Schwarze Fleischfresser

  • Hallo,


    ich musste gerade bei mir auf dem Komposthaufen schwarze Ameisen feststellen, die meine Kompostwürmer und Asseln fressen.
    Könnt ihr mir bitte sagen, um welche Art es sich handelt bzw. ob diese Art lebendige Beute frisst oder nur Aas?


    Ich habe den Komposthaufen gestern erst dort hin gebracht, wo er jetzt ist, letztes Jahr war er an einem anderen Platz aber die Jahre davor am Jetzigen.
    Heißt also, dass die Ameisen sich wohl letztes Jahr dort angesiedelt haben und ich ihnen meinen Kompost inkl. Kompostwürmern jetzt vor die Füße gekippt habe.


    Wenn es tatsächlich Ameisen sind die lebendige Beute fressen, kann ich sie irgendwie umsiedeln oder sie vielleicht jemandem "andrehen"?


    Die Ameisen sind etwa 5mm groß (nur der Körper inkl. Kopf ohne Beine und Fühler)
    [Blockierte Grafik: http://abload.de/thumb/ameisenfpohg.jpg]


    Rossameisen würde ich wegen der Größe ausschließen.
    Schwarze Wegameise würde ich eigentlich wegen den Proportionen zwischen Kopf und Hinterteil ausschließen aber für möglich halten.


    Aber ich habe auch wirklich keine Ahnung von Ameisen.


    Edit:
    Ich habe gerade gesehen, dass es sich vielleicht um Lasius
    fuliginosus
    handeln könnte allerdings fand ich bei denen als Nahrung Honigtau?!
    Meine haben definitiv an Würmern und Asseln geknabbert.





    Vielen Dank
    Gruß

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Paxvaz,


    es sind Lasius fuliginosus, wie du schon richtig festgestellt hast. Toll, dass du das als Laie bestimmen kannst, denn diverse wirklich ameiseninteressierte Einsteiger tun sich damit sehr sehr schwer. Aber das nur nebenbei, da ich es wirklich erstaunlich fand.


    Natürlich fressen die Tiere neben Honigtau - den sie über Trophobiose mit Läusen gewinnen - auch proteinreiche Nahrung in Form von Insekten und anderen tierischen Quellen. Während der kohlenhydratreiche Honigtau für die Versorgung der adulten Tiere gedacht ist, wird für die Brut proteinreiche Nahrung benötigt - eben in Form von Insekten, evtl. auch Aas, sowie andere tierische Quellen. Die Ameisen leisten damit bekanntermaßen einen sehr wichtigen Beitrag für das ökologische Gleichgewicht, da sie eine Menge Schädlinge vertilgen.


    Wenn die Ameisen in großer Menge auftauchen, so ist die Kolonie sicher schon mehrere Jahre alt und lebte schon länger unbemerkt dort. Meistens wird man erst auf sie aufmerksam, wenn sie schon eine gewisse Größe erreicht haben - davor ist die Anzahl der Tiere zu gering, um großartig aufzufallen. Es ist also recht wahrscheinlich, dass die Ameisen schon längere Zeit bei dir "wildern" und nun eben durch den reich gedeckten Tisch erst in Erscheinung treten. Zudem laufen Lasius fuliginosus Arbeiterinnen mitunter sehr weit, um zu guten Nahrungsquellen zu gelangen - das Nest muss sich also gar nicht zwingend in der unmittelbaren Nähe befinden.


    Zu deinen eigentlichen Fragen: Nein, du kannst sie nicht umsiedeln und auch nicht irgendwem andrehen. Lasius fuliginosus bildet auf Dauer sehr große Kolonien und kann eine Vielzahl von Königinnen haben. Natürlich kann man versuchen, sie zu vergiften, sie auszugraben oder ähnliches. Aber es ist ziemlich hoffnungslos, denn ein gwisser Teil der Kolonie wird wohl dennoch überleben, sich regenerieren und dann geht es von vorne los.


    Um ehrlich zu sein, halte ich es aber für äußerst unwahrscheinlich, dass die Tiere den kompletten Bestand an für deinen Kompost nützlichen Tieren vernichten, denn das ist äußerst unnatürlich. Dazu sind sie wohl auch kaum in der Lage, da sich ein guter Teil der Würmer und Asseln im Erdreich aufhalten dürfte - die Ameisen aber überirdisch auf Jagd gehen. Vermutlich würde der Bestand also dezimiert, jedoch eben nicht irreparabel geschädigt. Dennoch ist das natürlich ärgerlich, da Lasius fuliginosus doch recht dominant in ihrer Umgebung auftreten und eben sehr gehäuft aufkommen können.


    Eventuell kannst du die Tiere wenigstens von deinem Kompost abhalten. Lasius fuliginosus legt für gewöhnlich leicht nachverfolgbare Ameisenstraßen an, die von Futterquellen zum Nest führen. Wie du vielleicht weißt, sind die Ameisenstraßen nichts anderes, als eine Duftspur, die ursprünglich von wenigen Arbeiterinnen gelegt und dann durch die häufige Nachverfogung anderer Arbeiterinnen zur Futterquelle und zurück zum Nest immer weiter verstärkt wird. Dem zugrunde liegt nichts anderes als Pheromone, die die Ameisen auf den Untergrund auftragen. Lange Rede, kurzer Sinn: Man kann diese Ameisenstraßen stören, jedenfalls für eine Weile.


    Am besten liest du mal den Artikel im AmeisenWiki zur Ameisenbekämpfung, auch im Freiland: Klick. Dort gibt es auch weiterführende Links, vor allem jene zur Deutschen Ameisenschutzwarte - vermutlich die am häufigsten besuchte Seite, wenn es um Ameisenbekämpfung geht (etwas paradox, aber der Eindruck lässt sich nicht verwehren ;)). Dort sollten sich einige Tipps finden, wie man die Ameisen von bestimmten Orten abhalten kann. Eine dauerhafte Lösung sehe ich jedoch eher nicht, jedenfalls nicht im Sinne der Beseitigung der Ameisen.

  • Hallo ice_trey,



    vielen Dank für die schnelle, sehr ausführliche und vor allem äußerst informative Antwort.


    Ich habe tatsächlich schon öfter diese Art Ameisen im Garten gesehen aber da waren sie nicht dabei meine Würmer zu fressen :winking_face: – vielleicht kamen sie damals
    auch schon aus diesem Nest; haben aber an anderer Stelle nach Futter gesucht.


    Es kann aber gut sein, dass es mir jetzt so stark vorkommt weil sich zur Zeit recht viele Würmer Oberflächennah befinden.
    (durch das Umschichten bzw. umziehen des Komposthaufens)
    Vielleicht haben sie sich auch über Würmer her gemacht die den Umzug nicht verkraftet haben und eh schon (halb) tot waren und auf dem Komposthaufen lagen.


    Das Nest scheint aber genau neben dem Komposthaufen zu sein (10 cm),
    jedenfalls ist dort ein Eingang in die Erde - wie weit sie von dort aus noch unterirdisch weiter laufen, kann ich natürlich nicht sagen.
    Abhalten werde ich sie daher wohl nicht können.


    Auf dem Komposthaufen sind auch sehr viele Teereste (von einem Laden) also haben sie dort auch genug Süßes und Fruchtiges (habe sie auch schon damit schleppen gesehen).
    Allerdings war das halt eigentlich für die Würmer gedacht :winking_face:


    Interessanterweise haben sich die Ameisen nicht für den Komposthaufen interessiert als er noch ca 25 Meter entfernt war aber vielleicht reichte die
    Entfernung schon aus, um den Haufen für sie uninteressant zu machen.



    Vielen Dank für den Link zum Ameisenwiki.
    Zur Zeit sehe ich aber noch keinen Grund, sie bekämpfen zu müssen, vertreiben oder umsiedeln scheint ja in dem Sinne nicht richtig zu funktionieren.
    Grundsätzlich hätte ich auch noch mehr Plätze für den Komposthaufen allerdings ist der jetzige Platz halt ideal - anscheinend auch für Ameisen.



    Ich denke ich werde es erst einmal etwas beobachten und einen Teil des Komposthaufens inkl. Würmern an anderer Stelle in Sicherheit bringen.
    Und natürlich werde ich vorher gucken, ob da nicht auch ein Nest ist. :winking_face: Letztes Jahr hatte ich mindestens 6 verschiedene Ameisenvölker auf dem Hof verteilt.


    Edit:
    Ich habe jetzt gerade gesehen, dass sie auch in den Bäumen in der Nähe (bis zu 10 Meter) rumlaufen - da habe ich sie auch letztes Jahr bei der "Läusezucht" beobachtet
    (War mir entfallen)
    Anscheinend suchen sie jetzt auch schon nach Läusen; bis jetzt sind aber noch keine da.
    Mal gucken, vielleicht lassen sie die Würmer ja in Ruhe wenn die Läuse in genügender Anzahl vorhanden sind - die können sie gerne haben :winking_face:


    Nochmals vielen Dank für die Antwort

    • Offizieller Beitrag

    Kein Problem :smiling_face:


    Wobei ich denke, dass sie die Würmer leider einfach als eine willkommene zusätzliche Proteinquelle sehen - und die Läuse wie üblich als Kohelhydratlieferant nutzen.


    Ich würde einfach vorschlagen, dass du tatsächlich einige Würmer in Sicherheit bringst (für den Fall der Fälle) und mal beobachtest, ob der Kompost irgendwie nicht mehr so gut funktioniert nach einer Weile. Ich glaube zwar kaum, dass die Ameisen die Kompostbewohner derart stark dezimieren, dass dieser nicht mehr funktioniert, aber sollte es so sein, kannst du ja ggf. immer noch Maßnahmen ergreifen. Auch an unserem Kompost daheim treiben sich scharenweise Ameisen herum (hier allerdings die sehr weit verbreitete Lasius niger) und alles läuft wunderbar, obwohl Lasius niger ebenfalls sehr dominant und aggressiv sind.


    Es geht hier vermutlich auch eher um oberflächlich vorhandene Nahrung - Ameisen graben jedenfalls nicht nach Beute, obwohl es natürlich sein kann, dass sie beim Graben zufällig auf welche stoßen :winking_face:
    Vermutlich sind also die Teereste und auch die oberflächennahen Würmer sehr interessant, der Rest tiefer im Kompost bleibt wohl aber, wie ich vermute, unangetastet.

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