblick ist das nicht weiter schlimm. Ich für meinen Teil finde, man sollte nach Möglichkeit die Chance nutzen, Nestarten anzubieten, in die man auch Einblick hat (das wird einem in freier Natur schließlich verwehrt und man hat in der Haltung eine einmalige Gelegenheit, auch die Brutpflege zu beobachten und die Königin zu sehen und zu kontrollieren!), also z.B. Ytongnester, Ameisenfarmen, Holznester, etc.pp.
    Auch Myrmica rubra gehört ganz klar zu den Kandidaten, die sich liebend gerne ein neues Nest suchen, wenn sie der Meinung sind, dass es unter dem schönen feuchten Moos für sie perfekt wäre - manchmal sind das auch nur Zweignester und ein Teil der Kolonie verbleibt im vom Halter bereitgestellten Nest. Rechnen muss man aber mit einem Umzug oder eben Teilumzug... minimal werden evtl. auch Grabeaktivitäten auftauchen, die vll wieder abgebrochen werden, ohne dass ein Umzug stattfindet...




    Ja, soviel erstmal dazu. Hoffe der olle Admin konnte euch etwas unter die Arme greifen. Scheut euch nur nicht zu fragen, wenn ihr etwas auf dem Herzen habt.




    Herzliche Grüße,
    ice_trey

  • Hi Ice,


    danke für die ausführliche Antwort. Deine Erfahrungen mit dem Moos habe ich auch schonmal gemacht. Und zwar unter meinem Bonsai. Das war ein ganz schönes Erlebnis, als nach ein paar Tagen irgendwelche Tiere aus dem Moos krabelten und später auch flogen. Aber mein Moos hier habe ich bereits seit letzten Sommer mühsam aus kleinen Moosstücken, die zum Glück nicht "verseucht" waren, gezüchtet. Ich werde es, entgegen all deiner und der anderen Anmerkungen, trotzdem irgendwann mal versuchen es mit zu integrieren. Vielleicht nicht gleich zu Anfang, aber später.


    Eine Frage schwirrt mir momentan im Kopf: Irgendwo hattet ihr sämtliche Arten mit den max. Koloniegrößen aufgelistet. Wie sieht es denn aus wenn man den Ameisen nur einen begrenzten Lebensraum gibt, ohne zu vergrößern. Stagniert irgendwann die Koloniegröße oder werden es immer mehr und mehr und mehr und mehr?

    • Offizieller Beitrag

    Diese Liste ist (leider) sicherlich nichtmal annähernd vollständig. Sie gibt zudem die Größen in freier Natur an. Du meinst wohl diesen Thread.


    In der Haltung muss man dies relatvieren - aus verschiedenen Gründen.


    - Natürlich ist nur ein Bruchteil des Platzangebotes möglich, dass Kolonien in natura in Anspruch nehmen können. Vermutlich ist das auch der Kolonie "bewusst" und das Wachstum stagniert irgendwann von selbst in gewissen Maßen


    Weitaus früher wird die Bevölkerungszahl jedoch eher durch andere Faktoren bestimmt:
    - Eventuelle Haltungsfehler minimieren Brutwachstum/Arbeiterinnenanzahl
    - Es treten nicht selten unerklärbare Massensterben auf (Ursache können auch hier nicht entdeckte Haltungsfehler sein, aber auch Krankheiten, die bei Ameisen sehr schlecht erforscht sind - auch Ameisen können von Bakterien und Viren befallen werden)
    - Parasiten befallen die Kolonie (insbesondere Milben) und stellen teils eine erhebliche Gefahr dar - es gibt tatsächlich exotische Arten, da findet man wirklich fast keinen Bericht, bei dem nicht früher oder später Milbenbefall auftritt. Zumeist wird aber der Bericht vor Bekanntgabe abgebrochen
    - Polygyne Arten erreichen bei weitem nicht die hohe Königinnenzahl, die in freier Natur möglich wäre ("ausgewachsene" Myrmica rubra Kolonien können auch 600 Königinnen beherbergen, andere Aten sogar noch mehr - in Haltung ist die höchste mir persönlich bekannte Anzahl knappe 15 gewesen - schon eine stattliche Menge) und damit wird auch die Menge der Eier und der nachproduzierten Arbeiterinnen begrenzt.
    - die Spuren größerer Kolonien verlieren sich zumeist durch Verkauf oder das Verschweigen von Koloniesterben seitens des Halters. Man liest leider kaum Berichte über "wirklich große" Kolonien, also lassen sich die Schicksale großer Kolonien meistens nicht mehr nachverfolgen
    - auch bei guter Haltung kommen manche Kolonien nicht so richtig aus den Puschen. Daran muss nichtmal der Halter Schuld sein (z.B. können auch Gendefekte bei Königinnen auftreten, die irgendeinen Einfluss haben). Manche Königinnen sind wahre Eierlegemaschinen, andere eher legefaul. in freier Natur würden Letztere wohl alsbald von Konkurrenten ausgemerzt, in der Haltung aber überleben sie dank der gefahrfreien Haltung quasi automatisch
    - Manchmal treten bei Ameisen - aus nicht immer klärbaren Umständen - Verhaltensstörungen auf, z.B. starker Brutfraß. Auch das kann natürlich das Koloniewachstum eingrenzen



    Sprich: Man kann getrost davon ausgehen, dass Arten, die in freier Natur mehrere Millionen Individuen aufweisen können in der Haltung auch bei guter Pflege unter oder bei rund 10.000 Arbeiterinnen bleiben werden. Selbst bei schnell wachsenden und volksstarken Kolonien der Gattungen Atta, Acromyrmex oder Pheidole. Und auch diese, auf den ersten Blick im Vergleich zu den Zahlen freier Kolonien geringe Anzahl, stellt schon eine große Herausforderung für den Halter dar - und braucht unter Umständen eine Menge Platz und Formicarien.


    Achso, an dieser Stelle will ich noch erwähnen, dass viele Halter ihre Koloniegrößen extrem schlecht einschätzen können - so werden Kolonien mit um die 500 Arbeiterinnen beim Verkauf auch gerne mal mit "mehrere Tausend!!" betituliert :grinning_squinting_face:
    Kann natürlich sein, aber zumeist - will ich behaupten - einfach ein Schätzungsfehler. Kaum ein Halter macht sich mal die Mühe, seine Kolonie zu fotografieren und halbwegs genau zu zählen (ich auch nicht ;)) und im Gewusel macht man dann einfach eine 0 zu viel dran :winking_face:

  • Hallo nochmal!


    Bei Antstore werden auch viele Pflanzen angeboten die man am Anfang anbindet (an Wurzeln oder Scheiben) und dort festwachsen. Vorteil: Die Ameisen können sich nicht in der Erde verstecken und die Pflanze wächst ähnlich wie Gras also nicht alles auf einem Klumpen wie bei normalem Moos sondern es verteilt sich mehr.


    Guck also mal bei Antstore!


    http://antstore.net/shop/index…128_lebende-Pflanzen.html




    P.S. die Pflanze heißt Tillandsien

  • ice_trey: Vielen Dank für deinen sehr ausführlichen und informativen Beitrag!


    Meine Wahl hat sich schon etwas eingeengt, ich denke das es auf eine der verschiedenen Messor-Arten hinaus laufen wird. Ich habe mir gestern die gesamte Liste durchgelesen die Ice_trey gepostet hat und bin dabei zu diesem Entschluss gekommen. Dann habe ich mal ein Bisschen im Antstore geguckt und gesehen das es noch andere Messor-Arten als die in der Liste genannten gibt. Kann mir zufällig jemand sagen wo die Unterschiede der einzelnen Arten liegen? Außerdem habe ich gelesen das Messor sehr Lautstärke- und Vibrationsempfindlich sind, von was für Dimensionen sprechen wir hier?


    Danke nochmal an euch alle! :smiling_face:


  • Sind für mich 5 Gründe es als anfänger seinzulassen. Eventuell das becken so planen das man nachrüsten kann. Für mich damals als blutigen anfänger mit meinem Perfekten Becken gabs nur probleme mit der bepflanzung..


    tillandsien sind übrigens toll.. ich hatte damals alles drin sogar gras was sehr schlecht zu mähen war^^
    im endefekt muss es jeder für sich entscheiden ich persönlich lass die finger davon , meine ameisen sind schon unberechebar da brauch ich nicht noch den faktor "pflanze" ... ich hab topfplanzen :lachen::lachen::lachen:

  • Kann mir zufällig jemand sagen wo die Unterschiede der einzelnen Arten liegen? Außerdem habe ich gelesen das Messor sehr Lautstärke- und Vibrationsempfindlich sind, von was für Dimensionen sprechen wir hier?


    Das ist sehr unterschiedlich. Manche Königinnen regieren gar nicht auf so etwas und andere drehen total am Rad. Vom Lautstärke-Empfindlichkeit habe ich nie etwas mitbekommen.
    Fängt man mit dem Reagenzglas an, ist das eh nicht so wichtig, da es verschiedene Techniken gibt um das RG so wenig wie möglich bewegen zu müssen und gleichzeitig gute Einsicht hat. Thema Licht ist um einiges Interessanter.

  • Hm eigentlich hör ich grad auch zum ersten Mal, dass besonders Messor Arten besonders empfindlich sein sollen. Im Grunde sind alle Ameisen mehr oder weniger empfindlich gegen Vibrationen. Gegen Lautstärke sind sie nur indirekt empfindlich. Lautstärke an sich ist nicht schlimm, jedoch die Vibrationen, die dadurch ausgelöst werden.


    Letztendlich kommt es aber auf die Kolonie an. Die eine läuft Amok wenn man gegen das RG stößt oder in der Nähe was fallen lässt, die andere nicht. Grundsätzlich sollte man aber eine Bassbox direkt neben dem Formicarium vermeiden - egal, wie "locker" die Kolonie damit augenscheinlich umgehen mag.


    Zurück zu der anderen Frage:
    Der Unterschied zwischen den einzelnen Arten bei Messor ist derselbe, wie der zwischen Arten anderer Gattungen. Also Größe, Verhalten, Färbung, Ansprüche an Haltungsbedingungen und etwaige "Eigenarten". Letztendlich musst du das finden, was die am meisten zusagt.
    Micky

    • Offizieller Beitrag

    Zurück zu der anderen Frage:
    Der Unterschied zwischen den einzelnen Arten bei Messor ist derselbe, wie der zwischen Arten anderer Gattungen. Also Größe, Verhalten, Färbung, Ansprüche an Haltungsbedingungen und etwaige "Eigenarten". Letztendlich musst du das finden, was die am meisten zusagt.


    Ergänzung: Wobei man sagen kann, dass Messor im Grunde eine recht gemütliche Gattung ist. Die Ernährung von Körnern und Samen ist für diese Gattung Standard, Insekten werden lieber tot genommen, aktive Jagd konnte ich nie beobachten. Lediglich stark angeschlagene Insekten kommen noch in Frage - aber humaner ist es dann doch, sie gleich zu töten.


    Ansonsten je nach Verbreitungsgebiet eine Variation von Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
    Insgesamt sind sie da aber ziemlich robust.


    Im Prinzip halten sich die diversen Messor-Arten also ähnlich. Es gibt noch Arten, die keine Winterruhe benötigen, findet man aber eher selten in den Angeboten.

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