Königin mit Eiern umziehen?

  • Hallo, ich hoffe ihr könnt mir helfen:


    Gestern habe ich auf dem Boden meines Badezimmers im 3. Stock voller Überraschung eine riesige Ameise gefunden.
    Ich habe sie erst mal behelfsmäßig in in Marmeladenglas mit Erde gepackt und mich im Internet etwas darüber schlau, was ich da eigentlich gefunden habe.


    Mittlerweile glaube ich, dass es sich um eine Königin der Sorte Lasius niger handelt.
    Ich habe auch gelesen, dass man sie am besten zum gruenden in ein Reagenzglasnest setzen sollte.
    Nur waren gestern zu diesen Zeitpunkt leider schon alle Geschäfte, die Reagenzgläser verkaufen, geschlossen.


    Ich habe vor mir heute die Materialien für ein Reagenzglasnest zu kaufen und die Königin umzusiedeln, da ich Angst habe, dass die nasse Erde im Marmeladenglas schimmeln wird.
    Jetzt habe ich heute morgen noch mal in das Glas geschaut und festgestellt, dass die Königin schon Eier gelegt hat!
    Die Eier liegen auf einem Stück Pappe, das ich als Versteckmöglichkeit mit in das Glas gelegt habe.


    Meine Frage ist jetz:
    Soll ich die Königin noch umsetzen oder lieber im Marmeladenglas lassen?
    Und wenn ich sie umsiedeln soll, soll ich die Eier mitumziehen?
    Ich hätte es wahrscheinlich so gemacht, dass ich das Stück Pappe mit den Eiern ausgeschnitten hätte und mit in das RG getan hätte.


    Schon mal Danke im Voraus!

  • Wenn du das hinkriegst ohne die Eier zu beschädigen würde ich das machen, aber sonst nicht, wenn die Königin ihre Eier verliert hat sie vieleicht nicht genug Nährstoffreserven um neue zu legen. Sollte es sich um eine Lasius niger handeln wird sie auch während der Koloniegründung nicht fressen. Ich würde dich bitten hier auch mal ein Foto von der Königin reinzustellen, damit wir mal die Art bestimmen können, damit wir dir vernünftige Ratschläge geben können.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist kein Drama. Die Königin kannst du z.B. mit einer Pinzette am Bein packen (genau zielen um sie nicht zu verletzen und nicht so fest zudrücken!!) und in ein Reagenzglas verfrachten. Die Eier lassen sich z.B. mit einem angefeuchteten Pinsel oder Wattestäbchen antippen. Sie kleben dann am Pinsel und können vorsichtig ins Reagenzglas gelegt werden.


    Mehr steckt gar nicht dahinter.


    Zur Artbestimmung solltest du noch ein Foto machen und im Bestimmungsbereich einstellen - denn verschiedene Ameisenarten haben verschiedene Anforderungen an den Halter. Ohne die Art zu kennen kannst du die Königin und später Kolonie nicht angemessen halten und versorgen.

  • Hier sind zwei Bilder der Königin, eins von vorne mit den Eiern und eins von hinten. Leider konnte ich kein Bild von oben machen, da die Pappe im Weg war und ich die Ameise nicht aufschrecken wollte.
    Das Gefäß steht natürlich nicht draußen in der Sonne, sondern drinnen mit Alufolie drumrum (mit kleinen Luftlöchern im Deckel).


    Ich würde aber fast dazu tendieren, sie in dem Glas in Ruhe zu lassen, haltet ihr das für geeignet/annehmbar?
    Gehe ich richtig in der Annahme, dass die Eier aber in jedem Fall bei der Königin bleiben müssen? Also betreibt sie tatsächlich Brutpflege?
    Und wenn ja, füttert sie auch völlig eigenständig die geschlüpften Larven?
    Und zuletzt, welche Temperaturen währen denn annehmbar? Ich habe nur die Wahl zwischen Flur mit ca. 20° und Dachgeschoss mit stark wechselnden Temperaturen von 22° bis jenseits der 30°C.

    • Offizieller Beitrag

    Hi Fireflyer,


    danke für die Fotos. Ich kann mit recht hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass es sich um eine Camponotus handelt, das schließe ich aus ihrem Körperbau und den gelblichen Eiern. Welche Art genau erkennt man auf den Fotos nicht, da die Farbgebung nicht wirklich zu erkennen ist.


    An deiner Stelle würde ich die Gyne besser umsiedeln. In einem Reagenzglas mit Wassertank kann die Königin besser steuern, wie feucht die Brut gelagert wird, indem sie diese näher oder weiter weg vom Wassertank lagert. Wie du schon ganz richtig gesagt hast ist die Brut von der Königin absolut abhängig (bzw. später von den Arbeiterinnen). Die Eier müssen von der Gyne regelmäßig beleckt werden, was sie sowohl säubert als auch feucht hält. Bei den Larven verhält es sich genauso, diese werden jedoch zusätzlich noch gefüttert, während die Puppen wiederum lediglich auf die Pflege angewiesen sind. Du siehst, dass Brut in jedwedem Stadium absolut hilflos ist und auf die Versorgung von Königin und Arbeiterinnen angewiesen.
    Die Königinnen ernähren in der Gründungsphase die Brut allein von ihren Körperreserven, sie nehmen also in freier Natur kein Futter auf. In der Haltung füttern viele Halter die Gyne in einem späteren Gründungsstadium an, um ein Verhungern zu verhindern (wobei dieses laut diversen Untersuchungen eigentlich nicht auftreten dürfte, aber viele Halter wollen nunmal auf Nummer sicher gehen ;))


    Einheimische Camponotus legen ihre Eier im Übrigen in Schüben. Sprich: Das Eipaket das du jetzt siehst wird evtl. nicht mehr besonders anwachsen, bis die ersten Arbeiterinnen herangezogen sind. Durchschnitt sind bei diesen Arten um die 6-8 Arbeiterinnen nach der Gründung, also ziemlich wenige. Das liegt einfach daran, dass diese im Vergleich zu anderen Arten schon ziemlich groß sind und im Larvenstadium sehr viel Futter brauchen. Mehr Arbeiterinnen sind da im ersten Schwung einfach nicht drin :winking_face:
    Evtl. wirst du auch beobachten können, dass manche Larven deutlich schneller wachsen als andere, da diese stärker gefüttert werden. Insgesamt ist die Gründung und auch das spätere Wachstum der Camponotus-Kolonien eine langwierige Sache. Du wirst dich etwas gedulden müssen. 2-3 Monate, bis die ersten Arbeiterinnen schlüpfen, je nach den Bedingungen...


    Zur Lagerung: Höhere Temperaturen führen zu schnellerem Brutwachstum. Allerdings ist hier strikt darauf zu achten, dass keine direkte Sonne auf das Nest strahlt. Dies führt schnell zu Hitzestaus und tötet die Tiere. Auch zu hohe Temperaturen können sogar zu Massensterben führen, weswegen ich an deiner Stelle die Ameisen besser nicht bei über 30°C lagern würde.

  • Hi,


    danke für deine ausführliche Antwort :smiling_face:
    Der Umzug in das Reagenzglasnest hat, soweit ich das beurteilen kann, ganz gut geklappt.
    Die Königin hat sich sofort wieder um ihre Eier gekümmert.
    Mit der Art lag ich anscheinend total falsch, es ist wahrscheinlich, wie du gesagt hast, eine Camponotus cruentatus, zumindest sieht das Bild in dem Thread Haar genau so aus wie meine Ameise und auch die angegebene Größe passt viel besser (fast 2 cm).


    Jetzt heißt es wohl abwarten, bis die ersten Arbeiterinnen da sind :smiling_face:


    Vielen Dank nochmal!

    • Offizieller Beitrag

    Camponotus cruentatus? Das glaube ich kaum, denn diese Art lebt nicht bei uns, sondern kommt nur in Südeuropa vor.
    Jetzt wo die Gyne im RG ist kannst du ja nochmal ein Foto schießen. Anhand dessen kann ich dir die Art bestimmen :winking_face:


    Es wird sich hier wohl um Camponotus ligniperdus oder Camponotus herculeanus handeln. Sind manchmal etwas schwer auseinanderzuhalten. Prinzipiell für die haltung irrelevant. Die C. ligniperdus haben einen höheren Rotanteil, C. herculeanus ist eher bräunlich an den farbigen Körperstellen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!