Ameisen-Ecosphere?

  • Hallo


    Ich habe mich heute gefragt, ob schon mal jemand versucht hat eine Ameisen-Ecosphäre zu bauen.


    Solch komplett geschlossenen Systeme gibt es für Garnelen (Lebenserwartung des Systems bis 10 Jahre) Goldfische (keine Ahnung wie lange die leben) und in einfacheren Formen auch für Pflanzen-Bakterien (auch als Flaschengarten bekannt) oder Algenkulturen.


    Eine Ameisen-Ecosphäre wäre also ein komplett abgeschlossenes System in dem Futterpflanzen wachsen, welche von den Ameisen gefressen werden und dabei Sauerstoff produzieren. Die Ausscheidungen der Ameisen werden von Destruenten (Bakterien) zersetzt und dienen den Pflanzen als Dünger. Zugleich produzieren die Ameisen Kohlendioxyd, welches von den Pflanzen benötigt wird. Benötigt wird dann nur noch Licht von aussen, damit die Pflanzen wachsen können. Benötigt würde ein "Schutzbereich", also ein Bereich in dem die Pflanzen wachsen können ohne dass die Ameisen sie fressen können. Was aus dem Schutzbereich herauswächst kann dann abgeweidet werden. Und ich habe noch keine Ahnung wie sich der Wasserkreislauf gestalten müsste.


    Hat das schon mal jemand mit Ameisen versucht? Weiss jemand etwas darüber?

  • Ich hab es noch nicht versucht aber ich glaube das es nicht geht weil man ja nicht wissen kann wie das Wachstum der Kolonie sein wird.
    Außerdem darf sie keine winterruhende Art sein weil die Pflanzen dann absterben und es müssten immer mehr Pflanzen werden weil es auch immer mehr Ameisen werden.


    Ich hoffe ich konnte helfen :smiling_face: :smiling_face: :smiling_face:


    Lg Alex :winking_face:

  • Denke ebenfalls nicht das man ein perfektes Ökosystem nachbauen kann! Dafür ist es einfach zu komplecks! Ich schätze, dass die größten Probleme Schimmel und Milben werden könnten, da du Futterreste und Pflanzenteile nicht entfernen kannst!
    Mein fazit: Halte Ameisen in naturgerechter Weise, aber versuche nicht der Schöpfer deines eigenen Ökosystems zu werden!!!

    • Offizieller Beitrag

    Heyo Hunin,


    an sich wäre das ja eine schöne Idee und du bist nicht der erste damit. Nur fürchte ich, dass das nicht gelingen kann, aus verschiedensten Gründen.


    Nur mal auf die Dinge eingegangen, die du explizit nennst (es gibt noch weitaus mehr Probleme damit) und es tut mir Leid, dass ich deine Idee damit regelrecht zerschmettern muss :thinking_face:


    Zitat von Hunin

    Eine Ameisen-Ecosphäre wäre also ein komplett abgeschlossenes System in dem Futterpflanzen wachsen


    Schonmal das erste Manko - Ameisen fressen keine Pflanzen. Überhaupt keine. Im Gegenteil benötigen sie für gewöhnlich viel tierisches Protein in Form von Insekten und daneben benötigen sie kohlenhydratreiche Nahrung, z.B. in Form von Honig (bzw. Honigtau in der freien Natur durch Trophobiose mit Läusen) oder Pflanzennektarien. Eine Ausnahme sind körner- und samenverwertende Arten. Woher also die Insekten nehmen? Wohin mit all den Futterresten? Selbst mit "Abfallverwertern" wie Futtermilben und Co. bleibt etwas übrig.


    Die einzigen Ameisen, die Pflanzen (also ihre Blätter, Blüten, etc.) verwerten, sind Blattschneider. Diese düngen damit (und mit ihrem Kot) einen schwammartig aussehenden Pilz, mit dem sie in Symbiose leben und fressen dann Teile von diesem. Trotzdem sind sie denkbar ungeeignet für eine "Ecosphere" - sie brauchen derart viele Blätter, dass du ihnen getrost ein Gewächshaus zur Verfügung stellen könntest - und eine wirklich große Kolonie hätte damit nur einige Tage Düngematerial. In der Haltung explodieren die Kolonien bei guten Bedingungen ebenfalls - eine Vielzahl von Becken wird nötig und man braucht gar nicht dran denken, dort irgendetwas einzupflanzen - die Pflanze würde keine Woche überleben (sie bekommt einen Radikalschnitt ;))


    Zitat von Hunin

    Zugleich produzieren die Ameisen Kohlendioxyd, welches von den Pflanzen benötigt wird.


    Auch hier ein dickes Problem - der Sauerstoffverbrauch von Ameisen wird immerzu maßlos überschätzt. In einem luftdicht verschlossenen 60x30x30 cm Becken könntest du eine mittlere Kolonie vermutlich locker ein Viertel Jahr halten, ohne, dass es irgendwelche "Erstickungsanfälle" gibt. Sprich: Die Pflanzen benötigen weitaus mehr Kohlenstoffdioxid, als die Ameisen produzieren können. Zwar produzieren bekanntlich Pflanzen in der Nacht oft eine gewisse Menge Kohlenstoffdioxid (des nächtens findet schließlich keine Photosynthese statt), aber das reicht denke ich kaum aus.

    • Offizieller Beitrag

    Ok, jetzt muss ich mal den Klugscheißer spielen. Wie zum Teufel will man eine Kugelkopf-Akazie in ein Formicarium stecken - der Baum wird bis zu 10 Meter hoch! Oo


    Zitat von MessorHolz

    Ameisen der Art Camponotus schmitzi leben in einer fleischfressenden Pflanze.


    Richtig, eine fleischfressende Pflanze. Also müsste man wieder Insekten anbieten - wo sollen die her kommen, wenn nicht von außen? :winking_face:
    Mag ja sein, dass man von irgendeiner schnellfortpflanzenden Art eine halbwegs stabile Population herbekommt und auch in einem geschlossenen Formicarium halten kann. Aber irgendwann wird das Gleichgewicht kippen, da es schon zu komplex ist, es zwischen Pflanzen, Futterinsekten und Ameisen zu halten.


    Der Gag an solch eine Ecosphere ist ja, dass meinetwegen bei Garnelen das System sehr einfach ist - Garnelen fressen Algen, Algen verwerten Inhaltsstoffe aus Garnelenkot. Und damit hat sich die Geschichte quasi schon, abgesehen eben von der Sauerstoffgeschichte.


    Bei Ameisen gestaltet sich das abder derart kompliziert, dass man es wohl nicht simulieren kann - selbst fremdgestaltete Becken sind ja schon oft sehr problematisch. Wenn´s so easy wäre, einfach Ameisen irgendwo reinzustecken und gut ist, dann würden wir alle das so machen - und getrost auf die vielen verstorbenen Kolonien und all die Probleme in der Haltung verzichten. Schön wär´s :smiling_face:


    Ohne gewisse Außeneinwirkung wird es also nicht klappen.

  • Ich denke wenn überhaupt, dann würde ich es mit Temnothorax nylander versuchen und zwar würde ich die in eine Ecosphäre mit so vielen Pflanzen und Destruenten setzten, das die abfallenden toten Destruenten als Nahrung ausreichen. Das Problem an der Sache wäre das du in so einer Ecosphäre ungefähr nichts von den Ameisen sehen würdest und die nur einen winzigen Bestandteil einnehmen.

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